AW: Hinterradlutscher
Ich gestehe - auch ich habe gelutscht :heul:
Es war einmal....
im Herbst. Der kleine Boot war an einem sonnigen Oktobertag unterwegs, der Sonnenuntergang begann seine Vorboten zu senden und so entschloss ich mich nach Hause zu rollen.
Schnell kündigte sich die Finsternis an, Schatten umgaben mich - länger und länger. Die Büsche versteckten sich mehr und mehr unter den Bäumen, dunkel gesäumter Wegesrand. Aber wie in den großen Geschichten hielt ich wacker an meinem Ziel fest und näherte mich Meter um Meter meiner Heimat.
Schwer war jedoch der Weg, denn zu jener Zeit war doch der kleine Boot mehr im Kraftraum als auf der Rolle unterwegs. Nicht mehr gewohnt, brannten die Schenkel, Schmerz wurde mein Begleiter.
Doch Glücklicher - Hilfe nahte. Ein Ruf - den Weg fordernd - schallte von hinten an mein Ohr. Mich umblickend sah ich den schwarzen Ritter, stolz auf seinem edlen MTB gleitend und in Anmut die Meter greifend. Rasch näherte er sich, doch zu meiner Freude schien er nur so schnell die Landschaft zu erobern, das Labsal mich an seinem Hinterrad erwartete.
Und so ergriff ich die Chance, raffte meine Kräfte zusammen, beschleunigte und folgte in kurzem Abstand dem Ritter. Jauchzend vor Freude und der baldigen Heimat gewiss, rief ich ihm dankbar zu: "Bin daaaa".
Gar zu vulgär schienen ihm die Worte, sich umblickend und ohne ein Wort gab er seinem MTB die Sporen, dass es flöge über den Asphalt. Gewiss noch früher die Heimat zu erblicken, nahm ich seine Herausforderung an und folgte ihm auf Schritt und Tritt, noch nicht ahnend, was der Grund für sein Tun. In jenem Moment schien es wie tiefes Verstehen und Ritterlichkeit in seinem Handeln. Und so schmetterte ich ihm voller Freude ans Ohr: "Bin immer noch daaaaaaa"
Wieder blickte er sich um und ich ahnte Not, denn gar finster ward sein Blick. Erneut gab er dem Gaul die Sporen. Tief geduckt jegten wir durch die Landschaft, ein letztes Treiben, eine letzte Jagd. Auch wenn ich verstand, welche Wut ihn trieb, konnte ich nicht anders, denn die Jagd war eröffnet. Und so entschloss ich mich, schneller zu treiben das Wild und den Wind als Beute zu fangen.
So geschah es, dass ich verließ des Ritters Hinterrad mich neben ihn setzte und voller Süße und Milde in der Stimme fragte:"Na - soll ich dir lieber Windschatten geben?"
Schweigend blickte der Ritter zu mir, ringend nach Luft. Und so wartete ich nicht seine Worte ab, gab meinen Rollen die Sporen und setzte mich vor dem Herren, zu geben ihm die versprochene Hilfe. Doch was war dies? Nur kurze Zeit hörte ich seinen Gaul, verloren ich seine Durchlaucht hatte. Da rechts eine Mauer und zu linker Hand ein Wasser zu erblicken war, konnte er nicht verloren sein in wilder Wildnis, oder schlimmer noch wildes Wild ihn jagen.
So schaute ich denn am Ende des Weges und am Horizont tauchte auf der Herr. Doch grausiger Anblick! Welch eine Pain zu sehen den Edlen unter uns mit hängender Schulter und gesenkten Blick.
Gewiss, dass er nicht verschollen setzte ich beruhigt meinen Weg in die Heimat fort.
Wenn ich noch heute zurückblicke, bin ich Dankbar für seinen Edelmut und die Hilfe, die er mir gab.....
Boot
PS: Ich war auf Inlinern unterwegs.