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Tour de France 2008

AW: Tour de France 2008

Im Prinzip besteht das Problem ja darin, dass es "Gefälligkeitsgutachten" von Ärzten gibt mit denen die medizinische Notwendigkeit eines Medikamentes, dass "zufällig" auch leistungssteigernd sein kann, attestiert wird. Dies könnte man aber auch einfach dadurch reglementieren, dass diese Atteste nicht mehr wie heutzutage üblich vom Hausarzt oder Teamarzt ausgestellt werden können, sondern zukünftig nur durch eine Einrichtung wie "Vertrauensärzte" der Anti-Doping-Agenturen. Damit hätte man die Hürde deutlich höher gesteckt. Wobei man dieses sicher auf die Sportler der nationalen Kader ( also Nationalteams, Bundesliga, etc) begrenzen kann.

Ich verstehe die Position von Bergabkönig, aber dies hier scheint mir doch da ein verdammt guter (wirkungsvoller) Kompromiss zu sein, der nicht einseitig zu LAsten der einen oder anderen Seite geht.

Fällt mir zu dem Thema ein:
Im Studium hat uns mal ein lang und erfolgreich tätiger Strafverteiger gesagt, dass es in Deutschland in der Strafgesetzgebung so läuft:
Erst wird jahrelang nix gemacht, was in anderen Ländern längst Standard ist und dann kommt irgendwann ein Gesetz.... Aber was für eins. Mit deutscher Gründlichkeit und durch und durch hammerhart.
(Für interessierte: Sein Beispiel war die Einführung des Geldwäschetatbestands. Das war jahrelang entgegen allen anderen Ländern bei uns nicht strafbar aber als die Geldwäsche unter Strafe gestellt wurde, war auf einmal jeder (zumindest jeder Anwalt) ein potenzieller GEldwäscher...)

Will meinen: Bergabkönig deine imho Extremposition kommt ähnlich dem deutschen Gesetzgeber einfach mit der Holzhammermethode. Ich favorisiere insoweit ähnlich wirksame Kompromisse, welche die Freiheitsrechte des Radlers (hier Berufsfreiheit bzw.bei Hobbyradler allgemeine Handlungsfreiheit) und die konträren Interessen (Schutzpflicht des Staates bzgl. körperlicher Unversehrtheit des zum Dopen gezwungenen) in einen Kompromiss mit Augenmaß möglichst weitgehend zur Geltung bringen. Das kann man nun aber von deiner These wohl nicht behaupten ;)
 
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Will meinen: Bergabkönig deine imho Extremposition kommt ähnlich dem deutschen Gesetzgeber einfach mit der Holzhammermethode. Ich favorisiere insoweit ähnlich wirksame Kompromisse, welche die Freiheitsrechte des Radlers (hier Berufsfreiheit bzw.bei Hobbyradler allgemeine Handlungsfreiheit) und die konträren Interessen (Schutzpflicht des Staates bzgl. körperlicher Unversehrtheit des zum Dopen gezwungenen) in einen Kompromiss mit Augenmaß möglichst weitgehend zur Geltung bringen. Das kann man nun aber von deiner These wohl nicht behaupten ;)

Nö - habe ja auch gesagt, dass ich mal eine "deutliche These" zur Diskussion stellen will. Es ist also nicht meine feste Überzeugung, dass kein Asthamtiker Leistungssport betreiben dürfe - sondern eine Position, die ich mal zur Diskussion stellen wollte. Ist aber hier wohl auch so verstanden worden.:)

Zur Verdeutlichung nochmal, wo mein Fokus liegt: Mir geht es bei der ganzen Dopingdiskussion relativ wenig um die konkreten Sportarten und die Profisportler selbst - mich interessiert mehr, welche Auswirkungen der Leistungssport und eben auch der Wettkampfsport auf unsere Gesellschaft hat. Ich bin deshlab - shizophrenerweise - recht froh, dass es 2006 KEINE Dopingdiskussion zur WM gab - weil das sonst sicher keine so geile Party geworden wäre. In Deutschland zu leben, ist durch die WM 06 einfach schöner geworden. Oder jetzt Olympia (ohne en detail auf Menschenrechte/Tibet etc. einzugehen): Ohne die Spiele stünde China längst nicht so im Fokus und die Diskussion über Zensur würde nicht so geführt werden, wie sie geführt wird. Sport hat in unserer Mediengesellschaft einfach eine enorme Funktion und Reichweite...und sollte deshalb eben nicht nur aus sich selbst heraus bewertet werden.

