Vielleicht wird die Coronakrise ja, wie in so vielen anderen Branchen, auch die Sportbranche nachhaltig verändern? Werden wir in Zukunft wieder eher kleine, regionale Wettkämpfe bevorzugen? Gehen große Veranstalter Pleite? Geht der Trend gar weg von Wettkämpfen hin zu online-Segment-Vergleichen? Sinkt die Motivation durch fehlende Wettkämpfe? Oder steigt sie eher? Viele meiner Bekannten atmen befreit vom Wettkampfdruck momentan auf und trinieren nach dem, was Spaß macht. Vielleicht merken wir nach einem Jahr ohne "offizielle" Wettkämpfe ja, dass sie uns gar nicht so sehr fehlen. Auch wenn wir uns das im Moment noch nicht vorstellen können.
Für mich alles spannende Fragen.
Also, mal historisch betrachtet, es gab ja schon so einige schwere Krisen die die Menschheit und/oder die Menschen in Europa im speziellen zu meistern hatten.
Ich bin ja schon seit Monaten dabei eine Wetterchronik für meinen Ort / Region zu schreiben. Seit dem Mittelalter haben sich da u.a. folgende schwere Krisen ereignet :
1315-1318 Schwerste Hungersnot des Spätmittelalters
1342 Magdalenenhochwasser
1348-1350 Pestepidemie
1540 Hitze&Dürresommer mit Millionen Toten alleine in Europa
1618-1648 Dreißigjähriger Krieg
1783/1784 Kältester Winter der Neuzeit, verursacht durch den Ausbruch des Laki-Kraters auf Island. Weltweit Millionen von Tote
1816 "Das Jahr ohne Sommer", durch den Ausbruch des Tambora in der Südsee kommt es erst zu einem Vulkanischen Winter und schließlich zum sehr kalten Jahr 1816 mit weltweiten Ernteausfällen
Die Krisen der Neuzeit sollten ja allen geläufig sein ( Revolution, Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre, 1ter und 2ter Weltkrieg usw ).
Wenn es mehrere Gemeinsamkeiten gibt die sich in den vorhandenen Aufzeichnungen finden lassen, dann die, daß es nach solchen schweren Krisen oder Kriegen immer Blütezeiten für die Menschheit gab, sowohl gesellschaftlich durch das rege feiern von Festen als auch wirtschaftlich durch erhöhten "Konsum".
Und das wird auch diesesmal so sein, daher denke ich, daß mit beginnender Normalität evtl. ab Spätsommer, spätestens aber ab 2021, bei vielen die Lust nach Wettkämpfen steigen wird. Große Veranstalter dürften mit einem blauen Auge davon kommen, da aktuell eine doch recht stark zunehmende Solidarisierung innerhalb der regionalen / lokalen Strukturen zu beobachten ist ( Nachbarschafts-bzw. Einkaufshilfe für ältere Mitbürger, Sterneköche wie bspw. Tim Mälzer kochen umsonst für Klinik-Belegschaft usw usf ) dürfte sich das auch in einem veränderten WK-Verhalten wiederspiegeln. Man wird evtl. darauf achten, erstmal kleine Veranstalter / Vereine mit einem Start zu unterstützen, bevor man darüber nachdenkt ob es unbedingt der IM auf Lanzarote oder der Marathon in New York sein muss.
Online-Segmente als WK-Ersatz, bitte nicht. Derzeit findet ja gezwungenermaßen sehr viel virtuell statt, wir Menschen sind aber nunmal sozial sehr aktive Wesen ( o.k gibt natürlich Ausnahmen
) und ohne soziale Interaktion gehen wir früher oder später seelisch zugrunde. Ich möchte mich über kurz oder lang bitte wieder im direkten Vergleich mit anderen messen, und nicht virtuell. Das kann man aktuell so handhaben, ist aber eben aus der Not geboren. Bitte nicht als dauerhafte Einrichtung.