Adrenalino
Zur Hölle mit Frau Holle!
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Ich hab auch keinen Nationalstolz, ich wollte nur auf den Unterschied hinweisen ... die anderen Nationen gehen damit wesentlich unbefangener um.
Auf Italien bezogen kann ich dir nur sagen daß dort ganz und gar nicht unbefangen damit umgegangen wird und es einen italienischen Nationalstolz auch gar nicht gibt, es sei denn bei den Idioten der Alleanza Nationale oder den Separatistischen Vollpfosten der Lega Nord

Worauf sollen die Italienerinnen und Italiener auch stolz sein? Auf die Verbrechen, die Italien als Kolonialmacht in Afrika begangen hat? Auf die Zeit unter Mussolini, in der nicht nur Andersdenkende und Angehörige anderer Religionen verfolgt und getötet wurden sondern auch, und darüber wird heute noch in Italien kaum gesprochen, zehntausende süditalienischer Bauern enteignet und nach Afrika zwangsdeportiert wurden um dort das Land urbar zu machen? Daß tausende süditalienische Frauen aus ihren Familien gerissen und zur Arbeit in den Reis&Weizenfeldern des Nordens gezwungen wurden, so wie es meinen Tanten ergangen ist? Auf die Zeit Ende der 60er / Anfang bis Ende der 70er, als rechtsgerichtete Kreise mit Hilfe der NATO und der CIA(!!) Bombenanschläge und Entführungen verübten um eine Regierungsübernahme der Linken zu verhindern? Siehe hierzu
http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung_(Italien)
Jedesmal, wenn ich mit diesem Thema beschäftige, wird mir derart schlecht, da kann ich gar nicht genug fressen wie ich kotzen möchte

Auf so etwas soll ich stolz sein? No, grazie!
Was in Italien allerdings viel verbreiteter ist, ist der "Campanillisomo". Auf deutsch gesagt heißt das Lokalpatriotismus. Aber selbst da würde kaum jemand sagen daß er/sie stolz darauf ist, ein Piemontese, Pugliese oder Toscanesi zu sein, in Italien wird viel Wert auf die Zugehörigkeit zur Stadt, in der man lebt, gelegt. Die Identifikation mit der Stadt/Region, in der man lebt, erlebe ich in Italien viel intensiver als hierzulande.
Gut, in den richtig großen Städten wie Mailand, Rom, Genua, Neapel usw. macht sich auch eine gewisse Anonymität breit. Je "kleiner" allerdings die Stadt, umso größer die Identifikation. Das zeigt sich u.a. darin, daß es in Italien schlicht zum guten Ton gehört, im sog. "Pro Loco" Mitglied zu sein, das ist quasi so eine Art "Bürgerhilfe", dort gibt es nicht nur Hilfe im Kampf gegen den schon kafkaesken Bürokratismus, sondern hier werden auch Feste&Veranstaltungen organisiert. Das kulturelle regionale "Leben" ist in Italien wesentlich vielfältiger als hierzulande.
Nee nee, Nationalstolz ist eine ganz gefährliche Schiene.