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ARD Sportschau „Geheimsache Doping“: Wirklich alles Equipment und Nahrung?

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Re: ARD Sportschau „Geheimsache Doping“: Wirklich alles Equipment und Nahrung?
Danke, Video kenn ich. Ja, die Laufkultur ist 100%ig der größte Punkt dort. Hab zum Thema Genetik auch CGPT gefragt: https://chatgpt.com/share/68591d4d-9f78-800f-b0ba-a69c30a918c5

Aber jedenfalls was ich sagen wollte ist dass es beim genauen Hinschauen immer schwierig ist mit fairen Bedingungen. Wie gesagt, bspw. haben manche Geld für teure Höhenketten, andere sind dort geborten und wiederum andere können sich das einfach nicht leisten. Hitzetraining bspw. starke Einflüsse auf rote Blutkörperchen und ist natürlich erlaubt und normal, EPO allerdings natürlich nicht. Jetzt kann man sagen gut, da gibts die Doping Liste und alles ist gut. Aber wie gesagt, ich glaub in der Praxis ist das oft gar nicht sooo leicht.
Ohne den Inhalt deines CGPT Links durchgelesen zu haben, will ich nur hinweisen, dass die Recherche damit mit Vorsicht zu genießen ist, vor allem bei umstrittenen Themen. Wenn es viele "Berichte" gibt, die ein Thema behandeln, kommt es nicht selten vor, dass eine KI der Meinung ist, es sei wahr obwohl das Gegenteil der Fall ist.

Und nein, es ist eben nicht schwer faire Bedingungen zu schaffen. Körperliches Training an einem anderen Ort ist für jede Person im Profi Bereich frei zugänglich und erlaubt.
Einnahme von Substanzen um den selben Effekt zu erzielen = nicht erlaubt
 
Seppelt bewegt sich für mich auf ganz dünnem Eis.
Es gibt doch genug, denen der Hajo Seppelt schon ans Bein gepinkelt hat. Die suchen doch nur eine Gelegenheit sich zu revanchieren. Darum nehme ich an, der Hajo Seppelt weiß genau, was es sagen darf und was nicht, und was er sagt, kann er belegen. Da wird er sich auch von der Rechtsabteilung der ARD beraten lassen. Wenn nicht wäre er schön blöd.
 
Natürlich wurde der Beitrag durch eine Rechtsabteilung gejagt und meiner bescheidenen juristischen Meinung nach, ist der Beitrag rechtlich auch nicht zu beanstanden.

Ungeachtet dessen geht für mich der Beitrag in Richtung BILD-Journalismus.

Das fängt damit an, dass bezüglich des einen Zeugen betont wird, er habe seine Aussagen an Eides statt versichert. Ist ja schön und gut, aber diese Eidesstattliche Versicherung bewirkt nichts anderes als Eindruck zu schinden. Denn sie wurde nicht vor einer zur Abnahme zuständigen Behörde abgegeben (§ 156 StGB). Wäre sie falsch, hätte das keine strafrechtlichen Konsequenzen für die betreffende Person.

Beim Thema Aicar muss ich als Laie den Eindruck gewinnen, dass bildlich gesprochen der Griff ins Regal links oder rechts von Aicar ausreicht, unbehelligt ein leistungssteigerndes Präparat zu nehmen. Eine dreistellige Anzahl von Präparaten wird genannt, von denen nur 4 auf der Liste stehen. Das hätte ich wirklich gerne näher erläutert bekommen. So gewinne ich den Eindruck, dass Doping - hier mit Aicar - so einfach ist wie sonst was. Man muss einfach nur aufpassen, nicht eines der 4 gelisteten Präparate zu nehmen. Sorry, das glaube ich so einfach nicht.

Die aktuellen Protagonisten werden verglichen mit den Protagonisten alter Zeiten Pantani, Ullrich und Armstrong. Letzterer bekommt so etwas wie die Krone der Doper aufgesetzt. Wer die genaue Formulierung haben möchte, mag im Beitrag nachsehen. Die Leistungssteigerung ausschließlich auf Trainingsmethodik, Technik und Ernährung zurückzuführen, wird als Erklärung ausgeschlossen. Die unausgesprochene Schlussfolgerung ist die, dass heute mehr bzw. besser gedopt wird.

