So nachdem ich Berichte Nachholen muss:
Etappe 6: Tolkamer - Groinchem (120km)
Nachdem sich die Fahrt nach Holland rein als anstrengender als Gedacht herausgestellt hat, galt es am Samstagmorgen zunächst, die 'aufgeschobenen' Kilometer nach Arnhem nachzuholen. Ich kam zum ersten mal so richtig in den Genuss holländischer Radwege und bin immer noch versucht bei der nächstbesten Gelegenheit die Niederländische Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Bis Arnhem ging es hauptsächlich auf Deichen und entlang von Straßen hinein ins Rheindelta. In der City habe ich mich dann aufgrund von zwei riesigen Baustellen ordentlich verfahren.
Nach Arnhem kam dann etwas, mit dem ich definitiv nicht gerechnet hatte: Höhenmeter. Es gibt in Gelderland tatsächlich einige bewaldete Hügelchen die von unzähligen niedlichen Radwegen und sogar ein paar Singletrails durchpflügt werden. (Das Naturschutzgebiet nennt sich Veluwe und der höchste Punkt ragt sage und schreibe 110m über den Meeresspiegel) Landschaftlich ist das Ganze wunderschön, mit Gepäck fand mein linkes Knie die Aktion wenig lustig.
Glücklicherweise ging es ab Wageningen, an der Grenze zur Provinz Utrecht, dann wieder wie gewohnt rappelflach weiter.
Es folgt ein laaanges Stück Zentralholland, das ziemlich landwirtschaftlich geprägt ist und an Norddeutschland erinnert. Eigentlich wollte ich an dem Tag ja etwas weniger Kilometer machen, also habe ich mich bei Leersum für die kürzere Variante nach Wijk entschieden, das mir übrigens meine erste holländische Windmühle präsentierte.
Bei Wijk gings dann mit der Fähre und über diverse Brücken mal wieder über den Nederrijn, der an dieser Stelle den Amsterdam-Rijnkanaal kreuzt und ab da Lek heißt.
Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass die Tour doch keine kurze werden würde, denn ich befand mich mitten in der holländischen Pampa und hatte so gar keine Lust, hier zu bleiben.
Also weiter nach Süden, dem Eheinradweg folgend, über Buren nach Geldermalsen und ab dort den Windungen des Linge folgend über dutzende putzige kleine Bauerndörfer. So langsam gab es auch die ersten Grachten zu bestaunen.
Kurz vor Groinchem, der Tacho hatte die 100 bereits hinter sich gelassen, beschloss ich dann, Leerdam doch nicht zu besuchen (Leerdammer ist übrigens ein eingetragener Markenname eines gewieften Erfinderpärchens, die versucht haben Gouda und Emmentaler zu kreuzen. Der Rest der Welt nennt das Ergebnis 'Maasdammer') und statt dessen die letzten Lingewindungen abzukürzen und auf direktem Weg auf den Campingplatz zu zu halten.
Den hatte ich mir schon vorher ausgesucht, und mich darauf gefreut. Umso ärgerlicher die Erkenntnis, dass bei meiner Ankunft die Rezeption bereits geschlossen hatte. Im Restaurant sagte man mir, ich solle einfach aufbauen und mich dann morgen früh anmelden. Ich mag die Bürokratielosigkeit der Holländer. Der Platz war zu diesem Zeitpunkt bis auf den letzten cm ausgebucht - was mir aber egal war, als ich 20min später in den sehr erfrischenden See gesprungen bin.
Da die Beine entsprechend tot waren, wollte ich den Sonntag dann auch noch dort verbringen.