Boar, was zieht man an? 12 grad und böiger Wind…
Lang und ne Herbstjacke mit Merino-Shirt?
Herbstjacke! Ist ja schließlich Herbst. Also eigentlich habe ich das Sommersetting, aber unten aufgemotzt mit Knielingen und oben "mit ohne" Ärmlingen, aber dafür die Windstopperjacke drüber. Gestern war es genau richtig, aber heute war es mir auf einmal doch eine Spur zu warm. Vielleicht, weil ich heute das Buff über die empfindlichen Ohren gezogen hatte?
Herbst. Spätestens wenn ich die Windstopperjacke anziehe, glaube ich, dass ich mir nichts mehr vormachen muss. Dann bin ich im Herbst angekommen. Aber dann will ich auch richtigen Herbst und keinen Pseudo-Sommer mehr, und als ich heute Morgen... direkt nach dem Aufstehen total verpennt im Badezimmer auf der Toilette saß, da schwebte wieder, wie die letzten Morgenden auch bereits, wie eine kleine, filigrane Kugel ein Sommergast an mir vorbei.
Während ich noch verpennt den Flug verfolgte, war sich der Herr Leone sicher, dass die Sommergastfreundschaft aufgekündigt werden muss, und so klatschte ich für ihn etwas unbeholfen und ungenau dieser Steckmücke hinterher. Mist, verfehlt. Aber Herr Leone schien es ernst zu meinen, wo mir doch eigentlich nur ein gemütlicher Morgen vorschwebte. Aber vorbei ist vorbei!
Eine Stechmücke lässt sich, so habe ich im Kampf heute Morgen beobachtet, nach einem verfehlten Klatschen einfach auf den Boden fallen - vielleicht kommt es auch von der Luftverwirbelung? -, um sich gleich darauf wieder zu erheben und die Flucht in ihrem filigranen Flug zu suchen. Ob ich nun wollte oder nicht, ich musste einfach mitmachen, was der Herr Leone sich in den Kopf gesetzt hatte. Als hätte er Blut geleckt!
Sein Angriff nach vorne. Mit der rechten flachen Hand auf die weißen Fliesen, auf den gerade wieder abhebenden Quälgeist. Klatsch. Vorbei. Einen halben Meter weiter mit der linken flachen Hand auf den gerade provozierend davonschwebenden Sommergast. Klatsch. Vorbei. Blutrauschmodus. Wie eine Katze, die mit ihrer Tatzen im Finale der fliehenden Beute nachsetzt, nur vermutlich nicht ganz so elegant. Es folgte eine rechte flache Hand, klatsch und: Vorbei war es mit dem Sommergast! Was für eine Rechts-Links-Rechts-Kombination, die mich - siegreich - auf allen Vieren irgendwo im Badezimmer kniend wieder in den Herbstmorgen zurückließ.
Ich glaube, so bin ich jetzt im Herbst angekommen. Später auf dem Rad mit Windstopperjacke und Buff über den Ohren, auf dem Kopf die blumige Spätsommerkappe unter dem
Helm, um den Sommer vielleicht doch noch ein wenig in die Länge zu ziehen, aber herbstkühler Fahrtwind und gemütliches Spazierfahrtempo ohne Eile.