AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n) - - - - - - - - Teil 17
So, hier nun also mein Bericht zur LD in Köln!
Sonntag 04.09.2011, 3:50 Uhr - der erste von 4 (!!) gestellten Weckern hält mich vom weiteren dösen ab. Ja, dösen, denn geschlafen habe ich in den vergangenen Stunden überhaupt nicht, und dementsprechend gerädert stehe ich dann endlich so gegen 04:15 Uhr auf. Na, das kann ja nachher heiter werden! Apropos heiter, draußen geht gerade die Welt unter, es schüttet, als ob es kein morgen gäbe.
Ich bringe mein übliches LD-Frühstück hinter mich ( Käsebrötchen, Marmeladebrötchen ), nehme meine vorbereiteten Sachen und verlasse um 05:00 Uhr das Hotel. Geplant ist nun, das Auto in Köln-Innenstadt in ein Parkhaus zu stellen und dann mit dem Shuttlebus zum Fühlinger See zu fahren. Nur, es dauert ziemlich lange bis ich endlich in der Innenstadt bin und ein Blick zur Uhr zeigt mir : das wird seeeeeeeeehr eng! Also disponiere ich um und fahre selbst zum Fühlinger See. Unweit des Sees, ca. 5-10 Minuten Fußweg entfernt, stelle ich mein Auto auf dem großen Ford-Parkplatz ab und laufe zum See.
Hier angekommen regnet es immer noch. Naja was solls. Das übliche Vorbereitungsgedöhns beginnt ( Luftdruck checken, nachpumpen,
Helm am Auflieger drapieren, Kopftuch/Brille/Startnummernband dazu, Schuhe platzieren, Handtuch ausbreiten usw na ihr kennt das ja ), dann nochmal zur Toilette, dann rein in den Neo und runter zum Schwimmstart! Es geht los!!!!
Ach ja, Kopfwunschzeiten hatte ich mir natürlich schon überlegt. Trotz des angekündigten Wetters ( warm, hohe Luftfeuchtigkeit, immer wieder Schauer ) plante ich folgendermaßen :
Schwimmen 1:10 Std.
Wechsel 1 0:05 min
Rad 5:45 Std.
Wechsel 2 0:05 min
Lauf 4:30 Std.
Ergibt eine Endzeit von 11:35 Std, und diese will ich unter allen Umständen erreichen, komme da was wolle! Alles oder nichts, volle Lotte Hotte!
Schwimmen
Das Wasser hat ca. 22°, also absolut ideal für 3,8km. Das Feld ist trotz ca. 500 Starterinnen und Startern inkl. Staffeln sehr übersichtlich, kein Gedrängel, wie auch auf diesem wirklich fantastischen großen See. Kein Vergleich zum Langener Waldsee! Die Regattabahn ist DER ideale, perfekte Schwimmkurs. Um 07:05 Uhr geht es los und ich setze meine Taktik sofort in die Tat um - locker anschwimmen, Füße suchen, Führungsleinen am Boden ( ja, an denen sind die Bojen für die Ruderer befestigt, der absolute Wahnsinn

) im Auge behalten und möglichst links schwimmen um die Bojen nicht zu verpassen. Alles läuft bestens ( denke ich ) und ich kann meinen Stiefel schwimmen. Böses erwachen dann an der Wendeboje - über 38min für 1,9km!

Au weia, soooo langsam wollte ich dann doch nicht schwimmen, herrjeh was mach ich denn jetzt? Da hilft alles nix, damit das schwimmen nicht in einem Desaster endet gebe ich nun 90% und schaffe es so, die 1,9km zurück in 34min zu schwimmen. Dann ist der Schwimmausstieg da, raus aus dem Wasser, Neo zur hälfte runter und ab zum Rad! Der Regen ist mittlerweile nicht mehr da, es ist warm und schwül und der Himmel zeigt sogar ein paar Lücken. 5 Minuten brauche ich für den 1ten Wechsel, die verhunzte Schwimmzeit ärgert mich und ich beschließe, die verlorene Zeit irgendwie beim Radfahren wieder reinzuholen.
