So, und jetzt mein "langer" Bericht zum Moritzburger Schlosstriathlon. Der Wettkampf war meine allererste Halbdistanz, bisher kannte ich nur Sprint/Olympisch, wo Kräfteeinteilung und Ernährung keine besondere Rolle spielen, und meinen einen Ironman, wo das Haushalten mit den Kräfte und die Energieversorgung rennentscheidend sind. Taktisch würde ich mich also auf Neuland bewegen, der Einfachheit halber und um es einfach mal auszuprobieren, entschied ich mich für Beim Schwimmen irgendwie durchkommen, Reinhauen auf dem Rad, und beim Laufen testen, was noch geht".
So stürzte ich mich gegen 11 Uhr in die nicht gerade klaren Fluten des Moritzburger Schlossteiches. Anfangs kam ich noch ganz gut im Pulk mit, allmählich enteilte mir jedoch die Meute. Irgendwann erlöste mich auch meine Wasserschattenverfolgerin von den ständigen nervigen Berührungen, um den Preis, ein paar Meter zur Seite zu schwimmen. Wunderbar war natürlich die Kulisse, beim Atmen nach links sah man meistens das Schloss. Nach ca. zwei Dritteln des Schwimmens kamen von hinten die schnellen Männer angeschwommen und machten aus dem trüben Teich ein aufgewühltes Becken, und bald danach war es dann geschafft, die letzten 100 Meter musste man gehen, weil es so flach war.
Es war von vornherein klar, dass meine Schwimmzeit schlecht sein würde, und mit 42 Minuten war ich nicht wirklich zufrieden (40 hätte ich schon gern geschafft), immerhin ist diese Zeit aber eine erhebliche Verbesserung zum Vorjahr, wo ich auf dieser Distanz locker mal 10 Minuten mehr gebraucht hätte.
Auf dem Weg in die Wechselzone gab es Getränke, ich spekulierte auf Wasser, um das Gesicht abzuspülen, bekam aber warmen Tee o.ä. - der Schluck aus dem Becher sollte mir fast die erste Radstunde zum Verhängnis werden. Als ich nach dem Wechsel nämlich losfuhr, hatte ich eine ganze Weile ein ziemlich unangenehmes Gefühl von Beinahe-Übelkeit im Magen (mit dem Geschmack dieses Tees) und konnte fast nichts zu mir nehmen. Immerhin rollte es gut, nach den ersten Kilometern und einigen kleinen Bergan-Wellen kletterte mein Radschnitt zum Ende der 1. Radrunde auf knapp 34 km/h. Allmählich ging es auch dem Magen besser, das erste Gel vertrug ich gut. Auf der 2. Radrunde konnte ich das Durchschnittstempo weiter steigern, als es in die 3. Runde ging, vermeldete die
Garmin glatt 35 km/h, der Wahnsinn! Sehr gefreut habe ich mich auch über meinen "Fanclub" - eine Vereinskollegin und ihr Partner waren an der Strecke und feuerten mich an. Als totale Überraschung waren sogar meine Eltern aufgetaucht, sie waren extra zum Anfeuern 2 1/2 Stunden hergefahren!
Zu diesem Zeitpunkt frohlockte ich auch über den vermeintlichen Sieg über mein Schlechtwetterkarma - zum ersten Mal seit 1 1/2 Jahren hatte ich beim Wettkampf warmes und trockenes Wetter! Doch so ganz geschlagen wollte es sich nicht geben, zum Beginn der 3. Radrunde türmten sich plötzlich dicke dunkle Wolken vor mir auf, und man sah, dass es in einiger Entfernung regnete. Und wir fuhren mitten draufzu. Der Gegenwind war jetzt sehr kräftig und kühl und verdarb mir das Durchschnittstempo, und für einige Minuten bekamen wir auch ordentlich Wasser von oben ab. Ich ließ mich aber von diesem müden Schlechtwetter-Versuch nicht abhalten, 30 Minuten später war der Spuk vorbei. Jetzt hieß es, die letzten Kilometer zurück nach Moritzburg unter die Räder zu nehmen. Mit 34,2 km/h im Schnitt auf 95 km hatte ich ein hübsches Tempo hingelegt
Ausgangs der Wechselzone war ich dann für einen Moment unachtsam: Ich rutschte auf den Matten weg und legte mich mitten vor den Zuschauern mit Schwung auf die Nase. Das linke Knie hatte es etwas erwischt, auch hinter der linken Schulter hatte ich mir etwas aufgeschürft. Ich hatte aber genug Adrenalin im Körper, und die Wunde war nicht tief, also galt: Mund abputzen, weitermachen. 21 km musste ich ja noch laufen. Die ersten 3 km liefen ganz vernünftig, aber dann "explodierte" ich. Da hatte ich wohl doch zuviel Körner auf der Radstrecke gelassen, und auch dieses Mal hatte ich wieder kein gutes Gefühl im Magen. Ich lief dann ziemlich langsam weiter und litt an den kleinen Stichen im Wald, wo es kurz, aber kräftig hochging. Erst bei km 9 oder so hatte ich mich soweit gefangen, dass ich mich an jemanden hängen konnte, dessen Tempo im "Wohlfühlbereich" lag. So ging es dann eine Weile halbwegs ok weiter, ich baute aber doch deutlich ab. Vielleicht so 2 oder 3 km vor dem Ziel überholte mich noch eine Frau, die ich nicht ziehen lassen wollte, ein bischen Tempo konnte ich zum Glück noch drauflegen. Bis etwa 500 m vor dem Ziel, da war es vorbei, ich konnte ihr Tempo nicht mehr mitgehen. Etwa 40 Sekunden nach ihr kam ich schließlich ins Ziel, geschafft und glücklich!
Ein geiler Wettkampf! Halbdistanz ist ein tolles Format! Der Teich war nicht der Brüller, die Radstrecke dafür richtig klasse. Die Laufstrecke wae teilweise sehr eng, aber ok. Die Helfer waren allesamt großartig, die ganze Organisation sehr gelungen und routiniert! Vielleicht komme ich wieder, es hat mir sehr gefallen!
Für die Freunde der gläsernen Athleten: