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Trikotwechsel (wie ein Fußballer das Radfahren lernt)

yahoudi

Der Weg ist das Ziel! Aber wo ist der Weg?
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Hallo RR-Gemeinde
nachdem ich (fast) das gesamte Forum durch habe, stelle ich fest, das ich im Westen wohl am besten aufgehoben bin. Wie viele von euch habe ich mich an anderer Stelle schon vorgestellt.
Nämlich hier: http://www.rennrad-news.de/forum/threads/trikotwechsel-wie-ein-fußballer-das-radfahren-lernt.105178/.
Ihr seid herzlich eingeladen, meinem Weg vom Schön-Wetter-Kicker zum Pseudo-RR-Profi zu folgen. Auch wenn ich spät mit diesem Sport angefangen habe, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass aus mir noch was wird.
Hat ja beim Fußball auch beinahe funktioniert.
So denn, auf ein trainings-, erfolg- und spaßreiches Jahr 2012 und alle, die noch kommen.

yahoudi
 

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Re: Trikotwechsel (wie ein Fußballer das Radfahren lernt)
Nun zu meinem Thema:


Zunächst einmal, Hartmut ist schuld.

Das ist mein Nachbar. Wir haben vor 6 1/2 Jahren (2005) direkt nebeneinander gebaut. Wie ich heute weiß, ein Glücksfall. Damals aber eben noch nicht. Hartmut ist zugleich mein Hardware-Dealer und fährt jeden Morgen seine 13 km zur Arbeit. Abends natürlich auch wieder zurück (mit kleinen Umwegen). So ist er schon einmal um die Erde und noch weiter mit seinem Kooga und Specialized und was er sonst noch so hat. Also, er (Hartmut) hat's drauf.

Ich hingegen bin vielleicht irgendwann mal in der Urzeit insgesamt so ca. 300 km Radgefahren. Das macht ein normal-deutscher Radfahrer im Jahresschnitt. Ist ja auch nicht tragisch, denn ich war ja Fußballer. Genauer gesagt, Torwart. Jaja, ich war immer schon ein fauler Sack und Laufen auch nicht so meine Stärke. Dafür war ich aber gar nicht mal so schlecht. Immerhin Landesliga. Nach 35 Jahren aktiver Zeit auf dem grünen Rasen haben mich dann diverse Wehwehchen dahingerafft (beide Knie kaputt, rechts mit Kreuzbandriss, zuletzt ein Sprunggelenkbruch rechts). Danach habe ich es, dem Fußball ergeben, als Schiedsrichter versucht. Da musste ich aber feststellen, dass man entweder "stumpf" sein muss oder aber schmerzfrei. Beides kann ich getrost von mir weisen. Ich kann mich noch gut an den Bruch im Gebälk erinnern. Und auf dem Platz hatte ich die besseren Sprüche als so mancher (Pseudo-) Profi. Also: FIN.

Danach war da erst mal gar nichts. Kein Sonntag mit verplemperter Zeit unnützen Sports. Kein Training am Dienstag oder Donnerstag oder öfter. Kein Wind, kein Wetter. Nie mehr draußen frieren oder nass werden. Außer bei der Arbeit. Aber das krieg ich ja bezahlt. Drei Jahre lang nichts tun. Nur Spazieren gehen mit AW (meine Frau). Mal um den See, mal durchs Dorf, meistens aber auch nicht. Echt nicht schlecht.

Dann kommt der Schuldige (also Hartmut) ins Spiel. "Sag mal, hast Du nicht Lust auf 'ne kleine Rund mit dem Rad?" Es war Sommer (irgendwann im Juni 2009), schön warm mit viel Sonne dabei, AW noch bei der Arbeit und "einkaufen kann ich auch noch morgen". 'Ok' denke ich mir so, 20 km hätte ich schon Bock drauf. Also ab in die Radler Buchse (die hatte ich schon, wollte ja schließlich immer mal Rad fahren), das schicke Tchibo-Trikot dazu, Turmschuhe an (Klickpedale kannte ich noch nicht), den Aldi-Esel aus dem Stall geholt und ab ging es. Ach ja, Hartmut denkt an alles. Auch an eine volle Trinkflasche für mich. Jo, irgendetwas hat mir da ja noch gefehlt. Dann ging's aber wirklich los.

Nach zwei Kilometern habe ich meinen Freund, den Nachbarn (Hartmut) gefragt, warum er denn so schnell fährt. Immerhin irgendwas über 20 Sachen. Vielleicht hatte er nicht so viel Zeit? Oder ging es bei ihm die ganze Zeit gar bergab? "Oh, sorry. Habe ich ganz vergessen..." O-Ton Hartmut und grinst.
Schließlich fanden wir mein Tempo, doch als wir uns meinem Ziel von 20 km näherten, musste ich feststellen, dass wir weiter von zu Hause weg waren als ich jemals zuvor war (außer zur Arbeit, aber da fahr ich ja auch mit dem Auto hin). Der Masochist da neben mir (also Hartmut) hatte meine verstörten Blicke ob der Gegend, in der wir uns befanden (ich weiß bis heute nicht, wo das war) aber auch wegen der Entfernung zu meiner Couch wohl bemerkt und sagte zeitgleich zu meinen Gedankengängen: "Wir sind schon auf dem Rückweg." Ja, hoffentlich. Meine Pulle ist bald leer, Hunger hab ich auch und mein Hintern tut mir weh.

