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Schaltwerk-Fetischismus: Die schönsten Schaltwerke aller Zeiten

V.a. die Werbung ist ja 1A. Toll in Szene gesetzt. Mit den goldenen Details... Das Schaltwerk ist wirklich ganz schick und die geschwungene Schrift wirkt edel.
Löst bei mir gleich ein haben-wollen-Reflex aus. Und ich habe jetzt Lust auf einen Sekt!
 

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Re: Schaltwerk-Fetischismus: Die schönsten Schaltwerke aller Zeiten
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters (...)

Das möchte ich mal stellvertretend aufgreifen, weil es nicht ganz stimmt: Zumindest innerhalb eines Kulturkreises und Zeitabschnitts, teilweise aber auch für die gesamte Menschheit lassen sich durchaus Leitsätze für "Schönheit" und harmonische Erscheinung definieren. Goldener Schnitt und Harmonische Teilung sind z.B. regelrechte Dauerbrenner der Ästhetik, unabhängig von Zeitgeist und Kultur. Auch bei Schaltwerken können wir sie finden und ich frage mich immer, wo das Absicht war, und wo es sich zufällig ergibt.

Symmetrie wird allgemein als harmonischer und damit "zeitloser/schöner" empfunden, als Asymmetrie; dazu vergleiche ich gern das 7700 mit dem 7800 und seinem "übergreifenden Parallelogramm". Das kann man auch generell darauf beziehen, ob eine Gestaltung unabhängig von technischen Bedingungen eher als modisch oder zeitlos empfunden wird; die zeitlosen sind dabei fast immer "ausgewogen" und die modischen häufig "direktional" und "übertrieben".

Ohne konkrete oder gebräuchliche Begriffe dafür geht es dann weiter damit, ob sich die Formen einzelner Elemente eines Produkts ähneln oder zumindest "sauber ineinandergreifen", oder ob dabei Stil- und Harmoniebrüche entstehen: Haben z.B. Kanten an allen Stellen ähnliche Radien und Flächen ähnliche Wölbungen? Greifen einzelne Teile des Ganzen auf vergleichbare Weise und in vergleichbarem Maßstab ineinander? Setzen bestimmte "Schwünge" und Linien sich im kompletten Produkt fort oder folgen einem Schema, das auf den ersten Blick nachvollziehbar ist? Wirken einzelne Teile unproportional groß und/oder haben sie sonderbare Löcher, wie z.B. viele moderne Kettenrädchen?
Bei unseren Schaltwerken finden wird das z.B. bei Käfigen, die dem Kettenverlauf und der "Bewegung" gestalterisch folgen oder dagegen verstoßen; bei Dichtungen unter den Bolzen (Rändelscheiben ziehen auch gelungene Formen einfach ziemlich runter!), versenkten Schrauben usw.; bei Autos finden wir das z.B. immer wieder bei Rückleuchten, die an seltsamen Stellen sitzen und nicht zum Rest der Karosserie passen - und an Innenausstattungen, die keinerlei Bezug zur Außenhülle aufbauen und eine völlig eigene Sache sind.

Eine große Rolle spielen natürlich auch Oberflächen: Sind sie gleichmäßig? Ergänzen sich ggf. vorhandene Unterschiede, oder stören sie eher?
Hochglanzpoliertes Aluminium gefällt sicherlich vielen Leuten, aber im direkten Vergleich wird eine anschließend eloxierte Oberfläche fast durchgehend als "schöner" angesehen werden: Sie ist eben nicht ganz und gar glänzend, strahlend und eindeutig und wirkt gerade dadurch fast immer hochwertiger. Ähnlich geht der Vergleich zwischen rauh (unbehandelter Guss oder gestrahlt) und glatt aus, wobei kugelgestrahlte und anschließend eloxierte Oberflächen wieder von den meisten Leuten als hochwertig empfunden werden. Lack auf Aluminiumteilen muss wirklich schon sehr, sehr gut gemacht sein, um nicht sofort als solcher erkannt und damit minderwertig eingeschätzt zu werden; um so schlimmer wird das bei Farbabweichungen, wie sie vor allem Shimano in den letzten Jahren auch innerhalb einzelner Gruppen sehr gut hinbekommen hat. Dadurch verliert z.B. das RD-9000 sehr deutlich, weil die "polierten" Bereiche von Parallelogramm und Körper jeweils einen ganz leichten Farbstich haben, der sich unterscheidet.

