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Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen

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Ja Basti,

den Begriff musste ich im Buch auch zwei Mal durchlesen, was damit gemeint war:D.
Ed könnt aber mal so zwischendurch ein paar Zeilen schreiben - oder isser mit dem ganzen schnöden Mammon auf ner einsamen Insel :) abgetaucht?

Gruß
Norbert
 

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Re: Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen
AW: Trainingstagebuch: Dicker Mann auf dünnen Reifen

Vielleicht erinnert Ihr Euch an meinen Beitrag vom Januar:
.... Mein Ziel ist es in diesem Jahr an einem Jedermannrennen in Münster oder Bochum teilzunehmen. Vorraussetzung ist jedoch das ich die 100 kg – Marke knacke und weitere 18 Kilo abspecke. Also drückt mir die Daumen.

Ich war auf einem guten Weg. Die 100 KG - Marke noch nicht ganz erreicht aber der Giro in Bochum und Münster war geplant. Doch dann hat es mich vor 2 Wochen "stuntreif" geschmissen. In voller Fahrt ca. 35 km auf gerader ebener Strecke. Ergebnis: 4 gebrochene Rippen, Prellungen von Schulter und Hüfte, teilkolabierte rechte Lunge, leichte Hautabschürfungen und Dank meines Helmes (2 mal gebrochen) nur einen Bluterguss an der Stirn und oh Wunder mein RR hat noch nicht mal einen Kratzer ????
Nach 2 Wochen KH sind die Ärzte der Meinung die Saison wäre wohl für mich gelaufen.

Nun aufgeben zält nicht. Will mir eine Rolle kaufen damit ich im Training bleibe. Wer kann mir Tipps geben was ich beim Kauf einer Rolle beachten muß. Zur Zeit habe ich die Rollentrainer von Tracx bzw. Elite im Focus.

Für Eure Ratschläge dankbar.

Red_Devil :devil:
 
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:eek: Was soll man da sagen? Arme Socke, wg. Leid, Schmerzen und beendeter Saison? Oder Glückwunsch, dass Du noch am Leben bist und Rad und Rübe es noch tun? Und der Rest auch wieder zusammenwächst? Ich glaube, Letzteres.
Jedenfalls war dagegen mein Sturz im Juni ja nur ein Kinkerlitzchen. Vielen Dank an Alle für die Anteilnahme, übrigens! :o Weil das so schön war, habe ich mir in der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag mitten in der Nacht bei strömendem Regen und Sturm mit dem Mountainbike einen Poller frontal vorgenommen, und was soll ich sagen? Poller 1, EdHot 0. Diesmal zum Glück mit Helm, daher nur eine kleine Platzwunde auf der Stirn und ein zerschrammtes Knie. Und eine gotteslästerlich fluchende und mich selbst beschimpfende Restheimfahrt von so ca. 22 km im Monsun.
Lag's an der schlechten Sicht? Ja. An der vorhergehenden Betriebsfeier? Ich muss zugeben: Auch das. (Mit der Erkenntnis geht der Vorsatz einher, nicht nur selten, sondern gar nicht mehr zu fahren, wenn zuviel geladen wurde.)
Oder aber an der nackten Angst, die mich seit Tagen schlottern macht? Bestimmt auch.
Weil nämlich Rad am Ring vor der Tür steht. Nürburgring! Nordschleife! Fuchsröhre! Hohe Acht! Grüne Hölle! Und der Kaiserswerther Kenianer Lars, Mr Laktatexpress Matt, Covadonga-Rainer sowie meine Überspanntheit mitten drin. 24 Stunden lang. Ich muss sagen: Mir geht der Arsch gepflegt auf Grundeis. :heul:

