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Corona-Hügel-Challenge

Heute mal ausprobiert….. wie einfach das geht…. Anhang anzeigen 1627859Anhang anzeigen 1627860
Heute ohne KI.
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So, meine Lieben – ich bin derzeit auf Familienbesuch daher Stück für Stück (und auch ein bisschen lang) 🙂

Präambel:
Wie ihr ja schon wisst, ist dieses Jahr eher bescheiden gelaufen – besonders während dieser sich ewig lang hinziehenden Stirnhöhlenentzündung lag ich depressiv Keckse essend auf der Couch und hatte die Mittelgebirge Classiques eigentlich ad acta gelegt.

Dadurch: +3 kg, nichts richtig auf Vordermann gebracht, mich ums Equipment kaum gekümmert.
Dann wurde ich wieder gesund – und siehe da: ein bisschen Power ist doch noch da! Und auf einmal war die Vorbereitungszeit sehr knapp 😰

Die „Prerace-Woche“

Montag: Verlust des Geldbeutels inkl. sämtlicher Karten.
Dann: Handy beim Akkuwechsel (durch Profi) zerstört – keine Ahnung mehr, was meine Apple-ID war.
Abends: Einstellung des Cockpits mit dem Coach.

Mittwoch: Reparatur des Rads mit einem Freund.
Parallel dazu wurde das Fahrrad meiner Tochter geklaut (bei uns ist das Fahrrad DAS Fortbewegungsmittel – z. B. ohne Rad kein Fußballtraining).

Also: viel, viel Stress.

So saß ich dann samstags im Zug, ging im Kopf unentwegt Checklisten durch: Was habe ich vergessen? Habe ich die Schuhe eingepackt?! 😱

Kurz vor Frankfurt fällt mir ein: Ich könnte mir ja schon mal den Weg vom Bahnhof zum Check-in auf den Garmin laden… Dabei werde ich stutzig – ich bin auf dem Weg nach Weinheim an der Bergstraße – aber irgendwie liegt das gar nicht so, wie ich es erwartet hätte 😱

Kurzer Check: Ich muss gar nicht nach Weinheim an der Bergstraße – sondern nach Neustadt an der Weinstraße. 😔

Gott sei Dank ab FFM kein Problem – in letzter Minute gemerkt… 😮‍💨

Beim Check-in ist alles gut – Rad ist okay, ich bekomme meine Cap, wir fünf Mädels sitzen zusammen auf der Wiese und quatschen.
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Irgendwann kommt ein Dude vorbei, ob jemand ein Lightning-Kabel dabei hätte – klar, kein Problem.
Es sieht nach Gewitter aus – wir verkrümeln uns rein. Es gibt eine nette Ansprache und Abendessen. Die ersten Leute verschwinden schon.
Mir dämmert: Das blöde Kabel ist eine kritische Ressource – und ich hab keine Ahnung, wo der Dude ist.

Der Typ mir gegenüber: „Was ist los? Du siehst unglaublich gestresst aus.
Wir beschließen, ich gehe mal nach vorn und mache eine Durchsage mit dem Mikro (tja – jetzt kennt mich jeder).
Aber: Ich habe mein Kabel wieder 😅
Der Rest des Abends war schön – besonders dann im Bett macht sich eine angenehme Entspannung breit:
Ab morgen nur noch Radfahren. 🥰

Start am nächsten Morgen:
Kurzer Smalltalk, ein unaufgeregter Start – die Sonne scheint, alles ist gut.
So fahren wir alle gut gelaunt los – wobei ich viele mit Platten sehe und mich frage, ob zwei Schläuche vielleicht doch zu wenig sind.
Ich schiebe den Gedanken beiseite – hilft ja nix.
Ansonsten alles unauffällig. Die Strecke: phantastisch. Ich musste quasi nie anhalten.
Am Abend gehe ich essen und versuche, meinen Geräten etwas Strom zu verschaffen – reicht aber bei weitem nicht.
Ab da läuft das Handy nur noch im Flugmodus, und der Garmin außerhalb der Abfahrten im Energiesparmodus.


