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Brevets im Krieg

„we will ban any rider, organizer or ACP representative who promotes Russia’s aggression or any other war.“

Na das will ich sehen.

Was heißt das nun für ARA Wuppertal?
 
Hallo,

die Stellungnahme des ACP zum Krieg, die ohne das Wort "Krieg" auskommt, kann man jetzt selbst nachlesen:
https://cdn.moguls-audax.org.ua/files/open-letter-to-acp-representatives-and-brm-riders.pdf
Ich verstehe das nach wie vor nicht, meine E-Mail an Luc Coppin hat dieser noch nicht beantwortet.

Bemerkenswert finde ich auch, dass der ACP sich Völkerverständigung auf die Fahnen schreibt, aber als unpolitischen Verein betrachtet.

Grüße
Andreas

"However, since we cannot accept what Russia and Bellorussia as nations are doing in Ukraine, we will remove from all our future publications all mentions to both countries, until Ukraine is free of fighting."

Das macht wirklich überhaupt keinen Sinn - ist entweder schlechtes Englisch oder eine inhaltlich irgendwie komplett komische Entscheidung

"we know that we can find good guys in all countries but also bad guys, we will ban any rider, organizer or ACP representative who promotes Russia’s aggression or any other war"

Das spricht nach meiner Interpretation dafür, dass sie nicht per se den russischen und den Belorussischen Verband ausschließen, sondern nur solche Organisatoren oder Fahrer, die sich positiv über Russlands Angriff auf die Ukraine äußern.

Und Haikos Frage ist natürlich richtig: Was bedeutet das für ARA Wuppertal? Wäre wirklich gut, wenn es zeitnah eine Entscheidung geben würde, ob der 400er am 9.4. stattfindet (was ich sehr begrüßen würde!). Wir könnten das ja mit einem Spendenaufruf an (zB,) das DRK für humanitäre Ukraine-Hilfe an alle Fahrer verbinden. Das würde m.E. mehr bringen als ein Boykott des ACP, weil der nicht Russland boykottiert.
 
ohne das Wort "Krieg"
Ich lese hier eine diplomatische Formulierung zum Schutze russischer ACP-Anhänger. So wie ich das verstehe umgeht ACP durch die Formulierung "Russia’s aggression", dass Randonneure mit der dortigen, strafbaren Behauptung eines Krieges in Verbindung gebracht werden können (dass das Wort dann aber im Nebensatz auftaucht halte ich für ungeschickt).

Was Luc / der ACP hier versucht, ist ein Spagat. Einerseits sieht sich der ACP in der Pflicht, keine Maßnahmen gegen russische Starter:innen zu ergreifen (Was auch mMn falsch wäre, denn was können russ. Staatsbürger:innen für die Invasion der Ukraine, wenn sie z.B. jahrelang in Portugal wohnen?). Andererseits halten sie sich aber gegenüber einzelnen Fahrern, Organisatoren und vor allem gegenüber Repräsentanten die Hintertür offen, indem sie diesen durch die Androhung von Sanktionen untersagen, sich pro-invasorisch zu verhalten resp. zu äußern.

Ich verstehe das nach wie vor nicht, meine E-Mail an Luc Coppin hat dieser noch nicht beantwortet.
Im konkreten Falle heißt das Statement für mich: russische und belarussische BRMs werden aktuell nicht homologiert (...we will remove from all our future publications all mentions to both countries...). Zu dieser neuen Einschätzung komme ich durch das nun vorliegende Gesamtbild des Textes. Eine unpräzise Aussage in schlechtem Englisch ist es mMn aber trotzdem.
Warte am besten auf Lucs Antwort, den auch meine zweite Stellungnahme ist letztendlich nichts anderes als Kaffeesatzleserei.

