Dann wird der Rotz in der Nase hochgezogen (hierbei können über die Dauer und Lautstärke weitere nonverbale Signale übertragen werden, die die eigene Stärke anzeigen und den Gegner einschüchtern). Dann wird der Schleim runtergeschluckt und gleich wieder mit einem weiteren Geräusch hochgeholt und ausgespuckt, natürlich in Richtung des Rivalen.
Kleine Ergänzung: Wenn der Spiegelsonnenbrillenprofi jedoch nur aus der Nase auf die Straße rotzt, kann dies als freundliches Zeichen aufgefasst werden und man kann versuchen, vorsichtig mit ihm Kontakt aufzunehmen. Am besten, indem man zunächst selbst aus der Nase rotzt.
Besonders interessante Dialoge führte ich zu meiner Studienzeit in Kaiserslautern bei den seltenen Begegnungen mit einheimischen Rennradfahrern. Will sagen, selten ist es mir gelungen, ein solches Exemplar einzuholen und noch seltener, lange genug dranzubleiben, um mit verbaler Kommunikation zu beginnen. Denn das erste, was ein anderer Rennradfahrer macht, nachdem Du Dich nach gefühlt endloser Zeit Meter um Meter mit 180er Puls herangekämpft hast und Du in seinem Windschatten erstmal kurz Luft holen mußt und einen Gang runterschaltest, was er natürlich hört (wenn man wie ich Campa fährt): Er schaltet hoch, gibt Gas und versucht Dich abzuziehen.
Der Dialog ging irgendwie so:
Ich fahre neben ihn.
Ich: "Hallo, wo fährst Du denn hin?" (Meine Intention: Wenn es passt können wir ja was zusammen fahren.)
Er: "Da nunner!"
Ich: "Wohin?"
Er: "Da nunner!"
Ok, hier muß man erstmal übersetzen. Meine Deutung: Es heißt wörtlich übersetzt: "Da herunter.", man würde normalerweise sagen: "Da entlang.", wobei er mit dem Kopf nach vorne nickt. Das war es dann auch mit der Unterhaltung. (Ich möchte an der Stelle noch anmerken, daß es ja irgendwie offensichtlich war, daß er die Straße entlang fuhr.) Naja, ich bin dann noch eine Weile in seinem Windschatten gefahren und er hat noch eine Weile versucht, mich abzuhängen.
Nach "da nunner" fahren übrigens wohl alle Pfälzer hin. Als ein Kumpel und ich mal mit einer Rennradgruppe mitgefahren sind - es war Mitte März - da habe ich den "Chef" bzw. Rennradgruppenältesten auch gefragt, wo es hingeht. Er sagte ebenfalls: "Da nunner!", und zeigte die Straße entlang. Ich hätte mir damals schon irgendwie vorgestellt, daß er mal so ne ungefähre Distanz sagt oder mal den einen oder anderen größeren Ort, wo es durchgeht. Naja, das Ende vom Lied war, nach 70 km waren wir abgehängt und platt wie die Flundern und standen irgendwo in Frankreich rum. Da sind wir zum nächsten Supermarkt, haben uns irgendein Kuchenzeug gekauft und was zu trinken (mit Kreditkarte, hatte ja keiner Francs dabei) und sind heimgefahren. Zum Glück hatte ich eine Karte dabei. Am Ende hatten wir 150 km auf der Uhr (Mitte März!) und sind schon im Dunkeln, ohne Licht und alles, nach Hause gekommen. Danach habe ich sehr lange geschlafen.
Also, lange Rede, kurzer Sinn: Bei einem Verhaltenskodex gilt es, auch auf regionale Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen. In der Pfalz gehört es eben zum guten Ton, daß man erstmal wortlos (und mit grimmigem Gesicht) versucht, sich gegenseitig abzuhängen. Und erst, wenn dies beiden nicht gelungen ist, und beide zu platt sind, um weiter wie die blöden reinzutreten, dann kann es vielleicht zu anderen Formen der Kommunikation (z.B. Äußerung von zur Situation passenden Grunzlauten) kommen.