AW: Mein Trainingsfragen-Thread
Das meine ich. Mich würde nur interessieren wie solche Zahlen wie die 60 U/min in den Umlauf kommen. Sind es statistische Werte (wie die von Dir erwähnten 80 U/min), die dann je nach untersuchter Gruppe variieren, oder gibt es tatsächliche (plausible) Untersuchungen, die eine optimale Effizienz/Ökonomie hervorgebracht haben, was ich mir kaum vorstellen kann.
Natürlich gibt es solche Untersuchungen. Die decken aber nur einen sehr geringen Prozentsatz der Fälle ab, die zu untersuchen notwendig wäre. Allerdings gibt es eine einheitliche Tendenz: Langsamere Trittfrequenzen rufen offenbar weniger Ermüdung hervor, wobei dies nur für den tatsächlich zur Debatte stehenden und untersuchten Bereich gilt, also zwischen etwa 60 und 100 U/min.
Diese 90 U/min sind ein empirischer Anhaltswert, der seine berechtigte Gültigkeit hat. Ihn zu wiederlegen ist immer einfach wenn man es darauf anlegt, aber dadurch gewinnen diese gegenteiligen Aussagen nicht an Qualität.
Was für jemanden die "effektive" TF ist, ist höchst individuell und liegt in einer bestimmten Bandbreite in der die 90 U/min als Faustwert gilt. Wenn der eine mit 86,3 U/min und der andere mit 97,286 U/min besser zurechtkommt, bedeutet das nicht, dass diese 90 U/min falsch wären.
Wenn jetzt ein Anfänger fragt, was die optimale TF für ihn wäre, dann ist ihm mit zweifelhaften Ausschweifungen in der Studie XY nicht geholfen, mit der Faustformel aber sehr wohl.
Die Studien sind nicht ausschweifend, in allen anderen Punkten stimme ich dir zu: Es gibt eine Faustregel, aber man sollte nur dann Anpassungen vornehmen, wenn man wirklich deutlich davon abweicht, weil es eben "Schnelltreter-, Mittelschnelltreter- und Langsamtreter-Typen" gibt. Auch dafür sollte man eine Faustregel angeben, die ich auf +/- 10% beziffern würde.
Welche Trittfrequenz in welcher Situation für ihn die beste ist kann er (hoffentlich) mit zunehmender Erfahrung für sich selbst herausfinden.
Wenn jeder die Möglichkeit hätte und es sich leisten könnte sich einer genauen anatomischen Untersuchung zu unterziehen, um seine optimale TF zu ermitteln, wäre einem damit geholfen?
Wohl eher nicht, denn es wäre erstens eine Momentaufnahme und zweitens würde das Ergebnis frei im Raum schweben weil es einer Grundlage mangelt, die als Referenz zur Bewertung herangezogen werden könnte, gerade weil es keine absolut richtige TF gibt. Und selbst wenn es sie gäbe, was theoretisch vorstellbar wäre, dann würde es bedeuten, dass die zum Zeitpunkt der Untersuchung persönliche TF in Konkurrenz dazu stehen würde. Der Fahrer ist nun mit dem Zwang belastet dieses Optimum durch anatomische Veränderungen zu erreichen. Das ist aber wiederum auch das Ziel des Trainings, diese Veränderungen herbeizuführen, sonst müsste man es nicht tun. Sie sind aber nur in einem Gewissen Rahmen möglich, sodass eine tatsächlich erreichbare optimale persönliche TF theoretisch zwar möglich wäre, die optimale absolute TF aber unerreichbar bliebe. Man bräuchte den Sport also nicht weiter zu betreiben wenn man ernsthaft Erfolge damit erzielen möchte!! Und das ist doch unsinnig, oder?
Also - 90 U/min mit zulässigen Abweichungen. Was ist daran so schlimm?
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Nichts.
Wobei aber eben immernoch die Diskussion um Trittfrequenzen meistens geführt wird, ohne zu berücksichtigen, daß sie nur ein indirektes Maß ist.
Es geht nicht um die Trittfrequenz, sondern um die richtige Kraft zur eingesetzten Leistung. Untersucht man diese Zusammenhänge genauer, stellt man fest, daß über eine sehr große Bandbreite von Leistungen die Übersetzung bei gegebenen äußeren Bedingungen fast die gleiche ist. Bedenkt man weiterhin, daß jeder Schaltvorgang eine Umstellung für die Muskulatur darstellt, die nicht "gleitend" stattfindet wie z.B. der Übergang von der Ebene in eine Steigung oder eine Verschärfung der Steigung, sollte möglichst wenig geschaltet werden.
Aus diesen Gründen empfehle ich Standardübersetzungen, die im Bereich zwischen 3% Steigung und 3% Gefälle "stehen gelassen" werden sollten.
Auch hier gilt es wieder zu differenzieren: Einmal, weil es eben die langsamen, schnellen und "mittleren" Typen gibt. Zum zweiten, weil es nach dem Trainings- bzw. Wettkampfzweck zu differenzieren gilt.
Ich habe mal - basierend auf eigenen Erfahrungen und Beobachtung meiner Rennfahrerkollegen - eine Tabelle erstellt, die das einzufangen versucht (s. Anhang). Natürlich kann eine solche Tabelle immer nur eine Orientierungshilfe sein.
Für Steigungen über 3% kann man sich ohne weiteres an den üblichen statistischen Durchschnitten der Trittfrequenzen orientieren, da am Berg die Geschwindigkeit praktisch umgekeht proportional zur Steigung ist und damit bei gegebener TF der Krafteinsatz konstant. Hier gibt es auch die drei Typen: langsam 50 - 65 U/min, mittel 60 - 75 U/min, schnell 70 - 85 U/min (Überschneidung beabsichtigt).
k.