Zur Vorbereitung (ist ja schließlich offiziell ein Trainingstagebuch hier): 3500 km, 12500 hm, 3 Rennen.
In Köln lief es recht ordentlich, in Leipzig bei den Neuseenclassics noch ein bisschen besser. Das war auch und vor Allem salamander_faxenschwamm aka Oli und seiner Familie zu verdanken, die K., unsere Kinder und mich für ein paar Tage aufs Fürstlichste beherbergt und verköstigt haben. Und dem ganzen Team Hallzig Express! Selten so eine gute Truppe getroffen! Können feiern und fahren! Gleichzeitig! Und die Regenerationsrunde im Muldetal samt Weizenbier im Freisitz - einfach traumhaft! :daumen: Und das beste: Ich weiß endlich, was ein Freisitz ist. Hatte ich doch die ganze Zeit gegrübelt, worauf zum Henker der Oli sich da wohl so freuen mag...

Genug geschwärmt. Back to Bangesein. Muss jetzt leider schon wieder ins Bett, Nichtschlafenkönnen. Die Arbeit ruft. Morgen hoffentlich mehr inkl. ein paar Fotos...

P.S: Das dritte Rennen war die Hannoveraner Velo Challenge, wo ich mit einem beherzten Sprint noch so gerade eben ein dreistelliges Ergebnis gerettet habe. Aber das ist eine andere Geschichte...:o
 
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Die Kollegen aus Münster drücken Dir jedenfalls die Daumen und schicken diverse Stoßgebete gen Himmel, auf dass die Hohe Acht gleich mehrfach bezwungen werde...
 
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Hi EdHot, zunächst mal Dank für Dein Mitgefühl das Du mir hier und in Deinen Mails übermittelt hast. Übrigens, die Lieferung ist angekommen. Besten Dank.

Auch ich drücke Dir die Daumen und werde am Wochenende an Euch denken. Ich wünsche Dir viel Glück und das Ihr das erreicht was Ihr Euch vorgenommen habt.

Beste Grüße

Red_Devil :devil:
 
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Hi EdHot,
zur Einstimmung auf den Nürburgring verfolge mal diesen Link:
http://www.facebook.com/radamring
Ich wünsche Dir alles Gute. Die Nordschleife bin ich mal vor ca. 25 Jahren gelaufen. Mein Ziel war unter 2 Stunden. Ergebnis 1h 58 min und ein paar Sekunden. Konnte danach vor Muskelkater 1 Woche nur rückwaerts die Treppen runtergehen. Aber das Gefühl es geschafft zu haben war einsame Klasse. Danach mußt Du zu hause alle Tueren vergrößern. Warum? Mit der aus "Stolz" verbreiterten Brust kommst Du durch keine normale Türe mehr.
Du wirst unterwegs fluchen, Dich Fragen wer Dich auf diese bescheuerte Idee gebracht hat. Wenn Du dann in der letzten Runde am Ende der langen, geraden flachen Döttinger Höhe so kurz vor Start und Ziel noch ein kleinen Anstieg (sind nur wenige Höhenmeter) hast wird Dir alles weh tun. Wenn dann noch wie bei mir damals ein älterer Mitläufer an Dir vorbeizieht würdest am liebsten, so wie ich damals meine Schuhe wegwerfen, Dein Rad wegwerfen. Aber Glaube mir, es war einer meiner tollsten Erlebnisse die "grüne Hölle" bezwungen zu haben.
Ich wünsche Dir /Euch das Ihr Eure gesteckten Ziele erreicht und Glaube mir Ihr werdet noch lange davon schwärmen und für die nächsten Wochen motiviert sein bis unter die Haarspitzen.
Laßt mal nächste Woche hören wie es gelaufen ist.

Alles Gute, viel Erfolg und Richtung "Adenauer Forst" Kette rechts!!

Red_Devil :devil:
 
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Vielen Dank Euch beiden! Ich kann ein bisschen Zuspruch gut gebrauchen...

Die letzten Trainingseinheiten waren die Arbeitswege gestern und heute (jeweils 55 km/knapp 200 hm auf dem Koga) und gestern gleich nach dem Heimkommen eine Runde auf dem Poison mit ein paar Hundert Höhenmetern. Genauer: 30 km mit ca. 500 hm. Dabei habe ich versucht, alles mit maximal dem 23er Ritzel zu fahren, und bis auf das letzte, steilste Stück durch den Wald hoch zum Longinus - Rob weiß, wovon ich rede - ging das überraschenderweise auch, ohne den "Rettungsring" zu bemühen.

