AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n) - Teil 10
Good morning Germany!
Hier mein Race Report from Kona, Hawaii wie versprochen :wink2:
Ford-Ironman World Championship, Kailua-Kona, Hawaii, Big Island - 09.10.2010
Gegen 5:00 Uhr morgens machten wir uns auf den Weg zum Startbereich, der ca. 1 km von unserem Hotel entfernt war. Besonders zelebriert wird das „Bodymarking“ vor dem Start bei dem auf beiden Oberarmen die Startnummern mittels Stempeln auf den Oberarmen angebracht werden.
Hubert war ausgesprochen nervös und hatte die Nacht vor dem Ironman kein Auge zugemacht. Kein Wunder bei all dem was uns in den nächsten Stunden bevorstand.
Etwa eine viertel Stunde wurden wir in der Bucht von Kailua-Kona ins Wasser gelassen, um uns noch ein wenig einschwimmen zu können. Azurblaues , kristallklares Wasser. Unter einem vielerlei Arten tropischer Korallen, tropischer Fische in allen Spektralfarben und Seeigel. Trotz der 1.900 Menschen im Wasser versteckten sich diese nicht und es waren noch genügend zu sehen.
Pünktlich fiel um 7:00 Uhr mit einem lauten Kanonenknall der Startschuss zur Ironman World Championship der Startschuss. Beginn des Schwimmens raus ins offene Meer. 3,8 km Kampf gegen Wellen und Strömungen. Aber auch beim Start die Position verteidigen zu können und einige Tritte und Schläge einstecken zu müssen. Sämtliche „Schwimmhilfen“ wie Neoprenanzüge, Speedsuites o.ä. waren untersagt, nur „
100% Textil“ war erlaubt. Nach 1:14 min konnte ich nach der Unterwasser-Sightseeing-Tour am „Dig-me Beach“ das Wasser verlassen und mich nach kurzem Wechsel auf das Rad setzen.
Schon im Wasser beim Wendepunkt bei Hälfte der Schwimmstrecke bemerkte ich, dass mir das linke Auge immer mehr brannte. Dies verstärkte sich nach dem Wechsel auf’s Rad immer mehr. Durch das Reiben gelangte zusätzlich noch Sonnencreme in das Auge, sodass es immer schlimmer wurde.
Es ging raus auf den Queen Ka‘ahumanu Highway in die Lavawüste. Verhältnisweise gute Bedingungen an diesem Tag. Auf dem ersten Drittel der Radstrecke wenig Wind und die Temperaturen hielten sich in Grenzen inmitten des Highways zwischen den schwarzen Lavafelsen. Nach ca. 30 km musste ich wegen meinem schmerzenden Auge zum ersten Mal anhalten um es mit Wasser auszuspülen. Diese Prozedur, die es dann für einige Zeit erträglich machte wieder halbwegs „beidäugig“ fahren zu können, sollte sich noch des öfteren wiederholen. Die 30 km vor dem Wendepunkt in Hawi hat pünktlich der berühmte „Mukumo-Wind“ eingesetzt und zusätzlich zur Steigung zum Wendepunkt mussten wir gegen fast orkanartigen schräg von vorne kommenden Seitenwind ankämpfen. Auf der 2. Hälfte der Radstrecke wurde es immer heißer und auch windiger. Hubert kam mir ca. 20 min nach der Wende entgegen, kämpfte gegen den orkanartigen Gegenwind und sich selbst und ich wusste dass bei ihm alles im Plan ist. Selbst musste ich ab dann immer wieder langsam fahren, bzw. anhalten um das brennende Auge zu kühlen und zu spülen. Es war ein Kampf gegen die Elemente sowie auch gegen den eigenen „Schweinehund“ diese Tortur zu bestehen. Aber es stand ja auch noch ein Marathon an, der ja auch noch gelaufen werden muss. Nicht daran zu denken, einfach alles was noch kommen mag zu verdrängen war die Devise.
Also nach über 180 km „einäugigem Blindflug“ runter vom Rad und raus auf dem Alii Drive, der Uferstraße von Kona, auf die Marathon-Laufstrecke. Nicht zu schnell angehen, mit Ruhe. 42,2 km sind noch ein weiter Weg und es geht nach 20 km wieder raus in die Lava-Wüste auf den Queen K – Highway, das noch viel Energie kosten wird. Meine Vorgabe war den Marathon durchlaufen zu können und ohne Einbruch und mit „Stil ins Ziel“ zu kommen. Schön gleichmäßig die ersten Meilen bei tropisch-schwülen 34°C (im Schatten) angegangen. Hubert kam mir auf Höhe des legendären Lava-Java-Cafes entgegen und sah gut aus. Wir klatschten uns ab und feuerten uns gegenseitig an es zu schaffen. Schon ging‘s für mich zum Anstieg auf die Palani-Road, raus aus Kona, Richtung Highway. Kilometerlang zwischen der kargen Landschaft und dem heißen Lavagestein, das backofenmäßig die Hitze an uns Läufer abgibt.
Dann runter zum Natural Energy Lab auf Meereshöhe, das den 2. Wendepunkt darstellt aber auch wieder einen größeren Aufstieg mit sich bringt und einem bei inzwischen 30 Laufkilometer die letzte Kraft einem nehmen kann. Nach der Bewältigung dieser „Schlüsselstelle“ waren noch 10 km und ein paar Hügel auf dem Highway zu nehmen. Dort begegnete ich Hubert nochmals und wir feuerten uns nochmals gegenseitig an. Er hat erschöpft ausgesehen aber ich wusste, dass er es schafft. Zu diesem Zeitpunkt waren noch ca. 6 km für mich zu laufen für Hubert leider noch ein paar km mehr. Mit der Gewissheit dass es jetzt fast nur noch bergab geht, die Strapazen bald ein Ende haben werden und dass der Körper noch genug Energie zur Verfügung hat , konnte ich nochmals aufs Tempo kräftig drücken um es noch vor Sonnenuntergang (war um 18:06 Uhr) nach 11:05:50 Stunden gerade noch als „Daylight-Finisher“ ins Ziel schaffen.
Hubert hat es 2 Tage nach seinem 60. Geburtstag zu einer tollen und absolut respektablen Zeit von 13:10 Stunden in’s Ziel geschafft und wir beide sind rundum glückliche und zufriedene „Ironman-Finisher“.
Vergessen sind die ganzen Strapazen und Widrigkeiten. Es klingt immer noch in unseren Ohren vom legendären Sprecher Mike Riley zu hören „You are an Ironman!“
Ein Erlebnis, das unvergessen bleibt!
Und noch ein Bild von Hubert auf dem Alii Drive