Im Grunde also business as usual: Gesteigerte Leistung als Herleitung für die Vermutung, dass gedopt wird garniert mit dem Thema Schlupflöcher. So weit, so richtig es zu thematisieren.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass Seppelt und Co zur Tour ihren Beitrag zu liefern haben, nichts in den Händen halten und das mit einem Journalismus, den sie eigentlich besser können, zu übertünchen versuchen.
 
Das mit dem Aicar fand ich auch besonders wenig überzeugend. Angesichts von späteren Nachtests wäre das ja russisch Roulette. Bei Armstrong haben ja alle gesehen, dass einem Titel auch wieder aberkannt werden können.
 
Danke, Video kenn ich. Ja, die Laufkultur ist 100%ig der größte Punkt dort. Hab zum Thema Genetik auch CGPT gefragt: https://chatgpt.com/share/68591d4d-9f78-800f-b0ba-a69c30a918c5

Aber jedenfalls was ich sagen wollte ist dass es beim genauen Hinschauen immer schwierig ist mit fairen Bedingungen. Wie gesagt, bspw. haben manche Geld für teure Höhenketten, andere sind dort geborten und wiederum andere können sich das einfach nicht leisten. Hitzetraining bspw. starke Einflüsse auf rote Blutkörperchen und ist natürlich erlaubt und normal, EPO allerdings natürlich nicht. Jetzt kann man sagen gut, da gibts die Doping Liste und alles ist gut. Aber wie gesagt, ich glaub in der Praxis ist das oft gar nicht sooo leicht.


Kenia ist Doping-Hochrisiko-Land. Und Laufen in ganz weiten Bereichen Geldmacherei die kurz vor oder hinter Sklaverei steht.

Doping

https://www.runup.eu/die-aktuelle-dopingflut-in-kenia/

Laufmanager

https://www.runup.eu/sportsklaverei-der-lauf-ums-grosse-geld/

Die afrikanische Läuferromantik kann man vergessen.
 
Das mit dem Aicar fand ich auch besonders wenig überzeugend. Angesichts von späteren Nachtests wäre das ja russisch Roulette. Bei Armstrong haben ja alle gesehen, dass einem Titel auch wieder aberkannt werden können.
Die Nachtests nach Olympia werden doch nur dann gemacht wenn die Presse richtig Druck ausübt und dann sucht man sich ein paar unbekannte Gewichtheber oder Kugelstoßer. (bitte im übertragenden Sinne verstehen)

Wer denkt da schon ans "Morgen"? Sowohl was Nachtests nach 7 Jahren angeht oder auch gesundheitliche Schäden.
 
...
Beim Thema Aicar muss ich als Laie den Eindruck gewinnen, dass bildlich gesprochen der Griff ins Regal links oder rechts von Aicar ausreicht, unbehelligt ein leistungssteigerndes Präparat zu nehmen. Eine dreistellige Anzahl von Präparaten wird genannt, von denen nur 4 auf der Liste stehen. Das hätte ich wirklich gerne näher erläutert bekommen. So gewinne ich den Eindruck, dass Doping - hier mit Aicar - so einfach ist wie sonst was. Man muss einfach nur aufpassen, nicht eines der 4 gelisteten Präparate zu nehmen. Sorry, das glaube ich so einfach nicht.
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Das hatte ich ebenso wie Du verstanden, stimmt jedoch nicht, wie mir im Nachbarthread von User "eins4eins" erklärt wurde:
Es werden nur vier Substanzen genannt, verboten sind aber auch alle anderen Varianten solcher Stoffwechselmodulatoren.
 
