So jetzt nochmal zum Thema Übersetzungen und Trittfrequenzen, aber unter den speziellen Vorzeichen von Wuppertal. Ich kenne mich als in Dortmund geborener Radrennfahrer, der später in Essen gewohnt hat und auch dort im Radsportverein war, in Wuppertal "ein bisschen" aus. Nein, Spaß beiseite, ich kenne mich dort sogar sehr gut aus.
Wuppertal ist wie das gesamte bergische Land sehr speziell. Trotzdem erstmal das allgemeine, sozusagen der "Standard", also der Reihe nach:
Aber welche Übersetzung genau sollte die Kassette denn haben?
Dazu antwortet Dir Teutone dann erstmal völlig richtig:
Also ich persönlich habe ja nicht gleich zu ner anderen Übersetzung geraten (im Sinne von kaufen), ich war der, der sagte, einfach auf hohe Kadenz achten, vielleicht auch per Trittfrequenz-Messer. Eine andere Kassette bräuchtest Du zwingend erst, wenn Du Lizenzrennen in Deiner Altersklasse fährst, aber das ist ja momentan eh keine Option. Zum Kassettenkauf riet Karl. Kann man machen, muss man aber m.E. nicht.
Damit hat er erstmal sehr Recht, es kann nämlich falls du jetzt tatsächlich anfangen wolltest, Radrennen zu fahren, passieren, daß du dieses Jahr gar nicht dazu kommst (Corona!), und nächstes Jahr bist du dann schon U19 und dann gilt wieder eine andere Übersetzungsbeschränkung (U17 - 52/16; U19 - 52/14). Dann bezahlst du zweimal, und das nicht so knapp. Das war wohl das, was
@Teutone vor allem im Sinn hatte, dein Portemonaie!
Mein Grund, daß ich zu einer anderen Kassette riet, war: die meisten Rennräder werden heutzutage vom Händler einfach mit einer mit dem 11er beginnenden Kassette ausgestattet. Wenn du die dranläßt, wirst du immer wieder in Versuchung sein, die "dickeren Gänge" auch zu benutzen, davon kann sich erstmal keiner freisprechen.
Ja bin heute Mal nur auf dem 36 gefahren also die 10km zur Schule, war auch schneller als sonst zwar nicht viel aber ein bisschen, weil ich dann viel gleichmäßiger nach Bergen trete, davor war es immer so am Berg runter schalten in den 3 oder so dann oben wieder aufs große Kettenblatt und erstmal am prusten.
Jz muss ich es Mal später bei einer Ausfahrt testten über ein paar km mehr aber für den Anfang war es viel entspannter und gleichmäßiger zu fahren.
Hier besteht jetzt normalerweise die Gefahr, daß man das "Kind mit dem Bade ausschüttet", wie man so schön sagt. Es geht ja bei der Wahl der Übersetzungen nicht darum, "entspannt" zu fahren, sondern - du willst ja schnell fahren - um eine möglichst effiziente Übersetzungs-Wahl. Wenn du nämlich zu "dünn" fährst, also zu kleine Gänge, besteht die Gefahr, daß du "leer" trittst, also sozusagen in die Pedale "reintrittst" und der Bewegungsablauf wird hackelig. Wenn es so ist, wie ich vermute, fährst du, wenn du "36er gefahren" sagst, die Übersetzung 36/13 (3. Ritzel von rechts). Das entspricht auf dem 52er Kettenblatt ziemlich gut dem 19er Ritzel. Das könnte, wenn es nur ein wenig bergab geht (in Wuppertal geht es
aber meistens heftig bergab oder bergauf, dazu gleich), sehr schnell eine ziemlich hohe Trittfrequenz werden, die du nicht gewohnt bist. Und dann passiert, was ich oben schrieb: Dein Tretrhythmus wird "hackelig".
Was ist zu raten? Und zwar
- im Allgemeinen
- im Besonderen, sprich Wuppertal. Da wäre es nicht schlecht, genaueres zu wissen. Du sprachst von der "Trasse", damit kann nur die Nordbahntrasse gemeint sein. Die spannende Frage ist, wo du da genau rumfährst, die Trasse ist lang und wird von zig Straßen gekreuzt, die diese typisch Wuppertaler "Form" haben - volle Kanne runter und dann wieder volle Kanne rauf. Kann es sein, daß du auf die Hermann-von-Helmholtz-Realschule gehst?
Erstmal zum Allgemeinen: Du solltest dich so früh wie möglich daran gewöhnen, "vernünftige Übersetzungen" zu fahren. Zweitens solltest du dein "Übersetzungsspektrum" erweitern. Was meine ich damit? "Vernünftige Übersetzungen" heißt, daß du dich im mittleren Bereich an eine Übersetzung gewöhnst, die du (fast) immer dann fährst, wenn es flach ist - wie z.B. auf der Trasse (ich weiß, die ist nicht überall flach, ja). Da empfehle ich dir für dein Alter tatsächlich das, was du da fährst, aber eben nicht auf dem kleinen, sondern auf dem großen Blatt, also 52/19.