Rad
Der Radkurs ist in 3 Runden plus Anfahrt aufgeteilt : vom Fühlinger See geht es zunächst nach Köln-Innenstadt zur Wende, ab dort sind dann 3 volle Runden zu fahren. Macht also erst 1x15km Anfahrt und dann 3x55km. Eine hälfte des Radkurses führt über Umgehungs-und Ausfallstraßen nach Köln-Innenstadt und muss als unspektakulär bezeichnet werden, direkt in der Innenstadt geht es durch zwei Tunnels und über die Deutzer Brücke, hier ist der Kurs sehr verwinkelt und kostet dadurch viel Geschwindigkeit. Ansonsten kann man es auf den langgezogenen Geraden krachen lassen, wenn, ja wenn nicht der Wind wäre......
Der schönste Teil der Radstrecke ( ja, trotz Wettkampf habe ich Augen für sowas ) ist ab dem Fühlinger See ins Kölner Umland, weite grüne Flächen und Waldgebiete, das bietet Abwechslung zu den langgezogenen Geraden an den Ford-Werken entlang die man Ri. Innenstadt passiert. Topfeben ist die Strecke nicht, ich würde sie als profiliert bezeichnen, es gibt viele Wellen. Insgesamt kommen 490hm auf 180km zusammen.
Die Anfahrt samt 1ter Runde laufen bestens, die Straßen sind zwar klatschnass aber von den äußerst aufmerksamen Streckenposten wird auf jede noch so kleine Gefahrenstelle laut hingewiesen - super Arbeit! Meine Beine sind gut, die anfängliche schwere nach dem schwimmen ist gewichen und der Schnitt pendelt zwischen 31,5 und 32km/h. Insgesamt 8 Gels habe ich auf dem Oberrohr mit Tape befestigt, dazu 3 Riegel in der Oberrohrtasche, außerdem werden hier Gels von Carbo4you ausgegeben und die vertrage ich bestens, da ich die Sachen von denen schon lange benutze. Ich kann mir also immer wieder auch ein Gel anreichen lassen.
Als die zweite Runde beginnt wird der Wind, der die ganze Zeit schon da war, immer stärker. Na gut, denke ich mir, macht ja nix, denn auf dem Rückweg haben wir dann Rückenwind und alles wird gut. Denkste! Schon auf dem Weg zur Wende wird der Wind so stark daß mein Schnitt kontinuierlich sinkt. Mittlerweile muss ich Vollgas fahren damit ich über 30km/h bleibe und ich beginne mich zu fragen, wie lange ich das wohl aushalte. Dann endlich der Senfweg und das Waldstück, danach kommt die Wende und es geht mit Rückenwind zurück nach Köln. Aber oh weh, der Wind dreht von einer Minute auf die andere und der Weg zurück hat nun auch starken Gegenwind. Ich stampfe voran, fahre volles Risiko, kein Rücksicht auf die Muskulatur, dennoch werde ich immer langsamer. Teilsweise komm ich nur noch mit 25/26km/h voran. Der Rückweg kommt mir ewig vor. Endlich die Wende nach der Deutzer Brücke - und ich stehe sofort wieder voll im Wind. Das kann doch nicht wahr sein! Die folgenden 22,5km werden die längsten meines Lebens und lassen mich echt um Jahre altern. Der Wind ist unglaublich stark und ich sehe mein Zeitziel in unerreichbare Ferne rücken. Und Anflüge von Krämpfen habe ich auch! Auf der alten Römerstraße, wo man den Wind schutz-und hilflos ausgeliefert ist, bin ich kurz davor, anzuhalten und mein Rad in Bjarne-Rijs-Manier ins angrenzende Feld zu werfen! Ich brülle aus Wut und Verzweiflung laut gegen den Wind an und stampfe weiter. Als die letzte Wende am Senfweg erreicht ist kann ich mein Glück kaum fassen - der Wind dreht
nicht und wir haben feinsten Rückenwind! Was nun folgt kann ich gar nicht richtig beschreiben, Euphorie, Glück, ich könnte fast heulen! Mit über 40km/h geht es nach Köln zurück und man muss sich gar nicht anstrengen dabei. Man fliegt förmlich der Wechselzone entgegen. Herrlich!
