Dafür hab ich dann für den Rest der Tour einen auf Vito Leone gemacht und ganz neue Passagen entdeckt: mit den 3“ern fährt es sich im Moment wunderbar auch querfeldein über die Wiesen, schneereste oder entlang von Feldrändern, so dass das bekannte Wegnetz eher sekundär wird
Was soll das denn heißen?
Mein Jahr fing übrigens mal wieder direkt mit so einer komischen Geschichte an. Am Neujahrstag hatte ich mich mit dem Renner in die Eifel aufgemacht. Den Track, den ich mir am Rechner zusammenbastelt hatte, konnte ich dann bei Fahrtantritt zwar auf dem
Garmin laden, aber es wurde stattdessen irgendeine andere alte und definitiv bereits gelöschte MTB-Tour auf dem Display angezeigt. Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist.
Ich war mir sicher, dass ich die Route auch so aus dem Kopf fahren kann. Schließlich hatte ich ja vorher lange genug auf die Karte geschaut, im Kopf die verschiedenen Optionen mit dem Rad befahren und allzu viele rennradtaugliche Wege gibt es dort ja auch wieder nicht. Die wenigen neuen Wege, die ich erfahren wollte und eingebaut hatte, sollten sich leicht finden lassen.
Schön war's da oben. Windig und grau war's auch. Dank der vorherigen regenreichen Tage waren die morastigen Gebiete links und rechts der Straßen schier am überlaufen. Wasser ohne Ende. Irgendwann kam dann auch die erwartete neue Nachmittagsregenfront so langsam herangefahren und es fing leicht an zu tröpfeln. Die mir unbekannten Wegabschnitte hatte ich gefunden und ich war eigentlich wieder auf mir bekannten Wegen zurück nach Hause. Aber dann...
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich den entscheidenden Wegabschnitt, den ich nehmen wollte, in der Vergangenheit nur aus der anderen Richtung kannte. Prompt habe ich also die Abzweigung verpasst und habe dann ein wenig orientierungslos neue Straßen eines Eifelörtchens erkundet. Ja, das sind wieder die besonderen Augenblicke, auf die der Herr Leone wartet. Bekanntes Gebiet, das so unbekannt scheint und sich zugleich so vertraut anfühlt. Aber wegen der heranziehenden Regenfront hatte ich doch nicht so richtig Lust darauf. Ich war also froh, als ich endlich eine mir bekannte Straße wiedererkannte, die als brauchbare Verbindung herhalten würde. Alles war wieder im Lot.
Am nächsten Kreisverkehr bog ich dann rechts ab. Jetzt ginge als also irgendwann zügig rollend in den Wald hinein, dann die steile Straße ins Tal hinab, dem ich dann folgen würde, um an dessen Ende das hübsche Serpentinensträßchen mit der gutmütigen Steigung hinaufzufahren. Denkste! Das Ortsausgangsschild, an dem ich gerade mit starkem Rückenwind vorbeiflog, während ich mich noch wunderte, wieso das hier alles so unerwartet anders aussah und daraus schloß, dass ich wohl schon lange nicht mehr hier oben gefahren bin, verriet mir, dass ich mir soeben zwei anspruchsvollere Alternativstrecken zur Wahl ausgesucht hätte, da ich einen Kreisel zu früh abgebogen war. Umkehren war aber noch unattraktiver, weil ich doch gerade so flott dahinrollte und nicht gegen den Wind fahren wollte.
Ich habe dann die zwei neuen Optionen abgewogen. Eine rasante Abfahrt und dann eine ebenfalls hübsche Serpentinenstraße wieder hoch, die allerdings einen etwas steileren Endabschnitt hat. Oder die etwas weitere Strecke mit rasanter Abfahrt und dann einer längeren ziemlich gleichmäßigen und dadurch angenehmeren Steigung, dafür aber später auf der Hochfläche den steifen Wind von schräg vorne. Da ich auf Gegenwind so gar keine Lust hatte, nahm ich dann lieber die etwas forderndere Auffahrt mit den schönen Serpentinen.
Gleich bei der ersten Kehre merkte ich dann, dass mir diese Steigung auch schon länger nicht mehr unter die Räder gekommen ist. Dass gleich die erste Kehre so unerwartet deftig anstieg, hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Dafür kam mir diesmal der Endabschnitt gar nicht mehr so steil vor. Das ist schon seltsam, wie wandelbar manchmal die Landschaft und das Streckenprofil im Gedächtnis sind.
Schön war's aber trotzdem. Und ein wenig eigenartig auch, so durch die verkaterte Eifel zu fahren. Der Asphalt der Straßen roch nach Böllern. Und dann war da noch dieser ältere Mercedes, der mit 30 so dahineierte. Das Fahrerfenster war ganz heruntergelassen und die Hand mit der Kippe hing heraus. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihn einfach zu überholen, bis ich dann im Windschatten des Wagens diesen dermaßen penetranten Geruch von Neujahrskopfschmerz roch und beschloss, ihn lieber vor mir auskatern zu lassen...