Anmerkung meinerseits: Das alles gab es beim Fußball nicht!

Nach unendlichen 45 km und gefühlten 8 Stunden (tatsächlich waren es etwas über zwei Stunden und ein Schnitt von sagenhaften 21,7 km/h) war ich wieder zu Hause. Welch ein Glück, so weit weg war es dann doch nicht. Nach einer heißen Dusche und gutem Essen trafen wir uns noch auf eine Flasche Bier, oder auch zwei. Als ich mir genüsslich eine Zigarette gönnte sagte Hartmut lächelnd: "Können wir gerne öfter machen." Ja, sicher. Nächstes Jahr vielleicht, dachte ich mir leise.
So lange sollte es aber nicht dauern.

Bis dann
 
Sonntag, früh morgens, so zwischen 9 - 10 Uhr.

Gemütlich sitzen wir, AW und ich, bei 'ner Tasse Kaffee und frischen Brötchen am Frühstückstisch. Telefon, Hartmut ruft an. Fauler Sack, der. Von ihm zu mir sind es vielleicht 10 Meter (mit Schlenker um ein kleines Mauerstück ca. 12). Aha, noch mal Rad fahren. Am Nachmittag.

Ich kann mich noch gut an's letzte Mal erinnern. Ich hatte tagelang Muskelkater und ein Sofa oder gepolsterte Stühle waren plötzlich bretthart. Außerdem konnte ich kaum Treppen steigen. Und das bei meinem Job. Postbote, genauer Abt. Paket, da musste schon mal hoch.

Für alle, die es noch nicht wissen: "Post ist da, ein Paket!" bedeutet "Komm runter, ist schwer!"
Alles klar?

Egal, mir ging es wieder gut. Also warum nicht. Zudem war ich ja jetzt im Bilde, was es heißt, wenn der Nachbar Rad fährt. Aldi-Esel packen, Klamotten an und los. Ergebnis ähnlich wie zuvor. Wobei mir schon der Gedanke kam, dass es so nicht weiter gehen kann. Nach unserer dritten Tour habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht. Ein neues Rad musste her. Die alte Möhre scheint ein Eigenleben zu haben. Ständig bremst die, bergab erst recht. 'Hat die Schiß, oder was?' Mein eigenes Bremsen kann man gut davon unterscheiden. Das quietscht nämlich.

Also ab zum Dealer (Hartmut eben). Einige schicke Räder hat er mir gezeigt, ein weißes (irgendwie komisch), ein blaues (irgendwie alt). Und die Preise erst. Dealer-O-Ton: "Muss schon was sein. Denk an den Esel." Wie Recht der behalten sollte. Aber erst mal ohne Entscheidung wieder nach Hause. Mit Prospekten. Die Nacht war sehr unruhig, mir gingen die "Hengste" (im Vergleich zum Esel) nicht aus dem Kopf. Vor allem, weil ich sie auch gefahren bin, also so kurz, auf einer Teststrecke mit Hügeln und so. Am nächsten Tag bin ich noch mal hin. Es ist das weiße geworden. Stevens Primera Luxe. In zwei Tagen fertig. AW hat mich dann hingefahren. Zurück kam ich ja selber. Und wie. Ohwohwohw. Ging das ab. Ganz locker an die dreißig Sachen. Und ohne Auto-Anker. Der Esel hat mir übrigens noch zwei Kisten Bier eingebracht. Auch nicht schlecht. Und ich war ihn los.

Das war im August 2009. Ab da hatte ich definitiv ein neues Hobby. Hartmut fangen! (Das ist heute immer noch nicht leichter als damals (die Redaktion)).

Was daraus alles noch werden sollte, konnte sich AW (also meine Frau) nicht vorstellen. Ich auch nicht, aber gehofft hatte ich so etwas nicht annähernd. In diesem Jahr (2009) sind wir sogar im Dezember noch gefahren. Im März 2010 dann, nach reichlich Schnee und bei noch etwas vereisten Stellen schon wieder. Irgendwann zwischendurch, mein Trainer, der Nachbar (also Hartmut) war wohl zufrieden mit mir, kamen die Vattenfall Cyclassics ins Spiel. Mit 'nem Trekker?
Da kam mir der zweite Gedanke nach dem Esel. Ein Renner muss her. "Brauchst Du nicht. Da sind auch Trekker und so." so Hartmut. Der ist lustig. Mein Denken war da eher: 'Das ist ein Rennen, da musst du mithalten, nicht cruisen. Hallo , JEDERMANNRENNEN!'
Also, noch mal in den Laden. Weiß war ja inzwischen meine Lieblingsfarbe, hatte ich das schon erwähnt?

Und da stand es, in der Ausstellung. Mein Rennrad. Schneeweiß, schnell schon im Stand, formvollendet. Ich habe mich verliebt. Sorry, AW.

Hartmut hat mir noch mehr gezeigt, auch von Stevens und Giant und sonst noch. Alu und Carbon, alles im Angebot. Günstiger und teurer. Blau und schwarz und rot.....
Alle Argumente gingen links rein, rechts wieder raus. Ungehört!
Nach einer ausgiebigen Runde unendlichen Sightseeings und einem nervenden Tour Führer (Hartmut, der wollte mir echt was anderes verkaufen), waren wir wieder da.

