So: wie versprochen der Wettkampfbericht:
Es war vorher schon klar, dass es weh tun würde, aber wie sehr war mir nicht klar.
Schwimmen: in einem Anfall von Wahnsinn habe ich meinen Neo am Frwitag zuhause hängen lassen. Um für 40€ einen zu leihen (den ich nicht testen konnte) war ich zu geizig, und bei kuscheligen 22 Grad Wassertemperatur (offiziell. Meine Schätzung wäre 23-24) war dann eben ohne schwimmen angesagt. Leider ging der Einlass in die „Vorstartzone“ eher schleppend. Ich stand noch auf der Treppe, als der Sprecher ankündigte „noch eine Minute bis zum Start“ und war beim Startschuss noch ca. 100m von der Leine entfernt. Suboptimal.
Im Nachhinein hat mich das Schwimmen ohne Neo vermutlich ca 5min gekostet. Egal.
Schwimmen selbst war ok, nur auf den letzten Metern kamen die ersten Männer der nächsten Startgruppe recht unsanft von hinten durchs Feld gepflügt. Achja und ich habe mit Sicherheit den halben Kanal leer getrunken.
Auf dem Rad ging die erste Stunde gut los - vermutlich zu gut. Ich hatte von Anfang an Magenprobleme (Kanalwasser + Hitze ist keine gute Kombi) und Iso mochte mein Magen so gar nicht. Riegel genausowenig. Nachdem in der ersten Stunde also kein Nachschub an Energie kam, wartete bei KM 50 der Mann mit dem Hammer. Ich habe mich den Rest der ersten Runde fertig gequält und war eigentlich fest entschlossen, danach auszusteigen, einzig der Solarer Berg hat meine Meinung geändert. Und die Tatsache, dass ich ab KM 70 wieder Wasser und Gel zu mir nehmen konnte. Die zweite Runde lief gut an, aber nach wie vor kein Iso für meinen Magen. Dazu war es mittlerweile so heiß, dass einem an manchen Stellen den Atem weggeblieben ist. Eine Athletin erzälte mir später was von 37Grad auf ihrer
Garmin...
Die letzten 50km waren wieder eine Qual. Ich war komplett am Ende, meine Füße waren von eingeschlafen zu beißenden Schmerzen über gegangen und mein Hintern... Naja sprechen wir nicht drüber. Dazu waren die Verpflegungsstellen mittlerweile ziemlich aussortiert. Gel? Haben wir nicht mehr. Flaschen auch nicht, für Wasser musste ich an einer Stelle 5min warten.
Ich wollte nur noch in die Wechselzone, mich hinlegen und schlafen. 6 Stunden Laufen? Unvorstellbar.
T2 war dann „erstmal hinsetzen“. Nach fast 10min konnte ich mich dann doch noch überwinden, es mit der Laufstrecke zu versuchen - im Zweifel könnte ich ja immer noch aussteigen.
Die ersten 10km waren eine Qual. Es war immer noch unerträglich heiß, ich war vom Radfahren dehydriert, und das gezockel bei den wenigen Laufversuchen die ich machte brachte meinen Magen sofort in Aufruhr. Irgendwie ging es dann aber mit einer Mischung aus Cola, Wasser, und zunächst ein bisschen Melone und Apfel. Dem Magen ging es bei KM 15 wieder ganz ok, das einzige Problem war, dass es so heiß war, dass ich nicht genug trinken konnte, um es nicht sofort wieder auszuschwitzen. Außerdem machte sich durch das viele Trinken mittlerweile Salzmangel bemerkbar. An den Verpflegungsstellen gab es zwar Salz, aber die „Apfel-in-Kochsalz-dippen“-Taktik brachte nur mäßigen Erfolg. Ein an mir bei klappernder Athlet half mir dann mit Salztabletten aus. Das brachte die Wende. Dazu nahte das bereits angekündigte Gewitter und es war ENDLICH abgekühlt. Bei KM21 waren die Laufintervalle dann endlich länger als die Gehintervalle. Bei KM22 kam der ersehnte Regen und es fing an, richtig gut zu laufen. Ein Blick auf die Uhr sagte allerdings, dass es bis zum Ende richtig gut laufen musste. Ich hatte für den Halbmarathon ca. 3:15 gebraucht. Meine Uhr hatte leider beim Radfahren zweimal automatisch gestoppt (einmal bei einer Pipi-Pause und einmal als ich auf die Flaschen warten musste), daher wusste ich die genaue Uhrzeit nicht exakt, aber ich rechnete mir aus, dass ich für den Marathon insgesamt nicht länger als ca. 6:10 brauchen dürfte um es noch vor dem Zielschluss zu schaffen.
Ab da war es ein ständiges auf die Uhr schauen, rechnen, weiterzockeln bis zum Schild, Gehpause bis zum Baum da und wieder weiter. Die Ernährungsstrategie C&K (Cola und Keks) hatte sich bewährt und wurde beibehalten. Bei KM 15 hatte ich noch 2 Stunden, bei KM 10 noch 1:20, bei KM 5 noch 40min. Die letzten 5 bin ich fast durchgängig gelaufen, aber es war ein harter Kampf. Da ich nicht genau wusste, was die Uhr sagte war ich der Meinung, bei KM 40 noch 13 Minuten zu haben, entsprechend hektisch wurde das Ganze. Am Ende war dann noch Puffer da. 14:53 sagte die Uhr, als ich endlich durchs Ziel gelaufen bin und anhalten konnte.
Insgesamt war es, wie bereits angekündigt, ein rabenschwarzer Tag. Kommen wir zu den bunten Pünktchen, ohne die Ich mit Sicherheit aufgegeben hätte.
Danke an:
Anna, die als einzige andere Frau auch ohne Neo geschwommen ist und mir während meiner dunkelsten Phase auf dem Rad gut zugeredet hat.
Das unglaublich beharrliche namenlose Mädel im Helferzelt, die 10 Minuten lang auf mich eingeredet hat, dass ich doch laufen gehen soll und mich letztendlich dann doch überzeugen konnte.
Die 60jährige Kate aus Australien, die mir auf der Laufstrecke erzählt hat, dass der Zielschluss zwei Stunden nach hinten verschoben wurde, was sich zwar als Falsch herausstellte, aber dazu geführt hat, dass ich weiter machte.
Der Typ mit der Wurstsemmel, der mich dazu gebracht hat, es doch wieder mit dem Laufen anzufangen.
Caro mit den bunten Socken, die mich an den Cutoff erinnert hat, mit mir fast 5km gelaufen ist und gesagt hat „das wird“.
Lindsay aus Großbritannien, die mir auf den letzten 15km ein unermüdlicher Pacemaker war.
Die durch nichts einzuschüchternden Zuschauer, die bis 22 Uhr im strömenden Regen stehen geblieben sind und gefeiert haben. Die tagsüber in der brüllenden Hitze an jeder Ecke standen. Die morgens um 6 beim Schwimmstart schon die kompletten Ufer des Kanals bedeckt haben. IHR habt meinen größten Respekt.