Ich weiß nicht mehr genau, wann der endlose Regen angefangen hat - davor war es aber mega nice 😅

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Abends fahre ich nass mit William durch die Nacht. Wir unterhalten uns – er ist sehr verfroren, sodass er sich ein Bushäuschen sucht.
Ich beschließe: Erst ab 22 Uhr suche ich mir Unterschlupf – bis dahin hält das Wetter schon (trotz Wetterleuchten).
Naja – die Kapelle kennt ihr ja schon…
Also: Döner-Reste als Nachtsnack, Pide zum Frühstück – und weiter geht’s. 14 Grad, strömender Regen.
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Alsbald treffe ich William wieder – zitternd. Das Bushäuschen war mit Sicherheit zugiger als meine Kapelle, und mein deutlich höherer Körperfettanteil ist bei dem Wetter sicher ein Vorteil…
Ich hab auch so meine Motivationstruggles – und beschließe: Der nächste Bäcker ist mein Ziel.
Dort sitzen schon drei tropfende Mitstreiter (@MirkoS), die sich aufbauen.
Die drei Jungs brechen bald auf – ich gönne meinen Geräten noch etwas Strom und mir eine zweite heiße Schokolade, während die herzliche Bäckereiverkäuferin unsere Pfützen aufwischt.
Beim Aufbruch betritt der nächste Mitstreiter die Bäckerei – die Umstände verbinden.

Der Tag 2
Ich liebe den Schwarzwald – und Gott sei Dank kann ich mich wetterunabhängig an Landschaft erfreuen.

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Aber so manche Abfahrt (Schauinsland – Nebel, 2 m Sicht) hat mich innerlich echt schlucken lassen.
Es kommt an dem Tag auch zur ersten Schiebepassage: den Brandenkopf kannte ich schon als herausfordernden Berg.

Als der Garmin für den Anstieg nur 400 hm anzeigt, denke ich: Das kann nicht sein.
(Der Brandenkopf ist übrigens der Punkt, an dem auch Track 2* endet.)
Ich, schon reichlich müde, quäle mich den Berg hoch – im Kopf zählend:
„Noch zweimal den Ellerberg, das ist kein Problem.“
„100 hm, das wären nur noch 4 Serpentinen – easy.“
„Da du die 36er-Kassette verbockt hast, musst du jetzt nicht jammern.“

(…)

Whaaaaaaaat?! Der Track hört mitten im Berg auf! Es geht so steil weiter 😱
Ich schaffe das nie. Wie kann man nur so gemein sein – Arschlöcher! (…)

Ich bin so emotional aufgeladen, dass ich am liebsten mein Rad in den Wald schmeißen möchte – beschließe dann aber: Okay, geh einfach mal ein Stück.
Style gibt’s bei Ultrarennen eh nicht. 😅

Und tatsächlich – das Gehen ist gar nicht mal so verkehrt. Nicht so statisch wie auf dem Rad, für den Rücken eine Wohltat.
Meine Laune stabilisiert sich, und ich fahre weiter den Brandenkopf hoch.

Weiter – immer weiter…

Bei einem der Anstiege lerne ich ein Team kennen. Die beiden sind schon diverse Veranstaltungen zusammen gefahren (TCR, RAI…) – allerdings gibt’s einen deutlichen Leistungsunterschied. Der eine muss also immer am Berg warten – bei dem Wetter 😱

Ich fahre einen Anstieg mit dem einen, den nächsten mit dem anderen – beide brauchen Geselligkeit bei langen Veranstaltungen.

Eine sehr nette Begegnung.

Wir diskutieren, wann der erste Checkpoint kommt – wir haben unterschiedliche Angaben notiert.

Ich bin überzeugt: Der Checkpoint kommt nach dem Stich auf den Gipfel des „blauen“ Bergs – ich hab mich ja vorbereitet 😏 (ca. 30 km noch).

Jedenfalls fahre ich bester Laune den Berg hoch – mein erster Checkpoint! Du hast es geschafft – unglaublich 🥰
Ich biege auf den Stich zum Gipfel ab – das Begleitauto kommt mir entgegen, macht ein Foto, fährt weiter zu CP2.
Andere Fahrer kommen mir entgegen – ich fliege quasi den Berg hoch.

