Das Thema Sichtbarkeit im Straßenverkehr hatte ich heute schon mal.
Bin heute Morgen mdRzA teilweise auch durch etwas Nebel, teilweise durch einen feinen Niesel gefahren. Morgens, wenn ich mit dem Auto fahre, sehe ich häufig drei Dunkelradler. Zwei davon fahren immer gemeinsam.
Auf der gleichen Strecke trifft man morgens bei jedem Wetter zwei Damen, die mit ihren Hunden Gassi gehen.
Die zwei haben immer Warnwesten an, und die Hunde auch leuchtende Halsbänder. An der Stelle gibt es nur einen Radweg für beide Richtungen. Auf der anderen Seite einen Fußweg. Den benutzen die Zwei immer.
Da ich nach Feierabend von einem Vorgesetzten am Radparkplatz angesprochen wurde, und wir uns noch ein paar Minuten unterhielten hab ich die beiden Dunkelradler im Industriegebiet vor mir gehabt. Normalerweise sehe ich sie nur Morgens. Hab die beiden grüßend überholt, aber dann doch abgebremst um neben den beiden zu kommen.
Hab gefragt, ob sie eigentlich ihren Organspendeausweis immer dabei haben. Schließlich handeln sie täglich so als ob sie die Warteliste positiv beeinflussen wollen.
Die zwei sind immer Dunkel gekleidet, nichts was Reflektiert, auch nicht am Rad. Einer hat sogar einen Nabendynamo, nur keine Lampen am Rad. Hab die Hundehalter auch erwähnt, da sie durch ihre Reflektierenden Westen schon von Weitem gesehen werden. Aber die Zwei jeden Morgen nebeneinander ohne Licht über die Straße fahren. Im Industriegebiet selbst gibt es hier keine Radwege.
Erst waren sie sehr abwertend, aber eine kleine Einsichtig hat sich dann doch noch gezeigt.
Ich hoffe es hat was gebracht, und ihnen geht ein Licht auf!
Gestern war wohl der Tag der Dunkelfahrer? Auf der Heimfahrt sind mir auf meinen anfänglichen 15 Minuten durch die Stadt alleine drei PKW aufgefallen, die - wohlgemerkt noch in der Stadt - ohne Licht unterwegs waren. Ich habe das schon bei mir selbst beobachet, dass ich dazu neige, mit unserem noch relativ neuen Auto in die Tagfahrlichtfalle zu treten. Bei einsetzender Dämmerung suggeriert einem das Tagfahrlicht noch, dass mit dem Licht alles in Ordnung und somit an alles gedacht sei. Vorne mag das ja auch so sein, nur hinten hilft diese halbherzige Einrichtung nicht. Insofern ist diese verbaute Tagfahrlichtlösung eigentlich total panne. Nimmt einem nur die Hälfte des Mitdenkens ab und das dann auch noch für den eigentlich unkritischen Teil zur hellen Tageszeit. Die andere Hälfte des Mitdenkens ist dann dank des "Komforts" schnell vergessen oder übersehen und betrifft den kritischen Teil, wenn es dunkel wird und eigentlich darauf ankäme. Wer denkt sich nur so etwas aus? Das in Skandinavien schon seit Ewigkeiten praktizierte ganztägige Fahren mit "echtem" Licht zeigt meiner Meinung nach, wie es besser geht. Aber mit solch einer ollen Kamelle kann man wohl nichts Zusätzliches verkaufen.
Wenn's eine rote Ampel hergibt, rolle ich in solchen Fällen gerne neben das Fahrerfenster und klopfe an. Immer wieder scheint es unheimlich zu sein, wenn sich plötzlich so unerwartet aus dem Nichts jemand erlaubt, an der Scheibe anzuklopfen. Und wenn's dann noch dunkel ist, Die Gesichter sprechen ja Bände. So auch diesmal.
Als es klopft, führt die Fahrerin des schwarzen VW Beetles gerade eben über die Freisprecheinrichtung ein Telefonat. Sie lässt das Fenster einen Spalt herunterfahren und guckt mich dabei an wie in einer Szene in den Anfängen eines Horrorfilms. Die quietschende Säge wäre musikalisch gesehen eine schöne Untermalung, aber ich habe mal wieder leider keine dabei. Ich wünsche ihr stattdessen einen guten Abend. Sie hätte hinten kein Licht. Hektisch nervös greift sie ans Amaturenbrett. Als sie den Drehschalter im Dunkeln ertastet hat, weicht die Anspannung aus ihr heraus. Mit einem Dreh ist der ganze Spuk mit dem Anklopfer vermutlich aufgelöst. Sie stammelt unbeholfen ein paar Worte, die ich als ein Dankeschön werte. Telefonieren scheint ihr eher zu liegen.
Auf meiner Weiterfahrt denke ich über diese Situation nach und nehme mir vor, das nächste Mal dann vielleicht nicht zu vergessen, das Bufftuch vom Mund herunterzuziehen. Das könnte die Situation weiter entspannen
Die Kommunikation mit Autofahrern finde ich nicht so ganz einfach, wenn sie denn nicht gerade eben mit offenem Fenster fahren oder vielleicht sogar im Cabrio unterwegs sind. Mit Radfahrern liegt mir das eher. Das ist einfacher. Da habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, meinen Unmut über das fehlende Licht einfach kurz und schnell herauszufrotzeln. Viel mehr Zeit als ein "Mach's Licht an!" bleibt einem im Vorbeifahren ja auch nicht. So geschehen auch vor ein paar Tagen auf dem Bahntrassenradweg. Kommt mir doch tatsächlich ein Vater mit seinem kleinen Jungen entgegen. Beide ohne funktionierendem Licht. Ich habe dann noch den säuselnden Anfang seiner fröhlichen Anwort mitbekommen "Das haben wir vergeeeeeessen." und war froh, dass ich mir den Rest nicht mehr mit anhören musste.
Was gab's sonst noch auf der Heimfahrt? Klar. Werde ich doch glatt 10 Minuten vor Zielankunft angehupt, als ich vor der Querungshilfe mit dem Rad auf der Straße stehe und noch gemütlich das entgegenkommende Fahrzeug passieren lassen möchte, bevor ich gleich wieder nach links auf dem Bahntrassenradweg verschwinde. Ich schüttle mit dem Kopf. Autofahrer. Keine Geduld, obwohl doch Platz genug ist, um an mir vorbeizufahren. Hauptsache Hupen.
Ich weiß nicht genau, weshalb ich nach der schnellen und sehr rütteligen Abfahrt dann kurz vor Ortsausgang des Nachbarortes noch einmal nach meinem Rücklicht gegriffen habe. Einfach nur um mich zu vergewissern, dass es noch da und nicht abgefallen ist, bevor es auf den stockdusteren letzten Kilometer Landstraße geht, wo immer gerne das Gaspedal durchgetreten wird. Alles klar. Es ist noch da. Alles klar? Nee. Es leuchtet nicht mehr. Dankbar habe ich diesmal den ungeliebten und sonst von mir gemiedenen Radweg genommen. Ein Kilometer mit Schlaglöchern, großen Grasbüscheln in den Längsrissen der Betonplatten, groben Schottersteinen, Pferdeäpfeln und Pfützen im Schein meines Frontstrahlers, nach hinten hin dunkel.
Die kommenden Tage werde ich mir ein zusätzliches Rücklicht kaufen und als Zweitlicht an meinen Rucksack hängen, damit ich weiß, dass das Hupen nur soviel heißt wie, dass ich mit meinem Rad nicht blöd im Weg herumzustehen habe.