Ich hatte schon ein paar Anmerkungen, nun mein Gedächtnisprotokoll, soweit das Gedächtnis noch mitgespielt hat - long read:
Prolog I
Ich bin zum Rennradfahren gekommen durch einen blonden Jüngling, der 1977 die Tour de France „aufmischte“. Mein erstes Rennrad war aus Frankreich und viel zu groß – der Junge wächst noch. Aber dazu steht verstreut über das Forum etwas an anderen Stellen ;-). Ein Radsportlizenz hatte ich nie, aber durch Skilanglauf und Triathlon immer viel Kontakt zur Radsportszene und bin in jungen Jahren auch in den Genuss des ein oder andere Malle Trainingslagers mit BDR Mannschaften gekommen – wenn in Teilen auch nur der Touristikpart. PBP habe ich irgendwann später in den Kopf bekommen und es entweder nicht in die Zeit oder die Prioritäten gepasst.
Prolog II
Letztes Jahr in Niederlande bin ich mehr weil es passte einen 600er durch gefahren, danach dachte ich „naja, lief ja ganz gut, aber muss ich länger?“ Dann wechselte ich den AG und hatte plötzlich 5 Urlaubstage mehr wg. der Probezeit und eben den 600er und damit die Möglichkeit mich vorab für PBP anzumelden, der „Widerstand“ in der Familie nahm ab, zack angemeldet. Die Serie gefahren, wobei ich Gießen – Niederrhein – Straßburg – Wallerfangen auswählen musste um andere Verpflichtungen auch noch möglich zu machen. Niederrhein war damit der Test für: Bin ich Nachtfest – ab 3 Uhr mit dem Zug angereist, am Sonntag um 7 Uhr wieder zu Hause nur im Zug „geschlafen“ - ging ganz gut.
Dann ging es an die Vorbereitung der Anreise, ich hatte rechtzeitig einen Zeltplatz gebucht und mit
@Kurbelator,
@Der_kleine_Wolf und
@fafnir haben sich Mitzelter gefunden. Kurz überlegte ich mit dem Zug anzureisen und brachte
@redfalo ins Grübeln ob er sich auf mich verlassen kann, daß Auto war dann doch voll mit
@Kurbelator,
@drdave und
@redfalo.
Die Anreise gestaltete sich als kurzweilig und lustig in angenehmer Gesellschaft.
Am Freitag gemeinsam mit den Mitzeltern die Zelte aufgeschlagen und gekocht, während die anderen Mitfahrer sich in die Hotels verzogen – was beim nachfolgenden Wetter die bessere Wahl war.
Da ich erst Sonntag die Radkontrolle hatte am Samstag zu Fuß (ohne das Rad nass zu machen) zu Bergerie und versucht die Atmosphäre aufzusaugen – Schuhe und Rest saugten Wasser auf ;-). Die prämierten Räder bewundert und so manches technische Detail gesehen – auf dass Mann erst mal kommen muss. Zum Beispiel der mittels Schalthebel auf „Fernlicht“ stellbare LED-Scheinwerfer.
Der Regen am Samstag hat uns auf die Veranda eines von Briten und Australiern gemieteten Blockhauses getrieben – auch wenn die hier nicht mitlesen – vielen Dank für die Aufnahme. Die Gruppe hat in der Summe +30 Teilnahmen an PBP!
Sonntags zur Radkontrolle und den Start bis zu Gruppe F angeschaut, zurück zum Zeltplatz und die letzten Vorbereitung inkl. eines Nuddelessens absolviert und Baquette fürs Frühstück vorbereitet.
Die Nacht so gut wie nicht geschlafen – zumindest hat es sich so angefühlt – dazu später mehr.
Mein Plan war bis Brest ohne Schlaf zu fahren. Ich hatte auf dem Rückweg in der Nähe von Loudeac und als zweite Möglichkeit Fourgeres ein Hotel reserviert.