Nach 5:42 Std. komme ich in der WZ2 an und habe die verlorene Zeit vom schwimmen wieder reingeholt. Das hatte ich nach diesem unglaublich starken Wind nicht mehr für möglich gehalten. In der WZ2 klappt, wie auch vorher, alles bestens - man wird professionell eingewiesen, die Nummer wird laut angekündigt und mein Beutel steht sofort zur Verfügung. Im Wechselzelt lasse ich mir Zeit, atme mal tief durch und horche in mich rein : was geht noch? Kommen die Anflüge von Krämpfen wieder?
Ich lasse mir 7 Minuten Zeit ( ich hab halt mal etwas Ruhe gebraucht ) und begebe mich dann auf die Laufstrecke.
Laufen
Die ersten km nach dem Radfahren geht man ja immer zu schnell an. Man kennt das ja vom Koppeltraining. Ich bin erstaunt, wie leicht meine Beine sind, weiß aber auch, dass das Adrenalin und die Endorphine hier ihre Arbeit leisten – also nicht überziehen…….denke ich zuerst, beginne dann aber das rechnen – wenn du jetzt gleichmäßig mit 10km/h läufst dann erreichst du locker die angepeilten 4:30 Std. für den Marathon! Du könntest aber auch schneller laufen. Könntest unter 4:30 bleiben. Vielleicht 4:20 Std, oder wäre auch 4:15 Std. möglich? Ich wische die Gedanken weg und beschließe : Marathon unter 4 Std!

Von nix kommt nix, wer nicht wagt der nicht gewinnt, wer bremst verliert usw usw :blabla: :blabla:

Also ziehe ich das Tempo entsprechend an. Ich weiß, wie gefährlich das ist, weiß, dass das ganze in einem Wandertag enden kann, andererseits weiß ich aber auch dass ich das Ding hier „im Sack“ habe, dass mir nichts und niemand das Finish noch nehmen kann. Warum also lang rumzaudern??
Ich laufe und laufe, nur an den Verpflegungsstellen lege ich Gehpausen ein um in Ruhe zu trinken. Ich bleibe weiterhin bei flüssigem, Wasser/Iso/Cola abwechselnd, außerdem innerhalb 10km ein salziges Gel von Squeezy ( 4 Stück hab ich in Schlaufen am Startnummernband ) und ein Colagel. Ab km 30 will ich dann zusätzlich Salzstangen und Salzcräcker essen.
Das laufen ist in 3x14kommanochwas km – Runden aufgeteilt um auf die geforderten 42,2km zu kommen. Da das blöd einzuteilen ist halte ich mich an „meine“ Aufteilung : alle 10km schauen wie es läuft, darüber hinaus die 21,1km abwarten. Die habe ich nach ca. 2 Std. erreicht und befinde mich also auf sub 4 Std – Kurs! Aber das schwierigste ab km 30 kommt ja erst noch. Die Beine sind weiterhin recht leicht und frei. Ab und an versucht sich der Anflug eines Krampfes zu melden, das wische ich aber sofort weg und ignoriere es. ICH bestimme wo es lang geht!
Meine Taktik scheint aufzugehen, das einsammeln beginnt. Der Laufkurs ist nicht ohne, die Deutzer Brücke ist nicht einfach zu bezwingen, auf der Domplatte muss man Serpentinen zum Rhein runter und eine lange Wendeltreppe will auch erstmal gelaufen sein. Ansonsten läuft man hauptsächlich auf gut asphaltierten Wegen am Rhein entlang die wie in Frankfurt rechts und links von Bäumen gesäumt sind, wirklich schön!
Ab km 30 merke ich, wie ich in den gefürchteten „Schlappschritt“ verfalle, da meine Gedanken zu dem Zeitpunkt ganz woanderst sind merke ich es aber nicht sofort. Als ich es merke, zwinge ich mich, die Geschwindigkeit wieder auf unter 6min pro km zu erhöhen, was nicht einfach ist, denn wenn sich der Körper erstmal an den Schlappschritt gewöhnt will er ihn aufrecht erhalten.
