So, lang isses geworden!! Bilder folgen später ...
Ein nahezu perfektes Rennen - Mein Rennbericht von der Challenge Roth
Vorgeplänkel mit Hindernissen
Bereits am Freitag vor dem Rennen fuhr ich ins Frankenland. Zuerst löste ich beim Intersport in Erlangen noch einen Gutschein ein, den ich im März dort beim Winterwaldlauf gewonnen hatte, und danach führte mich mein Weg ins deutsche "Langdistanz-Mekka" Roth. Der Verkehr an dem Tag war heftig, so dass ich erst am Abend eintraf, und auch dann war erst mühsame Parkplatzsuche und dann ordentlich Schlangestehen für die Unterlagen und später die völlig überrannte Pastaparty angesagt.
Am Samstagvormittag brachte ich mein Rad in einen renntauglichen Zustand, es wurde nochmal richtig geputzt, gepflegt und geölt - beim zu erwartenden Sonnenschein sollte es schließlich strahlen und problemlos seinen Dienst verrichten. Anschließend brachte ich das Rad zum Check-in, das ging reibungslos und auch relativ flott. Rad und
Helm mussten also die Nacht draußen verbringen. Ich hingegen durfte zurück zum riesigen Parkplatz auf einer Wiese in der Nähe des Schwimmstarts, und dort wartete für die Ausfahrt ein veritabler Stau. Den wollte ich mir nicht antun, spazierte hinunter nach Hilpoltstein, und entdeckte eine feine Pizzeria, wo ich mich mit einer sehr leckeren Pizza und anschließendem Eis für den Folgetag stärkte. Carboloading auf italienisch, das kann ich zur Nachahmung nur empfehlen. Unschön war nur, dass ich im gesamten Hilpoltsteiner Stadtgebiet kein mobiles Internet mehr hatte, das war wohl ebenfalls den Massen vor Ort zum Opfer gefallen. Zurück zum Auto ... und die Parkplatzstau-Situation war auch 90 Minuten später keinen Deut besser geworden. Mindestens 30 Minuten dauerte es, um die 300 Meter bis zur Straße zu gelangen ... auf die nächste Parkplatzsuche in Roth am Festgelände hatte ich jetzt so gar keinen Bedarf mehr. Also ließ ich (mit schlechtem Gewissen) die Wettkampfbesprechung ausfallen und fuhr direkt zu meiner Unterkunft nach Fürth zurück. Ich wollte nicht zu spät wieder dort sein, meine Ruhe haben und rechtzeitig schlafen gehen. Das gelang denn auch, ich konnte meiner freundlichen Gastfamilie noch etwas beim Grillen Gesellschaft leisten (etwas Nudelsalat statt Grillfleisch musste reichen *g*) und noch bei Tageslicht später die Augen schließen.
Rennmorgen mit Schrecksekunden
3 Uhr klingelte der Wecker, ich hatte erstaunlich gut geschlafen. Ganz langsam fuhren alle Systeme hoch (wo ich doch so gar kein Morgenmensch bin …), und gegen 3:30 Uhr war ich so was wie wach. Morgentoilette (eher Nachtwäsche ...), in den Einteiler hüpfen, alle Technik anlegen (Pulsgurt,
Garmin, Transponder), eine Jacke drüber, die vorbereiten Beutel zusammengeklaubt, alle Flaschen gefüllt, gefrühstückt. Alles war im Plan. Dann tauchte auch mein Gastfamilien-Supporter auf, und wir konnten nach Roth aufbrechen, es war 4:15 Uhr. Gegen 4:45 Uhr trafen wir ein und wurden auf einen kleinen Parkplatz gelotst, wir gehörten wohl zu den besonders Zeitigen. Noch zwei Stunden bis zu meinem Start um 6:45 Uhr, so hatte ich das auch beabsichtigt. Beutelbehangen schlurften wir durch die Morgendämmerung zusammen mit vielen anderen übernächtigten Athleten und Supportern über die Kanalbrücke, und dann fand ich mich auch schon in der Wechselzone wieder. Das arme Rad war ganz nass geworden (es war auch recht frisch, 8 Grad oder so), stand aber unversehrt an seinem Platz. Zuerst
Reifen aufpumpen und allen Kram aus dem Rucksack raus, alle Flaschen, Gels etc. am Rad verstauen.