Oben: Baustelle – alles abgesperrt…

Ich muss sehr verloren ausgesehen haben – ein Bauarbeiter deutet mir, ich solle links dem Weg folgen, der wird bald zu Gravel, dann zum Gipfelturm. Aber: Kein Checkpoint.

Mir kommen die Tränen. Bin ich außerhalb der Cutoff-Zeiten?

Es dauert ewig, bis ich in der Nässe im Ridermanual herausfinde:
Cutoff ist kein Problem. CP1 kommt in ca. 20 km.

Puhhhh. Eine Welle der Erleichterung.

Ich fahre ab und erreiche bald CP1 – und werde mit Applaus empfangen.

Dort gibt’s heiße Kartoffelsuppe und einige Mitstreiter –Ich bin absolut glücklich. 🥰

To be continued…
 
Zuletzt bearbeitet:
Teil 2

Nachdem Checkpoint geht es recht flowig in Richtung Schweiz. Alsbald holt mich der Stärkere aus dem Team ein – sein Mitstreiter hätte aufgegeben. Wie weit ich noch fahren wolle? Ich habe den Eindruck, er sucht Anschluss – kurzfristig ist das auch verlockend: ein Hotel organisiert bekommen, ein Stück Verantwortung abgeben, sich in die Hände von jemandem begeben, der schon zig solcher Veranstaltungen gefinisht hat und es gewohnt ist, mit jemand Schwächerem zu fahren.
Schlussendlich verneine ich – der Plan, den er für den Tag hat, ist mir zu ambitioniert. Das hier ist meine persönliche Challenge. Also fahren wir getrennt weiter.

Bald bin ich in der Schweiz. In einem kleinen Supermarkt kaufe ich Ovomaltine-Schokolade, Waffeln und ein belegtes Sandwich. Die Stimmung ist eher „ängstlich“: Das Jura ist recht spärlich besiedelt und die Anstiege, die jetzt kommen, haben es in sich.

Neben dem Supermarkt ist eine sehr ordentliche öffentliche Toilette – irgendwie in dem Moment ein Safespace.
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Ich checke die Lage, sehe auf die Karte: Ein Hotel wäre jetzt mega. Nass, müde – das wäre schön. Aber bis zur nächsten Stadt Oberdorf trennen mich noch drei kleine Pässe und ein Brett: der Weißensteinpass. Den traue ich mir heute definitiv nicht mehr zu.

Ich bin etwas frustriert, verängstigt, unschlüssig. Dann entscheide ich: Hilft ja nix – weiter, immer weiter. Ich esse eine Tafel Ovomaltine-Schokolade und die Welt sieht schon viel besser aus.
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Es hört auf zu regnen, und ich fahre durch eine wunderschöne, menschenleere, hügelige Gegend – ein Traum 🥰


Mit Einbruch der Dämmerung beginnt es wieder zu regnen. Ich bin etwas unsicher – hier gibt es wirklich wenige Unterschlüpfe, und die Gegend wirkt in diesem Moment abweisend. Ich rede mir gut zu: Es ist noch nicht mal 22 Uhr – kein Grund zur Sorge. Wäre auch kein Problem, länger zu fahren. Was soll im schlimmsten Fall passieren? Du fährst über den verfluchten Weißensteinpass und bist dann in einer großen Stadt… alles gut.

Die Gedankenspirale reißt in einer Abfahrt durch eine wunderschöne Schlucht ab: Im Licht der Lupine sehe ich sattes Grün, Felsen, einen rauschenden Bach, überhängende Bäume. Ich bin dankbar, hier zu sein.
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Gegen 22 Uhr sehe ich ein Bushäuschen, direkt nach einem Dörfchen aus fünf Häusern. Nicht ideal – recht zugig, der Boden dreckig, an einem rauschenden Bach. Aber besser als nichts – kann ja nicht immer die Kapelle sein. Ich richte mich ein. Nein, Ausziehen geht nicht – die Hose klebt erstmalig an der Haut – nicht schön.

Ich habe aber mein Sandwich und meine Waffeln, es ist kuschelig im Schlafsack und ich schlafe sofort ein.

