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Anfahrt von Melbourne ::: Startliste ::: Off. Seite
Im letzten Jahr konnte sich Cadal Evans am letzten Anstieg in Mendrisio absetzten und im Solo Weltmeister werden. Sein Nachfolger wird am Sonntag, dem 03. Oktober ab 02:00 Uhr Morgens in seinem Heimatland gesucht. Es ist schwer zu glauben, dass Evans seinen Titel verteidigt, denn der Kurs ist bei weitem nicht so anspruchsvoll wie der im letzten Jahr, es kann sogar gut sein, dass wir einen Sprint aus einer größeren Gruppe heraus sehen. Zunächst geht es von Melbourne nach Geelong, diese Strecke beträgt rund 85 km und ist fast topfeben. Ist Geelong erreicht, werden auf dem 15,8 km langem Rundkurs noch elf Runden gedreht. Die Anstiege sind die gleichen wie beim Zeitfahren, nur die Anfahrt auf den ersten Anstieg ist etwas steiler, aber mit einem knappen Kilometer auch relativ kurz, der ein oder andere Sprinter wird hier abgehängt werden können. Von der letzten Steigung bis ins Ziel, dass leicht ansteigend ist, sind es nur noch 6 km, falls eine kleine Gruppe wegzieht, die sich auch einig ist, wird dort nicht mehr viel zusammenrollen können. Ingesamt werden hierbei 262,7 km zurückgelegt. Einen Topfavoriten kann man sicherlich nicht ausfindig machen, aber hier die Nationen, die Chancen haben den Weltmeister zu stellen:
Australien
Klar, im eigenem Land ist jeder der neun Starter bis in die Fingerspitzen motiviert und mit Evans fährt auch noch der Weltmeister des letzten Jahres bei den Australiern. Überraschend nicht dabei ist Robbie McEwen, der bei der Eneco-Tour sich in einer guter Form zeigte. Ebenfalls nicht dabei ist Heinrich Haussler, der allerdings das ganze Jahr von einer Knieverletzung geplagt war und es somit weniger verwunderlich ist, dass er nicht am Start ist. Trotzdem sind viele gute Sprinter im Team, wie Allan Davis, Baden Cooke oder Matt Goss. Letzter kommt auch gut über solche Steigungen und hat beim Giro eine Etappe gewonnen, wo die Zielgerade ansteigend war. Simon Gerrans ist neben Evans die zweite Option auf einen Angriff in einer der Steigungen.
Italien
Ganz Radsport-Italien lag im Februar in tiefer Trauer, der Teamchef Franco Ballerini verunglückte bei einer Rallye tötlich. Ballerini konnte als Leiter der Squadra azzurra vier Weltmeistertitel feiern, zwei davon mit Paolo Bettini, der ein guter Freund von Ballerini war und nun seine Nachfolge antritt. Der Kapitän wird Filippo Pozzato sein, dem der Kurs liegen sollte, er ist endschnell und kommt auch gut über Steigungen. Damiano Cunego könnte durch eine Attack zum Weltmeistertitel fahren und auch der ehemalige Weltmeister Ballan könnte aus einer Gruppe heraus wie 2008 gewinnen. Für einen möglichen Sprint wäre Daniele Bennati zur Stelle. An Motivation dürfte es keinen fehlen, denn alle fahren für einen: Franco Ballerini.
Spanien
Egal ob Fußball, Tennis, Motorsport oder welche Sportart man auch immer nehmen mag, die Spanier sind in vielen Disziplinen weit vorne und auch im Radsport gehören sie zu den Besten. Alberto Contador ist zwar nicht dabei und könnte auf so einen Kurs wohl auch nicht gewinnen, aber dennoch stellen die Spanier eine schlagkräftige Mannschaft. Joaquin Rodriguez zeigt sich im Moment bei der Vuelta in Topform und auch der Olympiasieger Samuel Sanchez ist ein Weltmeistertitel durchaus zuzutrauen. Im Sprint wäre da José Joaquín Rojas oder Oscar Freire eine Option. Für Freire wäre es der vierte Weltmeistertitel und wäre damit alleiniger Rekordhalter. Bei allen seiner bisherigen WM-Siege hatte ihn keiner auf der Rechnung und so ist es auch in diesem Jahr.
