AW: War das ein Hungerast? Habe einen riesen Fehler gemacht!
Hossa, gerade ebenfalls den gesamten Thread durchgeackert und einige Aussagen aufgesammelt, zu denen ich (als jemand "vom Fach") etwas beitragen möchte.
Zunächst aber mal zur Ausgangsfrage:
Die Zeichen waren ganz klar Zeichen einer Unterzuckerung, also definitiv ein Hungerast. Dass die Blutspende hierzu beigetragen haben kann, mag sein, aber alleine ursächlich war sie nicht daran schuld. Dass ein Hungerast durch reichliches Essen ausgeschlossen werden kann, ist Unfug, da jede "Überzuckerung" per Insulinwirkung vermieden wird. Ob der Glycogenpool der Muskulatur zu Ende war, ist egal, da ja Unterzuckerung im Blut passiert, zuallererst das Hirn erreicht und dort Unkonzentriertheit und alle klassischen Zeichen der Sympathicus-Aktivierung induziert, also Herzrasen, Kaltschweissigkeit -> hypoglykämischer Schock.
Alternative 1: Blutspende. Mit weniger Sauerstofftransportkapazität kommt man lediglich früher zu einer Atemlosigkeit. Ergo: die Atmung fliegt, man wird dazu gezwungen, einen Gang zurückzuschalten.
Alternative 2: zu wenig getrunken: dann hättest Du völlig ausgetrocknet einen Brand und würdest noch während der Fahrt viel mehr trinken wollen. Dass das Trikot bzw. Baumwollshirt völlig nassgeschwitzt war, ist ja erst mit dem "Notfall" gemeinsam geschehen.
Alternative 3: zu viel Salzverlust erzeugt einen "Salzdurst". Du trinkst Deine Flaschen aus und hast das Gefühl, gar keine Flüssigkeit getrunken zu haben. Das war es vermutlich nicht, dennoch machen 0,5-1 g Salz/Liter in den Trinkflaschen zumindest keinen Unsinn.
Mir ist gestern so ziemlich genaud as gleiche wie dem Threadersteller passiert.
...
Glaubt ihr nach sowas sollte ich erst mal ein paar Tage Pause machen, bevor ich wieder trainiere?
War heute eine 3/4 Stunde locker laufen, war eigentlich alles wieder normal.
Der Hungerast ist im unkomplizierten Fall ebenso schnell wieder weg, wie er kam. nur wenn man lange Zeit im Hungerast hängenbleibt, wird die Sache wegen sekundärem Flüssigkeits- und Salzverlust zusätzlich erschwert. Wenn man den Zustand allerdings früh genug bemerkt und dann rasch nachlegt, kann man - wenn es gut geht - sogar auf der selben Tour schon wieder Druck entwickeln.
von den beschriebenen Symptomen von Sachsentour war es keine typische Unterzuckerung und somit auch kein Hungerast. Die Blutspende bewirkt massives Fehlen von roten Blutkörperchen und somit von Sauerstoffträgern. Das erklärt auch das Kribbeln in Finger und Füße und generell die supoptimale Verfassung. Du hättest durchaus auch kollabieren können, also echt nochmal Glück gehabt!
Welche GA - Bereiche auf einen zutreffen, muss man bei der LD austesten. Ich habe mich auch ewig abgebremst, weil ich "bei 85-90%" war. Bei der LD haben wir festgestellt, meine GA1 liegt bei 140-160!
Sorry, aber die Einschätzung ist sehr verkehrt (s.o.). Wenn eine Blutspende zum Kollaps führen würde, so wäre die Blutspende ein echt gefährliches Unterfangen. Tatsächlich aber ist man nur direkt nach Blutspende durch den Flüssigkeitsverlust ein wenig stärker gefährdet. Schon nach 1-2 Tagen ist nur noch die verminderte Sauerstoffbindung zu verzeichnen.