Geweckt werde ich morgens durch einen Lastwagen. Von oben schaut jemand runter: Ob es mir gut gehe? – Danke, alles super, ich breche gleich auf…

Dann fahre ich – wie so oft – im Regen los. Durch eine wunderschöne Landschaft.
Dann bin ich da: beim Weißensteinpass. Ein Pass, den ich meinem schlimmsten Feind nicht antun würde. Auf unserer Seite elendig lange 18 %-Rampen (noch vor dem ersten Kaffee!) – auf der Abfahrt regelmäßig 20 %, in absoluter Nässe, mit Nebel und null Sicht.
In einer Kurve auf einem Forstweg mache ich Pause, um meine Hände zu entspannen (Achtung Radikale Ehrlichkeit- ich musste auch einen Angstschiss loswerden🙈). Beim Losfahren grüble ich ernsthaft, ob Schieben nicht die bessere Alternative zum Fahren wäre. Komme zum Schluss: Mit den Cleats fahre ich besser als ich laufe – ich komme schon irgendwie runter.

Als Belohnung gibt’s in der darauffolgenden Stadt heiße Schokolade, doppelten Espresso, Baguette und Croissant 🥰
Wie so regelmäßig treffe ich MirkoS im Café – es ist schön, jemanden zum Reden zu haben ❤️

Gestärkt und gut gelaunt geht es weiter – der Chasseral ruft.
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Bergauf hört es auf zu regnen – Stefan und Mirko überholen mich – die Stimmung ist gut 🥰

Oben: ein mystischer Traum – Nebelfetzen. Nachdem Stefan freudestrahlend, juchzend an mir vorbei abgefahren ist, habe ich den Berg für mich alleine. Ich bin sehr, sehr glücklich.

Aber weiter – immer weiter. Es geht nun bergab und alsbald in sehr schmalen Stein-Kurven in ein Flusstal. Bei der Abfahrt denke ich mir schon: Puh, das Tal ist schmal – auf der anderen Seite muss es heftig wieder bergauf gehen.


Und ja: Es ist ein grüner Schweiz–Frankreich-Grenzübertritt – und auf der anderen Seite wird es wirklich abartig steil. Ich bezweifle, dass ich diesen Berg an einem guten Tag ohne Gepäck fahren könnte – heute keine Chance: Bike and Hike.
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Danach geht’s mega flowig voran – erstmalig werden mit Rückenwind Kilometer gemacht – unglaublich, ich könnte heute noch CP2 erreichen 🥰

In Héricourt beschließe ich, Abend zu essen 🥰
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Weiter geht’s durch das Auenland im Sonnenschein 🥰
Immer wieder schildert mit „Prudence Radoneure“ 🥰
Seen, Hügel, wunderbar 🥰🥰🥰🥰

Es wird dunkel – ich weiß, wo ich schlafen werde – das Leben ist schön. Es kommt mir das erste Mal in den Sinn: Ich kann es wirklich ins Ziel schaffen ❤️
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Ich komme im Dunkeln in CP2 an – es stehen applaudierende Leute auf der Terrasse. Mir werden Nudeln und Getränke angeboten – altbekannte Gesichter sind am Checkpoint. Ich fühle mich verbunden.
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Geräte laden – duschen 🥰 – den Intimbereich checken (urg) – und dann: Bett. Schlafen. 😴


To be continued ✌️
 
Wer noch nie einen 20% Berg bergab gefahren ist, wird sich das geschriebene vermutlich nicht vorstellen können. Respekt, dass Du da nicht geschoben hast. Schon echt gefährlich. Und ich bin sowas ohne Gepäck runtergefahren unter optimalen Bedingungen.
 
Im Land der tausend Seen waren wir heute auch. Dort ist das Bild aus der Garage entstanden. Ich habe den Regenguss ausgesessen.

Hatte keine Lust wie gestern bei 6 Grad, 70 km/h Wind und Schüttregen vom Markstein runterzufahren.

Tolle Gegend, einsame Straßen und steile Pässe. Bei schönem Wetter sicher besser zu genießen.
 