Das Brevet
Um 3:15 Uhr klingelte der Wecker, ich weckte
@fafnir, der in der 4:45 Uhr Startgruppe angetreten ist, ich hatte 15min mehr. Angezogen hingefahren, gefrühstückt, etwas Smalltalk mit anderen Teilnehmern um 5 Uhr losgefahren. Nach dem das Führungsfahrzeug weg war, wurde es etwas hektisch im Feld und ca. 30km später sind wir dann an einer Gruppe vorbeigekommen, die sich um zwei gestürzte Randonneure kümmerte – sah nicht gut aus. Es ging dann bis Mortagne zügig weiter. In Mortagne ein Croissant, Kaffee gekauft, Flaschen gefühlt und weiter. Hier bin ich dann in eine Gruppe aus Österreich geraten, die echt gut lief. Gegen 14:31 Uhr aus Villhaines rausgefahren (hier war die Zeitnahme nach der Kontrolle). Nach Fougeres ging es dann erst in einer vierer Gruppe recht schnell voran, die zwei Führenden haben sich dann später bei mir im Windschatten ausgeruht, die junge Französin sollte ich erst sehr viel später wieder sehen und zwar Ihr Hinterrad ;-). Auf dem welligen Kurs bis Fougeres habe ich dann auch bergab immer getreten (ich kann doch nichts für meine Triathlonzeitfahr-Hintergrund). Einem älteren Schweden schien es manchmal zu langsam, statt geordnet abzulösen wollte er in den Wind fahren, während ich noch führte. Das Ergebnis könnt Ihr euch denken.
In Fougeres gegen 18:04 eingefahren, Kontrolle kurz mit N. und J. Aus Soest gesessen um gemeinsam auf dem Weg raus für die Nacht einzukaufen. Da kam leider der Unfall eines Japaners dazwischen. Wir kamen dazu, da lag der Arme schon auf dem Bürgersteig, war ansprechbar, konnte sich leicht bewegen und einzig keiner von den umstehenden Franzosen hat sich zum Ihm runter gebeugt und auf die gleiche Höhe begeben. Ich vereinbart mit meinen Mitfahrern, dass ich auf die Feuerwehr und den Veranstalter warte und beide schon mal einkaufen gehen und am Supermarkt auf mich warten – hat geklappt Danke! Feuerwehr kam schnell, Volunteer vom Veranstalter auch, kurz mit der Dame gesprochen, mein Brevetheft fotografieren lassen falls mir wider Erwarten nachher Zeit fehlen sollte und weiter – ich war ja kein Zeuge des unmittelbaren Unfalls.
N. und J. standen am Supermarkt und hatten eingekauft – da wusste ich noch nicht, dass eines der Sandwiches bis Fougeres in meiner Tasche bleiben sollte. Hier haben wir ziemlich lange gestanden, vielleicht auch unter dem Eindruck des Unfalls – heute weiß ich der Japaner konnte nicht zu Ende fahren :-(
Weiter über Tinteniac (21:50 Uhr) nach Loudeac – ich glaube vor Tinteniac hat es kurz geregnet. Das Tempo mit den beiden aus Soest war echt schnell, ein andere Gruppe junger Deutscher fuhr mit uns durch die Nacht – aber nicht zusammen. Vor Loudeac gab es bei La Trinite Porhoet Aufregung, offenbar hatten ein paar Randonneure Hin- und Rückweg zusammen auf dem GPS und sind nicht durch La Trinite Porhoet sondern einfach weiter gerade aus. Hier hätte ich im Ort die schön beleuchtete Kirche fotografieren sollen – dazu später mehr. Mein Plan durchzufahren wurde dann kurz drauf zunichte, die Augenlieder wurden schwer. Die beiden aus Soest sind in Loudeac (2:49 Uhr) ins Restaurant und wir hatten ausgemacht, dass ohne mich weitergefahren wird. Ich bin am Tisch eingeschlafen und ca. 2,5 Stunden später wach geworden. Nach insgesamt +3h in Loudeac bin ich dann weiter in einen feuchten Morgen – zunächst alleine bis Carhaix (9:53 Uhr) um dann weiter alleine bis Brest zu fahren, nach dem Einbiegen auf die Schnellstraße kam mir eine nicht enden wollende Reihe von Randonneuren entgegen, die schon auf dem Rückweg waren. Das obligatorische Brückenfoto in Brest und um 14:32 Uhr hatte ich die Hälfte absolviert (reine Fahrzeit 24:21h). Nun guter Rat war teuer, die Hotelvarianten waren, da ich später unterwegs war als geplant nicht mehr valide, also storniert. Dusche, Zähneputzen, Essen und die Lieben informiert, dass alles Gut ist um gegen 16:10 wieder Richtung Paris/Rambouillet aufgebrochen. Aus Brest heraus der einzige Aufreger mit einem Lkw, ich hörte den von hinten kommen und vor mir Gegenverkehr und dachte noch so, der will da nicht durch. Falsch gedacht 30cm Abstand – Danke Du A…. vor mir eine Asiatin, die zum Glück genauso stabil auf dem Rad saß wie ich. Hält der Typ – mein Arm ging hoch – doch rechts an, ich bin weiter gefahren.