Es gibt doch genug, denen der Hajo Seppelt schon ans Bein gepinkelt hat. Die suchen doch nur eine Gelegenheit sich zu revanchieren. Darum nehme ich an, der Hajo Seppelt weiß genau, was es sagen darf und was nicht, und was er sagt, kann er belegen. Da wird er sich auch von der Rechtsabteilung der ARD beraten lassen. Wenn nicht wäre er schön blöd.
Ich bin selbst Journalist und arbeite gelegentlich investigativ. In diesem Thread kursiert eine Menge gefährliches Halbwissen, und das ist vorsichtig ausgedrückt (damit beziehe ich mich nicht auf den zitierten Beitrag, den nehme ich nur als Anlass). Deshalb ein paar Klarstellungen:
  • Das Presserecht macht klare Vorgaben für zulässige Verdachtsberichterstattung. Das soll Privatpersonen und Unternehmen vor unzulässigen Vorwürfen schützen und ihnen eine Möglichkeit zur Stellungnahme einräumen.
  • Als erfahrener Investigativreporter hält sich Hajo Seppelt sehr genau daran, weil er weiß, wie schnell man sonst Abmahnungen, Unterlassungserklärungen und Klagen kassiert. Das wird teuer.
  • Die Rechtsabteilung der ARD berät ihn nicht nur, sondern prüft jedes Wort des Beitrags. Verantwortlich ist nicht Seppelt, sondern die ARD, die den Film ausstrahlt.
  • Das ist bei allen Medien so. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Die Diskussion mit der RA können anstrengend sein. Oft ringt man um einzelne Formulierungen, die juristisch korrekt sein mögen, aber schlicht fürchterlich klingen (daher kommt zum Beispiel die exzessive Verwendung des Begriffs "mutmaßlich" in vielen investigativen Recherchen).
  • Ich frage mich, wie viele Menschen, die hier ihre Meinung hinausposaunen, tatsächlich den Beitrag gesehen oder den Podcast gehört haben. In Letzterem sagt Seppelt mehrfach, dass er in den vergangenen Jahren so beschäftigt mit Recherchen zu anderen Sportarten war, dass er sich kaum um Radsport kümmern konnte. Wenn hier jemand behauptet, dass die bösen ÖRs mal wieder nur auf den armen Radfahrern rumhacken, kann ich das nicht ernst nehmen.
  • Das Gleiche gilt für die ganze Debatte über Verbesserungen bei Material, Ernährung und Trainingslehre. Diese Aspekte tauchen bereits ganz am Anfang des Films auf. Unter anderem kommen Verantwortliche von Colnago und Alpecin zu Wort.
  • Ich empfinde den Beitrag auch als weniger spektakulär als andere Doping-Enthüllungen. Trotzdem habe ich einiges gelernt. Davor hatte ich nie etwas von Aicar gehört, wusste nicht, dass man Geräte zum Eigenblutdoping recht problemlos kaufen kann und hatte keine Ahnung, dass große Radteams Leute mit derart engen Verstrickungen zu kriminellen Doping-Ringen weitbeschäftigen. Für mich sind das schon substanzielle Fakten.
  • Trotzdem gilt für aktuelle Spitzensportler natürlich die Unschuldsvermutung. Ich halte es aber für legitim, immer wieder zu fragen, ob und wie solche Leistungen erklärbar sind – gerade bei einem Sport, der über Jahrzehnte immer wieder bewiesen hat, dass die Protagonisten trotz aller Beteuerungen systematisch die Grenzen des Erlaubten überschreiten.
 
Natürlich wurde der Beitrag durch eine Rechtsabteilung gejagt und meiner bescheidenen juristischen Meinung nach, ist der Beitrag rechtlich auch nicht zu beanstanden.

Ungeachtet dessen geht für mich der Beitrag in Richtung BILD-Journalismus.

Das fängt damit an, dass bezüglich des einen Zeugen betont wird, er habe seine Aussagen an Eides statt versichert. Ist ja schön und gut, aber diese Eidesstattliche Versicherung bewirkt nichts anderes als Eindruck zu schinden. Denn sie wurde nicht vor einer zur Abnahme zuständigen Behörde abgegeben (§ 156 StGB). Wäre sie falsch, hätte das keine strafrechtlichen Konsequenzen für die betreffende Person.