Letzlich ist es so dass ich zwischen km 30 und km 35 die Minuten verliere die mir am Ende zur sub 4 für den Marathon fehlen. Ab km 35 mobilisiere ich die letzten Reserven, denn mittlerweile ist mir klar dass ich eine Gesamtzeit von unter 11:15 Std. schaffen kann und das ist weit besser als ich mir je habe träumen lassen. Ich erwische eine Gruppe von recht flott laufenden Jungs die auf der MD unterwegs sind und hänge mich dran. Diese letzten 7,2km tun richtig richtig böse weh aber ich bleibe nicht stehen und lege an den letzten beiden Verpflegungsstellen auch keine Gehpause ein. Vollgas ist angesagt. Es tut teilweise derart weh dass mir kurzzeitig schwindlig wird aber da muss man durch. Ich will unter 11:15 Std. bleiben und wenn ich mich danach nicht mehr rühren kann.
Bei km 41 überhole ich die Gruppe und strebe dem Ziel entgegen. Noch einmal zur Deutzer Brücke hoch, noch einmal die Wendeltreppe, noch einmal dem Wind auf der Brücke die Stirn bieten. Dann geht es schließlich bergab und ich hole alles raus, dann ist endlich endlich das Ziel da - 11:12;18 Std, ich kann mein Glück kaum fassen! Im Ziel treffe ich noch Bekannte, die spontan heute früh aus Münster angereist sind um mich anzufeuern! Und im Athlete`s Garden treffe ich auf kupferle, der gerade seine MD beendet hat. Ich bin völlig fix und alle aber unglaublich stolz! Wer hätte das gedacht?
FAZIT
Der Kölner Wettkampf ist spitze und braucht sich z.B. hinter Frankfurt keinesfalls zu verstecken, das ist jedenfalls meine
persönliche Einschätzung. Orga perfekt, Streckenposten und Helfer an den Verpflegungsstellen aufmerksam und hochmotiviert, Streckenverpflegung sowohl auf der Rad- als auch auf der Laufstrecke äußerst reichhaltig und gut aufgeteilt. Beutelvergabe ohne Probleme, Radabholung schnell, alles nah beieinander, kurze Wege! Selbst der Radtransport im Shuttlebus hat letzlich doch geklappt und da die Busse alle 10 Minuten gefahren sind musste man auch hier nicht lange warten.
Zur Radstrecke bleibt zu sagen dass man hier ohne viel Kraft / Kraftausdauer aufgeschmissen ist da es hier IMMER Wind gibt, das hat mir jeder gesagt mit dem ich gesprochen habe, v.a. die „Einheimischen“ haben das bestätigt. Man muss permanent ohne Pause mit viel Kraft kurbeln, sonst wird es ganz böse.
Laufstrecke sehr schön mit einige fiesen Stellen, die Zuschauer haben sich auf den Zielbereich / Bereich der Bandvergabe / Domplatte / Rheinufer an der Deutzer Brücke konzentriert, ansonsten war man ziemlich alleine aber mir gefällt das viel besser als mich so wie in Frankfurt permanent von tausenden Zuschauern anbrüllen zu lassen
Schwimmstrecke, Fühlinger See rulez!!!!! Da kann der Langener Waldsee nicht mithalten. Man kann die Kölner und die Bewohner des Umlands wirklich beneiden um dieses wunderschöne große Naherholungsgebiet. Sowas hätte ich gerne hier vor der Haustür :love:
ERNÄHRUNG
Wen es interessiert, auf dem Rad von flüssig zu fest zu flüssig wobei sich „fest“ auf gerademal 1,5 Riegel beschränkt hat, ich bekomme einfach nicht mehr festes runter. 12 Gels habe ich in den 5:42 Std. verdrückt, versch. Powerbar/Squeezy Tomato/Ultra Sports Cola/Carbo4youCola gut durchgemischt. Keine Magenprobleme!
Beim laufen wie angesprochen von Beginn an alle 2km je 1 Becher Wasser / Iso / Cola, alle 10km 1 salziges Gel, ab km 30 zusätzlich ein paar Salzstangen und Cräcker.
Trinken auf dem Rad insgesamt ca. 6-7 Liter in 5:24 Std. Mehr ging nicht rein, ab der zweiten Runde regelmäßig kleine Schlucke Cola.
Noch Fragen? Viel Spaß beim lesen
