AW: Blutprobe "zweifelsfrei" Ullrich zugeordnet
@ an alle, die meinen, mich persönlich aufgrund meiner Meinung angreifen zu müssen.
...hiernach ist Jan Ullrich immer noch nicht als dopingüberführt zu betrachten. Könnte man einen Mörder wohl damit überführen, daß man in seinem Keller einen Hammer findet und mutmaßt er hätte sein Opfer damit erschlagen, ohne den Beweis von Spuren am Tatwerkzeug. Dieses einfache Beispiel rechtfertigt die Unschuldsvermutung in einem Rechtsstaat. Was ihr macht ist genau das Gegenteil. Seit geraumer Zeit wird hier nach dem Muster: "Schuldig bis Jan Ullrich selbst seine Unschuld bewiesen hat" argumentiert, und das, das hat dem Radsport gerade noch gefehlt, wenn ich mal so die unsinnige Formulierung eines Vorposters nachschreiben darf.
MfG
Meiner Meinung nach endet Dein Argumentationsstrang zur Unschuldsvermutung zu früh. Wenn ich nochmals Dein Beipiel mit dem Hammer aufgreifen darf: Natürlich muss diese (rethorische) Frage - losgelöst vom Gesamtzusammenhang - mit einem klaren "Nein" beantwortet werden!
Aber es schließen sich natürlich weitere Fragen an, die Du bisher "unterschlägst".
Es gibt also bisher keine klaren Beweise für oder gegen Jan Ullrich, aber zahlreiche Indizien, die möglicherweise eine rechtskräftige Verurteilung begründen können.
Für mich stellen sich grundlegende Fragen ein, die ausschließlich von Jan Ullrich beantwortet werden sollten:
* Weshalb gab er nicht direkt nach Bekanntwerden der ersten Fuentes-Untersuchungsergebnisse (also kurz vor der TdF2006) eine DNA-Probe ab, um seine Unschuld zu beweisen? [[Ich weis, ich weis er fühlte sich überrumpelt, er sah sich behandelt wie ein Schwerverbrecher und wusste zu allem Überfluss nicht, wo er einen Abgleich hätte so kurzfristig machen sollen. Ausserdem war Spanien weit weg und wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte, waren diese Ergebnisse über einen illegalen Äther an die Medien weitergeleitet worden - alles nicht ganz koscher und erst recht nicht rechtens (Das ist auch meine Meinung!). TROTZDEM: Ich trainiere fast ein Jahrzehnt lang, um die TdF noch ein weiteres Mal zu gewinnen, mich in den Olymp des Radsports aufzuschwingen, bin motiviert bis in die Haarspitzen und dann fallle ich kurz vorher um, wie eine Pusteblume und schmeisse diese Möglichkeit weg, wie sonst nur leere Trinkflaschen...nach dem Motto, dass muss erst einmal alles rechtlich abgeklopft werden; meine Anwaltsschar kümmert sich. Ich bin ja schließlich erst 33(?) Jahre alt...ganz ehrlich, die Zeit war wahrlich nicht sein bester Freund in dieser Angelegenheit.]]
* Es wird bekannt, dass einige Konservierungsbeutel mit Blut im Fuentes-Labor gefunden wurden. Einige sind beschriftet mit "Rudis Sohn" oder "Jan".
* Jan Ullrich reagiert schleppend, lässt viel Zeit verstreichen (halbes Jahr?); heiratet "seine" Sarah und macht zumindest im privaten Bereich alles richtig - er macht "Nägel mit Köpfen" und sorgt damit zumindest in seinem privaten Umfeld für Konstanz, Sicherheit und Ruhe (ich hoffe, dass wird richtig verstanden); ABER: gleichzeitig lässt er die Herausgabe von möglichen Beweismitteln aus Spanien blockieren - weshalb? Er hat doch nichts zu befüchten, wenn er unschuldig ist?
* Dann die anberaumte Pressekonferenz, die eigentlich keine war, sondern eine von Jan Ullrich selbst vorgetragene Pressemitteilung): Keine Fragen, aber auch keine Antworten. Natürlich ist er niemandem irgend eine Antwort schuldig. Aber spätestens hier, als der Druck und die Spannung am Größten waren, hätte er auch in diesem, seinem bis dato scheinbar wichtigsten Lebensbereich (dem Hochleistungssport) "Nägel mit Köpfen" machen können. Die - aus meiner Sicht- zweite riesige Chance die gesamte Problematik klarzustellen. Leider kam es dazu nicht, vielmehr zog er es vor nebulös zu bleiben, polemisch und zynisch zu werden und auf zukünftige Projekte zu verweisen (wer, wie ich, die Pressemeldung auf N24 verfolgt hat, der weis was ich meine).
Seine Beteuerungen, niemals jemanden betrogen zu haben mag nicht gelogen sein, vielleicht deshalb weil er das Hintergrundwissen besitzt, dass "alle" Radprofis (Hochleistungssportler) "mehr oder weniger" (was heißt das schon) gedopt sind.
Trotzdem: Es hätte seine Bühne werden können, er hätte die Dramaturgie selbst in der Hand gehabt, hätte es lenken und steuern können (erinnern wir uns an Virenque). Natürlich wäre ein Aufschrei durch das Land gegangen, ein erster Tsunami der Empörung und sicherlich auch "Ich hab's doch immer gewusst". Meiner Meinung nach wären seine Möglichkeiten hernach größer gewesen, als sie es derzeit in diesem Schwebezustand sind. Er hängt in der Warteschleife und es sieht nicht so aus, als würde er irgenwann einmal an sein bevorzugtes Ziel gelangen.
* Und nun der Abgleich, der nur das bestätigte was in der Öffentlichkeit bereits als "bewiesen" galt - das Blut in den Konservierungsbeuteln aus dem Fuentes-Labor stammt von Jan Ullrich. Damit ist natürlich nicht bewiesen, dass er gedopt hat! Es kann vieles bedeuten, aber es ist ein weiteres großes Puzzleteil in diesem unendlich scheinenden Gesamtwerk (und es scheint, als sei der Fall Jan Ullrich nur einer unter vielen anderen und gerade dieser scheint sich momentan mehr und mehr zusammenzufügen, man könnte es als "Pech" aus Jan Ullrichs Perspektive deklarieren).
Komm' ich mal zu einem Ende (wenn überhaupt jemand bis hierher gelesen hat): Es gibt (bisher) keine stichhaltigen Beweise, dass Jan Ullrich tatsächlich gedopt war. Aber es gibt zahlreiche Indizien und diese reichen möglicherweise für eine Anklage und darüber hinaus für eine begründete Verurteilung. Letztlich muss Jan Ullrich selbst entscheiden was er will:
Ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende! Ich glaube jedoch fast, dass er diese Wahl nicht mehr hat...