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MorenoArgentin: Ja, ich bin´s
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zaunk: Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen hierzu. Ich finde das kam sehr gut rüber (auch für die etwas Unerfahrenen)

Das Geheimnis eines effizienten Trainings liegt wohl darin, die richtige Mischung aus allem zu finden in der richtigen Zusammensetzung. Trotzdem bin ich der Meinung, daß mal so ne richtige "Baller-Runde" genau so was bringt wie im Winter lange Grundlagen-Fahrten. Das Wichtigste dabei:
Spass muss es machen!
Da du den Spaß erwähnst... Spaß an der Qual gehört zum Rennradfahren doch irgendwo immer dazu, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Und wer sich an Schmerzen am meisten erfreuen kann und den Schmerz sucht, ist wahrscheinlich am Ende auch der schnellste

Mach das, was dich motiviert!
Ein strukturiertes Intervalltraining finde ich gar nicht so einfach, bei mir klappt schon regelmäßiges Training nicht. Für Intervalle braucht man z.B. auch passende Strecken/Verkehrslagen, um die Intervalle zu fahren und bei entsprechender Erschöpfung halbwegs zügig und entspannt wieder nach Hause zu kommen. Und strikt nach Struktur zu fahren geht eigentlich auch nur alleine, in der Gruppe hast du zwar die Intensität, aber nicht die dazu passende Erholung.
Für mich heißt das: auf Solotour zwischendurch mal den Druck erhöhen, mal lang und nicht so hart, mal kürzer und härter und anschließend ein paar Minuten richtig bummeln. Wenn möglich versuche ich auch "echte" Intervalle zu fahren, also mehrere Wiederholungen mit gleicher Belastungszeit, in etwa gleicher Erholungszeit und Belastung.
Steuerung nach Gefühl und Puls, beides nicht so exakt, irgendwann wird man damit aber relativ genau die Intensität steuern können. Hilfreich ist der Pulsmesser aber vor allem für die Pausenzeiten, wenn man nach einem Intervall bei 35km/h noch mit 28 weiterrollt ("ist doch locker im Vergleich"), kann das schon zu viel sein um sich zu erholen, dann wird auch das nächste Intervall nichts. Wenn man Zahlenjunkie ist, dann ist ein PM natürlich prima, dann kann man sich an der Wattanzeige erfreuen. "Hey ich trete voll viel" und "hey ich treffe punktgenau meinen Rekombereich" lässt sich nun mal nicht mit "man habe ich einen hohen Puls, aber ich kann gerade nicht sagen ob ich einfach nur fertig bin, oder auch eine hohe Leistung bringe" oder "yeah! mit (nur) 20 km/h sollte ich voll im Rekombereich liegen" vergleichen
Dazu dann natürlich Gruppenfahrten, man ist ja an keinen Trainingsplan gebunden. In schnellen Ausfahrten leidet man genug beim Dranbleiben an Wellen oder bei Gegenwind und ist die restliche Tour gut damit beschäftigt sich wieder einzukriegen. Gemäßigte Ausfahrten kann man entweder versuchen als Grundlagentraining zu nutzen oder prima Belastungsspitzen einbauen. Bergauf reinhauen (oben wird gewartet), "Ortsschildsprint" über Autobahnbrücken, in der Gruppe hinter oder vor die schnellen Fahrer einfädeln, so dass man entweder vorher an zweiter Stelle schon ordentlich (intensiv und extensiv) vorbelastet wurde, oder nachdem man sich vorne verbrannt hat dann zwar im Windschatten landet aber trotzdem schneller fahren muss. Geht man bei jedem "Späßchen" mit, oder findet seinen Spielgefährten, hat man sich auch nach einer auf dem Papier (Schnitt) langsamen Tour, bei der man die Hälfte mit Rekompuls im Windschatten gefahren ist, ordentlich ausge- oder überbelastet.
Manchmal war es zu viel, dann geht auch zwei-drei Tage lang nix mehr. Das wäre wieder der Gedanke von "zu schnellem Schnitt im Training", ich habe mich stark verausgabt und bin dadurch langfristig so geplättet, dass die Ausfahrt zwar positive Effekte zeigt, aber ich mit etwas strukturierten intensiven Parts und ausreichend Erholung in den drei-vier Tagen mehr hätte erreichen können. Aber was soll, es hat Spaß gemacht und solange so ein Verheizen von Leistung und der eigenen Möglichkeiten nicht im Konflikt mit irgendwelchen Zielen (sportlich und außerhalb des Sports) steht, ist es genau richtig so.
Wenn man wenig Zeit zum Training hat, muss man sich von dem Gedanken verabschieden, mit richtig fitten Leuten Touren über 100km zu fahren und dabei auch noch in jedem Sprint und an jedem Berg vorne mitmischen zu wollen.
Wenn man bei Solotouren ein bisschen aufpasst, wie man fährt (in erster Linie: nicht nur Dauertempofahrt vs. Rumeiern) und es bei Gruppenausfahrten immer mal gezielt übertreibt, hat man ohne festen Trainingsplan alle Elemente dabei. Man bleibt damit unter dem Möglichen, aber absolute Leistungsmaximierung ist für die meisten hier wahrscheinlich sekundär.
Was ich aber nicht verstehe, bei dir nicht und auch bei anderen: Wieso hebst du so hervor, daß es Spassmachen muß? Ich sage mal so: Ich kann sagen, daß mir .
Wie oben schon gesagt, es ist ein Hobby und das betreibt jeder so, dass er den größtmöglichsten Nutzen (Spaß/Unterhaltung/Fitness...) daraus zieht. Wenn ich eine flotte Runde fahren möchte (unwahrscheinlich), dann fahre ich eine flotte Runde. Und wenn heute super Wetter ist und ich Zeit habe, aber eigentlich platt bin, dann kann ich mich immer noch auf's Rad setzen und eine gemütliche Runde drehen, die Sonne genießen usw. Wer ausfährt, wenn es ihm wirklich schlecht geht, oder dann auch noch auf die Tube drückt, hat es natürlich nicht anders verdient.
Oft - und in diesem Fall wohl eher nicht - kommt der Spaßfaktor allerdings dann als Argument, wenn jemand sich nicht quälen möchte. Das ist für den einen stundenlang im GA rumgondeln, für den anderen lange Vollgas geben, sich in Intervallen richtig abschießen, Rennen fahren etc. Und auch das ist okay, uns zwingt ja keiner auf's Rad.