Knobi
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Jeder Reifen ist vulkanisiert. Erst die Vulkanisietung wandelt den Gummi vom plastischen in den elastischen Zustand
Viele Grüße
Armin
Das stimmt leider nicht ganz. Auf jeden Fall ist der Laufstreifen vulkanisiert, weil das eben nicht anders geht. Das trifft aber nicht unbedingt auf den kompletten (Fahrrad-)Reifen zu, weil dort aus Kosten- oder Stückzahlgründen recht oft eine vulkanisierte Lauffläche auf einen separat gefertigten Unterbau geklebt und anschließend nicht mehr erhitzt wird, um sich den dafür nötigen Formenbau zu ersparen bzw. unterschiedliche Profile auf dem gleichen Unterbau realisieren zu können.
Grob gesagt: Ist der luftlose Reifen "platt" und die Lauffläche "gerade", dann wurde er zusammengeklebt. Behält der luftlose Reifen seine Form und die Lauffläche bleibt gewölbt, wurde er höchstwahrscheinlich vulkanisiert (Conti, Panaracer).
Gerade teure Schlauchreifen, die nicht in großen Stückzahlen gefertigt werden, sind meistens nur geklebt, und das besonders bei Crossreifen, wo es eben kleine, leicht altertümlich ausgerüstete Hersteller gibt, die verschiedene Profile anbieten wollen. Bei Challenge merkt man das mitunter recht gut daran, dass sich die Lauffläche einfach vom Unterbau löst, beide Teile an sich aber unbeschädigt bleiben.
Einige Hersteller bieten sogar an, einen beliebigen Reifen zu "schälen" und dessen Lauffläche auf ihren eigenen Unterbau zu kleben, wenn irgendein Profi das eben unbedingt so haben will.
Zu Cross-Schlauchreifen und ihren Eigenschaften empfehle ich mal einen Blick ins entsprechende Forum: http://forum.cx-sport.de
Oder Google mit dem Reifennamen füttern und schauen, ob das amerikanische CX-Magazine sie schon getestet hat, was meistens recht aussagekräftig ist: https://www.cxmagazine.com/
Meine eigenen Erfahrungen stammen hauptsächlich aus dem Hause Challenge und waren früher hauptsächlich furchtbar scheiße, was Verarbeitung und Maßhaltigkeit dieser Reifen angeht. Aktuell habe ich aber einen Satz "Limus Team Edition", die es im Ausverkauf billiger gab, und bin in jeder Hinsicht erstaunt, weil sie gleichermaßen rund wie gerade laufen und sich bislang nicht von selbst zerlegt haben.
Challenge Baumwollreifen haben zwar angeblich bereits ab Werk einen Nässeschutz, dem ich aber nicht traue, weil ja auch die Seitenwände der Polyamidreifen immerhalb weniger Wochen bröckeln und gammeln, also habe ich Aquasure verwendet. Geht einfach, stinkt etwas, hält und funktioniert prima. Man braucht aber etwas mehr, als vermutet (und beschrieben), um wirklich alle Stellen sauber und gleichmäßig zu überziehen und verschenkt damit ganz sicher wieder etwas von der Flexibilität des Baumwollreifens, und der Reifen glänzt anschließend. Besser ist das bei FMB, wo die Flanke komplett mit Latex überzogen ist: nässefest, scheuerfest und hochflexibel. FMB baut meiner Meinung nach sowieso die besten Crossreifen (Fertigungsqualität, Material, technische Merkmale) mit den interessantesten Profilen, allerdings bin ich sicher nicht in der Lage, die tatsächlichen Grenzen eines Reifens beim Fahren in jeder Hinsicht auszuloten.
Grundsätzliches zu Schlauchreifen am Crossrad:
- Weniger, viel weniger Luftdruck möglich (bei leichten Fahrern unter 2 Bar). Dadurch viel, viel mehr Grip. DAS finde ich immer wieder ganz erstaunlich und es lässt sich auf jeden Fall "erfahren". Ich war sogar im tiefen Schlamm überrascht, wie viel da mit Diamantprofil und winzigen Seitenstollen noch ging, und habe ausgesprochene Schlammreifen wie den Limus nur auf nassen, durchgeweichten Wiesen mal zum Durchdrehen bekommen.
- Keine Angst vor Durchschlägen: Die Felge schafft es auch auf harten Hindernissen kaum, den Schlauch zu zersemmeln und kann auch nicht am fehlenden Horn umknicken oder im Felgenbett reißen, wie manche superleichten Tubeless-Felgen. Mit Schlauchreifen im Gelände hatte ich noch keinen einzigen Plattfuß (auch nicht, als ich versehentlich eine kurze Treppe runterfahren "musste"), schlage aber regelmäßig durch.
- Angst vor normalen Plattfüßen: Weil ein Crossreifen wirklich sehr gewissenhaft aufgeklebt werden muss und demnach auch wirklich verdammt fest auf der Felge sitzt, lässt er sich unterwegs eigentlich nicht wechseln; jedenfalls ganz sicher nicht mit nassen, kalten Fingern. Deshalb ist das Crossrad eher was für Reviere, von denen aus man notfalls innerhalb von ca. 30 Minuten zu Fuß die Zivilisation oder die eigene Wohnung wieder erreichen kann, weil die Angst doch immer irgendwie mitfährt.
- Widerliches Feeling auf Teer: Der lasch aufgepumpte Crossreifen fühlt sich auf hartem Untergrund vollkommen unpräzise an und wirkt auch sehr langsam (was er in Wirklichkeit nicht unbedingt sein muss); man fährt, "wie auf Teig". Nur sehr wenige Crossreifen laufen wirklich rund, bei Challenge waren vor ein paar Jahren offenbar Höhenschläge bis zu 5 mm keine Ausnahme und kamen auch nicht von unsachgemäßem Aufkleben, über Dugast hört und liest man Ähnliches. Wenn man Pech hat, eiert auch ein teurer, sorgfältig montierter Reifen fertigungsbedingt in jede Richtung und die ganze Fuhre "wobbelt" bei hohem Tempo auf Teer unerträglich. Im Gelände ist das aber egal, da merkt man es nicht.
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