Altamura / IT. (eb) Seit Jahren bemühen sich die Menschen Apuliens, Lebensart und Traditionen nicht der Gleichmacherei und Globalisierung zum Opfer fallen zu lassen. «Heimat» geht schließlich auch durch den Magen. Die Aufwertung von Spezialitäten aus den Murgia-Hügeln bei Bari nimmt bei den Bemühungen, dem nimmersatten Standardisierungs-Schlund zu entkommen, einen großen Stellenwert ein.
Umso schwerer traf es die Bürger der 70.000-Einwohner-Stadt Altamura, als dort eine McDonalds-Filiale öffnete, ist in der italienischen Presse nachzulesen. Einer, der darin eine Kampfansage sah, war Luca Di Gesu. Der 34-jährige Spross einer alten Bäckerfamilie empfand den Geruch von Pommes Frites in den mittelalterlichen Gassen der Stadt als «Provokation». «Es war der Reiz der Fehde», gesteht Di Gesu gegenüber der Tagespresse. Wenige Monate nach der Eröffnung des Schnellimbiss-Lokals mietete der Bäcker deshalb das Geschäft nebenan. Der Duft von im Holzofen gebackenen Pane di Altamura zog schnell Neugierige an. In der Auslage lockten zudem Focaccia, Pasticci mit Zwiebeln und Oliven, mit Olivenöl bestrichene Bruschette, Pizze und Panini mit Mozarella und Basilikum.
«Zu McDonalds kamen Trauben von Menschen, die dann in mein Geschäft blickten und schließlich bei mir kauften -- besser und billiger. Hohe Qualität ist für mich selbstverständlich. Das bin ich der Familientradition schuldig», versichert der Bäcker, der seinen Beruf in fünfter Generation ausübt. Mit wachsender Freude registrierten auch Onofrio Pepe und Peppino Colamonica, wie die Tische bei McDonalds zunehmend leer blieben. Die beiden Autoren eines Kochbuchs mit alten Rezepten Apuliens, die einen Verein zum Schutz traditioneller Lebensmittel gegründet hatten, wurden von Slowfood und bekannten Politikern wie Schauspielern unterstützt. Ihrerseits unterstützten sie Bäcker Di Gesu tatkräftig.
Dagegen kam die Geschäftsleitung der McDonalds-Filiale nicht lange an und resignierte schließlich. «Unser größter Triumph ist», sagt Journalist Onofrio, «dass wir McDonalds ohne Boykottaufrufe und ohne ideologische Appelle in die Knie gezwungen haben». Allein die Qualität regionaler Spezialitäten habe den Fast-Food-Riesen in die Knie gezwungen.