Und dafür hätte ich einfach mal gern einen Beleg, verstehst Du? Also nominal, nicht irgendwelche symbolischen Grafiken aus der "Fit for fun", die die Relativitäten zeigen, sondern eine Grafik, Tabelle, Spiro, die zeigt, dass ich bei 90% FTP, pro Stunde, oder bei einer 2stündigen Fahrt, weniger Gramm Fett umsetze als bei bspw. 60%.
Leider gibt´s im Netz kaum Daten zu 2-stündiger Fahrt mit angeschlossener Spiro, so dass man sich das entweder aus den Labordaten zusammenreimen muss oder einen ganz anderen Rechenweg einschlagen muss.
Für ersteres ist m.E. der schon etwas ältere, auf Spiro-Daten fußende Blogeintrag von Jürgen Pansy recht erhellend:
https://jpansy.at/2014/05/13/was-geht-noch-mit-40/Dabei bitte beachten, dass während längerer Belastungsdauer der "loaded Jürgen" recht bald (aka: nach Absinken des Insulinspiegels auf fast 0) in den "fasted Jürgen" übergehen wird.
Für eigene Betrachtungen unter Realbedingungen nutze ich persönlich eine ganz andere Strategie, die ausschließlich auf
Powermeter-Daten aufbaut: das nahezu komplette Leerfahren der KH-Speicher unter Last bei x% der FTP. Währenddessen oder danach etwas Kopfrechnen ... ;-)
Beispielsweise sei eine 5-stündige Ausfahrt mit einer avgP von 240 W (das seien jetzt mal angenommene 70% FTP) gelungen. Dabei habe der Fahrer z.B. 200 g KH über die Ernährung (Flasche, Gels, ...) zu sich genommen.
Die Antriebsenergie von 240 W * 5 h = 1200 Wh muss durch die verfügbaren Brennstoffe gedeckt worden sein.
Jetzt die Randbedingungen:
- KH haben eine Energiedichte von ca. 16 kJ/g = 16.000 Ws/g.
- Daraus ergeben sich bei einem Wirkungsgrad von 20-25% ca. 3.200-4.000 Ws/g an physikalischer Antriebsenergie - oder, da eine Stunde 3.600 s hat, roundabout 1 Wh/g KH.
-> mit 1 g KH kann ich 1 Watt Antriebsleistung eine Stunde lang befeuern, ganz leicht zu merken!
- Fette haben im Vergleich zu KH eine ca. doppelt so hohe Energiedichte.
-> mit 0,5 g Fett kann ich 1 Watt Antriebsleistung eine Stunde lang befeuern, auch leicht zu merken!
Zurück zur Ausfahrt: 1.200 g KH hätte man theoretisch verfeuern müssen, wenn die Fettflussrate bei 0,0 g/min läge. Praktisch hat man die 1.200 g KH natürlich nicht zur Verfügung, sondern als durchschnittlich trainierter und bemuskelter Fahrer vielleicht ca. 450 g aus den Speichern und noch die 200 g aus der Ernährung zur Verfügung gehabt. Dann verbleiben 550 g KH-Äquivalent als Deckungslücke. Den Beitrag von Proteinen darf man getrost vernachlässigen, so dass an Stelle der 550 g nicht vorhandener KH real 275 g Fette verbrannt worden sein müssen. 275 g Fett geteilt durch 300 min ergibt eine Fettflussrate von ca. 0,92 g/min - nicht exzellent, aber schon mal gar nicht so schlecht.
Jetzt betreibt man natürlich nicht immer Regelmäßigkeitsfahrten mit avgP = NP und auch nicht immer ein metabolisches Leerfahren bei 70% FTP. Sehr wohl aber kann man mit der o.g. Herleitung als Instrumentarium auch auserschöpfende Fahrten mit 80%, 85% oder gar 90% der FTP oder Fahrten mit Wechsellast unter Ansetzen der NP an Stelle der avgP durchkalkulieren und kommt dadurch auf eine zwar grobe, dafür aber unter Realbedingungen ermittelte Abschätzung der eigenen Fettflussraten in unterschiedlichen Lastbereichen. Ein netter Nebeneffekt: solche "Diagnosefahrten" sind gleichzeitig als auserschöpfende Einheiten sehr gut geeignet, um die Fettflussraten weiter nach oben zu treiben. Nur bitte die temporäre Infektionsanfälligkeit nicht unterschätzen!
Für Kriteriumshaie ist das alles natürlich weitgehend irrelevant, wohl aber für Fahrer, die lange Rennen oder Radmarathons als Ziele verfolgen.