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Konkrete Konfliktsituationen im Verkehr

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Hier, ich hab' noch einen Link mit einer einschlägigen Situation rausgesucht: http://www.verkehrslexikon.de/Texte/Rspr3653.php
Im Verhältnis zu dem, wie viel (bzw. wenig) sich der übliche Reiter im Vergleich zu einem Rennradfahrer auf öffentlichen Straßen bewegt, kommt es extrem oft zu solchen Begegnungen, aber nur zu relativ wenigen Unfällen (= weil die meisten Pferde meistens gut ausgebildet und meistens gut kontrollierbar sind). Wenn es aber zum Unfall kommt, ist der Schaden meistens ziemlich groß und wenn Personenschaden entsteht gleich noch mal schlimmer.
Fakt ist: der Reiter wird _immer_ eine Teilschuld zugesprochen bekommen (auch wenn er als Fußgänger null Schuld bekommen hätte), einfach weil er Reiter ist und die Tiergefahr berücksichtigt wird. Eben WEIL das Pferd sich nicht in einer fest verschlossenen Box befindet, sondern im öffentlichen Raum. Das wird in der Passage
Ein Verschulden der Zeugin E. als „Tierhüters“ in diesem Sinne war auch unter Berücksichtigung des § 28 Abs. 2 S. 1 StVO, wonach diese die Vorschriften und Bestimmungen der StVO entsprechend zu beachten hatte, nicht festzustellen. Dagegen war zu Lasten des Beklagten die naturbedingt große Tiergefahr bei einem Reittier, welches im Straßenverkehr bewegt wird, zu berücksichtigen. So verwirklicht dieses, wenn es, wie im vorliegenden Fall, erschreckt wird, ein hohes Gefahrenpotential. Pferde sind wegen der ihnen eigenen Sensibilität in der Regel schreckhaft und reagieren oft auf Geräusche und andere ungewohnte Ereignisse unberechenbar (vgl. hierzu nur: Bundesgerichtshof, aaO.). Im vorliegenden Fall stellt die Querbewegung des Pferdes zur Fahrbahn hin einen Ausfluss der spezifischen Tiergefahr dar. Hier hat sich die Unberechenbarkeit tierischen Verhaltens mit ausgewirkt (vgl. hierzu nur: OLG Hamm, aaO, S. 191), auch wenn dies durch das Überholmanöver des Klägers ausgelöst wurde.
festgestellt.
Dem steht das Verschulden des Klägers (der wollte mehr Geld...) entgegen (er hatte mit einem Seitenabstand von 60 cm überholt):
Zu Lasten des Klägers ist hingegen neben der Betriebsgefahr seines Fahrzeugs auch sein vorstehend dargestelltes Verschulden zu berücksichtigen. Der Kläger hatte es auch sehr viel mehr in der Hand als die Zeugin E., den Schadenseintritt abzuwenden, näherte er sich doch Pferd und Reiterin von hinten. Die Zeugin war der Situation ausgesetzt, die vom Kläger geschaffen worden war (vgl. hierzu nur: OLG Hamm, aaO).

Ich möcht's ja nicht ausprobieren, aber ich gehe davon aus, daß das auch für einen mit 60 cm Abstand vorbeirauschenden Radfahrer gelten wird.
 
Ich finde es gehört zum "vorrausschauenden fahren" auch mal auf ein Pferd zu achten und 4radantrieb leistet hier Pionierarbeit um für Verständnis zu werben.
Also:.
Jeder weiß das ein LKW der eine enge Kurve fährt ausscheren muß und auf die Gegenfahrbahn kommen kann - und nimmt Rücksicht.
Jeder weiß das ein Motorrad in der Kurve "breit" wird und überholt nicht in einer engen Kurve.
Jeder weiß das ein Radfahrer "eiert" und hält genügend Abstand.
Jeder weiß das Kinder plötzlich auf die Straße rennen können und sich nicht StvO Kompatibel handeln.
Jeder weiß das Tiere (Kühe,Pferde,Schafe) auf laute "sportliche" Auspuffe merkwürdig reagieren können.
etc... alte Menschen die am Zebrastreifen plötzlich umdrehen,Männchen mit Handwagen,betrunkene,fremde Straßensucher.....hatt ich mal in der Fahrschule gehört..
und wenn ich die ganzen "nichtradfahrer" seh die jetzt mit Elektrodingern kreuz und quer rasen weil sie ÖKO sind und das "dürfen" DA kommt was auf uns zu !.

Die Straßen sind nicht dafür gebaut um schnelle Rundenzeiten der Radfahrerklientel zu ermöglichen,wir sind da geduldet wie die anderen Chaoten auch !
manche Ansichten hier kommen mir vor wie aus dem Rollerforum 15+ :p

Da wunderts mich manchmal nicht wenn ich irgendwo sag "ich fahr Rennrad" und die Meute ruft "Er hatt Jehova gesagt".....

gruß Heinz
 
FoPa, es ging ja initial auch nur darum, daß ich wissen wollte, warum Rennradfahrer sich nicht melden, wenn sie von hinten kommen und dann oft mit nur einem knappen Schlenker überholen.
Weißte, ich kann mein Pferd zwischen laufenden Baumaschinen durchreiten/-führen, habe mit ihm schon auf'm dörflichen Sportvereinsfest direkt vor der Bühne zwischen zig Leuten gestanden und am Wochenende ist genau neben ihm ein Schubkarrenreifen mit einem ohrenbetäubenden *peng* geplatzt. Er hat nur kurz den Kopf hochgerissen und große Augen gemacht... und trotzdem kann ich nicht garantieren, daß er sich nie erschreckt und mal 'n Satz macht. Er lebt. Nicht alle Pferde sind so gut ausgebildet und cool. Die erschrecken sich dann ggf. ein bißchen schneller/öfter.

Wenn sich hier jetzt ein paar Leute auf den Schlips getreten fühlen, weil ich versucht habe zu erklären, warum und wovor sich so'n Tier ggf. mal fürchtet, dann ist das halt so. Aber wenn diese Texte auch nur eine einzige gefährliche Situation verhindern, dann isses doch gut. Und den Leuten, die denken, die Straße würde ihnen alleine gehören, denen ist eh nicht zu helfen. Und das gilt für Rad-, Auto-, Motorrad-, Lkw- und wasweißichnichtwas-Fahrer genau wie für Reiter und Fußgänger.
 
Das mit dem Schlips passiert genau dann, wenn Tierführer versuchen, die Verantwortung für das Verhalten ihres Tieres anderen anzuhängen. So einen Versuch hat es hier jetzt auch gar nicht gegeben, aber manche haben das wohl einfach nicht gemerkt (aus Gewohnheit, denn sobald es um Hunde geht kommen immer wieder solche Versuche...). Tatsächlich gibt es glaube ich wirklich keinen Streit: die Verantwortung liegt beim Tierhalter und der Rest sollte ihm das mit der Verantwortung nicht unnötig schwer machen.
 
:D Du meinst, das war gerade ein klassischer Pawlow?

Ich liebe es übrigens auch sehr, wenn Bello meinem Pferd an die Hinterbeine springt oder Fiffi kurz und bündig die Flexileine quer über den Waldweg zieht, während ich gerade vorbeireite... Aber im Gegensatz zum Radfahrer kann ich den Besitzern dann wenigstens an den Kopf werfen "Wenn mein Pferd so gut erzogen wäre wie Ihr Hund, dann wäre ich schon längst tot!" :cool:
 
Kleine Frage interessehalber:​

Bei was erschrickt so ein Pferd eigentlich mehr? Durch das überraschende Geräusch, wenn ich 10m dahinter plötzlich laut klingle, oder wenn ich mit 4m Abstand überhole und damit quasi aus dem Nichts auftauche ohne mich anzukündigen?
 
