Moin Koppel,
ich möchte euch kurz meine Erfahrung vom Bikefitting beim Fritz (Buchstaller) mitteilen.
Er ist ja sehr bekannt und ich habe die Videos auf Youtube angeschaut, um mir ein Bild von Ihm machen zu können.
) .
Als Nichtprofi hatte ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich dort richtig bin. Auf der anderen Seite zahlt man ja auch ordentlich Geld und darf daher auch erwarten, dass man kein Radfahrer zweiter Klasse ist. Einige Negativ-Stimmen im Netz waren auch zu finden („Nicht ganz bei der Sache usw.“) und so bin ich etwas nervös nach Hilpoltstein gefahren. Von mir daheim aus sind das knapp 100 km.
Der Termin war für 10.30 Uhr angesetzt. Als ich dort ankam, sah es im Laden etwas chaotisch aus, was daran lag, dass vorher die Roth-Challenge war. Fritz war schon im hinteren Teil vom Laden, wo auch sein Bikefitting Platz ist. Er begrüßte uns gelassen (mein Kollege war auch dabei, da er den Anschlusstermin gebucht hatte) und erklärte uns anschließend wie der Ablauf sein wird. Los ging es mit dem Körpercheck. Ich erzählte Ihm meine Vorgeschichte und so stellte er schnell fest, dass meine „Problemzone“ die rechte Seite ist. Das Wadenbein blockiert und in Folge der Fehlbelastung eine schräge Hüfte (recht höher als links).
Diese Fehlstellung musste nun erst einmal beseitigt werden, da das Fitting sonst keinen Sinn machen würde. Er legte mich also auf eine Liege mit zwei Keilen unter der Hüfte. Links im 90° Winkel und recht im 45° Winkel nach unten. So durfte ich ein paar Minuten liegen bleiben. Anschließend ging es dem blockierten Wadenbein an den Kragen. Da kamen das erste Mal enorme Schmerzen auf mich zu. Wer die Blackroll kennt, wird die Art von Schmerz kennen. Es folgten weitere Maßnahmen um die Hüfte und Wadenbein wieder in Position zu bringen. Am schmerzhaftesten blieb mir der Triggerpunkt am Schambein in Erinnerung. Als würde man mir ein Feuerzeug an die Stelle halten. Hier hieß es, den Schmerz zulassen und durchhalten. Erst nach dieser Behandlung von ca. 35 Minuten, ging es an das eigentliche Fitting.
Er machte vor und auch zwischen den Behandlung- bzw. Bikefittingschritten immer wieder die kinesiologischen Tests (bei denen ich im Voraus etwas skeptisch war). Ob man daran glaubt oder nicht, sei mal jedem selbst überlassen. Es war jedenfalls sehr verblüffend und auch keine Einbildung.
Ein Beispiel: Er arbeitet mit drei verschiedenen Sohlentypen von denen nur eine passen wird. Er stellte mich ohne Schuhe auf so ein paar Sohlen, machte den Krafttest und ich konnte nicht dagegen halten. Anschließend nahm er ein anderes Paar Sohlen und hier hatte ich die Kraft wieder. Die richtigen Sohlen waren gefunden. Er nahm meine Radschuhe und stellte erstmal die Cleats neu ein, Sohlen rein und ab aufs Rad. Fünf Minuten warm fahren. Hier stellte sich beim Rennrad heraus, dass die Sitzhöhe gut ist, allerdings passte er die Sattelneigung an. Mit seinem Laser kontrollierte er die Knieachsen und hier gab es Handlungsbedarf. So kamen zwischen Schuh und Cleat unterschiedliche Keile und unter die Einlegesohle auch noch ein kleines Pad. So ging es wieder aufs Rad. Er war noch immer nicht
100% zufrieden und montierte Achsverbreiterungen an die Pedale. Und jetzt fühlt es sich für mich absolut stimmig an. Anschließend kam noch die Satteldruckmatte zum Einsatz und man konnte sehr schön die symmetrische Lastverteilung auf dem Monitor sehen.
Ich hatte ja meinen Crosser auch dabei. Die Schuhe bekamen die gleiche Anpassung und der Crosser auch die Achsverbreiterung. Die Sitzhöhe wurde etwas nach unten korrigiert und die Sattelklemmung umgedreht, damit der
Sattel noch etwas nach vorne kommt und das Knie optimal über der Pedalachse läuft. Die Einstellung beim zweiten Rad ging durch die Vorarbeit beim Rennrad deutlich schneller. Um 13.15 Uhr war ich mit dem Fitting durch. Somit hat das Ganze 2h45min gedauert. Testfahrten nach jedem erfolgreich eingestellten Rad gingen vor dem Laden auf einem Radweg problemlos und man konnte die Veränderung testen.
Fazit: Fritz Buchstaller ist durch seine 25 Jahre als Bikefitter sehr erfahren und hat sich auch sehr viel Zeit genommen. Dass er immer mal wieder von einem Kollegen unterbrochen wurde, sehe ich nicht als Problem oder störend. Ich finde das in so einem kleinen Laden ganz normal und ich hatte nie das Gefühl „zweite Klasse“ zu sein. Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein und kann den Fritz und sein Team (alle sehr nett und witzig) sehr empfehlen.
Er hat mir am Schluss noch die Keile für die Hüfte mitgegeben und eine Skizze angefertigt, wie und wie oft ich die Keile anwenden soll.
Die erste richtige Testfahrt mit dem Rennrad gestern war sehr interessant. Ich habe einige Zeit gebraucht um mich komplett auf die neue Position ein zu lassen. Vorher habe ich beim fahren immer wieder mit der Fußstellung auf dem Pedal gespielt. Irgendwann stellte ich fest, dass ich das nicht mehr brauche. Ich vertraute der Position auf dem Pedal und ab da lief alles sehr geschmeidig und rund.