Ich hab auch gekauft.
Und wie versprochen hier dann auch der Wettkampfbericht:
Der Wecker klingelt früh. Sehr früh. Es ist 4:30 Uhr und ich habe knapp 4 Stunden geschlafen. Olé! Gestern Abend noch alle Sachen bereitgelegt, daher flott in den den Zweiteiler gehüpft, ein paar bequeme Hosen und ein Finisher-Shirt drüber und ein bisschen Müsli inhalieren. Die Katzen haben seltsamerweise auch um diese Zeit schon Hunger und werden flott abgefertigt. Danach Flaschen füllen, Sachen nach unten Tragen, Luft am Rad nochmal prüfen und der ganze Klimbim.
Um 5:30 kommt mein "Taxi" in Form des Trainers und seiner Angetrauten, die beide ebenfalls starten. Wir kommen gut durch, nach 1,5std sind wir in Heilbronn. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, die Startunterlagen haben wir auch in Windeseile abgeholt. Und das trotz fehlender Startpässe.

Der HTV hat dieses Jahr mal wieder besonderen Bockmist gebaut.
Die Unterlagen sind reichlich, die After-Race-Beutel gefüllt mit allerelei Blödfug, der sogleich entsorgt wird. Wir präparieren
Helm, Rad und Beutel und machen uns mit dem gesamten Geraffel auf in Richtung Wechselzone.
Man braucht ja nur den Neckar zu suchen, dann findet sich alles andere ganz leicht. Die "Messe" hat eine ganz passable Größe, es ist jetzt schon unheimlich viel los und das Rennen verspricht interessant zu werden. Der Neckar hat hochwasser und besteht aus etwa dem, was man bekommt, wenn man einen Eimer zu 1/3 mit Sand füllt und dann Wasser drüber kippt. Braune Brühe. Trotzdem sieht es nett aus hier. Bäume am Ufer, Entchen, Schwäne und überall Sportler.
Der Checkin geht Schnell. Es fallen direkt die wahnsinnig vielen Helfer auf. Kontrolliert werden
Bremsen und Helme außen und innen. Die Wechselzone ist übersichtlich, es gibt Radständer aus Holz mit fortlaufender Numerierung, außerdem bekommt jeder Athlet eine gelbe Plastikbox für den nassen Neo. Sehr nett. Die Plätze sind etwas eng, aber bei 1300 Startern darf man nicht meckern. Dixies gibt es ebenfalls in der Wechselzone. Bonus. Zuschauer können direkt neben der Zone stehen und gucken, werden aber durch einen Bauzaun von Dummheiten abgehalten. Gut für die Stimmung.

Ich baue auf / ab / um und bin viel zu schnell fertig. Nach einem letzten Gang aufs Dixie und Verabschieden vom Trainer und der Gattin dann auf die Suche nach meinen Eltern. Die sind zum ersten Mal zu einem meiner Wettkämpfe angereist und fühlen sich noch etwas fehl am Platz zwischen den ganzen Athleten. Praktischerweise haben sie sich direkt beim Schwimmstart platziert, wo ich jetzt ohnehin hin muss.
Mama freut sich und beklagt, dass man durch das Neopren ja gar nicht die hübschen Waden der netten Männer sehen könne. Papa fragt, ob ich den Zweiteiler unter dem Neo anlassen würde, und ob der nicht feucht würde. Ich versuche zu erklären und wir beobachten die erste Startgruppe wie sie sich mit ihren goldenen Häubchen durch den Eingang zwängt. Durch den Zaun sehe ich
Adrenalino, aber dank Ohrenstöpsel ist er resistent gegenüber meinen Erfolgwünschen. Die Goldhäubchen waten ins Wasser und meine Mutter stellt fest, dass die jetzt "in dem kalten Wasser da" schwimmen werden. Ich versichere, dass niemand eine Blasenentzündung bekommt und da geht es schon los. Plötzlich sind die Eltern dann doch ein wenig von der Stimmung angefixt. Ich ziehe den Reissverschluss des Neos zu und watschle zum Start. Einmal durch die Tür. Einmal über die Piiiiiiiieps-Matte und dann die Treppe runter.