Specialized Roubaix Expert Comp. Frag mich nicht nach Einzelheiten, da habe ich keine Ahnung von. Bis heute nicht. Dafür habe ich einen Nachbarn.

1.6.2010, 2000 Mücken auf den Tisch, und mein Schatz war mein Schatz. Das habe ich bis heute nicht bereut.

Bis dann

yahoudi
 
Hallo & Willkommen,

hey.... liest sich wirklich amüsant und auch sehr kurzweilig, also recht unterhaltsam. Werde wohl deine evtl. weiteren Trainingserfahrungen u.- Anekdoten, immer mal weiter verfolgen.

In welcher Gegend treibst du dich denn mit deinem Tourguide (also Hartmut), zwecks quälen des Hinterteils, um... falls erlaubt?
Dann man weiterhin viel Spaß u. Erfolg für dich/euch.


Bis dahin,
Ciao
 
Ähmm, wer liest und auch gelesenes versteht ist klar im Vorteil. Also, hat sich die Frage der "Gegend" auch fast von allein beantwortet!

Ciao
 
Es ist nun nicht so, dass ich alle paar Wochen mal mit DEM Nachbarn das schöne Wetter ausgenutzt habe. Seit ich das Stevens-Rad habe, fand ich auch selbst Gefallen an dem Sport, mit einem Zweirad, muskelangetrieben, Kilometer für Kilometer auf gut ausgebauten (oder auch nicht), deutschen Straßen zu fahren. Und ich muss sagen, wir haben hier prädestinierte Straßen und Wege, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. So kam es vor, dass ich rund um unser Dorf (Radius 25 km +/- 5) die Orientierung verlor. Und das als Postbote. Sachen gibt’s.

Die Touren wurden schöner (speziell zum Padersee, genial), länger und ich stetig fitter. Das kannte ich ja vom Fußball. Training ist alles. Als Torwart arbeitest du ja nicht so sehr am Lauftraining, sondern mehr an deiner Kraft. Also im Sandkasten (erinnert mich an meine Kindergartenzeit ;-)), ohne Förmchen und Schüppchen, eher mit Medizinbällen, Gewichten und so. Ich sollte also gut vorbereitet sein auf das, was man Hügel nennt (Berge erst mal ausgeschlossen). Da wir hier aber doch die aus dem Flachland sind, braucht es einige Zeit, um an „Hügel“ zu kommen. Den ersten, den ich in diese Kategorie stecken konnte, lernte ich in Stromberg kennen. Ein kurzer, knackiger Anstieg. 300 Meter lang, ca. 50 Höhenmeter. Im Mittel 7 % Steigung (Berichtigung: 436 Meter lang, 32 Hm). `Kein Ding.` Von wegen. Ich musste tatsächlich auf der Hälfte absteigen. Dicke Beine und keine Puste mehr. Man, warum muss ich auch rauchen. Während der Trainer schon oben war und Pause machte, legte ich einen kurzen Fußmarsch ein. Endlich oben und vom Gehen gänzlich fertig, wollte Hartmut natürlich sofort weiter. Ich aber setzte mich auf die (gefühlt) extra für mich dahin gestellte Bank mit einem sagenhaften Ausblick Richtung Haarstrang (Sauerland).Das konnte ich aushalten. Aber weiter musste es gehen. Was dann kam entschädigte für die Qualen am `Col de Stromberg`. Egal in welche Richtung es auch ging, immer nur bergab. Stromberg, wen wundert es, ist eben auf einem Berg. Und nun wusste ich auch, warum das hier bei unseren heimischen Radlern so beliebt ist. Von links hoch, nach rechts runter und umgekehrt. So kann man hier einen ganzen Tag verbringen, ohne Langeweile. Mittlerweile fahr ich das Ding auch in einem Zug hoch, und im Stehen und, und, und. Nur rückwärts wird schwierig ;-).

Strecken von 100 km und mehr sind inzwischen auch normal. Z.B. zum Möhnesee (132 km). Ohne Hartmut, aber mit Bernhard. Den hat ersterer mal mitgebracht. Der ist echt lustig. Selten so viel gelacht auf einer Radtour. Oder nach Hamm, über 110 km (schon zwei Mal, mit ersterem und Fitti). Wie man sieht, habe ich mich daran gewöhnt, lange unterwegs zu sein. Nur AW braucht manchmal noch etwas Überzeugung, dass das auch gut so ist. Vielleicht nicht für sie, aber bestimmt für mich. Sicher. AW darf ich bei dem ganzen Ehrgeiz nicht vergessen. Also chillen wir manchmal, so einmal ums Dorf, oder zum Einkaufen, selten über 15 km, meistens so langsam, dass ich fast umfalle. Auf den Rückwegen lässt sie mich aber auch schon mal von der Leine. Wenn ich ein Hund wäre, würde ich mit dem Schwänzchen wedeln. Bin ich aber nicht, also grinse ich fett, und weg bin ich. Sie versteht mich halt doch, meine Frau. Im ersten Jahr habe ich so mit dem Trecker über 2000 km zusammen bekommen. Das Radfahren war ich jetzt gewohnt, Klickpedale kannte ich inzwischen auch, mit der Verpflegung für unterwegs war ich vertraut und wie gesagt, irgendwann zwischendurch kam das Thema Jedermannrennen auf den Plan. Das Resultat war dann das Rennrad, etwas Ärger mit AW, noch mehr Ausfahrten mit und ohne Hartmut, Bernhard oder Fitti. Obendrauf jeden Mittwoch Trainingsfahrten mit dem heimischen Rad Club, ein paar RTF`s und die Jedermannrennen.

