AW: Gemeinsame Touren im Raum München - Teil 3
So, mal ein kleiner Bericht wie ich den Ötzi erlebt habe...
Am Start war es recht frisch, was aber mit Beinlingen, Armlingen, Regenjacke und langen Handschuhen nicht so schlimm war wie erwartet. Hauptsache trocken. Die Fahrt nach Oetz war entspannter als erwartet. Nachdem alle die es eilig hatten vorbei waren, fand sich eine gute Gruppe die schnell und sicher unterwegs war. Unten am Kühtai dann Regenjacke und lange Handschuhe aus und in normalem Tempo hoch gefahren. An dem steilen Stück direkt nach der Gallerie klemmte es etwas, so dass ich kurz ausklicken musste - es ging aber gleich weiter und schieben war nicht notwendig. Oben schnell was gegessen, Flasche aufgefüllt, Regenjacke und lange Handschuhe an und ab gings. Auf der Abfahrt dann der erste Schock, als ein bewusstloser und stark blutender Radler an der Seite lag und von Sanitätern versorgt wurde. Hier nahm ich mir nochmal vor nicht auf die verlorenen Minuten in den Abfahrten zu achten und lieber unfallfrei durchzukommen.
Unten im Tal war es dann angenehm warm und in Innsbruck wurden Beinlinge und lange Handschuhe ausgezogen und für den Rest des Tages verstaut. Den Brenner hoch lief es dann unglücklich. Die Gruppe in der ich war wollte nicht recht fahren, weswegen ich nach kurzer Zeit nach vorne bin um etwas Tempo zu machen. Als ich mich das nächste mal umdrehte waren alle bis auf einen weg. Im Wechsel sind wir dann recht flott gefahren und erst kurz vor dem kleinen Steilstück am Ende hatten wir die nächste Gruppe eingeholt. An der Labe oben ging es dann wie am Kühtai etwas chaotisch zu. Warum können die Leute die zu der Zeit da sind nicht kurz ihre Räder abstellen bevor sie sich was holen? Um den Sieg oder unter 9h fahren die doch eh nicht...
Den Jaufenpass hoch lief am Anfang ganz gut. Das Wetter war super und mit den Armlingen an den Handgelenken wurde kurz/kurz gefahren. Das einzige was störte war das Gesöff in einer meiner Trinkflaschen. Am Brenner hatte ich mir etwas einfüllen lassen was als Ötzi-Iso-Drink beschriftet war. Bestand es den Geschmackstest an der Labe noch, konnte ich mich nun überhaupt nicht mehr damit anfreunden, und meiner rebellierender Magen auch nicht. Zum Glück hatte ich die zweiten Flasche noch voll Wasser, so dass ich darauf zurückgriff. Im zweiten Teil des Jaufenpasses merkte ich dann, dass die schnelle Brennerauffahrt ohne Gruppe nun Konsequenzen hatte. Es ging immer schwerer vorwärts, die rechte Wade fühlte sich hart an und mit leerer Wasserflasche war ich heilfroh als die Labe kurz unter der Passhöhe endlich kam. Kurz durchatmen, essen, Wasser nachfüllen und weiter ging es. Die letzten Kehren nach der Stärkung rollten dann wieder etwas besser und ab ging es nach St. Leonhard.
Das Timmelsjoch wurde dann wie erwartet ein echter Kampf - insbesondere die steilen Passagen nach Moos. Ich hatte das Gefühl dass ich immer langsamer wurde und der Kilometerzähler kam auch nicht so recht vorwärts. Die rechte Wade hatte sich zum Glück wieder etwas entspannt, wohingegen nun aber der linke Oberschenkel komische Signale aussandte. Irgendwie beruhigend war nur, dass es allen um mich herum anscheinend ähnlich ging. Leidende Gesichter überall und auch das Tempo der anderen war ziemlich identisch zu meinem. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann endlich das Gebäude in Sicht, das den Beginn des flachen Mittelstückes einleitete. Aber auch hier rollte es nur zäh und Erleichterung stellte sich ein als endlich die letzte Labe auftauchte. Ich blieb meiner Linie treu und aß irgendwie von allem etwas. Mein Magen beschwerte sich schon lange darüber, aber das mir mittlerweile egal. Nur für die Zukunft sollte hier eine bessere Strategie gefunden werden. Nach kurzem Gespräch mit einem ebenso leidenden Teammitglied ging es dann weiter in den finalen Anstieg hoch zum Tunnel. Blöderweise meldete sich aber schnell der linke Oberschenkel wieder, so dass ich schon auf der Timmelsbrücke kurz anhalten musste um diesen zu massieren. Weiter ging es nach oben - immer in dem Zwiespalt nicht zu langsam zu werden und dabei trotzdem nicht den linken Oberschenkel zu überfordern. Ewig zog es sich hin bis zum Tunnel, aber der Gedanke daran es bald geschafft zu haben sorgte für die notwendige Motivation. Welch‘ Glücksgefühl, als nach der letzte Kehre endlich mit dem Tunnel das Ende des steilen Stückes in Sicht kam. Der Oberschenkel hatte gehalten und zeitlich würde ich ziemlich genau die erwarteten 3h von St. Leonhard bis zur Passhöhe schaffen.
Die Abfahrt von oben war schnell und sehr kalt, trotzdem war die kurze Entspannungsphase für die Beine überaus willkommen. Der Gegenanstieg tat dann nochmal weh, aber zum Glück wusste ich was mich erwartet. Als dann endlich der Scheitelpunkt vor der Mautstation in Sicht kam und dann überwunden wurde, war klar dass ich es geschafft hatte. Nun ging es abwärts nach Sölden, wobei in den flachen Stücken der Gegenwind in Verbindung mit meiner Regenjacke nochmal für Anstrengung sorgte. Mit einigen Leuten am Hinterrad wurde nochmal alles ‘rausgeholt was da war und nach 11h13min war es dann wirklich endlich geschafft. Ziemlich genau 2 Jahre nach dem Kauf meines Rennrades hatte ich den Ötzi bewältigt – und das sogar schneller als erwartet. Was für ein Tag…