Beim Thema Aicar muss ich als Laie den Eindruck gewinnen, dass bildlich gesprochen der Griff ins Regal links oder rechts von Aicar ausreicht, unbehelligt ein leistungssteigerndes Präparat zu nehmen. Eine dreistellige Anzahl von Präparaten wird genannt, von denen nur 4 auf der Liste stehen. Das hätte ich wirklich gerne näher erläutert bekommen. So gewinne ich den Eindruck, dass Doping - hier mit Aicar - so einfach ist wie sonst was. Man muss einfach nur aufpassen, nicht eines der 4 gelisteten Präparate zu nehmen. Sorry, das glaube ich so einfach nicht.

Die aktuellen Protagonisten werden verglichen mit den Protagonisten alter Zeiten Pantani, Ullrich und Armstrong. Letzterer bekommt so etwas wie die Krone der Doper aufgesetzt. Wer die genaue Formulierung haben möchte, mag im Beitrag nachsehen. Die Leistungssteigerung ausschließlich auf Trainingsmethodik, Technik und Ernährung zurückzuführen, wird als Erklärung ausgeschlossen. Die unausgesprochene Schlussfolgerung ist die, dass heute mehr bzw. besser gedopt wird.

Im Grunde also business as usual: Gesteigerte Leistung als Herleitung für die Vermutung, dass gedopt wird garniert mit dem Thema Schlupflöcher. So weit, so richtig es zu thematisieren.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass Seppelt und Co zur Tour ihren Beitrag zu liefern haben, nichts in den Händen halten und das mit einem Journalismus, den sie eigentlich besser können, zu übertünchen versuchen.
Sehe ich ähnlich .. Im Grunde ist die Reportage völlig ohne Aussage ! Wenn sich ein Team und einzelne Personen nicht auf Anfrage reagieren werden Sie gleich als "schuldig" dargestellt. Laienhaft würde ich schon behaupten .. die haben auch anderes zu tun ! Und what the fuck haben UAE oder Visma mit Anfragen der ARD am Hut. Der scheren sich einen Dreck darum. Aus meiner Sicht berechtigt.

Slowenien ist gleich als ganze Nation schuldig gesprochen weil man dort ein Gerät für Bluttranfusionen kaufen kann .. ernsthaft !

An ganz vielen Punkten ist mir die Reportage einfach drastisch zu subjektiv !
Das ganze wird dann wie eh und je kurz vor der Tour veröffentlich ! Als sauberer Fahrer komme ich mir da echt verarscht und alles andere als gewertschätzt vor ! Das vertreibt dann sicher den ein oder anderen potentiellen Sponsor der sich langsam aber sicher wieder in den Radsport wagt.

Während der Tour Übertragung wird dann gerätselt warum kein Deutscher Rennfahrer mehr ums GC kämpft !
Dopplemoral können die "Deutschen" in kürzerer Vergangenheit ganz gut.
 
Ich bin selbst Journalist und arbeite gelegentlich investigativ. In diesem Thread kursiert eine Menge gefährliches Halbwissen, und das ist vorsichtig ausgedrückt (damit beziehe ich mich nicht auf den zitierten Beitrag, den nehme ich nur als Anlass). Deshalb ein paar Klarstellungen:
  • Ich empfinde den Beitrag auch als weniger spektakulär als andere Doping-Enthüllungen. Trotzdem habe ich einiges gelernt. Davor hatte ich nie etwas von Aicar gehört, wusste nicht, dass man Geräte zum Eigenblutdoping recht problemlos kaufen kann und hatte keine Ahnung, dass große Radteams Leute mit derart engen Verstrickungen zu kriminellen Doping-Ringen weitbeschäftigen. Für mich sind das schon substanzielle Fakten.
  • Trotzdem gilt für aktuelle Spitzensportler natürlich die Unschuldsvermutung. Ich halte es aber für legitim, immer wieder zu fragen, ob und wie solche Leistungen erklärbar sind – gerade bei einem Sport, der über Jahrzehnte immer wieder bewiesen hat, dass die Protagonisten trotz aller Beteuerungen systematisch die Grenzen des Erlaubten überschreiten.
Danke für deine fachlichen Ausführungen zum Thema Journalismus.
Beim Fett gedruckten Kommentar frage ich mich aber, wie intensiv du dich selbst mit der Thematik Doping im Radsport befasst hast. Denn die Tatsache, dass ganze viele Menschen aus der Ära Doping immernoch mitmischen, ist vollkommen banales Grundwissen, wenn man sich mit dem Thema 5min befasst.
 