Die Post hatte in diese Richtung auch etwas zu bieten. Den FC Deutsche Post. Angeboten wird dort Fußball, Laufen und das Radfahren. Eher zufällig hatte ich davon gehört. Das war noch vor dem Rennrad. Es wurden Radfahrer gesucht, die dann das Nationalteam Deutsche Post bilden sollten. Größenwahnsinnig wie ich nun mal bin, habe ich mich beworben, mit dem Resultat, dass ich nicht genommen wurde. Warum auch. Ich konnte keine Resultate vorweisen. Traurig war ich trotzdem. Was mir aber blieb war ein fester Platz beim Saisonfinale in Bispingen. Das ist eine jährliche Veranstaltung der Post für ihre sportlichen und unsportlichen Mitarbeiter. Daher bedeutet das Kürzel FC auch FanClub. Neben den Fußballern, Läufern und uns Radfahrern kann man da auch als Fan hin. Und es lohnt sich. Unterbringung im CenterParcs Bispingen (Fr., Sa. Und So.), kostenlos für alle. Mit richtig RambaZamba rundherum. Fete am Freitag und Samstag mit Lifeband, Prominenten (Joey Kelly, Marcel Wüst oder Thomas Helmer) und den Veranstaltungen für Fußball, Laufen und Radfahren. Letzteres war ein Einzelzeitfahren über 20 km für ca. 150 Teilnehmer. Das wollte ich mitmachen, ganze zwei Wochen nach meinem Rennradkauf. Irgendwie bescheuert, oder? Das habe ich nun schon zum zweiten Mal mit gemacht. Beide Male mit `nem 30er Schnitt und einer Platzierung irgendwo im Mittelfeld. Und da fährt alles, Mountainbiker, Trekker oder „Einkaufswagen“ (ehrlich). Ich schätze, mein Problem in Bispingen ist die Fete vom Freitag, sonst wäre ich doch wohl schneller. Ist ja auch egal. `Dabei ist alles` und Spaß macht’s allemal. Also immer wieder.

Das war also mein Weg zum Rennrad. Mein Weg zu Hartmuts Fitness ist ein anderer, und härter.

Bis dann

yahoudi
 
Ja, ja, fit müsste ich sein. Dann könnte ich auch mal einen Ortsschildsprint gewinnen. Aber mal ehrlich, nach 80, 90 oder 100 km im Sattel, genügend Höhenmetern und immer noch ohne Pausen unterwegs (ich bin immer noch der letzte an so einer Steigung), kannst du nicht mal `nen Blumentopf gewinnen. Ist aber auch gemein von meinen Mitfahrern. Plötzlich und (für mich weil müde und fertig) unerwartet sprinten die los. Auch wenn es nur so ein bis zwei km sind, meistens verliere ich Udo, Ralf und Hartmut und den Rest (so 6 - 10 sind wir immer) aus den Augen. Aber trotzdem bin ich schneller geworden. So einen Sprint mach ich immerhin auch mit 45 Sachen im Windschatten, ohne halt 10 km/h weniger. Ist aber auch egal, so`n Ortsschild kannste eh nicht mit nehmen, auch wenn du gewinnst.

Ich kann mich noch an die erste Ausfahrt mit Hartmut auf dem Renner erinnern. Wegen einer Biene. Wir wollten nach Stromberg, den Berg hoch. Noch keine 3 km gefahren, hatte ich die Maja im Helm. "Anhalten, Biene!" rief ich ihm zu. Der hat mich, Gott sei Dank, nicht gehört. Da es eine der ersten Ausfahrten mit Klick war, kann man jetzt seiner Fantasie freien Lauf lassen. Richtig, vergessen. Als ich stand, und ich stand wirklich, war es zu spät.
Da kam ich so schnell nicht mehr raus. Wie in Zeitlupe verlagerte sich mein Schwerpunk leicht nach rechts, der Rest war wirklich nicht vermeidbar. Gut das ich beim Bund in den Genuss des Fallschirmspringens gekommen bin. Ist zwar knapp 20 Jahre her, aber so etwas sitzt anscheinend ein Leben lang. Abrollen war der Befehl. Über den Unterschenkel zum Oberschenkell auf`s Gesäß, weiter über die Schultern, die Richtung ändern, aufstehen, fertig.
Ok, aufstehen ging nicht. Ich hatte da zu viel Carbon zwischen meinen Beinen. Also blieb ich auf dem Rücken liegen. Immerhin hatte ich aber mein Rad mit den Beinen anghoben (muß blöd ausgesehen haben, aber Hartmut hat es auch nicht gesehen) und so einige Kratzer vermeidet. Ausklicken, aufstehen, gut iss. Als der Schleifer endlich angehalten hat. war ich schon so gut wie wieder im Sattel. "Was machst Du denn?" Tja, `ne Biene aus dem Helm holen. Was denn sonst?