Belgien
Ohne Tom Boonen gehen die Belgier in die Weltmeisterschaften, dafür mit Phillipe Gilbert, der bei der Vuelta das Rote Trikot erobern und eine Etappe bisher gewinnen konnte. Neben Gilbert wären noch Mario Aerts und Stijn Devolder da, die durch Attacken das Feld auseinanderreißen könnten. Das Team wird aber 100% hinter ihrem Kapitän Gilbert stehen, denn er hat die größten Chancen auf den Weltmeistertitel.
Niederlande
Den Holländern sind nur Außenseiterchancen zuzustehen, bis auf Karsten Kroon wär jeder der Starter eine große Überraschung für die einst so große Radsportnation. Joop Zoetemelk war der letzte Niederländer, der Weltmeister werden konnte im Jahre 1985. Es ist also schon ein ganzes Stück weit weg.
Deutschland
Durch Andre Greipel sicherte bei den Vattenfal Cyclassics die vollen 9 Startplätze für sein Land, aber mehr als eine Außenseiterrolle werden die Auswahl des BDR nicht spielen. Marcus Burghardt, Bert Grabsch, Andre Greipel, Danilo Hondo, Christian Knees, Sebastian Lang, Tony Martin, Marcel Sieberg und Fabian Wegmann sind die Starter. Bei einem möglichen Massenprint ist das Team sicherlich nicht schlecht aufgestellt, aber ob Andre Greipel alle Tempoverschärfungen mitgehen kann bleibt fraglich. Noch weiter als bei den Niederländern muss man zurück blättern, um einen deutschen Weltmeister ausfindig zu machen: 1966 Rudi Altig. Er ist neben Heinz Müller (1952) auch der einzige.
Frankreich
Die Grande Nation darf nur sechs Starter stellen, wer diese sind, war bisher noch nicht bekannt. Dennoch ist es ein schwerer Schlag für das Mutterland des Radsports. Bei der Tour de France konnten sie immer hin mit sechs Etappensieben und dem Sieg in der Bergwertung glänzen. Für den Weltmeistertitel kommt ein Franzose nur in Frage, wenn sie frühzeitig attackieren. Sylvain Chavanel oder Thomas Voeckler kämen hierfür in Frage, ob es zum Regenbogentrikot reicht, bleicht fraglich. Immerhin müssen die Franzosen nicht ganz so weit zurückblicken wie die Deutschen oder Holländer: 1997 Laurent Brochard.
Schweiz
Es schon eine ganze Weile her, dass eine Nation sowohl den Straßen- als auch den Zeitfahrweltmeister stellt, dass war 1997 Frankreich mit Bouchard und Jalabert. Einen einzelnen Fahrer gelang das noch nie. Wenn aber Fabian Cancellara in Topform ist, dann könnte er der erste sein, dem dieses Kunststück gelingt. Neben Cancellara werden Michael Albasini, Martin Elmiger, Steve Morabito, Gregory Rast und Oliver Zaugg die Alpenrepublik vertreten.
Norwegen
Mit nur drei Fahrern dürfen die Vikinger an den Start gehen, aber darunter befindent sich ein großer Favorit: Thor Hushovd. Mit Etappensiegen in diesem Jahr bei der Tour und Vuelta kommt er auch für den WM-Titel in Frage, vorausgesetzt eine kleinere Gruppe kommt an und keiner seiner schnelleren Gegner ist dort mit drin, das Weltmeistertrikot würde seine bisher schon sehr erfolgreiche Karriere krönen.
Weitere Favoriten:
Mark Cavendish könnte bei einem Massensprint durchaus eine Rolle spielen, immerhin konnte er auch schon Mailand-Sanremo gewinnen, aber bei der Vuelta zeigte er sich im Moment noch nicht in Topform.
Ähnliches gilt auch für Tyler Farrar, der im Moment auch der einzige ist, der Cavendish einigermaßen das Wasser reichen kann.
Nicolas Roche, Sohn des Weltmeisters 1987 Stephen, darf man nicht außer Acht lassen. Er ist ein Klassikerspezialist und kann durchaus für eine Überraschung sorgen.
Überraschen könnte auch Peter Sagan, der ein tolles Frühjahr mit Siegen bei Paris-Nizza, der Tour de Romandie und der Tour of California aufblühte, aber die Distanz könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
Fränk Schleck wird die luxemburger Farben vertreten, aber für ihn und auch für Alexandr Kolobnev, der schon zwei Mal Vizeweltmeister werden konnte, dürfte die Strecke zu leicht sein.