Da gab es dann die erste Schrecksekunde! Am Halter der Aeroflasche fehlte eines der Klettbänder zur Befestigung! Ohje, ohje … auf die Flasche war ich angewiesen, um den Ernährungsfahrplan einhalten zu können! Notdürftig befestigte ich den Halter mit einem Küchengummi, den ich dabeihatte. Ich ging zu meinem Supporter zurück, wollte ihm sowieso
Pumpe und Rucksack bringen. Er hatte ein ähnliches Problem gerade beobachten können - dort konnte der Athlet sich mit Tesaband behelfen. Auf zum Infopoint, wo ein paar Helfer für alle Fälle und Last-Minute-Probleme bereitstanden, also genau richtig für mich. Dort gab es Tape, und ich konnte die Aeroflasche samt Halter gut am Aerolenker befestigen. Puh! Das sollte aber noch nicht das letzte Problem mit der Aeroflasche sein …
Dann passierte nicht viel Spektakuläres … alles fertig vorbereiten, Neo an, Beutel abgeben, und in das dichtgedrängte Vorstartfeld einreihen, wir Mädels waren ja recht früh dran. Da wurde es immer voller, und 6:30 Uhr fiel der erste Startschuss für die Profis und die ganz Schnellen. 6:40 Uhr dann weitere schnelle Agegrouper, und uns blieben gerade mal 5 Minuten, um ins Wasser zu kommen und zur Startlinie zu gelangen. Kein Einschwimmen.
Peng? Pengchen? Es ging los!! Etliche Monate Training, alles für diesen Tag, der JETZT begann! Ich war ziemlich weit links = innen im Kanal, da war am Anfang wenig los. Danach das übliche Freiwasserdurcheinander, bis sich das Feld halbwegs sortiert hatte. Mein Plan, irgendjemanden zum Draften zu finden, ging bis zum ersten Wendepunkt bei 1,4 km nicht auf, danach hängte ich mich an die Füße einer Schwimmerin vor mir. Das muss ich definitiv noch üben, denn so richtig gut funktionierte es nicht. Nach dem zweiten Wendepunkt nach weiteren ca. 1,9 km war ich dann wieder auf mich alleingestellt, aber jetzt waren es ja nur noch 400 Meter. Das Schwimmen war überstanden! Beim Ausstieg in kurzer Blick auf die Uhr, 1:17 h waren vergangen - etwas mehr, als ich vorher erhofft hatte. Aber was sind ein paar wenige Minuten gegen die Zeiten auf dem Rad und beim Laufen … Ein Bekannter feuerte mich gleich am Schwimmanstieg an, super!
Der Wechsel ging schnell und problemlos, im Wechselzelt war sofort eine Helferin da, dir mir zur Hand ging, dann ab zum Rad, und los zum Ausgang der Wechselzone. Und der nächste Schreck: Polter, polter, da flog mir doch tatsächlich die Aeroflasche weg! Schnell angehalten und versucht, sie wieder im Halter zu befestigen, auch hier war sofort ein Helfer zur Stelle. Ich blöde Kuh hatte das Klettband vorn an der Flasche nicht richtig festgemacht, das wird mir bestimmt nicht wieder passieren! Die vielleicht 30 Sekunden, bis ich das Klettband eingefädelt hatte, fühlten sich eeewig an, aber dann passte alles, und ich konnte endlich aufs Rad! Der ganze Wechsel hatte trotzdem nur dreieinhalb Minuten gedauert.