Es dopen ALLE die im Tour-Circus mitfahren.
Ohne dürfen die gar nicht an den Start.
Und ob man den einen oder anderen erwischt, hängt nicht von der Arbeit der Kontrollore ab sondern von den Geschäften die im Hintergrund abgeschlossen werden.
 
Das ist der Begleittext aus der Mediathek:

https://www.ardmediathek.de/video/g...TljLTg4NzUtYmM5YTg2MzdkNjkyX2dhbnplU2VuZHVuZw

"Nach zahlreichen Dopingskandalen in seiner düsteren Vergangenheit gibt sich der Radsport seit Jahren geläutert. Tatsächlich gab es beim weltweit größten Radrennen, der Tour de France, seit 10 Jahren keine einzige positive Dopingprobe mehr. Doch nun gehen der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt und sein Team Hinweisen nach, die Zweifel am sauberen Sport aufwerfen.

Spitzenfahrer im Radsport werden seit Jahren schneller und schneller, pulverisieren längst Rekorde von überführten Dopern wie Lance Armstrong. Wie kann das sein? Seppelt und sein Team finden Hinweise auf verbotene Methoden zur Leistungssteigerung, neue Doping-Wundermittel und schwer belastete Mitarbeiter, die bis heute unbehelligt in den Spitzenteams weiterarbeiten. In fast allen Spitzenteams finden sich Mitarbeiter, die mindestens einmal wegen eines Dopingvergehens gesperrt waren. Am Ende wird deutlich: Der Dopingverdacht fährt im Radsport nach wie vor mit."

Tatsächlicher Aufhänger des Berichts: Derzeitige Spitzenfahrer pulverisieren Rekorde von Dopern.

Danach der Verdacht für den Bericht: Zweifel am sauberen Sport.

Letztlich Zusammenfassung der Recherche von Seppelt:

"Seppelt und sein Team finden Hinweise auf
  • verbotene Methoden zur Leistungssteigerung,
  • neue Doping-Wundermittel und
  • schwer belastete Mitarbeiter..."

Ich habe kein Problem damit, über neue verbotene Methoden zur Leistungssteigerung oder über neue Doping-Wundermittel im tatsächlichen Bereich aufgeklärt zu werden. Dann soll es aber auch dabei bleiben. Wenn Seppelt einen Bericht verfasst, der die hierzu durchgeführte Recherche in den Kontext mit dem heutigen Radsport bringt ("Zweifel am sauberen Sport"), erwarte ich (!) auch konkrete Tatsachen, welche Teams und welche Fahrer er damit meint, was er ihnen konkret vorwirft (Verdachtsberichterstattung: Mindestmaß an Beweisen), damit die postulierten Zweifel für mich nachvollziehbar werden.
 
Danke für deine fachlichen Ausführungen zum Thema Journalismus.
Beim Fett gedruckten Kommentar frage ich mich aber, wie intensiv du dich selbst mit der Thematik Doping im Radsport befasst hast. Denn die Tatsache, dass ganze viele Menschen aus der Ära Doping immernoch mitmischen, ist vollkommen banales Grundwissen, wenn man sich mit dem Thema 5min befasst.
Ich habe mich damit intensiv befasst, weil mich das privat (Radfahrer) und beruflich (Journalist) interessiert. Aber vermutlich habe ich mich unpräzise ausgedrückt. Ich meinte nicht die dunkle Vergangenheit von Gianetti und anderen Figuren, die tief in Doping-Praktiken verstrickt waren, sowohl als Fahrer als auch als Funktionäre. Bei denen kann man ja zumindest sagen: Das liegt lange zurück.