Prinzipiell hast Du mit der "Individualisierung" von GA-Bereichen nicht unrecht. Dies kann man aber noch weiterführen! Was die GA-Bereiche angeht, würde ich mich auch nicht auf eine LD verlassen wollen. Selbst wenn im Schnitt die angesetzten Lactatkonzentrationen ein ordentliches Surrogatmass sein sollten, dann muss dies für mich als Individuum nicht notwendigerweise zutreffen. Daher: meine persönlichen Trainingsbereiche lege ich danach fest, welchen Druck ich über 30 s, 5 min, 20 min, 1 h, 2 h oder 4 h halten kann. Dies klappte naturgemäss auf der gebremsten Rolle mit Wattangabe sehr gut und liess sich von dort in Körpergefühl-Eindrücke ummünzen. Somit weiss ich jetzt auch anhand des Körpergefühls halbwegs gut, wie ich losstürmen darf (oder nicht darf), wenn ich eine Tour über 4 Std. ziehen will. Diese Erfahrung hilft mir ungemein gut dabei, den Grad der Auserschöpfung noch während einer Tour zu erspüren bzw. einzuregeln. Das vielleicht paradoxe daran: meine Pulsbereiche kenne ich gar nicht - und glaube sie auch nicht zu brauchen.
Über die Notwendigkeit Grundlage zu schaffen besteht überhaupt kein Dissens, die Frage ist wie das am besten geht, ob durch Long-Slow-Distance-(LSD) Training oder etwas angehobene Intensitäten.
Auch LSD kann für sich in Anspruch nehmen, speziell im Leistungsportbereich zu funktionieren. Wenn das Traininggsziel häufige sehr lange Wettkämpfe und Etappenrennen sind liegt die Notwendigkeit entsprechendes auch im Training zu machen ja auf der Hand. Wenn Du das als Hobbysportler adaptierst kommst Du aber an die Grenzen Deines Zeitbudgets ...
Ebend!
Genau DAS ist doch das Problem eines Anfängers: das richtige Maß zu finden. Eher fährt man zu intensiv. (2h sollten immer drin sein, sonst braucht man ja gar nicht erst loszufahren) Weil das Körpergefühl darüber hinaus auch noch fehlt, kommt der Mann mit Hammer dann ganz plötzlich und erwartet.
Deckt sich sehr mit meinen Erfahrungen, wenn ich auch ...
Du pjotr hast Dich vermutlich auch erst umgestellt, als Du bereits über Grundlagen verfügtest! Wenn ich mich recht entsinne bist Du (wie viele hier) anfangs auch "nur" LSD gefahren.
Ja, wenn ich auch ein Beispiel sein mag, dass man auch von Anfang an, also gänlich ohne LSD-Grundlage höher intensiv aerob arbeitend auf Niveau und "Grundlage" kommen kann. Zumindest kann ich von den erreichten Leistungen (300er, 4 Pässe/Tag) ablesen, dass auch durch das höher intensive Trainieren tatsächlich eine gute Grundlage erzeugt wurde.
@all: Welche Rolle bei der Leistungsfähigkeit, spielt eigentlich Eisen. Ich bin nämlich bisher bei jeder Bluspende mit grenzwertigen Eisenwerten aufgefallen.
Dies ist natürlich ein wichtiger Punkt. Wenn Eisen gering ist, dann sollte das rote Blutbild mal analysiert werden. Auf Ernährungsseite kann man natürlich auch umstellen: weniger KH, mehr Protein (Fleisch). Die Kartoffeln/Nudeln vor der Tour sind weniger wichtig, als man als Anfänger meinen mag! Ein echtes "Carbo-Loading" ist eigentlich nur dann wirksam, wenn man schon an den Vortagen extensive Belastungen hatte. Nur: in diesem Fall sollten die KH´s intelligenterweise gleich nach der vorangegangenen Belastung nachgelegt werden, und nicht erst kurz vor der nächsten Tour. Das viel Wichtigere hattest Du selbst bereits erkannt: Essen nach der Uhr!
Die 2-monatige Pause hat Dir einen Trainingsentzug gebracht, Du wolltest wieder richtig losstürmen, Dein Köper hat aber nicht so "funktioniert", wie Du das erhofft hattest. Im Gegenteil: die aerobe Kapazität war vermindert, so dass Du mehr anaerobe Schuld eingehen musstest, wobei Energie nicht mehr aus Fetten, sondern lediglich aus der Glycolyse gezogen werden konnte. Die Kartoffeln vor der Tour trieben Dein Insulin hoch, was mit späterem Nachlegen von Riegeln auch gar nicht weiter aufgefallen wäre, ...
Ob Du nun GA1-Lullertraining unter Aufgebot von deutlich mehr Zeit machen willst, oder ob Du weiterhin etwas stärker "ballern" willst, ist nun Deine Wahl, wobei letztere Methode nur mit mehr "Ernährungsintelligenz" und ausgebildetem Körpergefühl anzuraten sein mag. Gute Erfolge würden sicherlich beide Wege bieten!
Viel Erfolg dabei!