In welcher Gegend wohnst du denn? Klingt so, als wenn ich gerade dafür etwas geplant habe!
Möchte mich da von fachlicher Seite nur kurz einklinken, da ich Stadtplaner bin und auch teilweise mit Radschnellwegen beruflich eingebunden bin. Ich denke nicht, dass Fahrradfahrer "Fachpersonal" sind. Verkehrsrechtliche Belange sind eine der schwierigsten Planungsverfahren und mit sehr langem Atem zu betrachten. Das wäre ebenso fatal wie wenn jeder sein Haus in die Stadt setzen würde. Ich bin aber dafür sehr offen, dass insbesondere Radfahrer ihre Sicht mit einbringen, was ja auch geschieht. Die meisten Planungsvorhaben werden mit ADFC abgesprochen. Beispielsweise haben wir als ein Planungsbüro im Raum Stuttgart eine Machbarkeitsstudie für Radschnellwege entwickelt. Das hat mehr als ein Jahr gedauert für einen Streckenabschnitt von 70km und Alternativrouten von über 200km. Ingesamt waren mehr als 15 Gemeinden und Städte, zwei Landkreise, Land und Bund dran beteiligt. Wir sind im Frühjahr die gesamten Streckenabläufe mit den Gemeindevertreterinnen abgefahren, um Schwachstellen, Besitzverhältnisse und potenzielle Routenverläufe zu besprechen. Das finde ich schon einen Erfolg für eine Region, die zu den autodominantesten im Bundesgebiet liegt.
Das machen aber die wenigsten Planungsbüros aus verschiedenen Gründen:
1. Die Planungsvorhaben werden dermaßen unterbezahlt, dass der geringbietende den Auftrag bekommt.
2. Nach 50 Jahren autogerechter Verkehrsplanung ist das gemeinsame Planen von unterschiedlichen Verkehrsmitteln auch bei Architekten und Stadtplanern noch nicht immer angekommen.
3. Teilweise sind die Routenverläufe so gering genutzt, dass das Potenzial im Ist-Zustand nicht vorhanden ist (Ja, ich weis, dass mit einer vernünftigen Vernetzung auch mehr Leute fahren würden, aber das interessiert den Bund nicht, wenn es um die Mittelfinanzierung geht // 2000 Radfahrer ist die Mindestgrenze für die Finanzierung eines Radschnellweg).
Problem ist aber auch nicht, dass die Planer zu wenig fahrradaffin sind, sondern dass ein Großteil der Menschen, inklusive von Politik, Bürgern und Gemeindevorstehern den Radverkehr als fünftrangig betrachten (1. Auto, 2. Auto, 3. Auto, 4. Fußgänger aber nur aufm Bürgersteig und 5. Fahrrad irgendwo wo Platz ist). Die verkehrliche Situation für Fahrradfahrer ist sowas von mangelhaft, dass man gar nicht weis, wo man anfangen soll. Wenn die Machbarkeitsstudie publik wird, kann ich gerne anhand dieser auch auf Abläufe, Probleme etc. mehr Input einwerfen und bin auch sehr gespannt auf Hinweise von Radexperten!