Der restliche Weg verlief dann Unfallfrei. Zwar anstrengend (denk an Stromberg) hat mich doch das RR-Fieber deutlich gepackt. Vor allem, was da an Geschwindigkeit geht, besonders in den Abfahrten. Das ist das, was ich brauche. Mit 60 km/h oder mehr den Berg runter, dafür lohnt sich jeder Anstieg. Da aber auch die Truppe, mit der ich so unterwegs bin, kein Problem damit hat, mich mit zu ziehen (wenn ich vorne fahre, stört das den Schnitt), komme ich meistens in den Genuss, Windschatten zu fahren. Sicher ist das einfach, denkt sich jetzt jeder. Doch wenn die Jungs (Mädels sind leider selten dabei) Tempo machen, hilft der Windschatten auch nur bedingt. Manchmal habe ich das Gefühl, die gehen den Berg rauf, wie ich ihn runter fahre. Kann man echt so stark sein? Und wo sind die ganzen Muskeln dafür? Im Vergleich sind meine Beine auch nicht weniger als die der Cracks. Na ja, irgendwann kann ich das auch, und dann zeige ich es euch. Bis dahin spiele ich weiter fangen. Also immer. Ich bin eben keine Führungspersönlichkeit, das wusste ich schon immer. Womit ich wieder beim Fußball bin: Ich war nie der Mannschaftsführer. Ist aber auch egal.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

yahoudi (einer von vielen)
 
Sehr schön! :D Vielleicht sollte man als spätberufener Radsportler ja mal Paketzusteller gewesen sein. Den Oberschenkeln schadet es jedenfalls nicht. Habe ich jemals meine 12 Jahre in Diensten von UPS erwähnt? Jedenfalls auch von mir ein herzliches: Heiter weiter!

Ach so, eins noch zum Trost: 300 Meter mit 50 hm haben im Schnitt nicht 7, sondern knapp 17% Steigung. Kein Wunder, dass Du absteigen musstest! :p
 
Hallo EdHot, danke für deine Aufmunterung. Werde mich daran halten.

Habe die Schanze noch mal nachgemessen: 463 Meter lang und "nur" 32 Höhenmeter.
Hier zu sehen:
http://www.bikemap.net/route/1418682

Hab mich wohl verschätzt. Kein Wunder, oben angekommen schiele ich leicht;).
Danach geht's noch etwas hinauf, danach aber klasse runter.
Und das ganze von vier Seiten. Auf und nieder, immer wieder.
Schönes Trainingsrevier kann ich dir sagen.
 
Vattenfall Cylassics 2010

Das erste Mal vergißt Du nicht! Wie wahr, wie wahr.

Seit etwas über zwei Monaten war ich jetzt mit dem Specialized unterwegs. Immer nur mit Hartmut. Von Gruppenausflügen hatte ich null Ahnung. Und dann wollte ich nach Hamburg, um mit 12.000 anderen mal eben über 100 km zu radeln. Nun gut, immerhin hatte ich schon knapp 850 km auf dem Tacho und hinter Hartmut fühlte ich mich sauwohl. Was sollte da schon schiefgehen? Außerdem hat mein Trainer gesagt: "Halt dich aus allem raus, fahr rechts und schau, was vor dir passiert." Ich hoffe, nichts. Das Rad mistnagelneu und teuer, die Knochen immer noch heil. So sollte es auch bleiben! Hoffentlich.

Um es vorweg zu nehmen: Das Hotel war alles, was mir passiert ist. Grauenvoll, schäbig, nicht weiter zu empfehlen. Dabei war es direkt gegenüber dem Atlantic, wo Udo Lindenberg residiert, neben einem Ibis-Hotel (was wir besser hätten buchen sollen). Frühstück erst um 8 Uhr (Startzeit für das Rennen: 7:45 Uhr), Zimmer klein und ungemütlich, Toilette auf dem Flur (Altbau). 'Ne Renovierung hatte das seit dem 1. Weltkrieg mal nötig. Gut dass wir (Uli und ich, Hartmut und der Rest waren in einem deutlich besseren Hotel, 2 km von uns entfernt) am Samstagnachmittag noch etwas bummeln waren und eine Bäckerei gefunden haben, die am nächsten Morgen Frühstück anbot. Nachdem wir dann auch den Start-/Zielbereich gefunden hatten, machten wir uns auf den Weg zu den anderen, natürlich zu Fuß, bin eben ein Sparfuchs. Hätten wir doch lieber ein Taxi genommen, der Weg war unendlich. Hartmut verteilte die Teilnehmerbeutel mit den Startnummern und Transpondern (er hatte alles über die Firma organisiert, auch die Startplätze), danach gings zum Italiener, Pasta essen, soll ja gut sein für Radfahrer. Von einem Steak wäre ich aber auch satt geworden. Danach ab in die Falle.

