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Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

Kajaking-Mark

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HI all,

ich werfe mal die Behauptung in die Runde, daß es einer größeren charakterlichen Reife bedarf absichtlich langsam zu fahren, als jede Herausforderung zu einem kleinen Privatrennen anzunehmen.
Ich gebe zu, diese Reife nicht immer zu haben. Ich stelle mir vor, daß sich Porschefahren in den USA bei Speedlimit 55 Mph (88Km/h) ungefähr so anfühlen muß wie wirklich diszipliniert im Regenerations- oder GA-1 Bereich zu bleiben.
Mir ist`s schon vor 15 Jahren nicht gelungen mein tägliches Marathontraining auf Münchens Joggermeile Nr. 1 langsam genug durchzuhalten. Ich hatte damals über 4-5 Monate ein tägliches Lauftraining von etwa 16 - 20 Km/d absolviert und mein Körpergewicht schwankte um die 62 Kg mit Tenedenz Richtung 60 Kg bei 177cm Größe. Da kam ich schon in einen Leistungsbereich wo durchschnittliche "City-Jogger" keine Chance mehr hatten. Es kostete aber sehr viel charakterliche Reife sich ständig von keuchenden Ergeizlingen auf dieser stark belaufenen Strecke überholen zu lassen und ihre triumphierenden Blicke zu registrieren, wohl wissend, daß für fast alle ein kleiner Dreh am Gasgriff genügt hätte, Ihnen das Kotzen beizubringen. Manchmal klebte einer so zäh an mir dran, daß ich mich nicht länger beherrschen konnte und mit einem gelangweilten Zwischensprint für Ruhe im Karton sorgte. Defacto wurde aus dem Marathontraining ein 10 000m Training und bald kam auch schon die chronische Laufverletzung die mich zur Aufgabe des Laufsports zwang.
Hätte ich konsequent langsam genug weitertrainiert und meinen Bewegungsapparat geduldiger an die hohen Kilometerbelastungen gewöhnt, hätte ich durchaus in (für Hobbyläufer) respektable Leistungsbereiche des Marathonlaufs vordringen können.

Dieses Jahr hatte ich eine Operation, weiter möchte ich mich hier nicht outen, ich sage nur die Sterblichkeit dieser Erkrankung liegt bei bis zu 10% und dieser Eingriff war kein Schnupfen. Ich erholte mich relativ schnell, war aber durch die Narkose und den Eingriff noch wochenlang geschwächt. Wenn ich im Supermarkt an der Kasse anstand wurde mir so schwindlig, daß mich fast umhaute. Ich begann wieder mit meinem Radtraining nach dem Motto Rentnertempo also Puls unter 120. Mehr hätte mir einfach nicht gutgetan. Da ich am Bodenseeradweg trainiere, war ich ein willkommenes Objekt für Kettler Alurad-Touristen, Kindern von Radurlaubfamilien, Mountainbikern und etwas fitteren City-Bike Rentnern die mal einen Rennradler versägen wollten. Ich habe mich mit meinem Italorenner und in Rennradmontur wochenlang von den meisten dieser Leute versägen lassen. Manche kamen ran, klebten etwas am Hinterrad, gingen neben mich, schauten mir kopfschüttelnd in die Augen und fuhren triumphierend mit ihrem dreckigen MTB davon. Es gehört schon, behaupte ich, eine gewisse charakterliche Reife dazu, das wochenlang gleichgültig hinzunehmen.
Ich will hier nicht näher ausführen, wie ich dann gefahren bin, als es mir nach etwa 6 Wochen wieder besser ging, ich durch die Krankheit 7 Kg abgenommen hatte und so einen Touri am Berg krebsen sah....
Ich hab` dann sehr viel Kraftausdauer und EB trainiert, es krachen lassen wo es nur ging, so daß ich nun eine Kniereizung habe, die mich jetzt schon wieder zum Langsamfahren zwingt.
Rational und auch vom Gefühl danach, finde ich GA1 eindeutig sinnvoller, aber wegen dem Funfaktor, meiner charakterlichen Reife, dem Y-Chromosom oder was auch immer bockt`s mich halt immer wieder zum Heizen.

