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Brooks Sattel aufarbeiten

Jungs ihr fahrt die völlig falschen Ansätze.
Zunächst wird auf dem, der Nachhaltigkeit wegen, nächstgelegenem Bauernmarkt ein Kälbchen gekauft.
Ihr müsst optimalerweise schon beim Kauf entscheiden welche Fell-Stelle euer Sattel werden soll. Diese stelle täglich Cremen und die Pflegemittel behutsam und langsam einmassieren. Um im Nebeneffekt hochwertiges Fleisch nach Kobe Art zu ernten, jeden Abend nen Feierabendschoppen mit dem Kalb trinken und dabei mit seinem designierten Sattel über zukünftige Fahrradtouren sprechen.

Wenn nach circa 30 Monaten das optimale Schlachtalter erreicht ist, habt ihr als Berufserfahrene locker im Abendstudium den Sattlerberuf erlernt. Wenn ihr nun regelmäßig, wöchentlich - eventuelles Nichterscheinen bei einem Wochentermin wirft euch um Monate zurück- einem Täschner und Beutler über die Schulter schaut und nur dann seid ihr befugt in diesen Fred zu Posten.
Ich selbst versuche noch der erotischen Komponente wegen Kontakt mit einem

Dickschwanzbeutler (https://de.wikipedia.org/wiki/Dickschwanz-Schlafbeutler)

diesbezüglich aufzunehmen.
Dutsch nimms mit Humor, denn nur so ists gemeint:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist an der Zeit für einen neuen Faden Motto " Alle Wundermittel die nicht helfen,aber an denen ich glaube ":D
zB Baby Puder um Hoods wieder geschmeidig zu machen
harte Reifen mit Weichspüler in die Waschmaschine
 
Es ist an der Zeit für einen neuen Faden Motto " Alle Wundermittel die nicht helfen,aber an denen ich glaube ":D
zB Baby Puder um Hoods wieder geschmeidig zu machen
harte Reifen mit Weichspüler in die Waschmaschine

Ich glaube, wir wissen mittlerweile, daß für Dich das Leben, die Welt und jegliches Hobby nur eine einzige und ausschließlich von Dir vorbestimmte Wahrheit verträgt. :eek:

Lass also bitte gut sein, wir akzeptieren, daß Du mit großen

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durchs Leben irrst.
 
Nichts geht verloren, ich zitiere daher:

"Servus,

wie alt der Brooks wirklich ist, kannst Du hinten am Gestell erkennen ... dort steht in der Mitte zwischen den Bügeln Made in England und Patent xy, rechts oder links neben den Bügeln ist dann eine Jahreszahl eingeschlagen.

Ich habe nun schon mehrere Kernledersättel verschiedener Hersteller wie folgt überarbeitet und das funktioniert sehr gut. Man bekommt auch sehr schnell ein Gespühr dafür, wann man welchen Schritt erledigt.

Wenn Du den Ledersattel aufarbeiten möchtest, dann darf er noch nicht gefettet sein. Geht der erste Versuch daneben, so kann man die Prozedur, solange kein Fett aufgebracht wurde, jederzeit wiederholen.

Ist er ungefettet, dann einfach das Waschbecken mit heißem Wasser füllen, den Sattel soweit wie möglich entspannen und in das heiße Wasser legen. Dann eine Wurzelbürste mit relativ weichen Bürsten nehmen und von unten und oben leicht abschrubben. Das Wasser wird sehr schnell unansehnllich. Da kannst Du auch mehrmals zu heißem "Frischwasser" wechseln.

Den Sattel im heißen Wasser solange liegen lassen, bis die Seitenflanken der Lederdecke von allein zur Seite fallen und flach auf dem Beckenboden landen. Dann den Sattel aus dem Wasser nehmen, abspülen und abtropfen lassen, danach in Form modellieren und drücken, Nun nur noch mit einer Mullbinde so umwickeln, daß er die gegebene Form behält und an der Luft trocknen lassen.

Nach ungefähr 40 Minuten kannst Du die Mullbinde wieder abnehmen. Dann sollte das Leder bereits wieder so steif werden, daß es fast von allein die Form hält, Du aber die Form trotzdem noch etwas korrigieren kannst. Das ist insbesondere meistens bei der Sitzfläche und an der Unterseite der Flanken notwendig. Die Sitzfläche von unten mit dem Daumen quasi schön nach außen "ausmassieren" und die Flanken mehrmals leicht nach außen biegen, da diese durch das Binden nach innen um das Gestellt gedrückt werden und den Sattel dabei weiter trocknen lassen. Er wird dann wieder genauso hart, wie im "Auslieferungszustand".

Nach ungefähr vier Tagen Trocknungszeit kann man dann an die Farbe und das Fetten denken. Farbe habe ich immer mit entsprechend gefärbter Schuhcreme aufgebracht. Läßt man dies auf der heizung einziehen und trägt diese auch nur dünn auf und poliert mit der Bürste anschließend entsprechend lange, so zieht diese ganz ein, so daß man danach eine wirklich sehr dünne Fettschicht von oben aufbringen und polieren kann. Kräftig fetten sollte man eh nur von unten.