Euphorie mit jeder Umdrehung
Für's Rad hatte ich die Vorgabe, einen Puls um die 140 zu fahren. Am Anfang war er natürlich höher. Die Speicher sind voll, die Freude groß, und man ist gerade volle Kanne durch die Wechselzone geflitzt. Und das Radfahren fühlte sich sooo leicht an. Wunderbar! Der Schnitt war ein gutes Stück über 30, und ich überholte ziemlich viele Mädels, die besser als ich geschwommen waren. An den Anstiegen war ich gut unterwegs, ich fuhr entspannt hoch, das Durchschnittstempo korrigierte sich in den Abfahrten schon wieder nach oben. In den Dörfern war trotz der frühen Stunde schon Einiges los, und die Sonne schien … es war einfach toll. Am Calvarienberg bei Greding dann der erste echte Anstieg, dort wurden wir von etlichen Zuschauern hochgejubelt, und auch das war schnell vorbei. Einige Kilometer später dann der berühmte Solarer Berg - und es war wirklich geil, in einer engen Gasse wurden wir von der applaudierenden Menge hochgeschrien. Unglaublich! Und kurz danach hatte ich schon die erste Runde geschafft, der Schnitt lag bei 34 km/h. Nur der Puls, der war zu hoch, der Durchschnitt war jetzt bei 150. Das könnte ein bisschen viel sein, da wartete ja noch ein Lauf auf mich …
Die Ernährungsstrategie ging perfekt auf, gut, dass ich das trainiert hatte. Es gibt von High5 eine Empfehlung für die Langdistanz, und der folgte ich relativ exakt. Mit Plörre und Gels hatte ich auf dem Rad immer genug Energie und Flüssigkeit.
Obwohl Roth ja "Ausland" für mich ist, gab es einige persönliche Anfeuerungen auf der Strecke. Meinen Supporter sah ich auf der 2. Runde, ebenso einige bekannte Gesichter am Calvarienberg, klasse!
In der zweiten Radrunde nahm ich bewusst etwas raus. Vor allem in den Anstiegen fuhr ich lockerer, und auch in der Ebene drückte ich weniger auf die Pedale. Es war nicht leicht, sich zu
bremsen. Die Zuschauerreihen hatten sich mittlerweile übrigens etwas gelichtet, und es war angenehm warm geworden. Der Calvarienberg war erneut ein Erlebnis, und der Solarer Berg erst recht (auch wenn hier vielleicht nur noch halb so viel Leute standen …). Zwischenzeitlich fand ich es sehr krass, nach 4,5 Stunden schon 150 km auf der Uhr zu haben - bei einer normalen Trainingsausfahrt sind 150 km irgendwie weiter

So ganz allmählich wurden die Beine dann auch ein bisschen schwerer, das war aber ok. Der Puls war etwas runtergegangen, auf 146 hatte ich ihn drücken können. Wir fuhren ein drittes Mal auf die Runde, und bogen dann bald nach rechts in Richtung Roth ab, jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zur 2. Wechselzone. Nach 5:26 h war dieser Teil der Challenge beendet … wow!
Immer am Kanal lang - der staubige Lauf ins Ziel
Auch der 2. Wechsel ging super schnell vonstatten (2:12 min laut offizieller Zeitmessung).
Helm ab, Schuhe wechseln, Mütze auf, noch mal Sonnencreme auf die Schultern, Gels eingepackt und Feuer frei! Am Anfang läuft man natürlich zu schnell los. Der erste Kilometer in 4:55 min, dann einige Kilometer um 5:20 min/km, und dann wurde es allmählich doch etwas zäher. Bei dem Stück aus Roth heraus durch den Wald an den Kanal stand bestimmt auf 2 km Länge alle 20 m ein Motivationsschild für einzelne Athleten, da musste es einen Unicef-Stand gegeben haben, wo man die gestalten konnte. So viel Motivation, unglaublich, das tat bestimmt allen Athleten gut, nicht nur den dort genannten! Kurz vor Kilometer 4 der Laufstrecke war ein Hotspot mit zahllosen Zuschauern, und auch hier traf ich wieder auf bekannte Gesichter, die mich anfeuerten, das war toll! Und jetzt warteten etliche Kilometer am Kanal auf mich. Die Blase meldete sich … seit ich aufs Rad gestiegen war, hatte die nie so ganz Ruhe gegeben, aber ich konnte es immer aushalten … jetzt wünschte ich mir ein Dixie. Das kam aber erst bei Kilometer 11 … sehr erleichternd!! Die Pace hatte sich mittlerweile bei ca. 5:40 min/km eingependelt, und langsamer wollte ich auf keinen Fall werden - mein Ziel war, den Marathon unter 4 h zu schaffen. Die Kilometer zogen sich. Und die wenigen Anstiege taten weh. Aber die Strecke war auch von vielen, vielen Zuschauern gesäumt, die uns alle anfeuerten! Die Temperatur war warm, aber sehr angenehm, mit Schwämmen und Wasser war es kein Problem, sich zu kühlen. In den schattigeren Abschnitten, von denen es mehr gab, als ich gedacht hätte, war mir fast ein bisschen frisch. Nach 2,5 Jahren Triathlons bei schlechtem Wetter wusste ich ja gar nicht, wie mein Körper mit dem warmen, sonnigen Wetter zurechtkommen würde. Offenbar recht gut!