Wie geht`s euch damit ? Haltet ihr wirklich wochenlanges GA1 oder Regenerationsfahren aus ?

Cu Mark
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

:lol: schön das es jemand so offen ausspricht :)

Bei mir verhält es sich ganz ähnlich und vielleicht ist das der Grund warum ich in den nächsten Jahren bei Lizenzrennen höchstens im Mittelfeld mitfahren werde :rolleyes: Dabei ist es so: Wenn ich alleine losfahre und mir fest vornehme "heut machstes langsam" dann klappt das auch in der Regel. Aber wehe ich verabrede mich mit freunden zum GA-1-Fahren. Sind es nur 1 oder zwei geht's auch noch..da mahnt man sich noch gegenseitig zur Disziplin. aber wehe die Gruppenstärke übersteigt 5 Fahrer. Es ist nur eine frage der Zeit bis der erste vor nem Ortsschild losfährt und :o Ich kann dann einfach nicht sagen "mach ich nich". Das geht nicht :o Man hängt sich dann doch wieder an's Hinterrad und gibt dann doch alles um vorbei zu kommen :o

Aber bei mir steht dann doch der Spaß, sowohl bei Rennen als auch im Training im Vordergrund und darum sehe ich wohlwollend über diesen Fehler meinerseits hinweg ;)
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

Selbstdisziplin ist wohl auch immer eine Frage der Zielsetzung. Wenn ich allein fahre, denke ich auch immer das GA wohl prima wäre. Und dann baller ich zwischendurch doch gerne wieder, der Spaßfaktor ist einfach zu groß. Ich hab aber auch keine großen Ambitionen und möchte kein superduper Marathonläufer werden. ;) Die Kondition reicht trotz gelegentlicher Sprintsünden immer noch um wenigstens beim Fußball alles in Grund und Boden zu rennen.
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

ich werfe mal die Behauptung in die Runde, daß es einer größeren charakterlichen Reife bedarf absichtlich langsam zu fahren, als jede Herausforderung zu einem kleinen Privatrennen anzunehmen.
...
Rational und auch vom Gefühl danach, finde ich GA1 eindeutig sinnvoller, aber wegen dem Funfaktor, meiner charakterlichen Reife, dem Y-Chromosom oder was auch immer bockt`s mich halt immer wieder zum Heizen.
Was an Zählbarem hat Dir das viele GA1-Training nun gebracht?

Schiebst Du jetzt die Laufverletzung auf GA1-Dauerstress (täglich (!) 16-20 km??? :eek: ) oder auf die wenigen Inkonsequenzen, die Du Dir geleistet hast? Und wenn, dann warum?

Du erholtest Dich nach dem Eingriff recht schnell, warst aber noch wochenlang geschwächt?

Kraftausdauer und EB stehst Du nicht durch, weil das Knie nicht mitmacht!?


Man kann Training in der einen oder auch in der anderen Richtung unausgewogen praktizieren. Ganz glücklich schienst Du ja mit Deiner Balance nicht gefahren zu sein? Manchmal - habe ich den Eindruck - wäre weniger Konsequenz auch mal mehr.
 
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Ich bin charakterlich absolut gefestigt. Jeweils die ersten 5 Minuten.
Alleine fahre ich fast immer bis zur Schmerzgrenze bzw. an die Grenzen der Ausdauerleistung. Und kann auch nicht anders.

Besser ist es in der Gruppe. Dann kann ich - warum auch immer - gemütlich fahren, ohne den anderen oder mir etwas beweisen zu müssen.

Mein Glück: Ich hatte bisher so gut wie keine Sportverletzung. Auch nicht durch Überreizung.

Ist wohl ein Geheimnis, das der eine oder andere von uns nie lüften wird.

Vielleicht gehe ich mal zum (Sport-)Psychologen :ka:
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

geht mir nicht anders. ich kann nicht langsam fahren. wenn ich mit der family oder freunden mal wieder einen ausritt unternehme, dann juckt es schon sehr in den füßen. an kleinen steigungen fahre ich locker hoch und muss mich oben angekommen erstaunt umschauen und warten. :p
zum glück ändert sich durch meine disziplinlosigkeit nichts ins negative. ich fahre nur zum spaß. :)
 
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Habe da eine völlig andere Perspektive.

