Sonntag, früh morgens, so zwischen 9 - 10 Uhr.
Gemütlich sitzen wir, AW und ich, bei 'ner Tasse Kaffee und frischen Brötchen am Frühstückstisch. Telefon, Hartmut ruft an. Fauler Sack, der. Von ihm zu mir sind es vielleicht 10 Meter (mit Schlenker um ein kleines Mauerstück ca. 12). Aha, noch mal Rad fahren. Am Nachmittag.
Ich kann mich noch gut an's letzte Mal erinnern. Ich hatte tagelang Muskelkater und ein Sofa oder gepolsterte Stühle waren plötzlich bretthart. Außerdem konnte ich kaum Treppen steigen. Und das bei meinem Job. Postbote, genauer Abt. Paket, da musste schon mal hoch.
Für alle, die es noch nicht wissen: "Post ist da, ein Paket!" bedeutet "Komm runter, ist schwer!"
Alles klar?
Egal, mir ging es wieder gut. Also warum nicht. Zudem war ich ja jetzt im Bilde, was es heißt, wenn der Nachbar Rad fährt. Aldi-Esel packen, Klamotten an und los. Ergebnis ähnlich wie zuvor. Wobei mir schon der Gedanke kam, dass es so nicht weiter gehen kann. Nach unserer dritten Tour habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht. Ein neues Rad musste her. Die alte Möhre scheint ein Eigenleben zu haben. Ständig bremst die, bergab erst recht. 'Hat die Schiß, oder was?' Mein eigenes
Bremsen kann man gut davon unterscheiden. Das quietscht nämlich.
Also ab zum Dealer (Hartmut eben). Einige schicke Räder hat er mir gezeigt, ein weißes (irgendwie komisch), ein blaues (irgendwie alt). Und die Preise erst. Dealer-O-Ton: "Muss schon was sein. Denk an den Esel." Wie Recht der behalten sollte. Aber erst mal ohne Entscheidung wieder nach Hause. Mit Prospekten. Die Nacht war sehr unruhig, mir gingen die "Hengste" (im Vergleich zum Esel) nicht aus dem Kopf. Vor allem, weil ich sie auch gefahren bin, also so kurz, auf einer Teststrecke mit Hügeln und so. Am nächsten Tag bin ich noch mal hin. Es ist das weiße geworden.
Stevens Primera Luxe. In zwei Tagen fertig. AW hat mich dann hingefahren. Zurück kam ich ja selber. Und wie. Ohwohwohw. Ging das ab. Ganz locker an die dreißig Sachen. Und ohne Auto-Anker. Der Esel hat mir übrigens noch zwei Kisten Bier eingebracht. Auch nicht schlecht. Und ich war ihn los.
Das war im August 2009. Ab da hatte ich definitiv ein neues Hobby. Hartmut fangen! (Das ist heute immer noch nicht leichter als damals (die Redaktion)).
Was daraus alles noch werden sollte, konnte sich AW (also meine Frau) nicht vorstellen. Ich auch nicht, aber gehofft hatte ich so etwas nicht annähernd. In diesem Jahr (2009) sind wir sogar im Dezember noch gefahren. Im März 2010 dann, nach reichlich Schnee und bei noch etwas vereisten Stellen schon wieder. Irgendwann zwischendurch, mein Trainer, der Nachbar (also Hartmut) war wohl zufrieden mit mir, kamen die Vattenfall Cyclassics ins Spiel. Mit 'nem Trekker?
Da kam mir der zweite Gedanke nach dem Esel. Ein Renner muss her. "Brauchst Du nicht. Da sind auch Trekker und so." so Hartmut. Der ist lustig. Mein Denken war da eher: 'Das ist ein Rennen, da musst du mithalten, nicht cruisen. Hallo ,
JEDERMANNRENNEN!'
Also, noch mal in den Laden. Weiß war ja inzwischen meine Lieblingsfarbe, hatte ich das schon erwähnt?
Und da stand es, in der Ausstellung. Mein Rennrad. Schneeweiß, schnell schon im Stand, formvollendet. Ich habe mich verliebt. Sorry, AW.
Hartmut hat mir noch mehr gezeigt, auch von Stevens und Giant und sonst noch. Alu und Carbon, alles im Angebot. Günstiger und teurer. Blau und schwarz und rot.....
Alle Argumente gingen links rein, rechts wieder raus. Ungehört!
Nach einer ausgiebigen Runde unendlichen Sightseeings und einem nervenden Tour Führer (Hartmut, der wollte mir echt was anderes verkaufen), waren wir wieder da.
Specialized Roubaix Expert Comp. Frag mich nicht nach Einzelheiten, da habe ich keine Ahnung von. Bis heute nicht. Dafür habe ich einen Nachbarn.
1.6.2010, 2000 Mücken auf den Tisch, und mein Schatz war mein Schatz. Das habe ich bis heute nicht bereut.
Bis dann
yahoudi