Am Ufer hat man Matten ausgelegt, was den Einstieg etwas leichter macht. Trotzdem ist das Wasser verdammt kalt. Ich tauche unter. Sichtweite sind etwa 5cm. Großartig. Die Eltern stehen oben und versuchen, mich unter den anderen Silberkappen ausfindig zu machen. Ich winke und Mama macht drei Fotos. Alle sind happy. Es kommen mehr und mehr Starter. Die Startgruppen besehen aus 250-300 Leuten. Plötzlich geht es los, irgendwer drückt ein Horn und die Leute beginnen zu schwimmen. Dann mal hinterher.
Die ersten 400 (?)m sind die reinste Prügelei. Der Fluss ist schmal und da man nicht sieht, wohin man Schwimmt hat man ständig Hände überall. Seine Eigenen an Schultern, Hüften, Füßen oder Körperteilen, die ich lieber nicht genau benennen möchte. Fremde Hände die grabschen und versuchen, mich als Luftmatratze zu missbrauchen. Igitt. Nach der zweiten Brücke lichtet es sich dann etwas, und ich kann endlich sowas wie einen Rhythmus schwimmen. Die Enten gucken verdattert, als wir vorbeiziehen, und ich plansche im Wasser vor mich hin. Es sind auch im Wasser viele Helfer, der Wendepunkt ist gut markiert und die Leute schwimmen sogar halbwegs friedlich darum rum. Auf dem Rückweg gibt es Rückenwind, äääh Ströhmung und es geht flotter voran. Den Ausstieg bemerkt man zuerst an den Ästen, Blättern und dem anderen Gerümpel, das sich plötzlich in meiner Schwimmbrille verfängt.
Ich bin fertig, auch hier wieder dutzende Helfer, die die Schwimmer aus dem Wasser ziehen. Ich fühle mich wie ein Stück nasse Wäsche und mein linker Fuß ist eingeschlafen. Der hat wohl schon keine Lust mehr. Nach ein paar Schritten fällt mir ein, dass ich den Neoprenanzug ausziehen sollte. Also Reissverschluss auf, Ärmel aus, rutnerziehen bis zur Hüfte, weiterwatscheln. Piepsmatte, oh
Garmin drücken. Mein Fahrrad ist verdammt weit weg und ich hopple mit tauben Füßen über den Asphalt.
Mein Platz ist eindeutig durch eine wie irre kreischende und winkende Mutter markiert. "Eeeeeeeevaaaaaaaaa hiiiiiiaaaaaaaaa!" Sehr effektiv. Kann ich empfehlen.

Ich schlüpfe aus dem Neo und wefe ihn in die Box. Als ich den
Helm aufsetzen will fällt mir auf, dass ich die Badekappe vorher abnehmen sollte. Grade nochmal gerettet. Ich ziehe die Socken an, die Schuhe hängen am Rad und ab gehts. Als ich über die Piepsmatte laufe, schaue ich auf die Uhr: 38min. Das bedeutet Schwimmen in 35min. Ich bin beeindruckt. Ich hüpfe aufs Rad und schlüpfe in den linken Schuh. Der rechte ist bockig, und beschließt abzufallen. Ich fluche, und einige Zuschauer freuen sich, als ich anhalte um ihn wieder anzuziehen. Was solls, immerhin ne schöne Wechselzeit.
Dann kanns endlich los gehen. Die Radstrecke ist nett, aber sehr hügelig. Ich soll Ironman-Pace fahren, also gehe ich die Hügel gemütlich an. Das ist zwar frustrierend, aber auch eine Schnecke macht Strecke. Die erste Hälfte vergeht wie im Flug. Ich bin beschäftigt mit Landschaft gucken, Essen, Kurven fahren, mehr Essen, Streckenposten (hunderte!!) blödsinnige Dinge zurufen und die Leute an den Verpfelgungsstationen nach Schnitzel und Pommes zu fragen. Ich kann an dieser Stelle eigentlich abkürzen und sagen, dass die zweite Hälfte auch wie im Flug verging. Selbst im kleinsten Kaff stehen Leute auf der Straße. Kinder vergewaltigen Vuvuzelas und in einem Vorgarten klatscht mir ein Mann mit seinen Krücken zu. Es läuft ganz gut. Bis auf diesen Einen Anstieg an dem ein unheilvolles 12%-Schild stand. Ganz oben ruft mir ein Posten zu "das war der letzte Berg!" und ich bin naiv genug es zu glauben. Tatsächlich rollt es sich danach zunächst ganz locker runter. Der Tacho sagt 75kmh, neuer Rekord. Aber dann kommt noch ein Anstieg, und noch einer. Soviel zu locker die beine Ausschütteln.
