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Brevets im Krieg

Renn-Andreas

Aufrecht oder liegend, das ist hier die Frage!
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Remscheid
Hallo,

Die ukrainischen Brevet-Organisatoren haben den ACP aufgerufen, Sanktionen gegen Russland & Belarus zu verhängen, insbesondere die Brevet-Termine dort zu streichen (bzw. nicht mehr anzuerkennen) und Teilnahme an PBP.

Jean-Gualbert vom ACP hat geantwortet, dass er sich da raushalten möchte, es ginge ihm nur um Sport, Freundschaft etc. Jean-Gualbert umarmt in seiner E-Mail als erstes den russischen Organisator Valery Komotchkov und danach die ukrainischen Organisatoren Oleg und Alexandre. Zum Schluss dankt er den Ukrainern, dass sie Ruhe bewahren.

Vor allem den letzten Satz finde ich ekelhaft und zynisch. Wir sitzen auf dem Sofa und einer "von uns" schreibt Leuten, die im Kugelhagel sitzen, dass sie Ruhe bewahren sollen.

Was das von Jean-Gualbert erwähnte Wort Freundschaft bedeutet, nämlich gegenseitige Hilfe, hat er wohl nicht verstanden.

Allein die Idee, sich da rauszuhalten, finde ich furchtbar. Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie ein Land überfallen wird. Wir müssen jedes noch so kleine Druckmittel nutzen. Dass der Druck nur indirekt möglich ist und auch Unschuldige Organisatoren betrifft, die den Krieg nicht begonnen haben, betrifft, liegt in der Natur der Sache.

Sollte der ACP keine Sanktionen beschließen, kann ich mich nicht mit ihm identifizieren und werde jegliche Aktivitäten beenden. Ich habe vorgeschlagen, dass ARA seine Aktivitäten einstellt, falls der ACP keine Sanktionen verhängt.



Vive la résistance!
Andreas
 
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Radfahren verbindet, über Ländergrenzen hinweg. Es spricht alles dafür eher mehr und gemeinsam Rad zu fahren, gerade in Zeiten wie diesen.

Zeichen setzen und Haltung zeigen ist wichtig, ohne Frage. Aber dieses Zeichen würde doch wirklich nirgendwo bemerkt werden, außer bei Leuten die wohl schon genug andere Probleme haben und die für die Situation vermutlich überhaupt nichts können.

Vielleicht wäre es besser den Sport Sport sein zu lassen und nicht mit Weltpolitik zu überfrachten.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Renn-Andreas

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dieses Zeichen würde doch wirklich nirgendwo bemerkt werden,
Natürlich nicht einzeln. Aber die Summe zählt! Jeder Russe, der mitbekommt, dass sein Regime brutal und menschenverachtend ist, ist ein klitzekleiner Gewinn. Eine Wespe tötet keinen Bären. 1000 Wespen schon. Um darum geht es! Sei eine kleine Wespe, die ihren Stachel in den russischen Bären rammt!

Dass Sanktionen den Umweg über Menschen machen, die nichts für die Situation können, liegt in der Natur der Sache.

Vor allem: Hast Du eine bessere Idee?

Grüße
Andreas

PS: Der Sport kann sich nicht aus der Weltpolitik heraushalten, denn die Weltpolitik macht nicht Halt vor dem Sport! In der Ukraine finden derzeit keine Brevets statt wegen der Weltpolitik. Du schreibt, wir sollten gemeinsam Radfahren, aber das geht nicht.
 
Jean-Gualbert ist ja vermutlich der Ausrichter von PBP, also wenn er meint, dass man sich da raushalten sollte, kann ich das eigentlich überhaupt nicht verstehen. Für mich ist PBP 2023 ein grosses Ziel, aber wenn dem so ist, wie Du schreibst, dann werde ich auf diesen Event verzichten und mir andere Ziele stecken.
 
Danke Andreas! Sport ist eben nicht nur Sport. Der ARA als ein recht großer Verband und auch die Tatsache, dass deutsche Randonneure bei PBP in ihrer Zahl bedeutend vertreten sind, verlangen in eine eindeutige Positionierung. Ich denke schon es wäre ein Zeichen, wenn der ARA sagt, wir richten unter diesen Gegebenheiten keine Brevets aus.