Seit gestern Abend gab's dann keine KHs zu essen - zu trinken auch nicht - und ich bin, wie beabsichtigt, auf einem gepflegten Hungerast nach Hause geradelt. Jetzt noch zwei Tage Regenerieren und Carboloading ab morgen Nachmittag, dann fliege ich die Hoche Acht kaltlächelnd nur so hinauf. Vielleicht hilft's, wenn ich mir das nur oft genug sage...:o

Für ausführlichere Berichte reicht die Zeit leider nicht, meine Mitstreiter, mein mieses Zeitmanagement und mein Ruhebedürfnis - im Plan steht, ich soll jetzt regenerieren - halten mich davon ab.
 
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Nach einem tiefen Tal kommt immer eine neuer Berg - ich kurv' im Moment auch wohl eher "irgendwo unten rum" seit Ende Juni schon :( ;)
...
Biste an den Glascontainern, durchs schwarze Loch oder die Serpentine hoch zum Longinus?
 
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Jetzt noch zwei Tage Regenerieren und Carboloading ab morgen Nachmittag, dann fliege ich die Hoche Acht kaltlächelnd nur so hinauf. Vielleicht hilft's, wenn ich mir das nur oft genug sage...:o

Hi EdHot,
habe am Wochenende an Dich gedacht und mich gefragt wie es Dir wohl ergangen ist. Ich hoffe Du mußtest zu Hause vor Stolz und breit geschwellter Brust alle Türen rausbrechen. Ein paar Sportskollegen von mir, die ebenfalls am Ring waren, kriegen seit Sonntag das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ich würde mich freuen wenn es Dir ebenso ergangen ist.

Berichte mal. Wie es Dir/Euch ergangen ist.

Übrigens, habe nach meinem Stunt am Wochenende erste Testfahrten mit meinem Treckingbike unternommen. Geht schon fast wieder. Hier und da Schmerzen die Rippen noch. Nächsten Mittwoch geht es mit ärztlicher Begleitung aufs Rennrad . Einer meiner Mitradler ist Doc (Gynäkologe). Hoffentlich kennt der sich auch mit Männern aus. :D

Beste Grüße

Red_Devil :devil:
 
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Hallo EdHot,

da ich Dein Buch nun zum x-ten Male lese ist mir aufgefallen das Du zwischen dem 21. und 25. August Geburtstag hattest (so steht es jedenfalls geschrieben. Du bekamst das letzte Stück Torte).

Also von mir nachträglich alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag :bier: . Mögen alle Deine Wünsche, Träume und Hoffnungen in Erfüllung gehen. :bday_2:

Red_Devil :devil:
 
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@ EdHot

habe das buch im urlaub in suedfrankreich gelesen + riesig spass gehabt.

viele radfahrer in der gegend unterwegs (HM ohne ende....:eek:).


hatte gottseidank kein rad dabei....:D

alles gute + lots of fun
 
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Nach einem tiefen Tal kommt immer eine neuer Berg - ich kurv' im Moment auch wohl eher "irgendwo unten rum" seit Ende Juni schon :( ;)
...
Biste an den Glascontainern, durchs schwarze Loch oder die Serpentine hoch zum Longinus?

Stevertal - Steverburg - Glascontainer ("langer" Anstieg) - Serpentine bergab (Fuchsröhren-Abfahrtstraining) - Schwarzes Loch (Hohe-Acht-Schwundstufensimulation) - Longinus. Hat nicht viel geholfen :o

Hauptsache, am 3.10. stimmt die Form!