Der Beitrag zeigt, dass auch Personen, deren strafbare Handlungen erst vor wenigen Jahren durch die Operation Aderlass aufgedeckt wurden, inzwischen wieder mitmischen. Mir war nicht klar, wie schnell im Radsport immer noch vergeben und vergessen wird. (Juristisch sind die Taten verjährt, trotzdem halte ich die Weiterbeschäftigung moralisch für mindestens fragwürdig.)
 
Natürlich wurde der Beitrag durch eine Rechtsabteilung gejagt und meiner bescheidenen juristischen Meinung nach, ist der Beitrag rechtlich auch nicht zu beanstanden.

Ungeachtet dessen geht für mich der Beitrag in Richtung BILD-Journalismus.

Das fängt damit an, dass bezüglich des einen Zeugen betont wird, er habe seine Aussagen an Eides statt versichert. Ist ja schön und gut, aber diese Eidesstattliche Versicherung bewirkt nichts anderes als Eindruck zu schinden. Denn sie wurde nicht vor einer zur Abnahme zuständigen Behörde abgegeben (§ 156 StGB). Wäre sie falsch, hätte das keine strafrechtlichen Konsequenzen für die betreffende Person.
Man hat stellenweise wirklich das Gefühl, dass mit juristischen Anspielungen und Dramatisierung gearbeitet wird, um mehr Wirkung zu erzeugen, als eigentlich da ist
 
Der Stil dieser Doku ist leider reißerisch, unabhängig vom Inhalt. Aber was hilfts, man braucht halt auch Einschaltquoten und da kommt sowas in Zeiten der totalen Dramatisierung in den Social Media sicher bei der Mehrzahl der Konsumenten eher an als ein maximal nüchterner Beitrag. Doping der Medien sozusagen ;)
 
Haben wir nicht Familienclans, die seit Generationen auf der Höhe der Zeit den Radsport praktizieren?
 
Was mich ganz besonders stört ist, dass versucht wird (zumindest kam das bei mir so an) die Leistungssteigerung der letzten Jahre alleine auf unerlaubte Praktiken zu schieben.
Dass sich in den letzten 10 Jahren gerade im Hinblick auf Trainingswissenschaften, Ernährung vor, während und nach Trainings- und Wettkampfeinheiten, Aerodynamik, Materialfortschritte bei Rad, Schuh, Pedal usw. unglaublich viel getan hat, wird einfach ignoriert.
Ich mein - zu Zeiten von "Ulle" und "Marco" hat sich ein Team keine 10 Personen geleistet, die sich nur um die Ernährung der Athleten kümmern und für jeden Athleten einen eigenen, auf seine Leistungsabgabe angepassten Ernährungsplan erstellen und umsetzen.

Auch klar ist, dass man immer nach Möglichkeiten suchen wird, Maßnahmen zu finden, die die Leistung "nicht unerlaubt" steigern. CO ist ein Thema - Halogene ein anderes, und es gibt derer sicher viele; aber sind eben nicht nur "nicht erlaubte" Maßnahmen, die für die Leistungsexplosion verantwortlich sind.
 
das frustrierendste (für mich) an dem thema ist, dass es einfach ganz sicher fahrer gibt die unerlaubte praktiken verwenden. wenn das dann raus kommt werden natürlich alle rufen JA ICH HABS GEWUSST ALLE DOPEN ICH HATTE RECHT ICH ICH ICH, auch wenns irgendein arkea neoprofi wäre.
falls sowas bei einem der aktuellen stars bestätigt wird kann man die world tour aber eh zudrehen. insbesondere in zeiten von mobiltelefon überall und akutem geltungsdrang schließ ich (für mich persönlich) daraus aber dass es wohl nicht ganz soo präsent sein wird bzw. von ner geheimen untergrundorganisation gesteuert wird wie es von vielen suggeriert wird.
 