Ich für mich persönlich werde keine Brevets fahren, solange der ACP hier nicht eine klare Entscheidung getroffen hat. Auch PBP ist für mich so nicht fahrbar.
 
Radfahren verbindet, über Ländergrenzen hinweg. Es spricht alles dafür eher mehr und gemeinsam Rad zu fahren, gerade in Zeiten wie diesen.

Zeichen setzen und Haltung zeigen ist wichtig, ohne Frage. Aber dieses Zeichen würde doch wirklich nirgendwo bemerkt werden, außer bei Leuten die wohl schon genug andere Probleme haben und die für die Situation vermutlich überhaupt nichts können.

Vielleicht wäre es besser den Sport Sport sein zu lassen und nicht mit Weltpolitik zu überfrachten.

Mit dem Argument Sport Sport sein zu lassen, leben die großen und kleinen Diktatoren dieser Welt seit ewig sehr gut und bequem. Es wird Zeit dass sich dies ändert, denn diese Herrschaften (und es sind komischerweise fast ausschließlich Männer) nutzen jedes kleinste Sportereignis um ihre Pracht und Herrlichkeit bestrahlen zu lassen weil niemand ihnen die Rote Karte zeigt.

Auch kleine Schritte, die besonders die "einfachen" Leute betreffen (nicht unbedingt schaden) sind wichtig. Denn dank großflächiger Desinformationspolitik wissen viele überhaupt nicht was los ist. Erst wenn plötzlich auch nebensächliche, kleinste Ereignisse abgesagt und boykottiert werden, bekommt letztendlich jeder mit was gespielt wird. Darum ist es gerade wichtig im Sport zu boykottieren, Ereignisse abzusagen und Mannschaften und Sportler auszuschließen. Sport ist Opium für das Volk. Und wenn dem Volk sein Suchtmittel entzogen wird, fragt es sich warum dies geschieht.

Diese furchtbare Kopf-in-den-Sand-stecken macht vieles erst möglich was Diktatoren so treiben. Kann man anschaulich sehen wenn man sich unsere eigene Geschichte mal betrachtet.
 
Ich habe mal dem ARA geschrieben.

„Liebe AudaxRandonneureAllemagne!

Sport, gerade unser verbindender Sport, ist niemals unpolitisch. Das darf er auch nicht sein. Ich halte es für absolut unangebracht, dass der russische Brevetverband weiterhin unter dem Dach des ACP seine Brevets ausrichten darf. Auch wir als Radsportler können nicht von der Politik und der Wirtschaft Sanktionen erwarten und uns raushalten. Es geht nicht darum russische Radsportler auszuschließen, sondern darum, dass diese sich nicht über die Brevets in Russland qualifizieren können oder unter ihrem Brevetverband bei längeren Brevets im Ausland teilnehmen.
Deshalb sollte der ARA sich klar positionieren und von Brevetausrichtungen Abstand nehmen, solange sich der ACP nicht zu einem Ausschluss durchgerungen hat.
Für mich bedeutet es so zu diesem Zeitpunkt, dass ich keine Brevets fahren werde solange sich der ACP nicht zu Sanktionen durchgerungen hat.“

Mit freundlichen Grüßen

Moritz Wessels
 
Ich hab Schwierigkeiten mit der "Alle Russen sind böse"-Einstellung. Ich möchte auch nicht für das Handeln meiner Regierung zur Verantwortung gezogen werden, da gibt es genug Punkte, die mir völlig gegen den Strich gehen. Dort wo Sport stark mit nationaler Identität verknüpft ist- v.a. Olympia und z.T. Fußball ect.- da kann ich das wenigstens in Teilen nachvollziehen- auch wenn das meist dennoch unbeteiligte Sportler, und damit " Unschuldige" trifft. Wenn sich jemand pro Krieg äußert, ist das wieder eine andere Nummer.
Primär schürt man doch damit aber traditionelle Feindbilder. Und durch Ausgrenzung hat sich noch nie ein Weg in den/im Frieden eröffnet, sondern es wurden Fronten verhärtet. In so einem individualistischen Sport wie den Audax-Fahrten würde ich mir eher eine politische Widmung der Veranstaltungen wünschen, als Ausschluss. Vielleicht könnte man es Friedensfahrt(en) nennen? Dann können sich auch Russen theoretisch anti- kriegerisch äußern. Dann ist immer noch zu berücksichtigen, wie gefährlich diese politische Positionierung für die Teilnehmer ist- aber man reicht eine Hand, statt Mauern zu errichten).
 