Bemerkenswert finde ich auch, dass der ACP sich Völkerverständigung auf die Fahnen schreibt, aber als unpolitischen Verein betrachtet.
Mit Verlaub, Andreas, aber du wirfst da was in einen Topf, dass nicht zusammengehört. Ich kann auf jemanden zugehen oder mich ihm gegenüber öffnen, ohne dabei eine politische Agenda zu verfolgen.

Ein Beispiel: zu mir ins Begegnungszentrum (Arbeit) kommen Menschen unterschiedlichster Couleur. Um es mal salopp auszudrücken - Kranke und Arschgeigen. Meine Aufgabe ist nun, im Rahmen unseres Konzeptes eine offene Atmosphäre zu schaffen welche für die seelischen Gesundheit aller Besucher förderlich ist. Die Kranken dürfen also so sein wie sie sind, so lange sie sich an gewisse Regeln halten. Und die Arschgeigen, solange sie sich benehmen. Kommt es zum Konflikt, werfe ich die Person die Stunk macht raus. Dabei ist mir egal, weswegen sie das tut - denn: ich muss die andere Person(engruppe) schützen. Das heisst auch, dass ich ggf. eine unschuldige Arschgeige vor den unberechtigten Übergriffen eines Kranken schütze.

Zurück zum ACP: das sportliche Konzept des Clubs sieht vor, alle Bekloppten mit Fahrrädern unter einen Hut zu bringen (Konzept = Völkerverständigung, wobei ich mit jedweden völkischen Ideen ein grundsätzliches Problem habe und den Begriff an sich hochproblematisch finde). Die ukrainischen Akteure sind gerade Opfer (Kranke) einer Invasion in der Ukraine - wenn nicht physisch, dann zumindest emotional. Dies führt z.B. durch die im Statement genannten Maßnahmen und die sich dadurch bildende Haltung zu einem besonderen Schutz der Ukrainer:innen, solange sie sich selbst an die für alle geltenden Regeln halten. Und auch alle anderen Akteure (also eben nicht "die (Bela)Russen", denn die in meinem Beispiel genannten Arschgeigen könnten ja auch z.b. Serben, rechtsdrehende Deutsche oder ultrafaschistische Italiener sein) werden, solange sie sich an die Regeln des "Burgfriedens" halten, toleriert.

Der genannte Burgfrieden innerhalb der Organisation des ACPs ist also mMn nach sowohl einer Völker🤢verständigung dienlich, als das er eben auch, durch die Aussetzung des Konflikts innerhalb seiner Grenzen, unpolitisch ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
wobei ich mit jedweden völkischen Ideen ein grundsätzliches Problem habe und den Begriff an sich hochproblematisch finde
Danke!
Ich bin mal als Schüler wegen meinem Aussehen angesprochen worden ob ich "Russe" sei. Wenn meine Großeltern da geblieben wären wo sie damals geflüchtet / vertrieben wurden (und an dieser Begrifflichkeit und der sich dahinter verbergenden Schuldfrage kann man auch wieder diskutieren. bzw auch nicht aber es wurde damals diskutiert) wäre ich Pole bzw. es gäbe mich gar nicht.
Ich bin auch nicht mit einem Nationalteam PBP zu Ende gefahren sondern mit zwei Italienern in einem riesigen Strom von radfahrenden Menschen. Das Argument dass "Statistik nach Nationalität im Sport normal ist" hat mich daher nicht überzeugt, denn ich halte es für einen ziemlich beliebigen Zufall in welches Glück oder Pech man in diese Welt geboren wird.

Das ist nur meine Meinung und mehr werde ich dazu nicht mehr sagen und mich diesem Thema widmen... brauchen wir mehr Tönnies in diesen Zeiten Brachfläche für Weizen oder für Futtermittel?
Die Nächste Katastrophe ist auch wieder nur einen Erntezyklus entfernt.
 
Ich habe meine Zweifel an dem ganzen Aktionismus auf jeder Vereins- und Gesellschaftsebene, den die ukrainische Führung verständlicherweise und sehr publikumswirksam von jeder Organisation, von jeder Regierung, von jedem Unternehmen einfordert.

