Heute morgen schaue ich mir lange den Wetterbericht an. Dann sage ich: Ich fahr' heut' mit Spikes. Meine Frau lacht. Sie kennt meinen Tiefflug von gestern früh und sie hat mich am Abend von meiner Heimfahrt zwei Dörfer vor Ziel mit dem Auto abgeholt. Da hatte ich dann mal den Telefonjoker gezogen und angerufen.
Dabei lief es eigentlich ganz gut. Ich hatte die Gelegenheit genutzt und mir mal einen Überblick über den Zustand der Waldwege gemacht. Nur gelegentlich gab es so kleine Eisschollen, die sich aber ganz gut umfahren ließen. Spikes sind dann zwar nett, aber kein Muss.
Später hatte ich dann gerade eben noch den Gruß des unbekannten Joggers in der Dunkelheit erwidert und rolle den geschwungenen Feldweg nach oben. Auf der Kuppe nehme ich bei der Wegkreuzung normalerweise die asphaltierte Fortsetzung nach rechts, aber diesmal entschied ich mich spontan für geradeaus. Diesen Weg kenne ich noch nicht.
Ein paar Augenblicke später beginnt dann dieses regelmäßige Geräusch. Tack tack tack tack tack. Ich horche. Variiere die Geschwindigkeit. Irgendetwas hat sich offensichtlich im Vorderrad verfangen und schlägt regelmäßig an den kurzen Spritzschutz, den ich in der Federgabel montiert habe. Von alleine will es aber nicht abfallen und so halte ich an, um es zu entfernen. Langsam drehe ich das Vorderrad in die richtige Position. Da ist es ja! Ein dünner Zweig kommt schabend unter dem Spritzschutz hervor. Ich greife mit den dicken Handschuhen danach und ziehe ihn ab. Ein Fehler! Auf der Unterseite kommt ein Dorn zum Vorschein, der tief in dem nagelneuen
Reifen steckte. Ich höre in die Dunkelheit. Pfffft. So ein Mist! Nicht hier auf diesem zugigen Hügel in Kälte und Dunkelheit.
Noch habe ich Luft im
Reifen und kann mir einen schöneren Platz zum Flicken suchen. Vielleicht schaffe ich es ja noch in den nächsten Ort. Also keine Zeit verlieren, aufsteigen und los. Während der weiteren Fahrt höre ich: Tack tack tack tack tack. Ich habe also wohl noch nicht alles entfernt! Ein paar Hundert Meter weiter - ich bin gerade eben im Ort - ist die Luft dann endgültig raus. Ich steige ab und schaue mir den platten
Reifen im Schein der Helmlampe an. Zwei weitere kleine dornige Zweige entferne ich aus dem Vorderreifen und dazu noch ein paar kleine einzelne Dornen. Im Hinterreifen steckt auch irgendwo etwas. Ein wahres Dornenmassaker. Meine Abendbeschäftigung steht fest.
Fazit: Nach gründlicher Untersuchung unter Wasser gibt es erstaunlicherweise nur drei neue Flicken für den
Schlauch des Vorderrads. Hinten sieht es eigentlich so aus, als ob alles in Ordnung sei. Eigentlich. Heute morgen hat der geflickte Vorderreifen 0,3bar verloren und auch der Hintere scheint nicht dicht zu sein. Ich glaube, es ist Zeit für neue
Schläuche.Ich bin auch um eine neue Erfahrung reicher. Ich werde mir das nächste Mal zweimal überlegen, ob ich das, was da gerade eben auf meinem
Reifen hängt, wirklich in dem Augenblick entfernen möchte. Denn ich glaube, dass ich mit den abdichtenden Dornen noch nach Hause gekommen wäre.
Kommt gut durch den Tag und pannenfrei nach Hause!