Deshalb habe ich auch geschrieben, dass nur der Russische Audax Verband ausgeschlossen werden soll. Nicht der einzelne russische Randonneur. Ich sehe es als Putins Krieg und sehe keinen einzigen russischen Bürger als böse an.
 
Ich bin bei Andreas und unterstütze seine Haltung. Wobei wir natürlich, wenn ARA seine Validierung einstellt, uns am Ende selbst bestrafen, weil man dann im Zweifel PBP 2023 streichen kann. Ist aber letztlich das richtige politische Signal. UEFA und andere Sportverbände schließen russische Teilnehmer ja auch aus .

PS: Ist denn die Antwort des ACP irgendwo öffentlich verfügbar?
 
Hallo,
Wobei wir natürlich, wenn ARA seine Validierung einstellt, uns am Ende selbst bestrafen, weil man dann im Zweifel PBP 2023 streichen kann.
Ja. Das muss jeder für sich entscheiden, was wichtiger ist. Ansonsten eben die Selbsthilfegruppen. Ist natürlich nicht dasselbe.

Grüße
Andreas
 
Nun ich denke, dass die ACP sich relativ rasch entscheiden muss, weil ich bin doch sehr erstaunt. Wenn es bis zum Wochenende keine Stellungnahme von der ACP gibt, dann muss ich davon ausgehen, dass sich die ACP wegen des Konflikts nicht positionieren will, also werde ich meine Pläne für 2023 vermutlich leider anpassen. Brevets fahren werde ich weiterhin.
 
Ich bin bei Andreas und unterstütze seine Haltung. Wobei wir natürlich, wenn ARA seine Validierung einstellt, uns am Ende selbst bestrafen, weil man dann im Zweifel PBP 2023 streichen kann. Ist aber letztlich das richtige politische Signal. UEFA und andere Sportverbände schließen russische Teilnehmer ja auch aus .

PS: Ist denn die Antwort des ACP irgendwo öffentlich verfügbar?
Wenn du persönlich starten möchtest, dann kannst du ja auch in den umliegenden Nachbarländern die Brevets fahren. Ich fände ja gut, wenn alle Audax Verbände einheitlich handeln und der ACP handeln muss. Das meint ja Solidarität. Und Solidarität kann natürlich immer mit mit eigenen Interessen kollidieren, sich gegen seine eigenen Interessen zu entscheiden ist dann ja die gelebte Solidarität
 
Ein sehr schwieriges Thema. Ich kann es nachvollziehen, dass man nicht automatisch die Leute aufgrund ihrer Herkunft durch Ausschluss bestrafen möchte, die auch freiheitlich denken und die akteullen Ereignisse schockieren. Getreu dem Motto "Sport verbindet". Sonst müssten in konsequenter Weise alle Chinesen, Weissrussen auch sanktioniert werden (Belarussen?) Auf der anderen Seite steht aber die Symbolkraft und der Wunsch, dass eine Änderung in Russland von innen kommen muss. Und das kann nur erreicht werden, wenn es unbequem wird, wenn die russische Bevölkerung kräftig spürt, dass ihre Regierung nicht die Werte teilt, die den freiheitlich demokratische und Völkerrechtsachtenden Gedanken tragen. Aus meiner Sicht wären Maßnahmen sinnvoll, die eine klare Botschaft senden, dass unter den aktuellen Umständen Teilnehmer aus Russland bei Brevets nicht willkommen sind.

Ich kann die franz. Äußerungen, wie hier geschildert, auch nicht nachvollziehen. Unendliches Leid mit "Ruhe zu bewahren" begegnen ist schon ziemlich zynisch. Bitte auf dem laufenden halten, wie das ACP weiter reagiert!

Gibt es eigentlich Radtrikots in Ukraine gelb blau?
 
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