Ich war mehrheitlich alleine unterwegs oder fuhr auf langsamere Randonneure auf, einen Asiaten, der Bergauf mit seinem Hochlieger Schlangenlinien gefahren ist, fragte ich ob er den noch wach genug wäre auf dieser schneller und dadurch gefährlichen Straßen vor Carhaix und verwickelte Ihn in ein Gespräch und wenn es dem Aufwecken gedient hat, aufgrund meines schlechten Pausenmanagements sah ich den später nochmal. Carhaix 20:39 Uhr, so langsam bin ich in die Gruppen der langsameren Randonneure rein gefahren ein Rücklicht am anderen. Es lief gut über St. Nicolas du Pelem hier habe ich A. wieder getroffen, eine junge Frau, die ich nach dem Treffen der ARA „kennengelernt“ hatte. Einen Kaffee dort, verabredet gemeinsam weiter zu fahren mit dem anderen A. - den ich in Mortagne wiedersehen sollte. Und nach dem Toilettengang verloren ;-), also alleine in die Nacht bis Loudeac 2:17 Uhr – also ungefähr die gleiche Zeit wie in der vorherigen Nacht. I. getroffen, den ich noch vom Studium kenne – wir hatten uns auch schon beim 600er getroffen. Für Ihn wurde die Zeit knapp. Sitzengeblieben, eingeschlafen und ca. 2 Stunden später in die Nacht. Aus Loudeac heraus ging es bergab und flach und ich hatte einen langen Rattenschwanz am HR ;-) hat Spaß gemacht. Diesmal bin ich in La Trinite Porhoet falsch gefahren und Mist die Kirche war nicht beleuchtet.
Aus dem kleinen Ort raus und nur noch rote Lichter vor mir, langsam wurde es dann hell und in Quedillac hab ich die Soester wieder gesehen, die hatten dort geschlafen. Weiter nach Tinteniac 8:54 Uhr die junge A. und den jungen A. wieder gesehen Kontrolle, Wasser vor Fougeres bin ich an O. vorbeigefahren auch er hatte zu kämpfen um 11:29 Uhr Fougeres. Hier eine Stunde Pause und gegessen,
@Kurbelator war im Restaurant und bei Ihm wurde es auch knapp, ich bin weiter gefahren. Der obligatorische Besuch in der Creperie die nur alle 4 Jahre für 5 Tage auf hat, hat auch stattgefunden ;-). In Ambrières-les-Vallées ein Eis, ein Kaffee und plötzlich merkte ich die Hitze, also eine Stunde Pause mit einer Flasche Wasser am Fluß. In der Kurve aus dem Ort raus bergauf, saßen die gleichen drei älteren Franzosen wie auf dem Hinweg - der Hammer. Weiter nach Villhaines 18:26 Uhr, Flaschen gefüllt, Menue gegessen und alleine weiter nach Mortagne in der Dämmerung wieder in die langsameren Gruppen reingefahren und vor Courgains nach vorne nur rote Lichter, nach hinter nur weiße Lichter gesehen.