Schwer zu sagen. Die allermeisten Pferde dürften wohl weder beim einen noch beim anderen eine massive Schreckreaktion zeigen, wenn sie schon an Straßenverkehr gewöhnt sind. 4 m sind ordentlich Abstand und 10 m ist auch noch relativ weit weg, sofern Deine Geschwindigkeit nu' nicht gerade bei 30, 40 km/h liegt, sondern Du sie schon verringert hast. Ich hab's ja schon geschrieben: was meistens die Ursache ist, ist das Verwechseln mit einem Raubtier und der einsetzende Fluchtreflex (= Instinkthandlung). Ein Räuber macht aber nicht vorher durch Klingeln auf sich aufmerksam und er bewegt sich i. d. R. zielgerichtet von hinten/seitlich an das Pferd heran, um dann ggf. in die Beine zu beißen oder irgendwie Kehle/Nacken zu erwischen. Sind Bewegungsrichtung und -muster anders, mag das Pferd kurz irritiert sein ("was'n das?"), aber der Instinkt-Kurzschluß, der das "erst-mal-begutachten" ausschaltet, sollte nicht einsetzen. Ausnahmen bestätigen die Regel...

Bei "in 4 m Entfernung überholen ohne vorher zu klingeln" kann allerdings der Effekt eintreten, daß das Pferd Dich längst bemerkt und für ungefährlich befunden hat, Du dann aber den Reiter erschreckst. Und wenn der sich erschreckt und zusammenzuckt, kann's sein, daß das Pferd sozusagen nachträglich noch einen Schreck bekommt, weil ja sein Leittier eine "Flucht"reaktion gezeigt hat.

Klingelgeräusche sind für Pferde per se keine angstauslösenden Geräusche wie z. B. ein Knall (knackendes Holz), schnarrende Geräusche, Rascheln, Grummeln etc., die alle die Urinstinkte wachrufen. Wenn ein Pferd sich vor einer Fahrradklingel erschreckt, dann entweder, weil es mal die Erfahrung gemacht hat, daß danach was blödes passiert (vergessen die NIE) oder weil sich der Schreck des Reiters auf's Pferd überträgt.
 
Danke für die Erklärung :)

Hab hier im Münchner Osten auch einige Pferdehöfe, aber bisher auch immer mit umsichtigen Reitern zu tun gehabt, die durch ihren guten Rundumblick mich schon immer recht früh bemerkt haben. Deshalb gabs da auch noch keine bösen Uberraschungen. Hoffentlich bleibts so. Ich lasse allerdings auch immer ordentlich Abstand beim Überholen. Schon aus purem Selbsterhaltungstrieb ;)
 
Heute bin ich 2 Reiterinnen begegnet die gemütlich auf ihren Färden gefahren sind. Ich habe mich vorbildlich verhalten, da ich ja nun weiß wie das geht.
Ich habe mich langsam genähert und durch ein vorsichtes rufen auf mich aufmerksam gemacht. :daumen:
Trotzdem brauchte ich ewig für das überholen. Die Straße war sehr schmal und neben den Pferden lief ein Hund. Ich habe ihn mehrmals freundlich angesprochen: Hallo Hund, könntest du bitte aus dem Weg gehen. Der hat sich aber nicht mal umgedreht und geguckt. Ich wollte dann auf dem Grünstreifen vorbei, der lief dann auch Richtung Grünstreifen. Ich wieder zurück, er auch. Der ist mir absichtlich immer vor das Rad gelaufen. :mad:
Von gegenüber kamen schon zwei Omi´s angefahren und lachten mich schon vom weiten aus.
Die eine Reiterin sagte: Fahr ihn einfach über.
Mit dem MTB hätte ich das gemacht, aber mit dünnen RR-Reifen?
Aber dann hat er doch noch ein wenig Platz für mich gemacht.
 
...
Die eine Reiterin sagte: Fahr ihn einfach über.
....
:D
Auf unserer England-Tour im August hat uns das auch das Herrchen eines Shar Pei angetragen, "Roll him over!", als die Töle, ihrer Rassebeschreibung "Seine stolze Natur verträgt keinen Zwang, Schulung oder Dressur" folgend, den Radweg besetzt hat. Erziehungs-Outsourcing sozusagen.
Bei Boxern ist das anders: Da ruft unser Sohn "Nein, Papa, nicht anhalten und streicheln! Weiterfahren!" ;)
 
Bisher habe ich zum Überholen von Pferden nicht geklingelt, wollte das Tier nicht erschrecken, eher Tempo raus und Abstand gehalten. Klingel ich halt ab jetzt zusätzlich.
 