Zum einen kann man es natürlich aufs Alter schieben, zum anderen bin ich aber in allen Bereichen gewohnt, einfach mein Ding zu machen und wenn's sein muß dabei den Rest der Welt zu ignorieren.

Davon abgesehen gibt es beim Sport für mich eine absolute Prämisse: Ich mache nichts was die Gesundheit schädigt oder gefährdet, da bin ich ziemlich stur. Ich bin kerngesund, habe keine Probleme und das soll so bleiben.
 
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du glücklicher.

wenn mir der sport keinen spaß macht, dann lasse ich ihn sein. und ich habe keinen spaß, wenn ich mich dabei zu irgendetwas zwingen muss, was mir den spaß dabei verringert. ein teufelskreis...
 
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Gut, es macht mir auch Spaß mich mal zu verausgaben, aber nur in Maßen.

Übertreibungen machen mir keinen Spaß, dazu bin ich schon viel zu bequem. :D
 
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Wir wollten letzten Sonntag auch locker GA1 radeln. Zu viert. Naja. Nicht jedes, aber mindestens jedes zweite Ortsschild war ein Sprint...

Allein gehts aber meistens mit dem langsam radeln. Schön zum Seele baumeln lassen.
 
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Ich muss mich auch zurückhalten, nach 5 stunden im Sattel will ich meistens schnell heim. und da kann es schon sein, das auf den letzten 20km der Speed angehoben wird (also auf dem MTB, mit dem RR bin ich bis jetzt noch nie so lange gefahren).
 
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Was an Zählbarem hat Dir das viele GA1-Training nun gebracht?

Schiebst Du jetzt die Laufverletzung auf GA1-Dauerstress (täglich (!) 16-20 km??? :eek: ) oder auf die wenigen Inkonsequenzen, die Du Dir geleistet hast? Und wenn, dann warum?

Du erholtest Dich nach dem Eingriff recht schnell, warst aber noch wochenlang geschwächt?

Kraftausdauer und EB stehst Du nicht durch, weil das Knie nicht mitmacht!?


Man kann Training in der einen oder auch in der anderen Richtung unausgewogen praktizieren. Ganz glücklich schienst Du ja mit Deiner Balance nicht gefahren zu sein? Manchmal - habe ich den Eindruck - wäre weniger Konsequenz auch mal mehr.

das grundsätzliche Problem insbesondere beim Laufen aber ab einem gewissen Grad des Umfangs auch beim Radfahren ist die schnellere Anpassung des Herz-Kreislaufsystems und der Muskulatur auf Trainingsreize im Gegensatz zur langsamen Adaptation des schwach durchbluteten Sehnen, Knorpel- und Bändersystems.
Ich hatte Trainingspläne für konkrete Marathon- und 10 000m Zeiten. Mir fehlte meist die Geduld das langsame Marathontempo durchzuhalten und switche während der Einheit in ein 10000m Tempo. Die damaligen Trainingspläne bauten langsam und sorgfältig die Belastungsintensität aus, sahen z.B. 5 Monate für eine Steigerung von 40 min auf 38min auf 10000m vor. Da ich damals vom Herz-Kreislauf-System her wesentlich weniger Trainingszeit brauchte, "surfte" ich durch die Traiingspläne, begann also nach 2 Monaten nach den 36 min Plänen zu trainieren etc. sobald ich das Tempo noch "derschnaufte". Das ging eben ein paar Monate gut, war dann aber für den Bewegungsapparat zu schnell sodaß sich eine chronische Sehnenentzündung einstellte.
Konsequentes langsames Marathontraining hätte dem Bewegungsapparat die nötig Zeit gegeben sich langsam anzupassen.
Beim Radfahren hat bei mir GA1 noch nie zu Reizungen oder Schmerzen in den Kniegelenken geführt. Kraftausdauer oder EB-Training ab einem gewissen Maß aber schon.