Teil 3

Ich werde geweckt durch Getrappel auf dem Flur – gegen das Dachfenster prasselt der Regen. Ich glaube, ich habe noch nie in einem so bequemen Bett geschlafen. Warum sollte ich aufstehen? Warum sollte ich weiterfahren? Wäre es nicht auch spannend, die ankommenden Fahrer zu begrüßen und einfach hier zu bleiben? Noch 5 Minuten – genieße die Wärme ganz bewusst und steh dann auf!

Meine Hose ist nur noch ein bisschen feucht – es gibt Frühstück: Müsli, Erdnussbutter, Joghurt, Banane, Kaffee.

Meine Powerbank konnte ich mangels Kabel leider nicht laden – aber beide Akkus der Schaltung, Garmin, Handy und Kopfhörer sind bei 100 %. Es ist schön hier – aber hilft ja nichts: Weiter – immer weiter.

Ich starte mal wieder im Regen, der alsbald immer wieder aufhört. Heute stehen Grand Ballon und Petit Ballon auf dem Programm, direkt gefolgt von dem letzten über-1000-hm-Pass. Damit ich im Zeitlimit ins Ziel komme, muss ich definitiv heute noch über diesen letzten Pass. Der Gedanke, evtl. im Dunkeln und müde so einen Pass in Angriff zu nehmen, ängstigt mich. Ich schiebe die Gedanken beiseite – das sind Probleme für später – jetzt fahre ich erstmal.
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Vor dem Grand Ballon finde ich ein kleines Café – eine heiße Schokolade scheitert wahrscheinlich an der Verständigung, dafür gibt’s eine klasse Quiche, ein Schokocroissant und einen Kaffee 🥰
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Danach geht’s in den Anstieg des Grand Ballon – ein Anstieg der Kategorie @Teutone oder @AW312 ein perfekt asphaltierter Radweg mit geraden gestrichelten Linien, konstant bei so 7 %, ohne eine Kurve – und in meinem Fall quasi ohne Sicht.
Mental mein Endgegner: Ich beginne, die Striche der Linien zu zählen – 10 im Sitzen, 10 im Stehen, 10 mit den Händen am Auflieger… Irgendwann werde ich Gott sei Dank von einer Nicht-MGC-Teilnehmerin überholt und beschließe: komme, was wolle – ich bleibe immer in Sichtweite. So zieht sie mich den Berg hoch.

Oben ein wunderschönes Hochplateau – ich kann die Landschaft leider nicht wirklich genießen. Ich ziehe alles an, was ich dabeihabe – es pfeift ein kalter Wind – regnen tut es sowieso…
Alsbald geht es runter, und direkt würde der Petit Ballon folgen.
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Es regnet nicht mehr – es scheint nun sogar die Sonne – alles ausziehen! Ich sehe einen Mini-Bäcker und kehre nochmal ein…
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Den restlichen Nachmittag fahre ich immer wieder mit Stephan – wir stoppen nochmal in einem Supermarkt (1 l Kakao direkt auf dem Parkplatz, Cola für die Flasche, ein Päckchen Snickers, eine Dose Monster), und ich stelle fest: Den letzten 1000-hm-Pass werden wir im Hellen fahren – Zeitlimit ist doch erreichbar 🥰

Beim Aufstieg kommt auch Mirko wieder zu uns, und wir fahren mehr oder weniger gemeinsam den Berg hoch. Danach geht’s in eine lange, lange Abfahrt, in deren Verlauf es dunkel wird – Mirko verliere ich, aber Stephan bleibt immer in meinem Dunstkreis – in der darauffolgenden welligen Passage.