Dann ist es aber doch geschafft, ich rolle in die Wechselzone. Das Absteigen klappt deutlich besser als das Aufsteigen, und die Mama-Markierung hat sich mittlerweile ihren Fotoapparat geschnappt und blitzt was das Zeug hält. Rein in die Laufschuhe, Mütze und Gels geschnappt und los gehts. Kurzer Kampf, bis die Gels in den Taschen verstaut sind, dann geht das gehoppel los. Blick auf die Uhr zeigt, dass ich 2:40h auf dem Rad verbracht habe. Pieps, weiter gehts.
Die Laufstrecke ist voll, aber nicht überfüllt. Rechts und links gibt es Zuschauer. Viele davon. Sie tröten und klatschen und fächern und rufen Dinge. Ich freue mich, dass ich scheinbar mittlerweile zur Lokalprominenz gehöre, bis mir klar wird, dass mein Name auf der Startnummer abgedruckt ist. Eine Runde durch die Stadt, dann gehts am Neckar entlang. Vorbei an den Eltern. Wieder Fotos. umgotteswillen. Es folgt eine Brücke (wie jetzt, schon wieder Berge?!) und die erste Verpflegungsstation. Die Blase zwickt seit ca. 30 min und ich erspähe freudestrahlend ein freies Dixi. Ich schaffe den Boxenstopp in exakt 60sekunden und hopple weiter. Ich laufe irgendwas um die 6min/km, was meinem Plan entspricht. Die Beine finden das derzeit noch ok.
Es gibt Wasser, Gel, Riegel, Energydrink, Iso und Schwämme. Die Gel-Verteiler sind besonders aufdringlich und gucken beledigt, als ich mein eigenes aus der Tasche ziehe. Sorry. Mein Magen ist auch beleidigt, und veranlasst auf die nächsten 3km fieses Seitenstechen. Ich laufe trotzdem weiter und wedle lustig mit den Armen über dem Kopf herum. An Seitenstechen ist immerhin noch keiner gestorben.
Auf der zweiten Runde bekunden die Beine, dass sie das Ganze jetzt nicht mehr so spaßig finden und das Tempo gerät etwas ins Schlingern. Ich beschließe einfach weiterzulaufen und zu sehen was dabei passiert. Das Seitenstechen hört pünktlich zum nächsten Gel auf.
Ich treffe endlich Adrenalino und den Trainer und man kann sich ein paar Worte unterhalten. Die letzte Runde tut dann doch ein wenig weh. Die Beine sind müde, und eigentlich könnte ich ja auch abkürzen und einfach nach rechts ins Ziel laufen. Fällt bestimmt nicht auf. Ich hopple trotzdem weiter, noch etwas kantiger als vorher, und versuche herauszufinden, ob die
Garmin mir was vom Pferd erzählt, oder ob die Beschilderung der Laufstrecke falsch ist. Mittleweile ist es fast 1km Differenz. Im Grunde ist es mir egal, Hauptsache ankommen.
Auf den letzten Metern kommt mir die Gattin entgegen und scheint noch fit. Man feuert sich gegenseitig an und endlich kann ich auf die Zielgrade abbiegen. Der Moderator moderiert meinen Namen und die Cheerleaders püscheln ihre Püschel und ich laufe über die Ziellinie und versuche ein fototaugliches Gesicht zu machen.
4:53 sagt die
Garmin, das heißt der Lauf hat 1:31 gedauert. Ich bin zufrieden, bis die Beine realisieren, dass ich stehen geblieben bin und sie jetzt lustig zu zucken und zu krampfen anfangen können. Ich rette mich zu den Wassermelonen und der Apfelschorle und suche zufrieden kauend den Trainer. Als ich dort ankomme, ist es schon nicht mehr so schlimm und sein ebenfalls gequält aussehendes Gesicht macht es definitiv erträglicher.
Fazit: Schöner Wettampf. Top Organisation, tolle Strecke, super viel Zuschauersupport, gute Verpflegung. Nachteile: schlechte Wasserqualität und relativ teuer (145€ für die verkürzte MD).
Für mich definitiv mit Wiederholungsgefahr.