Das sind m. E. zwei wichtige Aspekte, die Hans Werner ausgearbeitet hat: Watt bleibt immer gleich, der Puls schwankt.
Aber gerade weil der Puls schwankt, sollte ich doch eigentlich nicht nur nach Watt fahren, sondern vor allem auf meinen Körper hören.
Wenn ich stumpf nach Watt fahre – besonders in den höheren Leistungsbereichen – laufe ich Gefahr, mein kardiovaskuläres System zu überfordern oder unnötig zu strapazieren. Das kann sich dann deutlich auf die Regeneration auswirken, vor allem, wenn Dinge wie Ernährung oder Erholung nicht optimal passen. Im Umkehrschluss heißt das: Training nach Watt ist durch die vielen Einflussfaktoren deutlich komplexer, gerade für Einsteiger.
Ein weiterer Punkt ist die Praxis. Ich persönlich tue mich schwer, die Wattbereiche draußen wirklich konstant zu treffen. Der Computer piept ständig, und wenn man ohnehin jemand ist, der sich stark auf Zahlen fokussiert, kann das schnell nervig werden – und viel vom eigentlichen Spaß am Fahren geht verloren.
Nach Puls zu trainieren ist da deutlich entspannter. Und soweit ich weiß, ist das – sofern man seinen Maximalpuls einmal sauber bestimmt hat – ebenfalls sehr effektiv.
Gerade für den Einstieg sehe ich das Pulstraining klar im Vorteil. Die Herzfrequenzzonen sind keine starren Grenzen; sie verschieben sich je nach Tagesform, Stresslevel oder Erholung. Der Körper reagiert also dynamisch – und genau das lernt man mit Pulstraining wahrzunehmen. Auch die Zonen, die
Garmin vorgibt oder die man in Online-Kalkulatoren findet, sind völlig ausreichend, um sich eine solide, alltagstaugliche Grundlage aufzubauen.
Ich fahre jetzt seit drei Jahren nach Puls, ziemlich strukturiert, allerdings hauptsächlich draußen und nicht auf der Rolle. Und ich weiß, was sich körperlich bei mir getan hat – das ist eine ganze Menge.
Jetzt komme ich in einen Bereich, in dem ich mich professioneller aufstellen will und auch muss, weil meine Ziele deutlich ambitionierter werden und die Belastung für meinen Körper massiv steigt. Dafür baue ich mir aber auch eine breitere, professionellere Basis auf.
Ich weiß nicht, ob man das Training immer gleich so technisch angehen muss – ständig die FTP neu bestimmen, um haargenau die Wattbereiche zu treffen usw. Für den Einstieg ist das meiner Meinung nach völlig übertrieben. Natürlich hängt das von der Ambition ab. Aber wenn das Ziel ist, Strecken zu fahren, sie zu finishen und persönliche Fortschritte zu machen, reicht eine solide Grundlage völlig aus.
Deswegen bin ich ganz klar Team Puls: Maximalpuls bestimmen, viel Grundlage fahren, Spaß haben, ausreichend essen – und sich nach ein, zwei Jahren einfach darüber freuen, was man alles erreicht hat. Und später kombiniert man dann, weil man auch seinen Körper gut kennt.
Ich persönlich hätte keine Lust, mich jedes Mal vom Radcomputer nerven zu lassen, weil ich meine Wattzone nicht exakt treffe. Den Pulsbereich zu halten, ist schon Herausforderung genug – man will ja doch immer ein bisschen mehr, als man sollte.
Auf der Rolle ist das sicher etwas anderes, aber da kann ich nicht mitreden – Indoor zu fahren widerstrebt mir einfach.