Um 6:30 Uhr bin ich ganz von selbst wach geworden. Das klappt zu Hause nie, komisch. Also, Uli wecken, Räder startklar machen, Trikots auch und ab zum Bäcker. Und es waren tatsächlich schon Rennradfahrer unterwegs. Ein munteres Treiben um uns herum. Wie die Profis.
Damit bin ich mal kurz wieder beim Fußball:
Mit unserer B-Jugend spielten wir mal gegen einen 4-Klassen höheren Verein (im Kreispokal). Die haben sich auch eine ganze Stunde lang warmgelaufen und den Platz inspiziert. Wir sind dann 'ne viertel Stunde vorher mal rausgekommen und haben auf die Bude (das Tor) gedroschen. Und wir haben 2:1 gewonnen!
Nun, egal. Brötchen und Kaffee reinschrauben und ab zum Startblock C, also ziemlich am Anfang. 'Hinten rein stellen, bloß nicht vorne, die fahren mich alle um.' meine Gedanken. Von Hartmut keine Spur, dafür stand da urplötzlich Marcel Wüst neben uns. Cool. Udo, noch einer aus unserem Radverein, haben wir dann auch noch gefunden. Der Rest war... nicht da. Der Block war rappelvoll, und als es los ging, klickten geschätzte 500-600 Leute syncron ein. Das war ein Sound.

Immer schön dran bleiben, nicht jetzt schon den Anschluß verlieren. Mehr war nicht in meinem Kopf. Das ging sogar erstaunlich gut. Ganz ohne Hetze konnte ich mithalten und sogar Spitzen bis 50 km/h waren möglich. Das war ein Rausch, wowowow. Die ersten 20 km gingen wie im Flug (26 Minuten, nicht schlecht). Udo war längst über alle Berge, der ist noch extremer als Hartmut, Marcel Wüst hatte ich vom Start weg aus den Augen verloren. Blieb noch Uli. Und die Truppe, an die wir uns gehängt hatten. MeridianSpa. So ca. 20 Mann (und Frauen) stark mit gutem Tempo. Die sollten uns doch wohl ins Ziel bringen, oder? Bis die ersten Anstiege kamen (in Hamburg, den Berg rauf, wie das?). Damit war nicht nur die Spa(ß)-Truppe weg, Uli mußte ich auch ziehen lassen. Ich hatte gehofft, ihn an der Versorgungsstation wieder zu treffen. Die war bei km 55 (bis dahin 1:23 h, 37,5 km/h) und ich hatte die bitter nötig. Trinken war alle und Riegel brauchte ich auch unbedingt. Leider war kein Uli zu sehen. Der war auch längst durch. Nach 7 Minuten und etwas dehnen ging es weiter. Auf und nieder, immer wieder. Und das hier, damit hatte ich echt nicht gerechnet, das macht meinen schönen Schnitt kaputt. Scheiße. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, irgendwann mal irgendjemanden überholt zu haben, es sei denn, er lag am Grund (warum auch immer und hoffentlich ohne größere Blessuren). Dafür bekam ich aber kurz vor der Köhlbrand-Brücke einen Schock. Startblock M (oder ein Großteil daraus) flog geschlossen an mir vorbei. Echt krass, ich war C, die waren M, also weit weit hinten. Also auch eine halbe Stunde nach mir gestartet. Absteigen, Taxi rufen und nach Hause bringen lassen. Das hatte ich da gedacht. Bis ich auf einmal einen Kunden von Hartmut vor mir sah. Mein Opfer, jippy. Kurz mal smalltalk und zusammen geradelt und dann die Brücke hoch. Immerhin mit so guten 15 Sachen. Die konnte aber leider der Kunde von H. nicht. So blieb der zurück. Die Brücke runter noch mal mit Speed (60 km/h) und nur noch 15 Kilometer bis zum Ziel. Da es schon sehr licht geworden war, bezüglich der Mitfahrer (hier mal zwei, da mal fünf), musste man um etwas Windschatten schonmächtig betteln. Eigentlich waren hier nur noch Bettler unterwegs, so mein Eindruck. Also arrangieren, mal du, mal ich. Und das ging sogar ganz gut. Auf der Zielgeraden gab's dann Gänshaut pur. Zuschauer ohne Ende und ein Lärm wie im Stadion. Echt geil. Ein kleiner Schlenker noch zur Transponderabgabe und da standen Hartmut und die anderen auch schon, glücklich, dass ich heile angekommen bin. Und ehrlich, ich auch und mit 'nem Kloß im Hals und, oh Wunder, überhaupt keine dicken Beine und nicht die Spur kaputt. Und mit dem Wunsch: Hamburg, immer wieder!

yahoudi (immer wieder mit Gänsehaut bei dem Gedanken an Hamburg)
 
@MNOT: Danke für die Lorbeeren.

Ich weiß nicht, ob ihr das wusstet, aber zu Hause hört mir niemand zu (meine Frau kann und will das nicht mehr hören;) ). Also texte ich euch damit zu.
Meine Motivation rührt daher, Leute für diesen genialen Sport neu und weiter zu begeistern. Die Inspiration dazu gaben mir Leute wie EdHot (Dicker Mann auf dünnen Reifen, sehr lesenswert)
und Bücher vom RAAM (Race Across Amerika) aber auch so etwas wie "Mit dem Fahrrad durch Alaska". Eigentlich wollte ich das alles auf meinem Notebook verewigen, aber da wäre ich
mein einziger Leser. Und dann fand ich dieses Forum. Also schreib ich das jetzt hier hin. Und über 630 Klicks in einem Monat sprechen für sich finde ich. Damit hätte ich ja nun nie gerechnet.
Danke RR-Gemeinde, danke.
Ich verspreche, ich nerve euch weiter.
Vielleicht trifft man sich ja mal bei 'nem Rennen oder 'ner RTF.

CU Toni
 
he yahoudi, echt unterhaltsam, endlich mal jemand, der dazu steht den ötzi nicht mit nem 40er schnitt zu fahren...:D
eine frage nur bieb unbeantwortet: mit welchem schnitt kamste denn in hh ins ziel...
weiter so, bitte fahr ganz viele rennen und schreib drüber, aber verbesser dich nicht, ich meine das fahren, nicht das schreiben....
 
@tobiex68: mein Tacho hat mir nen prima 32er ins Ohr geflüstert. Gelistet war ich mit etwas über nem 30er (wegen der Pause, 7 Min.). Aber macht das echt soviel aus?
Mein Ziel hatte ich jedenfalls übertroffen, und ein guter Platz im Mittelfeld hat mich stolz wie Oskar gemacht.
Aber mal ehrlich, ein bischen besser darf ich doch, oder lieber doch nicht? Mal sehen, was dieses Jahr so geht.
Drei Rennen werden es: Skoda Velothon Berlin, Sparkassengiro Bochum und Vattenfall Cyclassics Hamburg. Dann noch die Postfete in Bispingen und einige RTFs.
 
kleener tipp: unterschätze bochum nicht. bin ich letztes jahr gefahren und glaubte an nen schönen flachkurs.... did ding hat mehr höhenmeter als rund um köln.... berlin ist klasse.. das hat richtig spaß gemacht...
viel erfolg...
ach ja: ne der schnitt an sich ist nicht das wichtigste, der spaß ist es. schnitt-fahren bringt meist auch verbissenheit mit sich...
also weitermachen. fahren und schreiben...
lg
 
jo, fahren, fahren, fahren. Köln und Bochum hatte ich letztes Jahr schon. Köln brauche ich nicht mehr, Bochum fahr ich mit nem Kollegen um die Wette. Dieses Jahr schnapp ich ihn mir.

CU
 
Weserradweg Sept./Okt. 2010

Also, ich bin ja von Natur aus ein eher gemütlicher Mensch, neige gerne dazu, mich überall hin zu setzen und es so bequem wie möglich zu haben. Und dann kommt der Fahrrad-Junkie von Nebenan auf die Idee, den Weserradweg zu fahren. Komplett. Also, so 650 km, von Hannoversch Münden bis nach Cuxhaven. Und als ob das nicht genug wäre, will der auch noch von zu Hause aus zum eigentlichen Startpunkt fahren. 'Plan da mal nen Weg' hat er gesagt. Mit dem PC hat er es nicht so. Also, plan ich mal den Weg nach Hanno-Münd. 135 Kilometer sind's geworden. Ende Sept. / Anfang Okt. 2010 sollte es losgehen. Die müssen am ersten Tag hinter uns liegen. Wir haben eine Woche Zeit, um die Weser abzuradeln. Soll heißen, von Sonntag bis Sonntag. Optional auch eher kürzer, je nach Lust und Laune. Macht also gut 100 km am Tag, oder mehr. Dann mal los.

Wir starten bei bestem Wetter so gegen 10 Uhr. "By, by Love." AW fand die Idee nie gut. Aber, große Jungs muss man auch mal spielen lassen.

Mal ehrlich, so ein vollgepacktes Trekkingrad ist schon eine Herausforderung. Ich 83 kg, das Rad 17 kg plus vll. 20 kg Gepäck. Fahr da mal mit rum. Junge, Junge.

Wir hatten es nicht wirklich eilig, 20er Schnitt, macht fünf bis sechs Stunden Fahrzeit am Tag. Plus Pausen und Mahlzeiten = acht Stunden unterwegs sein pro Tag. Sollte gehen. Und bei dem Wetter so wie so. Irgendwann hinter Paderborn machten wir die erste Pause. Ne Stulle, lecker Ei dazu, fehlte nur der Kaffee. Den hatten wir vergessen, Mist. An ein Navi haben wir gedacht, an elementare Dinge anscheinend nicht. Dafür war Verlass auf das Satmap Active 10. Die Strecke war auch gut zu fahren. Ist schon toll, wenn man so was am PC gut aussuchen kann. Irgendwann hielt mein Tourguide an, grinste sich eins und sprach: „Da müssen wir jetzt rauf.“

Ach du Schreck, eine Wand, steil wie das Matterhorn. Aber das Navi lügt nie. Fazit: Halber Anstieg absteigen, den Rest schieben (18% Steigung). Super Blamage. Südl. Teuto / Egge Gebirge eben. Danach war’s aber hinter uns. Spät, ganz spät, also 20 Uhr, kamen wir an. Und wir bekamen noch ein Zimmer im Hotel Restaurant Schmucker Jäger. Gute Nacht, John-Boy.

Am Morgen dann nur Regen. Ohne Ende. Nach dem Frühstück erst mal in die City von Hanno-Münd. Irgendwie den Regen aussitzen. Gegen Mittag sind wir dann doch gestartet, immer noch Regen. Man, so nass werde ich sonst nur unter der Dusche. Der zweite Tag wurde nicht besser. „Wie sieht das hier wohl aus, wenn die Sonne scheint?“ Hartmut wäre fast vom Rad gefallen. Aber `ne Antwort hatte er auch nicht.