Beim 7700 denke ich, dass es "schön" wirkt z.B. durch die gleichmäßige, aber nicht übertriebene Rundung aller Kanten (wozu auch der ausgebohrte und abgerundete Bolzen einen guten Teil beiträgt), die gleich dicken schwarzen Dichtungen an Bolzen und Käfig, die leicht, aber nicht übertrieben ineinandergreifenden Teile von Parallelogramm und Körper, die formgegossene vordere Käfigplatte mit ihrem sanften Übergang zum Körper und dem sauber eingreifenden Gleitstück aus Kunststoff (schon auf den ersten Blick ist der Käfig hier kein billiges Stanzteil), die feinen, aber nicht absolut hochglänzenden Oberflächen und die harmonischen Proportionen insgesamt. Ich finde es im besten Sinne zeitlos - und das 7402 dagegen beinahe einen Traktor.
 
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Das möchte ich mal stellvertretend aufgreifen, weil es nicht ganz stimmt: Zumindest innerhalb eines Kulturkreises und Zeitabschnitts, teilweise aber auch für die gesamte Menschheit lassen sich durchaus Leitsätze für "Schönheit" und harmonische Erscheinung definieren. Goldener Schnitt und Harmonische Teilung sind z.B. regelrechte Dauerbrenner der Ästhetik, unabhängig von Zeitgeist und Kultur. Auch bei Schaltwerken können wir sie finden und ich frage mich immer, wo das Absicht war, und wo es sich zufällig ergibt.

Symmetrie wird allgemein als harmonischer und damit "zeitloser/schöner" empfunden, als Asymmetrie; dazu vergleiche ich gern das 7700 mit dem 7800 und seinem "übergreifenden Parallelogramm". Das kann man auch generell darauf beziehen, ob eine Gestaltung unabhängig von technischen Bedingungen eher als modisch oder zeitlos empfunden wird; die zeitlosen sind dabei fast immer "ausgewogen" und die modischen häufig "direktional" und "übertrieben".

Ohne konkrete oder gebräuchliche Begriffe dafür geht es dann weiter damit, ob sich die Formen einzelner Elemente eines Produkts ähneln oder zumindest "sauber ineinandergreifen", oder ob dabei Stil- und Harmoniebrüche entstehen: Haben z.B. Kanten an allen Stellen ähnliche Radien und Flächen ähnliche Wölbungen? Greifen einzelne Teile des Ganzen auf vergleichbare Weise und in vergleichbarem Maßstab ineinander? Setzen bestimmte "Schwünge" und Linien sich im kompletten Produkt fort oder folgen einem Schema, das auf den ersten Blick nachvollziehbar ist? Wirken einzelne Teile unproportional groß und/oder haben sie sonderbare Löcher, wie z.B. viele moderne Kettenrädchen?
Bei unseren Schaltwerken finden wird das z.B. bei Käfigen, die dem Kettenverlauf und der "Bewegung" gestalterisch folgen oder dagegen verstoßen; bei Dichtungen unter den Bolzen (Rändelscheiben ziehen auch gelungene Formen einfach ziemlich runter!), versenkten Schrauben usw.; bei Autos finden wir das z.B. immer wieder bei Rückleuchten, die an seltsamen Stellen sitzen und nicht zum Rest der Karosserie passen - und an Innenausstattungen, die keinerlei Bezug zur Außenhülle aufbauen und eine völlig eigene Sache sind.

Eine große Rolle spielen natürlich auch Oberflächen: Sind sie gleichmäßig? Ergänzen sich ggf. vorhandene Unterschiede, oder stören sie eher?
Hochglanzpoliertes Aluminium gefällt sicherlich vielen Leuten, aber im direkten Vergleich wird eine anschließend eloxierte Oberfläche fast durchgehend als "schöner" angesehen werden: Sie ist eben nicht ganz und gar glänzend, strahlend und eindeutig und wirkt gerade dadurch fast immer hochwertiger. Ähnlich geht der Vergleich zwischen rauh (unbehandelter Guss oder gestrahlt) und glatt aus, wobei kugelgestrahlte und anschließend eloxierte Oberflächen wieder von den meisten Leuten als hochwertig empfunden werden. Lack auf Aluminiumteilen muss wirklich schon sehr, sehr gut gemacht sein, um nicht sofort als solcher erkannt und damit minderwertig eingeschätzt zu werden; um so schlimmer wird das bei Farbabweichungen, wie sie vor allem Shimano in den letzten Jahren auch innerhalb einzelner Gruppen sehr gut hinbekommen hat. Dadurch verliert z.B. das RD-9000 sehr deutlich, weil die "polierten" Bereiche von Parallelogramm und Körper jeweils einen ganz leichten Farbstich haben, der sich unterscheidet.