So, jetzt wird's kompliziert: "Übersetzungsspektrum erweitern" und "Wuppertaler Besonderheiten": Erstmal solltest du bei 80% der Fahrten wie oben geschrieben 52/19 oder 52/18 fahren. Entscheide dich aber für eine der beiden! Bei 20% der Fahrten solltest du aber bewußt
entweder Stellen (z.B. auf der Trasse) suchen, wo es leicht abfallend ist,
oder auf flachen Strecken eine kleinere Übersetzung, nämlich 52/21 fahren. Bei beiden Varianten wirst du recht schnell auf Trittfrequenzen von um die 100 U/min kommen. Da kommt es jetzt darauf an, möglichst sauber zu treten, nicht mit den Hüften zu wackeln usw. Das erreichst du zu anfang, indem du, sobald die "Wackelei" losgeht, möglichst
nicht langsamer/locker fährst. Besser: Sobald du Unsauberkeiten entdeckst, fährst du einfach schneller, dann gehen die weg!
Am Anfang wirst du das nicht lange durchhalten, dann einfach zwei, drei Ritzel dicker schalten und zügig weiterfahren. Später nochmal versuchen, bis der
leicht abschüssige Teil vorbei ist, das dauert ja in Wuppertal nicht lange. So lernst du allmählich, sowohl mit kleinen wie mit großen Gängen, mal schnell, mal langsamer tretend, eine mittlere bis hohe Geschwindigkeit zu fahren.
So jetzt das "Wuppertal Spezial" - die anderen bitte weghören! Nehmen wir einfach mal folgende Fahrt, du kannst auch beliebig eine andere nehmen, Hauptsache: "
Berg-und-Tal-Bahn", deshalb kleingedruckt.
Zunächst mal fährst du auf irgendwelchen Schleichwegen Richtung jüdischer Friedhof oberhalb der A46/Stadtteil Clausen. Oben triffst du dann auf die Opphofer Str., die ab dem Punkt in Nordöstlicher Richtung "Weinberg" heißt. Der höchste Punkt auf der Opphofer Str. ist ziemlich genau diese Einmündung, du fährst rechts.
Jetzt kommt's: Du fährst nämlich jetzt nur ca. 400m geradeaus und biegst dann bei der Firma Karl Schönenberg links ab (abknickende Vorfahrt) Richtung Uellendaler Str., dort rechts und nächst sofort wieder links Richtung Röttgen. Das wäre so eine typisch wuppertaler "Berg-und-Tal-Fahrt" - sollte die nicht so günstig sein oder du ganz woanders wohnen, du findest bestimmt eine andere geeignete Strecke.
Hauptsache: "Berg-und-Tal-Fahrt". Für solche Strecken kannst du erstmal alles vergessen, was man über Übersetzungen redet, sprich: auch meine Zeilen da oben. Du wohnst in Wuppertal, du kennst dich aus, du weißt das.
Während ich dir nämlich normalerweise raten würde, ausgehend von 52/19 oder 52/18 am Berg
moderat runter zu gehen auf 52/21, dann das Kettenblatt zu wechseln, aber gleichzeitig auch wieder auf ein kleinere Ritzel zu gehen, in dem Falle auf's 15er oder 16er, ist hier, wie wir beide wissen, alles ganz anders.
Du bist nämlich nicht bei 52/18 oder so, sondern, vorausgesetzt, du hast der "Versuchung" widerstanden, gleich die "Hammerübersetzung" aufzulegen, auf 52/16 und fährst mit ca. 37 - 42 km/h den Weinberg runter. Jetzt kenne ich die Ecke an der Uellendahler Str. nicht so genau, aber du hast dir ja längst eine bessere "Berg-und-Tal-Bahn" ausgesucht: Vorausgesetzt, es geht vom Verkehr her, fährst du bei sowas also wenn es heftig kommt, mit 45 - 55 km/h in die Kuhle und sofort auf der anderen Seite einen 10% steilen Berg rauf. Da wirst du ganz anders schalten, ich denke, du kennst das "Spielchen": Zuerst mal noch den Schwung mitnehmen und auch den dickeren Gang nicht sofort rausnehmen, dann vieleicht zwei Zähne runtergehen, aber dann: Rechtzeitig (!!) mußt du nämlich dann das Kettenblatt wechseln, bevor du an der "Mauer" stehst und dir auf dem großen Blatt nach hinten die Gänge ausgehen. Du tust das, und jetzt kommts: Überall auf der Welt, aber eben nicht in Wuppertal (oder San Francisco oder ein paar wenigen anderen Orten) würdest du jetzt sofort wieder auf ein kleineres Ritzel gehen, also ca. 3 Ritzel dicker schalten. Nicht in Wuppertal. Du verlierst nämlich schon während des Schaltvorgangs soviel Geschwindigkeit, daß du fast auf dem Ritzel weiterfahren kannst, was du vorher drauf hattest, wir nehmen an, das sei das 18er. Vielleicht kurz auf das 16er gehen, ok, aber dann paßt es auch sofort.
Warum die ganze lange Schilderung, obwohl du doch Wuppertal und die Streckenverhältnisse mind. genauso gut kennst wie ich? Antwort: Weil du das Schalten in Wuppertal, auf den Punkt formuliert, besser auf der Trasse lernst als auf einer Berg-und-Tal-Bahn. Auf einer Berg-und-Tal-Strecke wirst du immer wieder auf Probleme stoßen, wirst dich verschalten usw. Deshalb mußt du sehr sorgfältig bei der Auswahl deiner Strecken vorgehen, um die Fahrerei mit den oben erläuterten Standardübersetzungen (52/19 und 52/18) und das trittfrequenzorientierte Fahren (52/21) zu lernen. Ein oder zweimal die Woche fährst du dann deine "geliebten Berge".