Tag vier und fünf bescherten uns prächtigen Rückenwind. War auch nötig nach den wenigen Kilometern der letzten beiden Tage. So blieben wir ziemlich im Plan. Allerdings meldete sich mein Hintern und bettelte förmlich (und schmerzhaft) nach etwas mehr Zuneigung. In einer Apotheke gab es die nötige Hilfe. Auch für meine angeschlagene Ferse. Achilles lässt grüßen. Die hörte sich fast so an wie `ne schlecht geölte Kette. Sie lieferte auch den Grund für den Abbruch der Tour. Am Freitag setzten wir noch mit der Fähre nach Bremerhaven über, mieteten ein Auto und machten uns auf den Weg nach Hause. Fehlen also noch 50 km bis nach Cuxhaven. Die holen wir nach, wenn wir die Ems abfahren. Dann geht’s quer, die Nordsee entlang, bis nach Bremerhaven und hoch nach Cuxhaven. Dieses nehmen wir uns im September 2012 vor.

Nicht nur Rennrad macht Spaß. Kette rechts und ab geht’s.
 
Zu dem Zeitpunkt des Rennradkaufs hatte AW noch die Vorstellung, das Trekkingrad zu verkaufen. Ein Rad sei schließlich genug, und überhaupt, das ist alles viel zu teuer. Im zweiten Punkt hatte sie ja recht, teuer war es und ist es immer wieder. Hardware aufmotzen, Bekleidung, vernünftiges Schuhwerk usw. Das Ganze dann natürlich für beide Räder. Da brauchst du schon etwas mehr Taschengeld. So sind in den letzten Jahren ca. 5000 € in mein Hobby geflossen. Neben den notwendigen Klamotten auch in Luxusartikel wie den ROX 9.0 (genialer Tacho mit HF-, TF-Messung, Höhenmeter usw.) oder eine Rolle fürs Indoorcycling. Mittlerweile habe ich die Elite Realaxiom (Angebot: 800 €) mit Videotouren, echt geil. Beamer dran und du glaubst, du fährst im Wald (oder auf der Straße, oder in den Alpen). Also, ausgestattet bin ich gut, glaube ich. Und AW ist auch überzeugt, das Trekkingrad zu behalten. Mit dem Renner kommt man halt nicht überall hin. So sind der Weserradweg und auch Strecken wie zum Padersee reine Treckingtouren, landschaftlich überwältigend, was man auf dem Rennrad gar nicht so mit bekommt.

Mit dem Renner geht es meist bei schönerem Wetter auf die Straße (also kein Regen und so). Aber man ist halt kein Kachelmann, und das bestätigt sich immer mal wieder. Einmal hat es uns auf den letzten ca. 10 km erwischt. Uli und Meinolf (sind Brüder), Hartmut und ich waren an diesem Tag schon in Rüthen gewesen (45 km Hinweg mit ordentlichen Wellen), quer rüber nach Weine (geniale Strecke, ähnlich einer Alle, leicht abschüssig), `nen 12%er hoch und wieder Richtung Heimat mit einer gemeinen Senke mittendrin (super Abfahrt, gemeine Steigung). Gesamtlänge der Strecke ca. 110 km. In Rixbeck kam dann der Regen, erst mal nur so aus Sprühflaschen. In Esbeck war es dann ein Regen und in Lipperode ein Schauer, der seines gleichen suchte. Die beiden Brüder hatten es eilig und gaben Gas (die mussten aber auch wirklich weg!), Hartmut zog mich durch dieses „öffentliche Schwimmbad“ (zum Glück war es Windstill) bis nach Hause.

Aber bei Regen Windschatten fahren, das ist so `ne Sache. Der „Nasseffekt“ vervielfacht sich ungemein. Von oben, von vorne und von unten, überall nur Wasser. Dank fehlender Schutzbleche aber auch von hinten. Ich hatte das Gefühl, meine Hose wiegt 5 kg und hängt zwischen meinen Knien. Und du hast den Geschmack der Straße auf den Lippen. Salzig, dreckig. Nur Gummi konnte ich nicht herausschmecken (irgendwie komisch, hier fahren relativ viele Autos). Zu Hause angekommen fühlte ich mich wie eine Regentonne am Fallrohr. Zwar hatte ich meinen Schlüssel bei, aber ich fand es besser zu schellen. O-Ton AW: „Bleib wo du bist! Ich hol ein Handtuch.“ Das war mein Plan!? Aber rein musste ich schon, mein Schatz, draußen nutzt mir das Abtrocknen diesmal nichts. Außerdem mussten die Klamotten runter und ich glaube nicht, dass meine Nachbarn geil auf meinen nackten Hintern waren.

So etwas ist mir bisher erst drei Mal passiert (also Regen jetzt). Ich hatte wirklich Glück mit dem Rennrad, ist doch ein Schönwetter-Renner. Einmal musste eine Tour abgebrochen werden, und beim ersten Mal wollten Hartmut und ich den Regen aussitzen, hat aber nichts geholfen. Und mal ehrlich, wenn der Regen schön warm ist, macht es ja auch noch Bock, oder?

Also, weiter ohne Regenschirm. Viel Spaß dabei.
 
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