Glaube da muss man etwas differenzierter ran.
Letztendlich ist der Reach des Rahmens, der sich aus der Oberrohrlänge und primär dem Winkel des Sitzrohrs (auch des Steuerrohrs) ergibt, die entscheidende Größe.
Ganz wichtig bei Gravelbikes, oft werden flachere Steuerrohrwinkel verwendet und entsprechend können kürzere Vorbauten gefahren werden, ohne dass das Rad sich zu nervös fährt. Da kann dann auch das Oberrohr etwas länger ausfallen.Unter dem Strich nehmen sich im Schnitt viele Crosser und Gravelbikes in der Reichweite vom Sattel zum Lenker nichts.
Allerdings schafft das Gravelbike über diese Geomtrie etwas, was einige Crosser nicht schaffen - mehr Freiheit für die Füße zum Schutzblech bzw. zu den Reifen. Zudem werden ein paar Gravelbikes auch gleich mit 27,5 Zoll Laufrädern angeboten (Beides, 27,5 und 28/29 Zoll ist oft trotzdem möglich in diesen Rahmen zu fahren), was Fahrern mit kürzeren Rahmen in Sachen Fußfreiheit entgegen kommen sollte.
Außerdem haben viele Gravelbikes ein abfallendes Oberrohr, wodurch man besser über dem Rahmen stehen kann. Bei nicht wenigen Crossrahmen fallen die Überstandshöhen (Standover) mit geradem Oberrohr recht hoch aus. Bei Crossrädern geht es ja darum, Platz zum schnellen Schultern zu lassen, wenn man das Rad in Windeseile über Hindernisse und schlecht fahrbare Passagen tragen muss.
Da stimmt vieles nicht und erst recht nicht in dieser arg vereinfachten Sicht. Nur nebenbei: Der "reach" wird gemessen von Tretlagerhöhe bis zur Mitte der Steurrohr-Oberkante ( gelegentlich Oberkante Steuerlagerkappe), also unabhängig vom Sitzwinkel.
"Gravel-Bikes" sind Marketing-Schimären. Einerseits gibt es da nichts, was nichts in der Vergangenheit immer mal wieder aufgetaucht wäre - Rennräder mit dickeren Reifen sind keine Erfindung der letzten Jahre - , und es gibt vor allem kein fassbares "Geometrie-Konzept", was dem zugrunde liegt.
Manche sind mehr vom MTB "inspiriert", manch näher am Touren-Rennrad.
In der Tat: Die meisten fallen lang aus, vor allem im Vorderbau. Und das hat durchaus Konsequenzen im Fahrverhalten.
Was aber vollkommen falsch ist, ist so eine Aussage
Ganz wichtig bei Gravelbikes, oft werden flachere Steuerrohrwinkel verwendet und entsprechend können kürzere Vorbauten gefahren werden, ohne dass das Rad sich zu nervös fährt
Du bist so eine Mühle wohl noch nicht gefahren.
Der Zusammenhang ist auch nicht richtig: Um es einfach und rein prinzipiell darzustellen: Je aufrechter man sitzt, desto länger kann der Rahmen in der Front sein. Ein flacher Lenkwinkel und große Vorbiegung sorgt dann trotzdem für einen ruhigen Lauf. Je tiefer gebeugt man sitzt, desto kürzer muß der vordere Bereich sein. Bei langen Voderbauten wird das Lenkverhalten spätestens in Unterlenkerhaltung indirekt und quarkig.
Und weil es nun mal so ist, dass je kleiner die Größe wird, sich die Verhältnisse ändern und im Vergleich auch "extremer" werden, ist jeder Millimeter, der nicht das Vorderrad noch weiter vom Schwerpunkt entfernt, eine Gewinn. selbst bei Geo-Konzepten für eher lang bauende Räder.
Nahezu alle solche Räder die ich gefahren bin, hatten diese "Besonderheit". Mal stärker, mal weniger stark ausgeprägt, aber immer deutlich vernehmbar. Wirklich gut war das alles nicht. Leider haben auch alle Geometrien, die nominell für 650B Laufräder ausgelegt sind das nicht wirklich besser gemacht. Aber die sind meist auf mehr Reifenfreiheit ausgelegt und ein 650B mit 40mm Bereifung und größer hat die gleiche Größe wie ein 700C mit schmalerer Bereifung. Die Fußfreiheit wird ohnehin überbewertet, aber so kurz wird kein Gravel-Rahmen ( die kratzen nur selten ander berühmten 580mm Marke Front-Mitte). als dass hier ein Problem vorliegen könnte.
Die Vorbau-Länge alleine, die so gerne genannt wird, macht für das Fahrverhalten so gesehen gar nichts aus.
So ein Rat: ruhig ein längeres Oberrohr zu nehmen, bei einem Rad, was vermutlich ohnehin etwas Überlänge nach vorne hat, führt letztlich zu dem, was so häufig zu beobachten ist: Ein deutlich zu großes Rad, auf dem keine Sitzposition gefunden werden kann, weil das Dingen kaum einen Kilometer beschwerdefrei bewegt werden kann.