Riding for Fritz! Oder: 80 Jahr - wehendes Haar.
Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht. Ein Uhr. Was macht man da mit seinen schlafschweren Augen, die nicht schlafen wollen?
Ich schaue digital über den großen Teich. Zu Friedrich, Horst, Roland und Rainer. Und nicht zu vergessen Paul, der so unglücklich zwei Tage vor dem großen Ereignis ausgefallen und für den dann Rainer eingesprungen ist. Die Jungs sind spitze!
Sie fahren das Race Across America. Im Viererteam. Der nachgerückte Rainer ist das Nesthäkchen in der Runde. Mit über sechzig Jahren. Alle anderen Racer sind 80+ Jahre alt. Vor fünf Jahren hätten sie es beschlossen, das RAAM zu fahren und dann darauf hintrainiert. Und jetzt setzen sie es in die Tat um.
Was antworten sie im Vorfeld auf die Frage, was danach kommen soll? Welcher Höhepunkt das noch toppen soll, wenn sie es gemacht und geschafft haben? "Mit 88 Jahren wollen wir das wiederholen.", sagen sie mit leuchtenden Augen.
Sie sind mit Leidenschaft dabei. Geben alles. Fritz kloppt an Tag vier den Spruch: "Manche reichen Männer gehen zu einer Domina, um sich quälen zu lassen. Wir machen das selbst."
Die traurige Nachricht in dieser schlaflosen Nacht: Das RAAM ist für die Jungs vorzeitig beendet. Ein Tier auf der Straße, Fritz will ausweichen, stürzt. Rippenbrüche und perforierte Lunge. Das Aus. Aber weil ihr Motto lautet: "Never Stop Moving", rufen sie zum Kilometer-Spenden auf:
www.raam23.org/fahren
Kurze Nacht, müde Augen. Die Vögel fangen in der Morgendämmerung an zu singen und ich nutze die Gunst der frühen Stunde. Steige aufs Rad, fahre für Fritz durch Belgien und mit müden Freitagsbeinen über das Dreiländereck. Gemütliche 44 Kilometer. Mit 80 Jahren will ich das noch immer machen. Mit wehenden Haaren.