Mit der Ernährung war es beim Laufen ein bisschen zäher als vorher auf dem Rad, ab und an machten sich leichte Magenkrämpfe bemerkbar. Zum Glück aber nur ganz kurz und nicht schlimm. Ich wartete dann immer mit dem nächsten Gel für eine Weile und blieb bei Wasser. Kurz vor dem Ziel griff ich dann auch mal bei der Cola zu.
Naja, so langsam wurde es echt anstrengend. Mein Kopf war immer wieder der Meinung, dass es doch viel netter sei, sich einfach neben die Strecke ins Gras zu legen, aber so leicht wollte ich nicht klein beigeben. Schließlich war ich hergekommen, um das Rennen (unter anderem) zu genießen! Die phantastische Stimmung, der großartige Support durch die Helfer, die vielen jubelnden Zuschauer, die gelungene Organisation, das Privileg, auf diesen Wegen fahren und laufen zu dürfen, die schon so viele Triathlongeschichten erlebt hatten und mehr - so viele Gründe zu genießen! Vor allem halfen mir die vielen Zuschauer, immer weiter durchzuhalten. Was für ein Zuspruch von überall. Damit verging Kilometer um Kilometer … bei der Halbmarathon-Marke war ich voll im Zeitplan, und danach konnte ich die Pace weiter stabil um die 5:40 halten. Immer weiter am Kanal lang, dann noch mal etwas bergauf (aua, aua, uff!), über den Kanal, dann wieder ein Wendepunkt (es sollte der letzte sein, hörte ich von irgendwo). Und dann alles wieder zurück. Nur noch 13 km, nur noch 10, nur noch 8 … zäh kämpfte ich mich über die Strecke. Noch einmal der Hotspot an der Lände, den ich schon zweimal passiert hatte, und jetzt endgültig nach Roth zurück. Den Zielkanal hatte ich schon am Freitag gesehen, nur noch bis dahin! Doch dann mussten wir noch einmal rechts abbiegen (ah, darum war ich erst bei Kilometer 38 …) und es ging auf den Marktplatz von Roth herab (das muss ich alles wieder hoch, ohje!). Kopfsteinpflaster (auaaua!) und jede Menge jubelnde Zuschauer (Leute, ich kann nicht mehr zurückjubeln, kann nur noch das Gesicht vor Schmerzen verziehen, sorry!!), und dann ein Stückchen hoch (aua, ohje!). An einer Ecke erreichten mich plötzlich ganz unvermutet Anfeuerungsrufe aus dem Verein (ja, die Staffelteilnehmer waren schon fertig, bis auf die Läuferin …), wunderbar, und wieder für 100 Meter abgelenkt. Jetzt aber, nur noch da links rein, dann rechts, und dann kam der Zielkanal … und noch eine Kurve - aber jetzt konnte ich das Ziel sehen … ENDLICH!
Und was für eine Zeit! Den Marathon in 3:57 h, und insgesamt 10:47 h - auf die Gesamtzeit hatte ich unterwegs nicht mehr so geschaut. Unglaublich! Ich war ziemlich exakt im Fahrplan geblieben - beim Schwimmen einen Hauch langsamer, auf dem Rad ein paar Minuten schneller, ebenso beim Laufen, und die Wechsel sehr flott, damit hatte ich die anvisierten 11 Stunden unterboten. YEEEAAAHHH! Wie ich dann später beim Blick in die Ergebnisse sah, war das Platz 46 bei den Frauen (von knapp 400) und Platz 6 meiner Altersklasse (von ca. 80) … damit kann ich sehr gut leben.