Die Tage davor habe ich immer beschlossen, gegen 22–23 Uhr schlafen zu gehen; am letzten Tag beschließe ich, tiefer zu gehen.
Irgendwann treffe ich an einer ziemlich einsamen Stelle unter einer Laterne einen Mitstreiter mit einem Platten. Ich frage ihn, ob er zurechtkommt – er hätte keinen Ersatzschlauch mehr, aber Flickzeug, das er noch nie benutzt hätte. Ich biete ihm an, bei ihm zu bleiben, ich halte das Laufrad, während er pumpt, und bald läuft sein Rad wieder.
Erst fahren wir ein Stückchen zusammen – aber verlieren uns wieder. Die Gegend ist wellig, die man immer wieder „wegdrücken“ kann – ich habe daran enorm viel Spaß: Mal gewinnt man und kommt über die Kuppe, mal verliert man und klebt im Anstieg 😅
Es gibt auch immer wieder Phasen durch Wälder, in denen das Sträßchen von bleichen Felsen links und rechts gesäumt wird – auf einmal steht ein Wildschwein vor mir – es schaut mich an – ich schaue zurück – Gott sei Dank dreht es um und verschwindet im Wald… Fortan fahre ich singend durch die Wälder.
So langsam nimmt die Müdigkeit überhand – im Augenwinkel beginnt es zu zucken – es tauchen immer wieder Gestalten auf, die bei genauem Hinsehen nicht da sind. Aber es kommt absolut nichts, was sich für einen Schlafplatz eignet. Ich grüble, meine Isomatte im Straßengraben auszubreiten – verwerfe den Gedanken: Ich würde dem nächsten Fahrer einen Wahnsinnsschreck einjagen. Weiter – immer weiter.
Irgendwann finde ich ein Bushäuschen – super einsichtig hinter einer abfallenden Kurve im Ort, neben der Kirche. Ich überlege, ob es sich lohnt, überhaupt die Iso auszupacken, mache es dann doch und lege mich in den Schlafsack – ich schlafe sofort ein…
Allerdings: Die Glocke der Kirche bimmelt jede Stunde, ich höre die Freiläufe meiner Mitfahrer (faule Hunde – tretet gefälligst!), ich werde plötzlich von Scheinwerfern angestrahlt – ein Zeitungsmann stellt ein Paket Zeitungen in mein Bushäuschen – kurz darauf ein überraschter Aufschrei: „Excusez-moi!“ – die Zeitungsverteilerin holt die Zeitungen.
Und um 5 gehen mit einem Schlag die Lichter des Bushäuschens und im ganzen Ort an…Hilft nix: Weiter – immer weiter.

Die Strecke, die jetzt kommt, ist sehr dankbar – Rückenwind, kaum Anstiege, es läuft. Ich habe Lust auf einen Kaffee und Frühstück, sehe aber nichts. Irgendwann kommt Mirko an mir vorbeigeschossen: War der gerade beim Bäcker frühstücken? Ich hätte gedacht, wir trinken zusammen einen Kaffee… (Mist, das hatte ich nicht gesehen.)

In einem Industriegebiet sehe ich eine Tankstelle. Ich bleibe stehen, hole mein Handy raus und will schauen, ob evtl. auch ein Bäcker kommt – sehe aber diese SMS:

Hallo Kathrin,
bitte lade deinen Tracker, die Batterie ist so gut wie leer.
Weiterhin gute Fahrt und bis später,

Markus


(Und das mir, die ich allgegenwärtig unter Strommangel leide! Garmin 20 %, Handy 25 %!)

Also gehe ich in die Tankstelle und stecke den Tracker an den Strom – er hört sofort auf zu blinken – alle LEDs aus. An- und ausschalten, vom Strom nehmen und wieder dran – nichts hilft. Die anderen Geräte laden am Kabel.
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Schock – bin ich nun disqualifiziert? 😢


Ich rufe Markus an – er sagt: kein Problem, ich soll ihn auf dem Hambacher Schloss anrufen – dort ist die Zeitnahme.

Ich frühstücke also – nutze das Bad – und fahre weiter.
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Der Anstieg auf die Kalmit ist schön gleichmäßig, die Sonne scheint – eigentlich alles wunderschön – aber: Irgendjemand hatte gesagt, der Anstieg zum Schloss sei so schwer, dass fast alle schieben müssten. Mich beschäftigt das – 400 hm schieben? Das wären ja bestimmt eine Stunde 😱

So fahre ich vor mich hin – bis ich irgendwann in den Weinbergen von Neustadt bin – es macht sich ein unbeschreibliches Gefühl in mir breit: Du schaffst das wirklich. Bald ist deine Reise zu Ende – und du hast das alleine geschafft.

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Ich sehe das Schloss, und der Anstieg ist super gleichmäßig – nichts hardcore – ich fahre hoch.


