Hallo zusammen,
ich lese schon einige Zeit interessiert mit, natürlich in der Hoffnung den Stein der Weisen zu finden.
Ich bin ein Berg Haßliebhaber, wenns das gibt. Bedingt durch Gewicht und mittlerweile Alter gehören Berge nicht zu meinem normalen Lebensraum (86kg ungünstig verteilt/63J.) Aber die Quälerei und das Ende derselben sind halt mit nichts anderem zu vergleichen. Vielleicht als Motivation für den ein oder die andere.
2014 Mont Ventoux - ich hatte alle Geschichten gehört, alle Sprüche (der Berg ist den Freund und son Schei..). Freitags aus NRW hin und schon mal mit dem Auto hoch u. wieder runter. Da kamen einem Fahrer/innen entgegen mit Grinsen im Gesicht, aber auch Zombies mit blutunterlaufen,leeren Augen. Jetzt war ich aber schon mal hier, 1000km für nicht versuchen geht gar nicht ! Samstag in der Gruppe los, dann alle verscheucht und mit eigenem Tempo und Pausen (als Fotosession getarnt) da hoch. Der Ventoux ist der geilste Berg auf diesem Planeten - für mich

. Im Waldstück streichelte mich leichter Rückenwind, ab dem Chalet setzten sich ein paar Wolken vor die Sonne, der Berg wollte mich sehen. Nach 3:45 Fahrzeit und 5:45 Gesamtzeit war ich von Bedoin aus oben. Nur die Geburt meiner Kinder war emotionaler - kein Scheiß. Runter in 25min.- sagenhaft.
2015 Stilfser Joch - Rad umgebaut, vorher dreifach mit 30/32 jetzt dreifach mit 30/34 hilft !! Trikot vom Ventoux - hilft auch. Ich bilde mir dann ein, der Ventoux spricht mit dem Berg und bitte für mich um Hilfe

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48 Kehren, Rennradtraum. Ich fands nicht sooo toll. Zwischen den beiden ersten Kehren liegen nur knapp 5oomtr. Ich dachte, das wird ja einfach. War nix,die Abstände wurden länger und länger. 11:00Uhr Start in Praad - 16:00 Uhr oben. Nix emotionales,nur kaputt. In ner 40er Kehre sollte es die Trikots geben, als ich da ankam, waren die beim Abbau

. Trikot hab ich im Netz nachbestellt. Die Abfahrt war nach Freigabe für die im Tal wartenden Motorräder eine Katastrophe. Ich hatte Krämpfe in den Fingern vom
Bremsen.
2016 AlpeHuez u. Galibier Nach AlpeHuez hoch haben mich Jogger überholt. Kein Wunder, die mussten ja auch kein Rad mit hoch nehmen. Langweilig wirds nicht, man atmet in ganz anderen Tonarten und hört laute Flüche, bis man merkt - ist man selbst. Galibier ist toll und auch für ein Schwergewicht "schön" zu fahren. Alpe Huez fand ich schwer und von der Strecke überbewertet.
2017 Sella Ronde Ich hab von der Landschaft nicht viel gesehen weil ich mich auf mein Vorderrad konzentriert habe. Ich war beim Abendessen auch sehr still - Muskelkater überall, auch an Stellen wo ich keine Muskel vermutet hätte.
2018 Timmelsjoch Gehts noch, freiwillig ? Ich muß krank sein. Ich mußte zum ersten Mal laufen. Exakt 25mtr. sonst wäre ich nicht mehr aufs Rad gekommen, so steil war das Stück. Hoch in 3:31h, die Kollegen hatten schon gegessen.
2019 Belchen - Feldberg - Schauinsland Zum ersten Mal wollte ich das Handtuch schmeissen, zum Glück zweimal kein Netz - ich musste also weiter. Zu Hause geht also auch schlimm.
Zwischendurch immer mal die Nordschleife - sensationell, da kann man auch üben.
August 2020 Großglockner mit Edelweißspitze Ich werde berichten. Diesmal hab ich nen Rennrucksack mit Turnschuhen dabei, ich befürchte, der Klotz schmeißt mich vom Rad. Dann gehts zu Fuß weiter.
Ihr seht also - mit der richtigen Übersetzung,einem freien Kopf, dem eigenen Tempo und den Schweinehund in die Trikottasche gesteckt, kommen auch die von der Natur nicht als Berglöwen gesegneten Radler ganz langsaaaam die großen Hügel hoch. Und das Gefühl oben ist immer

Wenn ich es so lese - vielleicht hab ich den Stein schon gefunden

Wünsche euch viel Spaß und Erfolg beim Berge fahren - laßt euch nicht unterkriegen
Gruß
TheMaster