Hi EdHot,
habe am Wochenende an Dich gedacht und mich gefragt wie es Dir wohl ergangen ist. Ich hoffe Du mußtest zu Hause vor Stolz und breit geschwellter Brust alle Türen rausbrechen. Ein paar Sportskollegen von mir, die ebenfalls am Ring waren, kriegen seit Sonntag das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ich würde mich freuen wenn es Dir ebenso ergangen ist.

Berichte mal. Wie es Dir/Euch ergangen ist.

Übrigens, habe nach meinem Stunt am Wochenende erste Testfahrten mit meinem Treckingbike unternommen. Geht schon fast wieder. Hier und da Schmerzen die Rippen noch. Nächsten Mittwoch geht es mit ärztlicher Begleitung aufs Rennrad . Einer meiner Mitradler ist Doc (Gynäkologe). Hoffentlich kennt der sich auch mit Männern aus. :D

Beste Grüße

Red_Devil :devil:

@ EdHot

habe das buch im urlaub in suedfrankreich gelesen + riesig spass gehabt.

viele radfahrer in der gegend unterwegs (HM ohne ende....:eek:).


hatte gottseidank kein rad dabei....:D

alles gute + lots of fun

Danke Euch beiden!
@Red_Devil: Der 22. wars. Im Buch aus dramaturgischen Gründen auf den 23. verlegt, wenn ich mich recht entsinne.
@Pannerace: Kein Rad mitnehmen ist eine gute Idee.

Mache ich nächstes Jahr am Ring auch. Hier mal Teil 1 der Berichterstattung:

Rad am Ring 2011

Prolog
Freitag, ca. 17.00 Uhr

Fahre nach zig-kilometerlangen Staus, während derer ich mich in Angst und Schweiß gesuhlt habe, endlich von der Autobahn ab und biege auf die Landstraße in Richtung Nürburgring ab. Habe mich vormittags von meinem Arbeitgeber dafür bezahlen lassen, die Gedanken an meine Erkältung und die mangelhafte Vorbereitung mit aberhundertmaligem Durchgehen der Pack- und ToDo-Listen mehr schlecht als recht zu verdrängen, statt mich mit vollem Elan ums Kundenwohl zu bemühen.
Und jetzt: Entfährt mir ein freudiges Jauchzen, als der Wald sich lichtet und den Blick freigibt über die sonnenbeschienene Eifel und das Asphaltband, das sich vor mir über die Hügel windet und mir einen Vorgeschmack gibt auf die sagenumwobene Nordschleife.
Oder war es doch ein ängstliches Quieken? Nein, ich freue mich auf die Grüne Hölle. Auf die Herausforderung, die mich erwartet, das Radsportfestival, das ich mir verspreche, und darauf, Gleichgesinnte und virtuelle Freunde zu treffen, beispielsweise die Alteisenfans von rennrad-news.de, die in vier Viererteams auf klassischen Stahlrädern an den Start gehen. Und natürlich vor allem auf meine Verlags- und Mannschaftskollegen vom Covadonga Racing Team: Lars Terörde ("Barfuß auf dem Dixiklo"), den ich noch nie getroffen habe, der aber nach allem, was ich von ihm gelesen habe, ein furchtbar netter Kerl (und Vertreter meiner Leistungs- und Gewichtsklasse) zu sein scheint, Matt Gelpe ("Laktatexpress"), dem ich immerhin einmal begegnet bin und mit dem ich mich auf Anhieb gut verstanden habe, obwohl ziemlich schnell klar war, dass er sich, was sportlichen Anspruch und Leistung betrifft, in weit entfernen Dimensionen bewegt, und natürlich unseren Verleger Rainer Sprehe, der immer so leise und bescheiden spricht und den Eindruck erweckt, als hätte man ihm erst vorgestern die Stützräder weggenommen, um dann einen Satz mit "Kürzlich auf dem Galibier..." in einem Tonfall zu beginnen, in dem andere vom Brötchenholen berichten. Und der mich auf einer gemeinsamen Tour durch die Baumberge gepflegt aus den Schuhen gefahren hat, ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen.
Als der Nürburgring in Sicht kommt, erschlägt mich Landei die schiere Größe der hypermodernen Anlage schon von weitem. Die Zufahrt ist übersichtlich ausgeschildert, und da ich erwartet hatte, in einer ewig langen Schlange warten zu müssen, bevor ich ins Fahrerlager gelangen würde, bin ich mehr als angenehm überrascht, dank meines hinter die Winschutzscheibe gelegten Einfahrtscheins vom äußerst freundlichen Ordnungspersonal direkt zu unserer Parzelle geleitet zu werden. Die befindet sich dort, wo bei Formel-1-Rennen Vettel und Kollegen ihre Motorhomes haben, an der Rückseite der Boxenanlage mittig auf einer riesigen betonierten Fläche.