Wenn ich mir vorstelle, dass wir alle in einem umgekehrten Fall in sämtlichen Lebensbereichen Sanktionen ertragen müssten, ja selbst auf nichtwirtschaftlich ausgerichteten Lebensfeldern von einem Teil der Weltgemeinschaft zu Aussätzigen erklärt werden, aber andererseits noch nicht einmal wissen, welche Wahrheit die Richtige ist, weil wir nicht so informiert werden wie die anderen ...

Ich würde eher eine diffuse Wut und Abneigung gegen all die Anderen entwickeln, die mir und meinem Umfeld das antun, obwohl ich nicht persönlich für die Lage verantwortlich war.

Oder glaubt jemand, die Randonneure marschieren dann in den nächsten 365 Tagen zusammen mit den Fußballern und Oympioniken, den Schauspielern, Youtubern und vielen Touristen nach Moskau, um Putin zu stürzen?

Ich glaube das nicht! Ich nehme an, kurz- und mittelfristig passiert das Gegenteil.

Ich kann nur hoffen, diese ganze Ausschließerei, die nicht direkt mit den politisch beschlossenen Sanktionen zu tun hat, verfehlt nicht ihren Zweck und führt damit zu einer Stärkung der russischen Volksseele nach dem Motto: "Wenn die mir das antun, bin ich ab sofort Patriot".
 
Ich kann nur hoffen, diese ganze Ausschließerei, die nicht direkt mit den politisch beschlossenen Sanktionen zu tun hat,
Aber hier wird doch das Problem liegen. Wie wollen die Russen zB die Anmeldegebühren zahlen? Wie kommen sie in die EU um hier ein Brevet zu fahren?
Ich halte auch nichts davon einzelne Personen, die mit der Politik nichts zu tun haben, zu sanktionieren. Das werden sie imho auch nicht. Aber Institutionen und Verbände, die vom politischen System profitieren und es untersützen, sollen sanktioniert werden. Wenn es dann die Mitglieder trifft, dann ist das so.
 
Die extreme Variante die mancherorts vorgeschlagen wurde war alle Russen auszuschliessen, auch die die ausserhalb Russlands wohnen.
Ich sehe es auch als sehr unwahrscheinlich dass ein in Russland wohnhafter Russe jetzt irgendwo in der EU ein Brevet fahren wird. Ein Russe der schon in der EU wohnte oder gerade dorthin flüchtete (das haben viele aus dem Raum Petersburg gemacht, die wohnen jetzt in Finnland), der könnte durchaus ein Brevet in ein EU Land teilnehmen wollen.
 
Hallo,

heute habe ich Antwort auf meine E-Mail an Luc Coppin bekommen. Es ist so, wie einige vermutet haben.

Russland und Belarus können weiter BRMs veranstalten. Es werden nur alle Ergebnisse totgeschwiegen bzw. nicht veröffentlicht.

Um Missverständnisse auszuschließen, bin ich so frei, die entscheidenden Sätze zu zitieren:
"La Russie et la Biélorussie n'apparaîtront pas sur tous les futurs documents publiés par l'Audax Club Parisien. Leurs BRMs ne seront pas supprimés, si toutefois ils continuaient d'en organiser."

Schade. 😢

Grüße
Andreas
 
Was möchtest du dann, dass der ACP die Französsiche Polizei nach Russland schickt um dies zu verhindern? Es steht ja zwischen den Zeilen dass die BRM's nicht anerkannt werden (werden nicht veröffentlicht). Der ACP kann ja nicht verhindern dass einen Russischen Veranstalter den Titel BRM benützt für seine Touren.
 
