Voraussichtlich ein letztes Mal ein quasi wöchentlicher Eintrag – zukünftig werden diese dann nur noch anlassbezogen erfolgen (oder falls jemand den ultimativen Tipp jenseits einer Amputation in die Runde werfen kann). Andererseits habe ich gerade das Gefühl, dies die letzten zwei Wochen auch bereits geschrieben zu haben – ob es stimmt, darf man somit getrost anzweifeln.
Gerade kehre ich von einem ziemlich ernüchternden Nachbesprechungstermin von meinem Operateur in Hannover zurück. Die Kurzfassung ist, dafür braucht man eigentlich kein Medizinstudium, dass chirurgisch das Ende der Fahnenstange erst einmal erreicht ist – und es für die kontinuierlichen Schmerzen und die stetig wiederkehrende Bakerzyste keine wirklich gute – nicht einmal eine schlechte – Erklärung gibt. Einmal mehr gab es für mich die Aussage eines erfahrenen Arztes, dass es schlichtweg ein Rätsel sei. Helau.
Ich kann mir zwar selber auf die Schulter klopfen, dass es dort, wo ich seit Jahren – auch in diversen frustrierten Einträgen – von einer Verhärtung sprach auch tatsächlich eine fibrotische Struktur gab, die nun entfernt wurde, wodurch auch das mediale Schnappen und Springen verschwand, aber zumindest sieben Wochen nach der Resektion dieses „Lappens“ von immerhin 5x3x1,5 cm hat es schlichtweg keinen gravierenden Unterschied gemacht. Ja, es ist ein greifbarer Befund, aber nein, er scheint nicht von Relevanz…signifikanter Relevanz…zu sein. Im Grunde genommen ist ein mechanisches Phänomen verschwunden, das Beschwerdenbild jedoch gleich geblieben. Jeder, der das hier liest, hat sicherlich an irgendeinem Körperteil auch eine periodisch oder immer springende Sehne oder was auch immer…und dies hatte ich halt im Areal meiner Dauerschmerzen, dies ist nun anders, das Problem jedoch gleich. Am Auto wurde der platte
Reifen gewechselt, dass der Motor durch ist, hat nur keiner behoben. Fährt immer noch nicht gut.
Schmerzen habe ich augenblicklich wirklich mehr oder weniger den ganzen Tag. Selbst Sitzen, zumindest über längere Zeiträume, ist nicht mehr gut…hier im Zug mit angewinkelten Beinen…das würde ich auch stets mit 2/3 von 10 einstufen. Das ist zwar seit der OP sukzessive besser geworden, aber wie weit die Progression mich noch trägt, bleibt abzuwarten. Ewiges Sitzen in gleicher Pose war aber auch, oh Wunder, vor der OP nicht immer eine Freude.
Gehen ist schlechter als sitzen (Außer im ständigen Wechsel, das lenkt irgendwie ab und immer ist das eine eine Erholung vom anderen, so obskur dies auch klingen mag), Treppen sind viel schlechter, schnellere Bewegungen sind von mir durch eine Schmerzwand getrennt – gestern wollte unser Kleiner mit mir ein paar Basketbälle vor dem Haus werfen und ich konnte vom Kopf her einfach keinen Schritt zur Seite machen, wenn ich nur eine Sekunde oder weniger Zeit habe, die Bewegung durchzuführen. Das Bein ist dann einfach steif und der mediale Schmerzpunkt dreht bei einer schnellen Bewegung auf der Schmerzskala steil nach oben. Ist quasi so, wie wenn ich mit dem Fuß auf den Boden stapfe…auch das ist aus schmerztechnischer Sicht seit zweieinhalb Jahren einfach nur bescheuert. Beim anderen Bein geht das ganz normal (z.B. dreckige Schuhe), beim dämlichen Bein schmerzt es halt einfach regional anteromedial am Knie.
Mache ich ein paar schnellere Bewegungen oder gar Drehungen, dröhnt es richtig im Knie. Alles beginnt immer mit einem anteromedialen Schmerz, bewege ich mich dann mehr, fühlt sich das ganze Knie brennend an – und es gibt kein Entrinnen und auch keine Linderung. Am nächsten Morgen ist es dann zumeist wieder beruhigt und der Spaß beginnt ohne Unterlass von Neuem.
Krank geschrieben bin ich vorerst für 4 weitere Wochen. Kurzfristig betrachtet ist das gut, mittelfristig betrachtet wird wahrscheinlich in 4 Wochen auch nur wenig besser sein und langfristig macht es einfach keinen Unterschied.
