Da fällt mir ein, habe ich die Reisfla Geschichte verpasst, oder kommt die noch?
Da war was. Der
@"Grenzgänger" hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Verdammt. Und: Nein. Bisher ist die Reisfladengeschichte noch nicht gekommen.
Mir war seitdem nicht so nach Schreiben. Der lange dunkle Winter hat viel Kraft gekostet. Und ich weiß auch nicht, ob ich jetzt noch den Dreh für diese Geschichte schaffe. Obwohl es schade wäre, weil ich derzeit an einem Geheimprojekt arbeite, bei dem sie sich im Rahmen einer vollständigen Dokumentation ganz gut machen würde. Vielleicht sollte ich ja doch noch mal bei Gelegenheit meine damaligen Notizen überfliegen.
Das Geheimprojekt ist bereits in vollem Gange. Die Zielperson - ich nenne sie einfach "Kollege B." - hat sich in der Vergangenheit ja schon zu diversen
Dummheiten tollen Abenteuern hinreißen lassen. Nussecken, Mineralwasser, Reisfladen. Alles respektable Abenteuer mit kulinarischem Aufhänger. Wen würde es überraschen, wenn Kollege B. also schon wieder an einem neuen Abenteuer stricken würde? Und wen würde es überraschen, wenn Herr Leone sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen möchte, und...
Deshalb heute am dritten Tag in Folge in meinem MdRzA-Gepäck: Eine Radzeitschrift.
Über Ostern fragte Frau Leone besorgt aus dem Wohnzimmer, ob bei mir alles in Ordnung sei. Mir war es nicht aufgefallen, aber offenbar hatte Herr Leone in voller Vorfreude über seinen perfiden Plan in seinem Fahrradzimmer mit sich selbst geredet, sich selbst darin bestätigt und glücklich vor sich hingekichert. Alles in Ordnung, habe ich daraufhin den langen Flur zurückgerufen und dabei die Zeitschriften weiter auf zwei Stapel verteilt. Später habe ich die Auslese noch in die richtige Reihenfolge gebracht und bereit gelegt. Der Plan steht.
"Ich glaube, er ist langsam bereit." Das waren vor Ostern die Worte der Kollegin I., die sich mit Kollege B. das Büro teilt. "Wofür bereit?" fragte ich. Mit verschwörerischem Blick zischte sie: "Für ein Gravelbike. Er weiß zwar noch nicht genau, wofür, aber das Interesse ist schon da." Kollegin I. grinste. Sie hatte ohne mein Wissen tolle Vorarbeit geleistet. Ich müsse jetzt nachlegen.
So saß ich also über meinen alten Radzeitschriften. Wie macht es Sinn?
Heft 1: "Im Vergleich | Alleskönner? 6 günstige Gravelbikes"
Heft 2: "Abenteuer 200: Wie Langstrecken zu schaffen sind"
Heft 3: "Das richtige Rennrad für jeden Typ"
Kollegin I. moniert vorhin in B.s Abwesenheit das heutige Heft, denn B. wolle nicht Rennrad fahren. Heft 3 ein Fehlgriff? Ich schaue auf das Titelblatt des heutigen Heftes. Warum habe ich diese Heft ausgewählt? frage ich mich. Zwei weitere Artikel passen eigentlich auch ganz gut: "Sicher & stark durch mentales Training" und "Rennrad-Abenteuer in Deutschland". Unser Geheimprojekt "Ein Gravelbike für B." läuft jedenfalls. Auch wenn ich so den Verdacht habe, dass er seine nächste große Fahrt noch auf seinem Trekkingrad absolvieren wird.
Der erste Routenentwurf, so hat Kollege B. übrigens vor zwei Tage verlauten lassen, für seine große Runde im Zeichen des Rotweins würde stehen. Er zählt auf: Aachen, Bonn, Koblenz, die Mosel hoch bis Bernkastel-Kues, Gerolstein, Kylltalradweg, Vennbahnweg, Aachen. Zwei Tage müsse man da aber wohl schon ansetzen, sagt er. Und im nächsten Atemzug schiebt er hinterher: Das müsste an zwei Tagen zu schaffen sein, wenn man am ersten Tag etwas mehr fährt. Als ich nach der Länge der Gesamtstrecke frage, gibt er lapidar "irgendwas über 400" zurück.
Beim späteren gemeinsamen Mittagessen gebe ich zu bedenken, dass das "etwas mehr" schon eine ganze Ecke mehr sein wird als unsere 180km kurze Reisfladentour, und wir unterhalten uns darüber, wie es sich wohl anfühlen mag, wenn man eine Tour der Länge einer Reisfladenstrecke fährt, nachdem man am Vortag bereits soetwas, nur noch etwas größer, gefahren ist. Die Vortagesbelastung. Man könne ja an einem Wochenende im Kleinen mal antesten, wie sich die Beine an einem zweiten Tag anfühlen, schlage ich vor. Vielleicht tastet man sich auch langsam heran. Erst zweimal 120. Dann zweimal 150. Ja, meint B., vielleicht müsse er dafür doch trainieren. Im Sommer will er auf jeden Fall fahren.
Kollegin I. ist übrigens der Meinung, dass ich ihn dabei natürlich begleiten müsse. Laune hochhalten, motivieren, und natürlich dokumentieren. Wie könnte es anders sein. Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, welche Rolle sie bei der ganzen Sache spielt. Wie oft habe ich mir gedacht, wie gut es doch ist, dass ich sie da als Agentin zu B.s Beeinflussung in seiner direkten Nähe sitzen habe. Hin und wieder beschleicht mich aber auch der Verdacht, dass ich selbst nur eine Spielfigur ihres Intrigenspiels bin. "Waaas?", sagte sie vorhin darauf angesprochen, "wie kommst Du denn da drauf?". Und sie hüstelte ein wenig vor Empörung.