Es steht ja zwischen den Zeilen dass die BRM's nicht anerkannt werden (werden nicht veröffentlicht).
An der Stelle reicht mein Französisch nicht, um die Formulierungen zu differenzieren: "Russland und Weissrussland erscheinen nicht in zukünftigen Dokumenten (...) Die Brevets werden nicht gelöscht (...)"
Da würde ich draus lesen, dass sie zwar nicht publiziert, aber anerkannt werden?
 
Hallo,
Die Veröffentlichung der BRM's (deren Ergebnislisten) ist die Validation, die Anerkennung.

Mein Französisch ist bestimmt nicht perfekt, aber das "publier" etwas anderes bedeutet als "valider" (bzw. homologiser), da bin ich mir sicher. Außerdem kennst Du das Prozedere: Der Organisator schickt das Ergebnis an die zuständige Person im Inland, die lädt es zum ACP hoch und bekommt sofort die Homologationen. In dem Moment sind die Brevets anerkannt, aber nicht veröffentlicht. Das sind separate Dinge, die auch getrennt voneinander ablaufen.

Außerdem: "Leurs BRMs ne seront pas supprimés" ist eindeutig, "ihre BRMs werden nicht beseitigt." Luc schreibt nicht Brevets, sondern BRMs, und das sind – das weißt Du auch – vom ACP anerkannte Brevets. Die Brevets, die die Russen natürlich immer organisieren dürfen, werden von ACP anerkannt.

Dass der ACP nichts gegen Brevets unternehmen kann, die er nicht anerkennt, ist doch klar. Siehe Audax Club Schleswig-Holstein.

Grüße
Andreas
 
Lieber Andreas, vielen Dank für die vielen Brevets, an die ich immer wieder gerne zurückdenke, z.B. die legendären 400er in Schnee und/oder Hagel oder, früh im Jahr, die Ausflüge nach Rom und viele mehr. Besonders schön waren die Ankünfte im Sportheim, die Galettes und die Gespräche. Ich bin immer sehr gerne nach Wuppertal gekommen.
Vielen Dank dafür!
Ich kann Deinen Standpunkt gut verstehen.
 
Dass der ACP nichts gegen Brevets unternehmen kann, die er nicht anerkennt, ist doch klar. Siehe Audax Club Schleswig-Holstein.
Wenn der ACP weiter russische Brevets homologiert, wäre es jetzt endlich an der Zeit, die Brevets des Audax Club SH anzuerkennen. Die haben außer einem Streit mit ARA, an den sich anscheinend niemand mehr erinnern mag, überhaupt nichts verbrochen.
 
Ich verstehe allerdings nicht ganz, wie die Aufgabe eines deutschen Brevetstandorts die Ukraine unterstützen soll. Das interessiert Putin genauso wenig, wie wenn Erwin Lottermann in Wuppertal mit dem Papst eine Herrenboutique eröffnet. Die Durchführung von Brevets im Namen der Ukrainischen Randonneure, um deren Verband mehr Homologationen und damit mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, wie es ARA-München gemacht hat, finde ich zumindest als Ausdruck der Solidarität wesentlich wirksamer.
Als Süddeutscher war ich nur einmal in Wuppertal zu Gast und habe die feuchtkalte Frühjahrsreise nach Rom und die Crepes im alten Bahnhof sehr genossen. Vielen Dank dafür, Andreas!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe allerdings nicht ganz, wie die Aufgabe eines deutschen Brevetstandorts die Ukraine unterstützen soll.
Wenn man versteht, wie indirekt Sanktionen wirken (sollen), dann unterstützen sie die Ukraine. Das direkte Signal sollte natürlich vom ACP ausgehen, die ihren russischen Organisatoren klar machen, dass in der Ukrainer ein richtiger Angriffskrieg läuft. Da die das nicht tun, sagt Andreas dem ACP, dass ihre bisherige Haltung aus seiner Sicht falsch ist. Die Wirkung mag begrenzt sein, aber es ist eben ein Signal. Mindestens genauso gut war die Aktion "Brevets für die Ukraine".
 
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