In Mamers der Meinung hier wäre Kontrolle und somit klare Signale – Schlafmangel. Gegen 23:56 Uhr in Mortagne (1096km; 45:17h reine Fahrzeit) eine Dusche, eine Matraze und der Bitte um 5:30 Uhr wecken. Hier habe ich den jungen A. wieder gesehen, die junge Frau war schneller ;-) #ridelikeagirl. Ich habe nach der Dusche die Radhose vom Hinweg anziehen müssen, da ich nichts anderes mehr dabei hatte :-(, aber auch darin schlief es sich einigermaßen, so dass ich gegen 6 Uhr am Frühstück saß um dann noch ca. 1:30 h mit Packen, Auspacken, Packen der Tasche beschäftigt zu sein – Schlafmangel. Losgefahren einen wunderbaren Sonnenaufgang – siehe Fotogalerie erlebt um den Kantinenkaffee leid zu sein und auf der Hälfte zu Dreux einen Kaffee zu trinken. Hier ging es am Dorfplatz bergab und links, zwei Randonneure kamen bergab, der eine fuhr über die Haltlinie geradeaus und war verschwunden, der andere ist knapp einem Auto entgangen und hat auf meine Pfiff reagiert und ist dann abgebogen – Schlafmangel … und ich hatte Glück nicht doch noch bei einem Unfall mehr als Händchen halten zu müssen. Hier auch die jungen Deutschen von der ersten Nacht wieder getroffen und festgestellt das wie uns immer wieder gegenseitig überholt (die Jungs waren schneller) hatten und ein paar Worte gewechselt.
Nach Dreux 10:46 Uhr, konnte dem Kuchen dort nicht widerstehen und hatte die -80h schon abgeschrieben, dann doch nicht und 5km ganz schnell gefahren, dann doch wieder. Gut, einfach das Ding zum Abschluß gebracht und knapp unter 80 Stunden gefahren. Im Ziel noch
@drdave (war schon geduscht und ist mit dem Bus nach Hause) gesehen, kurz bevor ich feststellen musste, dass ich offenbar meinen
Garmin falsch bedient hatte und kein Track auf dem Gerät war ;-(. Müde, das Menue gegessen um dann den Menschenmassen zu entfliehen, ich wollte mich noch bei denen aus Soest bedanken – nur die haben so schön geschlafen … Also auf den Zeltplatz, Dusche zur Creperie veraberedet, mit
@fafnir,
@Der_kleine_Wolf,
@Kurbelator geschnakt,
@redfalo ins Auto geladen und Crepe gegessen. Die Junge A. dort kurz gesehen „Du siehst aus als kämst Du aus dem Urlaub ...“ das geht runter wie Öl einem „alten“ Mann wie mir „Naja ich kann mich schlecht unrasiert zu Hause blicken lassen ...“ und einen Lacher geerntet. Schlafen …
Epilog
Freitag 7:30 Uhr den Wecker kaum gehört, erstmal Kaffee, nochmal Kaffee, Zelt abgebaut, vom
@Der_kleine_Wolf und
@fafnir verabschiedet – letztere wollte mit seinem Lieger wieder nach D radeln.
@Kurbelator ins Auto,
@redfalo abgeholt, getankt auf die Autobahn und eine angenehme Heimreise angetreten. Kurz vor Deutschland habe ich dann eine Ablöse gebraucht, Danke
@Kurbelator fürs Fahren.
Zum "brauche ich das nochmal" bleibt im Moment nur, naja. Wenn dann mit weniger Menschen. Mit einem besseren Pausenmanagment wäre möglicherweise mehr drin gewesen, aber ich bin gesund nach Hause gekommen, habe mir einen Traum erfüllt – der Japaner konnte das nicht. Oder den den
@Chris-AC betreut hat auch nicht. Alles Gut, der Empfang zu Hause war unbezahlbar mit einem leckerem Essen verknüpft. Ende!
Und
@redfalo "Brevet fahren ist wie Tinder ohne ..." und "Do not spend to much time on spreadsheets" beides korrekt - meine spreadsheets waren für den A....