Manchmal denke ich auch, dass die Arbeit für den Kopf gut wäre, da ich etwas Abwechslung hätte, aber wenn ich dann mal länger in der Küche herumstehe oder wie am letzten Samstag nach 45 Minuten am Osterfeuer scheitere und wieder nach Hause fahre, weiß ich, dass dies auch nicht gut funktionieren würde.
In Anbetracht der stets zurückkehrenden Zyste hat mir der Operateur nun zum Rheumatologen geraten – vielleicht könnt man die vermehrte Flüssigkeitsproduktion im Knie ja durch Medikamente in den Griff bekommen, wenn es schon keine greifbare Erklärung gibt. Die Idee ist zwar als in den Raum gesprochenes Wort ganz okay, aber ohne mich an alle Details zu erinnern – die Schiene bin ich doch auch schon gegangen. Blutbilder, die für eine Rheumadiagnose nix hergeben. Der Verdacht in Richtung Schuppenflechtenarthritis, was auch unterhalb des Radars eines auffälligen Blutbilds der Fall sein könnte…aber ein Hoffnungsschimmer, der auch zu nichts führte. Natürlich kann ich jetzt auf den Arztbrief warten und noch einmal einen Rheumatologen aufsuchen, aber nur wenn man immer wieder dasselbe macht, muss man nicht erwarten, dass das Resultat ein anderes sein wird. Es scheint einfach kein Entrinnen, keinen Strohhalm mehr zu geben – außer eben mit all jenem wieder anzufangen, was zuvor zu nix geführt hat. Ich könnte mir die Telefonnummern von fünf weiteren Orthopäden aus dem Netz holen und Termine stecken. Etwas übertrieben wären das dann die Nummern 20 bis 24. Das führt doch auch zu nix.
Für die Krankschreibung war ich hier in der Region bei einem Orthopäden, also zu Hause, die Bahncard war mal überflüssig. Hat sich aber gerade automatisch erneuert, da ich die Kündigung vergaß. Also doch wieder mehr Ärzte quer durch Deutschland; immer wieder frustriert die schönen Radlandschaften des Landes vorbeiziehen sehen?
Auch der Arzt hier hat sich noch einmal wirklich Mühe gegeben – Akkupunktur (da war er der Dritte), neue Schmerzmittel (die ja zu nix führten) und momentan soll es erst einmal jede Woche eine subkutane Infiltration mit einem Betäubungsmittel geben – was bei Spritze 1 in der Tat ehr kurzfristig vielleicht marginal etwas gebracht hat. Inwieweit da echt Effekt oder nur Placebowunschdenken am Start war, wusste ich selber nicht. Dahinter versteckte sich die Idee oder Frage, ob eine Denervierung, die er aber auch selber nicht durchführen würde, vielleicht sinnvoll wäre.
Dazu meinte jedoch mein Operateur aus Hannover, dass mehr Denervierung als eine offene OP kaum geht, da die Nerven dann sowieso durchtrennt werden und erst einmal Ruhe ist, was periphere Nerven angeht – eine Denervierung wäre nicht anders bzw. man könnte auch nicht mehr erwarten. O Dem ist…vgl. tauberes Gefühl entlang der Narbe und insbesondere zur Kniemitte hin…nicht intelligent zu widersprechen. Also auch eine Floskel oder ein Schlagwort, mit dem ich keinen Schritt weiterkommen werde. Trotzdem lasse ich den Kontakt zu dem Arzt erst einmal nicht abreißen, da ich am Ende auch einfach jemanden brauche, der mir die elendige Krankschreibungen geben kann oder eine Quelle für eventuelle Medikamente ist.
Manchmal glaube ich, dass am Ende doch mein medialer Knorpelschaden, den der Operateur in Hannover bei Betrachtung der ASK-Fotos auch wieder als „Minimal“ bezeichnete, eine Rolle spielen könnte – das widerspricht aber auch aller Logik der Ärzte, da diese mir alle sagen, dass solch ein kleiner Knorpelschaden eigentlich keine signifikanten Probleme verursachen kann.
Zumindest ist der Knorpeldefekt von der Lage her mit dem Sturz in Verbindung zu bringen und liegt auch quasi in der tieferen Verlängerung meines Hauptschmerzareals – als isolierter Defekt erscheint ein degenerativer Prozess auszuschließen, aber ich werde es wohl niemals herausfinden. Die beiden Operateure der ASKs zuvor hielten ihn beide für nicht behandlungswürdig und der Operateur aus Hannover meinte heute zu mir, dass mein Knie nach den vorherigen 3 OPs in drei Jahren einen komplexen Knorpeleingriff nicht mehr überstehen würde – Zitat „Das kriegen sie nie wieder zusammen“.
Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass moderne Ersatzverfahren mindestens 2 Operationen beinhalten und auch nur dann ratsam sind, wenn ein Knorpeldefekt symptomatisch ist. Sofern dies nicht gegeben ist, scheint das Risiko, durch eine verbockte Operation das Problem nur zu verschärfen oder gerade erst zu schaffen, viel zu groß. Und, so sagen mir auch alle Ärzte, passen die von mir beschriebenen Schmerzen partout nicht zu einem Knorpeldefekt – der ständige Reizzustand mit der Bakerzyste als Folge hingegen schon, aber auch nicht wirklich, wenn man sich das Ausmaß des Schadens vor Augen führt. Es dreht sich alles immer wieder im Kreis und führt zu gar nichts.
Im Skript meiner Träume war der 20.04 anders geplant. Nachuntersuchung der OP. Termin für das Rennrad beim Schrauber, damit das wieder fit gemacht wird. Die Nachuntersuchung war enttäuschend, das Rad habe ich am 19. Trotzdem weggebracht. Ich eiere ja auch jetzt ein wenig herum, das kann ich dann zukünftig vielleicht wieder auf dem Rennrad und nicht auf dem Tourenrad. Aber es ist halt auch ultimativ unbefriedigend.
@Recordfahrer: Die Liebscher&B.-„Freunde“ habe ich leider, da könnte ich Copy&Paste aus den vorherigen 23 Seiten dieses Themas hier alles zusammentragen, schon hinter mir. Ich will die beiden jetzt nicht vollends in die Pfanne hauen – manche Jesus-style-Videos online sind natürlich schon eher komödienhaft – aber mir hat das Ganze überhaupt nichts gebracht. Einer meiner X Physiotherapeuten war auch
100% auf L&B eingeschossen und hat mir auch neben einer Triggerpunktbehandlung alle möglichen L&B-Übungen gezeigt und als Hausaufgaben aufgetragen. Das Spiel habe ich über mehrere Wochen akribisch mitgespielt…allerdings mit dem Resultat, dass es nicht einmal den Hauch einer Veränderung gebracht hat. Die vorgestellten Übungen gegen die Bakerzyste sind auch, naja, hoffentlich bei anderen Patienten erfolgreich. Ein wenig liegt jedoch der Verdacht in der Luft, dass es bei L&B einfach exzellent gelungen ist, auf die Social Media-Schiene und das Querdenkertum aufzusatteln – liest man deren Bücher, beginnt jeder Absatz gefühlt mit „die herkömmliche Medizin sagt, dass….aber alles Unfug, denn….“. Das spricht insbesondere Lehrer (weiß gar nicht, wie viele Empfehlungen aus dem Kollegium kamen) an und all diejenigen, die es eh schon immer besser wussten und Ärzte nur für Geldschneider ohne Gewissen halten. L&B geben dem Patienten auch das Gefühl der vollkommenen oder quasi-vollkommenen Autonomie über die eigenen Schmerzen und Probleme, was natürlich all diejenigen anspricht, die fest davon überzeugt sind, dass man jeden Karren nur alleine aus dem Dreck bekommt. Bei mir steckt der Karren nur ziemlich tief im Dreck, ganz egal, ob ich Fachleute klassischer Schule um Hilfe bitte oder versuche, mir selber zu helfen. Es interessiert weder Knie noch Zyste. Dummerweise gilt dies auch für Schmerzmittel aller Art und augenscheinlich auch Güte – und ich würde schon selbst lange an so etwas wie chronische Schmerzsyndrome (CRPS oder ähnliches) glauben, wenn da nicht gleichzeitig immer wieder die Zyste wäre, die recht augenscheinlich kommuniziert, dass sich nicht nur irgendwo ein Schmerz eingenistet hat und den Exit nicht findet, sondern dass irgendetwas im Argen ist. Aber….was und wie findet man einen Hebel dagegen?
Anbei noch der Laborbefund zu dem Stück Knie, welches mich in OP#3 verlassen hat. Für mich ist es ein Rätsel, wie man dermaßen viel Gewebe aus einem doch so kleinen Gelenk (relativ) entfernen kann, ohne dass es, jenseits von einem entfernten mechanischem Phänomen, irgendeinen Unterschied zu machen scheint.