Dieses "Verfahren" habe ich nun schon an ungefähr 25 Kernledernen angewandt; darunter waren Lohman, Brooks, Ideale, Very Best, Wittkop, Adga, Wrights, Mifa und Co. ... ich habe also quasi fast alle Hersteller durch ... :D

... bei den DDR-Sätteln muß man allerdings vorsichtig sein, da deren Lederdecke aus mehreren, aufeinandergeklebten Lagen Spaltleder besteht und sich bei zuviel Wasser der Kleber löst.:confused:

PS:

Übermäßiges Fetten und Nachspannen bringt die Form übrigens weder zurück noch erhält es den Sattel ... das sorgt nur dafür, daß die Satteldecke noch länger wird und der Sattel letztendlich die Form komplett verliert .. man zieht also nur die Seitenflanken nach außen und läßt diese noch weiter nach außen klappen und der Sattel bekommt eine Pfeilform ohne echte Kontur. Der Sitzkomfort leider darunter deutlich. Deshalb ist es wichitg, daß der Sattel vor der Behandlung komplett entspannt wird.

Und bei den meisten Fabrikaten ist der Bereich, den man nachspannen kann deutlich kleiner, als es auf den ersten Blick und bei Betrachtung der Führung an der vorderen Nase vermuten läßt. Einfach die Führung mal genauer ansehen, dann wird man sehen, daß man i.d.R. nur max. 1 Zentimeter Luft hat und die Spannung der Satteldecke danach über die Schraube den Bock aus der Führung nach oben herauszieht. Solche Sättel quietschen anschließend beim Fahren.

Über die Wasserbehandlung zieht sich die Decke übrigens wieder leicht zusammen und durch das "Nachbauen" der alten Form wird sie auch wieder kürzer, so daß man dadurch fast einen knappen Zentimeter "gewinnt".

PPS:

Wenn der Sattel gefettet wurde, dann kannst Du ihn nur noch in der Sonne über längere Zeit komplett austrocknen lassen ... also so ungefähr einen Sommer lang auf der Fensterbank in der direkten Sonnenbetrahlung lagern ... das führt allerdings dazu, daß die Risse evtl. größer werden. Deshalb auch hier die Decke vorher unbedingt komplett entspannen."
 
Danke @quapla für's Rauskramen der verschollenen Anleitung. Kam für mich genau zur richtigen Zeit. Ich revanchiere mich mit paar Bildern.
Hier schon mal ein Teaser:
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VG Johnny
 
Wie angekündigt, hier mal meine kurze Doku.

Das hier ist der Ausgangszustand, ein >30 Jahre alter Colt. Nicht gänzlich ungepflegt, aber das Leder ist irgendwie asymmetrisch verzogen, zum Glück nicht übermäßig nachgespannt. Beachtet die DIY-Aussparungen für eine Satteltasche, sind ja keine Ösen am Colt dran.

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Kontur angezeichnet, ritsch-ratsch einmal rum, wobei das Messer problemlos durch das furztrockene Leder zu ziehen war. Abgefallen sind dabei ca. 50 g Material.

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Es folgte die Wässerungskur samt Mumifizierung nach o.g. freundlicher Anleitung. Hierbei wurde die Decke doch wieder recht seiten-symmetrisch.

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Nach Abschrägung der Kanten mit allerlei Küchenutensil konnte die Pflege vonstatten gehen: von oben ein Hauch schwarze Schuhpolitur mit Carnaubawachs. Von unten eine satte Packung Snoseal. Und ab zum neuerlichen Einfahren auf den Arbeitsesel.

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Nach 50 km Einreiten erfolgte nochmal eine Carnaubawachsauffrischung von oben, diesmal aber farblos. Und dann wurde er letztlich seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt.

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Unterm Strich hat sich's gelohnt und Spaß gemacht hat's auch.
VG Johnny
 
Sehr schlank für´n Colt :daumen:. Was nimmst Du zum Schneiden?

Ein simples Cuttermesser mit einer frischen Hakenklinge.
Das Abschrägen der Flanken hab ich zunächst mit einer geraden Klinge versucht, ging nicht gut, bin zu grobmotorisch. Ein Hobelmesser musste her, und zwar in der Inkarnation eines Gemüseschälers. Der war leider nicht mehr ganz so scharf und rupfte mehr als er schnitt. Ich bin aber überzeugt, ein scharfer Schäler ist ein gutes Werkzeug für diesen Job.

Also, auch ohne teures Spezialwerkzeug kann man ganz zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab vor Monaten mal einen Swift mit Ti-Gestell ergattert. Die Seitenteile haben sich leider etwas aufgestellt, nicht extrem, aber wenn man es korrigieren könnte, wäre ich froh. Ich denke mal, dem Vorbesitzer ist er einfach mehrmals etwas nass geworden.

Die Wässerungsmethode wie bei dem Colt oben möchte ich dem Swift nicht zumuten. Gibt's denn andere Tipps, wie sich die Seiten wieder schonend anlegen lassen?
 
Ich hab meinen Brooks Professional mit verformten Seitenteilen damals so wieder in Form gebracht:

Unterseite dick gefettet (war bei meinem Brooks eh nötig, da sehr trocken). Dann hab ich ihn mit Frischhaltefolie in Form bandagiert und dann für ne halbe Stunde bei 50 Grad in den Backofen gelegt.

Bei dieser Prozedur wird das Leder wieder etwas weicher und das Lederfett zieht gut ein.

Dann das ganze 1-2 Tage liegen lassen.

Die Prozedur hab ich 2-mal im Abstand von 1 Woche wiederholt, da sich beim 1. mal die Verformungen wieder zu ca. 20% zurückenzwickelt haben.

Nach der 2. Anwendung war der Brooks wiederum Form.

Das ganze macht aber nur Sinn, wenn der Sattel eh neu gefettet werden muss. Zu viel Fetten ist für Leder auch nicht so gut....
 
Hab den Sattel ein halbes Jahr später wieder verkauft, weil ich einen schöneren gefunden hatte, aber in der Zeit blieb er zumindest in Form...
 
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