4hufantrieb
Du sagtest ja, dass das rattern des Freilaufs eher nicht als Klingelersatz taugt. Aber du sagtest ja auch, dass Pferde ne Klingel deutlich früher wahrnehmen, als der Reiter es könnte.
Würde es auch einfach ein Rattern des Freilaufs in weiter Ferne bringen, um zumindest den Gaul aufhorchen zu lassen ohne, dass er gleich druchdreht? :)
 
Bei den bisher eher seltenen Begegnungen mit Pferden bin ich langsamer geworden und habe mich laut geräuspert oder so und wurde dann immer rechtzeitig "entdeckt" und für ungefährlich eingestuft..;) Den Freilauf würde ich eher nicht als alleiniges Mittel verwenden.
 
Da jetzt schon viele geschrieben haben, dass sie sich "laut räuspern", muss ich mal nachfragen:
Wie langsam fahrt ihr denn dabei? :eek:
oder anders: wie laut räuspert ihr? :confused:

Als Spaziergänger würde ich bei einem Räuspern jedenfalls nicht vermuten, dass sich ein Rennradfahrer von hinten nähert.
 
FoPa, das ist kein Räuspern, das ist der Asthmaanfall, nachdem die Lunge wegen des lauten Monty-Python-Hymnen-Singens beim Sprint etwas überstrapaziert wurde... :D
Hört das Pferd garantiert!

Macht's nicht komplizierter als es ist :) einfach irgendwie anmelden, genug Abstand halten und je nach Situation bißchen bis ordentlich Geschwindigkeit rausnehmen, dann sind alle glücklich. Ehrlich. Also nix, was nicht eigentlich ohnehin angesagt ist. Meine Erklärungen waren ja nur dazu da, um zu verdeutlichen _warum_ es ein Problem sein _kann_, wenn man unbemerkt vorbeirauscht. In 10.000 Fällen geht ja sogar das gut, aber ich möcht' einfach nicht in den 10.001. Fall verwickelt sein. Pferde sind ja keine Bestien, deren einziges Streben es ist, Radfahrer abzuschießen.

Wie gesagt: es gibt weitaus mehr Konflikt- und Gefahrenpotential mit Kraftfahrzeugen und Mountainbikern - und in meinem ganz persönlichen Fall habe ich bei engen, schnellen Rennradbegegnungen mehr Angst um den Radfahrer als um mich und mein Pferd, denn das muß sich bei einem eng überholenden Rad ja nicht mal erschrecken, sondern bloß Kopf und Schulter bißchen in die Fahrbahn reindrehen weil's gucken will, was da kommt, um den Radler versehentlich vom Stahlroß zu holen.... Jeder Reiter ist sich klar darüber, wie ätzend es ist, mit Schwung die Erde zu küssen, auch wenn wir meistens mit dem Rücken oder der Seite zuerst aufkommen.
 
Wie gesagt: es gibt weitaus mehr Konflikt- und Gefahrenpotential mit Kraftfahrzeugen und Mountainbikern
Wobei selbst das Problem eigentlich nur bei denen auftreten sollte, die ihren Selbsterhaltungstrieb ausschalten.
Hatte bisher zumindest nur einmal eine Begegnung mit einer schimpfenden Reiterin (die wohl ganz allgemein keine MTBler mochte). Ansonsten wurden da dann doch eher ein paar nette Worte gewechselt und weiter gings.
Fahre allerdings gerade bei Pferden auch eher defensiv bzw. wenn man sich entgegen kommt bleib ich dann halt am Rand stehen. Wie du ja schon bemerktest: Das Pferd gewinnt, wenn was passiert, in den meisten Fällen gegen den Radfahrer.
Wahrscheinlich fehlt den meisten einfach schon das grundlegende WIssen über Tiere (Es würde ja meistens schon reichen zu wissen, ob es sich um ein Flucht- oder ein Raubtier handelt). Von daher finde ich auch die Idee das hier mal anzusprechen garnicht schlecht. Das man beispielsweise problemlos klingeln kann wusste ich nicht und werde das beherzigen.
 
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