Dass sich in den letzten 10 Jahren gerade im Hinblick auf Trainingswissenschaften, Ernährung vor, während und nach Trainings- und Wettkampfeinheiten, Aerodynamik, Materialfortschritte bei Rad, Schuh, Pedal usw. unglaublich viel getan hat, wird einfach ignoriert.

Stimmt nicht. Das wird erwähnt. Sie lassen sogar Experten von Alpecin, Visma und Colnago zu diesen Themen zu Wort kommen.
Sie geben auch an, das laut eigenen Berechnungen, allein die technische Entwicklung rund 4km/h höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten ermöglicht.


Die Reportage könnte natürlich objektiver sein. Aber Seppelts Einstellung erkennt man schnell an so Dingen wie seiner Blitzer Erklärung bzgl der Tatsache dass es lange keine positiven Tests bei der Tour gab: Wenn in einem Viertel niemand geblitzt würde, bedeute das nicht, dass dort niemand zu schnell fahren würde.
Der Vergleich hinkt aber doch sehr, denn die Sportler wissen nicht wann was kontrolliert wird.
 
Ich habe mich damit intensiv befasst, weil mich das privat (Radfahrer) und beruflich (Journalist) interessiert. Aber vermutlich habe ich mich unpräzise ausgedrückt. Ich meinte nicht die dunkle Vergangenheit von Gianetti und anderen Figuren, die tief in Doping-Praktiken verstrickt waren, sowohl als Fahrer als auch als Funktionäre. Bei denen kann man ja zumindest sagen: Das liegt lange zurück.

Der Beitrag zeigt, dass auch Personen, deren strafbare Handlungen erst vor wenigen Jahren durch die Operation Aderlass aufgedeckt wurden, inzwischen wieder mitmischen. Mir war nicht klar, wie schnell im Radsport immer noch vergeben und vergessen wird. (Juristisch sind die Taten verjährt, trotzdem halte ich die Weiterbeschäftigung moralisch für mindestens fragwürdig.)
Bei Procyclingstats sind bei den Teams die Staff Mitglieder vermerkt und verlinkt. Mach Dir doch mal den Spass dich da einzulesen und dir anzuschauen, wer da in der Vergangenheit wo mal selbst gefahren ist mit welchen Kollegen unter welchem Management und wo sie später als Staff Mitglieder tätig waren und mit wem und so weiter und sofort. Gut, man muss sich ein bisschen auskennen damit einem das auch auffällt, und beweisen tut es am Ende nix, aber es schadet ganz sicher nicht da ein paar Abhängigkeiten und Beziehungen zu kennen.


2007 zB arbeitete die heutige UAE Spitze zB mit Riccardo Ricco zusammen. 2x gesperrt plus versuchter Handel mit Dopingmitteln.

https://www.procyclingstats.com/team/saunier-duval-2007
https://de.wikipedia.org/wiki/Riccardo_Riccò

Gianetti war zum Beispiel 2011 auch General Manager von Cobo, der aus dem Nichts für ein 3. klassiges Wildcardteam mit einem Husaren-Ritt die Vuelta gewann. Wurde dann wegen Doping aberkannt.

https://www.procyclingstats.com/team/geox-tmc-transformers-2011
https://de.wikipedia.org/wiki/Juan_José_Cobo

Bei UAE fuhr dann wiederum ein Durasek der im Zusammenhang mit der Operation Aderlass erwähnt wird und so weiter und sofort.

Jose Antonio Fernandez aus der UAE Spitze ist da fast noch spannender als Gianetti. Aber die beiden ärgern sich bestimmt selbst am meisten, dass ihnen immer wieder Leader unterkommen die so auffällig geworden sind. Gianetti sind vor Wut schon die Haare ausgefallen glaube ich.

Muss wie gesagt gar nichts bedeuten mit solchen Zusammenhängen die alles Verkettungen ungünstiger Umstände zu sein scheinen.

Ob einem das gefällt muss und kann jeder für sich entscheiden.

Viel Spass beim Durcharbeiten weiterer Abhängigkeiten, Teams und Personen. :-O Das ist alles ein Sandkorn in einer ganzen Wüste.
 
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