Hunderte von Pavillons, Zelten und Wohnmobilen stehen bereits, weitere werden aufgebaut, Fahnen wehen, überall herrscht geschäftiges Treiben. Unser Abteil ist allerdings noch leer und ich beginne alleine, mein Auto zu entladen. Als ich damit fertig bin, trifft Rainer ein. Wir versichern uns gegenseitig unserer Vorfreude und Nervosität und sehen uns, um dieser Herr zu werden, gezwungen, erstmal gemeinsam eine zu rauchen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, den Quatsch für die Dauer des Rennwochenendes bleibenzulassen, aber eine kleine Zigarette wird ja wohl erlaubt sein!
Danach ist schon bald der Pavillon aufgestellt und wir beginnen uns bei einem Flüppchen Gedanken zu machen, wie wohl auf Beton ein Zelt aufzustellen sein mag, als wir von einem freundlichen Neuankömmling offenbar süddeutscher Herkunft angesprochen werden. Er macht uns darauf aufmerksam, dass es eine Parzelle AA053 gibt - auf der befinden wir uns - und eine weitere namens A053. Das steht auf unserem Einfahrtsschein. Wir täuschen vor, kein Wort zu verstehen, aber leider ist der rechtmäßige Parzellenbewohner auch des Hochdeutschen einigermaßen mächtig, und wir müssen umziehen.
Der neue Stellplatz ist etwas eng, weil auf der einen Seite alle ihre Zelte so aufgeschlagen haben, dass sich die Nummern rechts an den niedrigen Absperrgittern befinden, die quer vor jeder Parzelle stehen, während auf der anderen Seite eine ordnungsliebende junge Radsportlerin im Kommandoton alle zurechtweist: "Die Schilder müssen in die Mitte!" Warum sie das müssen, was passiert, wenn sie sich nicht dort befinden, und wie sie es bewerkstelligen will, dass ungefähr 60 Teams einen Meter nach rechts rücken, bleibt im Dunklen, und wir haben auch keine Lust, uns zu streiten. Also quetschen wir unseren Pavillon in die Lücke und freuen uns, dass unsere Parzelle hinten an den Zaun grenzt. Direkt vor dem Zaun ist der Boden nämlich nicht betoniert, sodass wir unser Zelt normal aufbauen können, am Zaun können wir ein Sonnensegel befestigen, das die mitgebrachten Liegestühle beschattet, und direkt hinter dem Zaun fällt das Gelände steil ab, sodass wir von hier oben einen prächtigen Ausblick auf die zwanzig Meter tiefer liegende Anfahrt zur NKG-Schikane und die halbe Eifel haben.


Rainer und ich genießen gerade bei Weizenbier und Zigarette die Aussicht, als Lars mit Familie, Massageliege und was man eben sonst noch so alles zum Campen braucht, zu uns stößt. Es stellt sich heraus, dass der "Kaiserswerther Kenianer", sein "Weib" und der "Sohnemann" in der Realität mindestens so sympathisch wie ihre literarischen Pendants sind. Dass die feine Familie Terörde sich noch am Abend wieder verabschiedet, um in einem überdimensionierten Ferienappartement mit Federkernmatratzen und meterdicken Plumeaus zu logieren, ist deswegen natürlich bedauerlich. Und auch ein bisschen verweichlicht. Naja, Städter - Düsseldorfer gar. Nein, das ist nicht der Neid, der aus mir spricht. Was könnte eine sinnvollere und abhärtendere Vorbereitung auf die bevorstehenden Strapazen sein, als ein Ausharren in hereinbrechender Abendkälte - die Vorhersage von 9° erweist sich als durchaus glaubhaft - und einer mannhaft erlittenen Nacht auf einer "selbstaufblasenden", fingerdicken Luftmatratze im tauklammen Schlafsack unter Lichtmasten, die das gesamte Areal in gleißende Helligkeit tauchen, für die Zeltwände kein ernstzunehmendes Hindernis darstellt?