Oben angekommen sind vereinzelte Touristengruppen – ich habe das Schloss mehr oder weniger für mich alleine. Ich rufe Markus an – er gratuliert mir. Irgendwie ist es in dem Moment nicht so richtig greifbar, dass das Abenteuer Mittelgebirge Classiques vorbei ist. Ich bin glücklich, zufrieden, ruhig – keine riesengroßen Emotionen – sondern eher eine tiefe Zufriedenheit.
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Ich fahre runter ins Ziel, unterhalte mich ein bisschen mit Markus und den anderen und suche mir ein Hotelzimmer – duschen, ein Stündchen Schlaf, bevor es zur Finisher-Party geht.

Ein unglaubliches Erlebnis – ich kann jedem empfehlen, diese Strecke von Markus als Inspiration zu nehmen: wunderschön – ohne Baustellen, quasi ohne Ampeln – ein Traum.

Finish.

Ganz herzlichen Dank an euch alle fürs mitfiebern 🙏 Das Wissen, dass Leute virtuell dabei sind - ist wahnsinnig motivierend für mich ❤️

Genießt den Rest Feiertag ✌️
 
Die Gegend ist wellig, die man immer wieder „wegdrücken“ kann – ich habe daran enorm viel Spaß: Mal gewinnt man und kommt über die Kuppe, mal verliert man und klebt im Anstieg 😅

Typisch @KaGro
3 Tage Brevet mit wenig Schlaf, quasi immer am Anschlag von der Kraft her und die Wellen werden aber weggedrückt :D
 
Wer noch nie einen 20% Berg bergab gefahren ist, wird sich das geschriebene vermutlich nicht vorstellen können. Respekt, dass Du da nicht geschoben hast.
ne kleine Anekdote zwischendurch, da muß ich gerade wieder dran denken: bin mal als Kind in unserem Ort den "Schulberg" (nennen wir so, weil wir den hoch mußten, um zur Schule zu kommen) runter, damals mit meinem 24" Kinderfahhrad. Rückttrittbremse, vorne nur so ein Gummi, der von oben auf den Mantel drückte . Der hat 19% Steigung/Gefälle. Die Bremsen haben natürlich nicht viel hergegeben, also die knapp 200m eigentlich laufen lassen. Unten teilt sich die Straße ähnlich einer gespaltenen Schlangenzunge, der rechte Abzweig hätte also eigentlich Vorfahrt. Ob von dort jemad kommt, kann man zunächst nicht sehen. War aber eh egal, denn ich überfuhr einen kleinen Kanaldeckel, der etwas tiefer lag als das eigentliche Straßenniveau, da hats mich tierisch zerrissen.
Aber, wie es halt so ist: kleinen Kindern und Besoffenen passiert nix. kleine Schürfwunde im Handteller und Schimpfe von der Mutter, weil halt ein Loch in der Hose war. (Die genaueren Umstände behielt ich für mich)
 
Ganz herzlichen Dank an euch alle fürs mitfiebern 🙏 Das Wissen, dass Leute virtuell dabei sind - ist wahnsinnig motivierend für mich ❤️
dankeschön für deinen so ausführlichen Bericht.:daumen::daumen: Du hast einen guten Schreibstil, immer mal etwas selbstironisch/spaßig, das läßt sich gut lesen und man ist irgendwie dabei.
 
Hier mein Rückblick und es ist solide mit 11h Sport. Grundsätzlich sind alle Leistungen der Saison 2025 bisher unspektakulär und gegenüber 2024 ein bisschen mehr Umfang. Auf dem Rollentrainer ist der GA1 Bereich ein bisschen besser geworden. Bei gleicher HF mehr Watt aber Outdoor kann ich nicht vergleichen wegen Powermeter Wechsel. Ein Wettkampf ist kurzfristig nicht geplant, dafür andere tolle Veranstaltungen wie Volksfest oder Jugendturnier veranstalten.
Hier auch die Notiz Einstellung der Bockwindmühle:

9.6.2025 Pfingstmontag, Wind 12Knoten aus West leicht Böig, Flügelbretter eingehängt und Lamellenklappen komplett geschlossen, wenn zu schnell dann leicht geöffnet als Bremse.

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