Beim 7700 denke ich, dass es "schön" wirkt z.B. durch die gleichmäßige, aber nicht übertriebene Rundung aller Kanten (wozu auch der ausgebohrte und abgerundete Bolzen einen guten Teil beiträgt), die gleich dicken schwarzen Dichtungen an Bolzen und Käfig, die leicht, aber nicht übertrieben ineinandergreifenden Teile von Parallelogramm und Körper, die formgegossene vordere Käfigplatte mit ihrem sanften Übergang zum Körper und dem sauber eingreifenden Gleitstück aus Kunststoff (schon auf den ersten Blick ist der Käfig hier kein billiges Stanzteil), die feinen, aber nicht absolut hochglänzenden Oberflächen und die harmonischen Proportionen insgesamt. Ich finde es im besten Sinne zeitlos - und das 7402 dagegen beinahe einen Traktor.
...somit liegt die Schönheit immer noch im Auge des Betrachters, natürlich abhängig vom Kulturkreis, welchem der Betrachter entstammt...! ;)
Schönheit kann, jenseits des goldenen Schnittes, auch von der Funktion her gesehen werden.
Deswegen kann Schönheit auch die Kombination von ästhetischer und funktionaler Erscheinung sein...
 
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Steilvorlage von @RoKaDo
"Dieses Bild erinnert mich an"
Anhang anzeigen 708743

ottone.jpg

Design können die Italiener.... :D;)
 

Das Beste aus zwei Welten...

Mag ja schön und gut sein, aber der Name (Arsis = Arses)?! Kommt mir spontan sowas in den Sinn (nichts mit der Bidetarmatur von Concor zu tun, ich schwoers):
 

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  • hippos02.jpg
    hippos02.jpg
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...in Gramm pro Lire ist dieses ganz weit vor:
... und genial, wenn man mal die vermutliche Aufgabenstellung an die Gestalter so zugrundelegt:
Entwerft ein Schaltwerk, an dem (fast) nur Stahl verwendet wird, weil es billig sein muss.

Dann ist es ein Paradebeispiel dafür, was mit Blech alles machbar ist:
Stanzen, Biegen, Bohren, Stempeln, Entgraten, vielleicht auch Schleifen, Polieren und Verchromen.
Das Parallelogramm ist stark reduziert und dennoch wurden alle Einzelteile sorgfältig gestaltet:
Die Nieten haben kegelförmige Abschlüße, nicht etwa eine schnöde Planfläche, die schwarzen Anschlagschrauben sind ballig, ebenso wie alle Sechskantschrauben, die als einzigen Zierrat das rote C-Logo haben. Die Feder liegt offen, die Funktion wird nicht versteckt, und die Messingscheiben haben dank ihrer Farbe deutlich die Information: hier wird verhindert, dass Stahl auf Stahl reibt. Völlig verzückt bin ich aber von dem Mittelteil auf dem die Anschlagschrauben sitzen. Gestanzt, zweimal gebogen und Gewinde für Bolzen und Anschlagschrauben eingearbeitet.
Eigentlich das Chassis des Ganzen. Groben Verformungsprozessen folgt feinmechanische Bearbeitung, das ist meisterhaft.

Geradezu überdimensioniert und ausladend gegenüber dem Parallelogramm ist die Kettenführung. Mit ausladenden Freikurven, die augenscheinlich stetige Übergänge haben, verhindert es dass die Kette nach aussen fällt. Es wären auch deutlich größere Führungsrollen möglich, so wie man sie heute findet. Die Kettenführung ist sehr sorgfältig gestaltet und gearbeitet. Die Kanten sind abgerundet und die Schriftzüge perfekt in den Schwung platziert.

Aluminiumklötze und -gussrohlinge, in die die Einzelteile hochwertiger Schaltwerke geschnitten werden sind deutlich einfacher zu entwerfen und zu verarbeiten als Stahlblech in dieser Kleinheit und Dicke.

Ja, vermutlich war es billig, die Güte der Funktion kenne ich nicht, aber was ist bei einem Fünffach?schaltwerk auch sonderlich schwierig.
Für Werkstoff und Gewicht jedoch wurde hier eine filigrane, elegante Form bei niedrigem Preis gefunden.
Noch ein abschließender Gedanke: Tullio Campagnolo hat dieses Produkt wahrscheinlich auch auf dem Weg in die Serienproduktion begleitet.

@fuerdieenkel Schön, es in diesem Neuzustand? betrachten zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Harry Rensch seine Paris/Rensch Cycles und sein Paris-Galibier sind schon weltklasse wie seine Tandems unter Rensch. (...)
Ich meine, das Zentralrohrgerät auf dem Foto ist ein Schulz, kein Rensch. Der hatte sein Galibier dort abgeschaut und das auch offen zugegeben, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
 
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