Meine Thesen sind - vor diesem Hintergrund:
- sportliche Betätigung ist für Kerngesunde UND für (wie auch immer) Kranke oder Behinderte gut. Es macht Spaß, man lernt Leute kennen und deshalb sollte Sport gesellschaftlich gefördert werden.
- als "Spiegel" der Gesellschaft stelle ich ernsthaft in Frage, ob "eingeschränkte" Menschen tatsächlich uneingeschränkt Wettkampfsport betreiben können sollten.
- die freie Berufswahl - mein Gott, was für ein Argument... - sorry, aber mit der freien Berufswahl ist gerade das Nichtraucherschutzgesetz gekippt worden. Aber weil dem Pite das ja sehr wichtig ist (mir ja auch - nur sozusagen anderstherum) will ich mein Argument noch mal ausbreiten.

Meine Kernthese ist, dass niemand gezwungen (gedrängt, motiviert, ...) werden sollte, sich mithilfe von Medikamenten (oder gar Implantaten) auf ein bestimmtes Leistungsniveau zu bringen:
- also kein Hobbyradler sollte Asthmamittel nehmen müssen, um mit seiner Trainingsgruppe mithalten zu können. Er sollte sich halt Leute suchen, die dann am Berg auf ihn warten. Ich verlange ja auch von keinem adipösen Rennradler, dass er sich das Fett regelmäßig absaugen lässt.
- kein Lehrer sollte "gezwungen" werden, Prozac zu nehmen, damit er in der Schule besser (fröhlicher) unterichten kann
- kein Kind sollte Ritalin bekommen (oder jedenfalls nicht fast 20% der Grundschulkinder, wenn ich die Statistiken richtig im Kopf habe - übrigens: Deutschland, nicht Amiland)
- kein Mitglied des Prekariats sollte es nötig haben, sich für den dritten Job mit Speed fitzuhalten.

Ich bring jetzt noch mal Gegenthesen:
- Jeder Hobbysportler hat das Recht, Asthmamittel zu nehmen, um sich seinen Traum - z.B. ne TransAlp - erfüllen zu können. Oder auch nur, um ohne Beeinträchtigung seine Feierabendrunde zu fahren.
- Prozac, Haschisch und Alkohol sollte jeder Erwachsene (o.k. - ggf. mit ärztlicher Betreuung) nehmen dürfen, um ne gute Zeit zu haben.
- in Ausnahmefällen darf ein Arzt natürlich Kindern Ritalin verschreiben, wenn es absolut notwendig ist (übrigens: der Wirkstoff in Ritalin ist Ampetamin...sog. paradoxe Wirkung auf den Dopaminkreislauf)
- von mir aus sollen sich Feierköppe auch am WE zudröhnen können. Gegen Drogen als Luxus (den man sich in jeder Hinsicht leisten können muss!) hab ich nix einzuwenden - aber Drogen (die dann Medikamente heißen!) als notwendige Mittel, um in der Gesellschaft mithalten zu können. Das finde ich sch...

Zum Abschluss nochmal die Variante "Vertrauensarzt". Für die aktuelle Problematik ist das sicher ein guter Kompromiss, gegen den ich kein Veto einlegen würde.
Mir ist auch klar, dass der Trend zu Gesellschaft auf Drogen (Ritalin, Aspirin, Prozac, ...) sehr stark ist und durch uns paar Forumshanseln auch nicht zu beeinflussen ist. Aber der Leistungssport und auch der Breitensport dienen nun mal als Modell für andere gesellschaftliche Bereiche.

So. erst mal genug gelabert :D
 
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WORD!!!! :D:D:D :dope:

- von mir aus sollen sich Feierköppe auch am WE zudröhnen können.
WORD!!!


Dein Post ist außer den Zitaten natürlich insgesamt richtig und mit sehr viel bemerkenswerter Mühe verfasst. Danke :D:love:

Und was ganz groß ist, dass im Internet und in einer Diskussion für drei Personen ein Ergebnis rausgekommen ist. :)
Dabei sind Diskussion (außer in der Mathematik) ja per se ergebnisfeinlich (und scheitern häufig an den Egoismen der Diskussionsteilnehmer...) ;):D

Also unser Ergebnis:
"Abschaffung von Gefälligkeitsgutachten hinsichtlich der Verschreibung von Asthmamitteln durch Einsatz NADA-zertifierte Ärzte."
 
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