Cu Mark
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

Noch anstrengender finde ich diese Disziplin, wenn man "zivil" mit dem Radel unterwegs ist - nur um von A nach B zu kommen.
Und in B möchte man ja meist nicht wie eine Sardine ölend vom Rad steigend. Und da es meist ohnehin nicht soo weit ist könnt man ja auch gemütlich fahren, bis 20km/h oder so..., 23km/h rollt noch gut, noch ein Gang hoch -wäre ja jetzt schade um den Schwung, 25km/h, ja - so ist doch angenehm, woha, da vorne ist ne Ampel grün geworden, jetzt aber, sonst stehste wieder fast ne Minute... 28km/h, ist schön im Verkehr mitzurollen...

Naja, nächst mal fährste wieder gemütlich, die Zeit die du im Verkehr holst stehste eh wieder in der Kasse. Ja, nächstes Mal ganz bestimmt.
 
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Ich hab kein Problem mit dem langsam fahren. Es kommt wohl immer darauf an was man für Ziele hat.Fährt man einfach "nur so" sollte man sich die Lust nicht durch GA Gebummel kaputt machen. Trainiert man aber nach Plan oder um Rennen zu fahren sollte man schon langsam machen.
Ich selber fahre MTB Marathons und trainiere dafür auch nach Plan. Wenn dann 5 Std. GA auf den Plan stehen dann wird das auch durchgezogen und wenn die Geschwindigkeit dafür auf 20km/h runtergeht um nicht den Pulsbereich zu überschreiten. Da las mich überholen wer will, ich weiss ja das ich viel viel schneller könnte, aber ich muss es ja nicht jeden zeigen. :D
Aber es ist schon intressant was man manchmal für mitleidige Blicke kriegt wenn man überholt wird.
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

Noch anstrengender finde ich diese Disziplin, wenn man "zivil" mit dem Radel unterwegs ist - nur um von A nach B zu kommen.
Und in B möchte man ja meist nicht wie eine Sardine ölend vom Rad steigend. Und da es meist ohnehin nicht soo weit ist könnt man ja auch gemütlich fahren, bis 20km/h oder so..., 23km/h rollt noch gut, noch ein Gang hoch -wäre ja jetzt schade um den Schwung, 25km/h, ja - so ist doch angenehm, woha, da vorne ist ne Ampel grün geworden, jetzt aber, sonst stehste wieder fast ne Minute... 28km/h, ist schön im Verkehr mitzurollen...

Naja, nächst mal fährste wieder gemütlich, die Zeit die du im Verkehr holst stehste eh wieder in der Kasse. Ja, nächstes Mal ganz bestimmt.
ich sehe, wir verstehen uns. :p

und das ist der grund, weshalb ich für meinen 8km-weg zur uni wechselsachen brauche. :D
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

Mein Arzt sagt, ich trainiere schon ganz richtig, aber es dürften doch ein paar mehr Einheiten im GA1-Bereich sein. Gut, hab' ich ausprobiert, 80 km, Puls immer unter 140, und am Schluss ist dann ein Schnitt von 26nochwas rausgekommen. Es war nicht unangenehm, aber eben auch nicht spannend, geschwitzt habe ich kaum, und das Blöde: ich hab' es nicht wirklich als Herausforderung empfunden. Vom Trainingseffekt war es sicher bestens.
Da ich ja nur meine vorhandene Fitness halten will - werde ich also auch in Zukunft mal so richtig die Sau rauslassen und ebenso immer eine GA1-Einheit einbauen...
Es braucht einfach Disziplin.
 
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Ich hab überhaupt kein Problem damit, langsame GA1-Fahrten zu machen. Sei es alleine oder zu zweit oder auch mehrere. Wenn dann ein Gruppenrennen rauskommt wünsch ich ihnen halt viel Spaß. Wär ja viel zu dämlich. Allein der Gedanke, dass ich damit meine Trainingsausfahrt versauen würde hält mich davon ab. Außerdem find ich es entspannend allen anderen zum Trotz gemütlich umherzubaumeln.
 
AW: Die notwendige charakterliche Reife des Langsamfahrens

deine gelassenheit würde mir von zeit zu zeit mal ganz gut tun... :p
 
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