Auch ein weiteres Feierabendbier will mir nicht so recht zur nötigen Bettschwere verhelfen, zumal Matt nicht auf unsere zunehmend besorgten Anrufe reagiert, geschweige denn vor Toresschluss um 23 Uhr eintrifft. Da er derjenige ist, der neben einer Espressomaschine eine Kochplatte mitbringen sollte, um die von K. vorgekochten Pasta Bolognese auf Esstemperatur zu bringen, sitzen Rainer und ich zu später Stunde fröstelnd vor dem Einweggrill, essen rasch abkühlende Bratwurst mit labbrigem Toast, Ketchup und chemischem Beigeschmack (zu früh auf den Rost gelegt) und fragen uns vor dem Zubettgehen stumm, ob wir wohl die 24 Stunden zu dritt bestreiten müssen.
Die Sorge weckt mich um sechs Uhr morgens. Kaffee gibt es mangels Maschine nicht, also setze ich mich mit einem Glas Milch, Schokobrötchen und Handy unters Sonnensegel, bestaune die Eifel in der Morgendämmerung und unternehme einen letzten, verzweifelten Kontaktaufnahmeversuch per SMS. Immerhin besteht nur noch zwischen 7 und 8 Uhr noch Gelegenheit, mit dem Auto auf das Gelände zu fahren. Nach fünf Minuten antwortet Matt: Er stehe Punkt sieben vor dem Tor, bringe Kaffeebohnen, -mühle und -maschine mit und sei gut erholt, nachdem er am Vorabend früh auf dem Sofa eingeschlafen sei. Und ich kann seit drei Wochen vor Aufregung nicht mehr richtig schlafen!
 
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Super Bericht, bin gespannt, wie es euch ergangen ist.
Ich war auch da :wink2: und habe auf einem deiner Bilder auch unseren Platz gefunden.
 
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Der Prolog war "gar nicht so schlecht". Mein Münsterländer Freund sagt immer das sagt ein Münsterländer für "sehr gut". :)
Echt spannend geschrieben. Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Ich konnte das Ergebnis gar nicht abwarten und habe die Ergebnislisten mal durchforstet. Leider war ich aber nicht erfolgreich. Auch deshalb erwarte ich mit Spannung den nächsten Bericht.

Bis bald

Red_Devil :devil:
 
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Ich konnte das Ergebnis gar nicht abwarten und habe die Ergebnislisten mal durchforstet.

@Red_Devil und alle anderen!!!
Es kommt (zumindesten ist es bei mir so) nicht auf die Ergebnisliste an!!!
1. ich will SPASS haben!!!
2. setze ich mir ein ZIEL und will es erreichen
3. man muss seine Grenzen kennen und kann dann durch SPASS und STIMMUNG ca. 110% geben.

Wenn ich mir das Ergebnis des Siegers in 24h Rennrad Einzelstarter ansehe, dann kann es aus meiner Sicht nur ein "ausserirdischer" sein :D
(nicht böse sein, falls der Gewinner dies lesen sollte!!!)
Aber in 24h 27 Runden zu fahren (das sind ca. 690 Km und 13.500 Hm) das ist eine ganz andere Liga!!!!!!!!!!!!!!!!

Ergebnislisten sind schön und gut aber was wirklich zählt ist der Spass an diesem Wochenende mit den ganzen anderen Verrückten ;)
 
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