Also für mich ist das eine hervorragende Beschreibung der Irrtümer über das Wälzlager schlechthin ( ein Konuslager ist genauso ein Wälzlager). Schon interessant: Bei Konuslagern ist rauher Lauf fast schon ein "feature", bei RiKuLa aber: Ooooohhhh, neiiinnn, rauhauer Lauuuf......
Sorry, aber wenn es eintritt, ist da meistens nur Dreck drin. Den kannst Du erstmal genauso ignorieren, ohne dass es großartig Nachteile gibt.
Ich fasse mal vorher die Qualitätsunterschiede zusammen, so kurz wie möglich und nur leidlich genau.:
Einfach: Die Bauteile sind ungehärtet und auch sonst nicht weiter nachbehandelt, möglicherweise brüniert oder anders beschichtet.
Besser: Konen sind nitriert, also oberflächengehärtet. Abgesehen davon, dass man sie grundsätzlich nicht durchhärtet, ist eine größere "Härtetiefe" einem längeren Leben zuträglich. Das geschieht in mehreren Durchgängen. Und jeder kostet natürlich was.
Noch besser und am besten: Gehärtet und überschliffen, gehärtet und überschliffen und poliert: Das ist zuletzt die Qualität der "Top-Naben", wenn man so will. Denn hier hat man den berühmten seidenweichen Lauf, von dem sich der Besitzer auch besseren und schnelleren Lauf erhofft hatte. Das ist natürlich Unsinn und da hast Du was richtiges geschrieben: Auch "Rumpellager" benötigen keine extra Kraft beim Fahren. Die Maßnahmen ergeben nur ein langes Lagerleben. das ist der Sinn.
Ein Qualitäts-Kugellager ( nicht der "Müll" für Rollschuhe, den man sich für 2,50 auf ebäh einfängt) bringt genau letzteres ab Fabrik genau so mit: Systembedingt sind die Laufbahn-Ringe durchgehärtet, meist aus Chromstahl und ab Werk mit der richtigen "Einstellung". ( Man sollte keine Lager mit "extra Lagerluft" nehmen, man kann, muß aber nicht, mit möglichst geringer Lagerluft wählen).
Das ist natürlich für jemanden, der viel auf seine Kunstfertigkeit des Einstellens gibt, ein Schlag ins Gesicht: ein schnödes Industrieprodukt nimmt ihm das aus der Hand und hat für eine Hand voll Euro die Qualität des Lagers einer Campa Super Record Nabe ( die ist dafür sprichwörtlich, nimm Dura Ace oder Superbe oder andere...).
Konuslager einstellen: Jeder, der schraubt kennt ja die Methode: Minimales Spiel lassen, weil nach dem Schließen des Schnellspanners die Nabe noch mal komprimiert wird. Nun ist "minimal" sehr relativ: Wenn das eingespannte Laufrad wackelt, war "minimal" schon zu viel. Den Schnellspanner noch fester anzusemmeln ist ab einem Bestimmten Punkt keine gute Idee mehr.
Die Nabe darf durchaus spielfrei sein, wenn man sie am Werk- oder Küchentisch einstellt. Es sollte eben keinen Widerstand geben. Minimal meint nämlich wirklich minimal.
Naben, die ab Werk rau laufen, tun das deswegen, wenn sie eben keine geschliffenen Laufbahnen habe. Und hier spürt man bei minimaler Lagerluft, eben in der genau "richtigen Dosierung" im Grunde immer auch die rumpeligen Laufbahnen.
Man kann hier, genauso wie bei Konen, die schon Pitting, also kleine Krater abbekommen haben, die Lagerluft so weit erweitern, dass man davon in der Hand nichts mehr spürt und dennoch ( noch) kein Spiel mehr hat. Allerdings nicht immer.
Auf der anderen Seite riskiert man eben, vor allem bei neuen Naben, die sich in den unteren Qualitäten wirklich noch "einlaufen", dass man bald wieder Spiel hat. Ein Nachstellen ergibt meist wieder ein rumpeligeren Lauf, als man erwartet. Stellt man nicht nach, hat man bald Schäden.
Und jetzt der Reihe nach:
Wenn der Konus und Kugeln kaputt gehen, dann war es eine Montagscharge oder die Nabe war zu fest eingestellt. Bei Letzterem hat aber nicht selten auch die innere Lagerschale bald einen weg. Hier wird ja oft von weicheren Konen zu den 90er naben berichtet. Im Grunde genommen wäre das bei etwas zu fester Einstellung ein Glücksfall für die Nabe, wenn der Konus für die nicht tauschbare Lagerschale (bei
Shimano)*1 geopfert wird.
Dir sollte aufgefallen sein, dass bei Konuslagern, egal, ob Nabe, Innenlager, Steuerlager, fast immer der Konus schon Pitting aufweist, während die Schale noch taufrisch erscheint. Das hat nichts damit zu tun, dass der Konus "weicher" ist.
Ansonsten gibt es bei Konuslagern nur minimalen Materialverschleiß, der die Laufeigenschaften so gut wie nicht beeinflusst. Anders als bei Rillenkugellagern kann man hier mit einem kräftiger geschlossenen Schnellspanner und später mit Nachstellen das Spiel beseitigen. Bei Rillenkugellagern bleibt nur der Tausch. Konuslager kann man mit Nachstellen, ohne Tausch von Teilen, eine gefühlte Ewigkeit fahren. Ich weiß allerdings nicht wie lange. Meine Dura Ace Nabe versagte weit vorher am Flansch. Meine Ultegra Nabe 6600 Nabe ist mit 50.000 km+ noch lang nicht an den Punkt angekommen, wo Konen und Kugeln so stark abgenommen haben, dass die Staubkappe auf der Nabe aufliegt.
Weder Konen, noch Laufbahnen verschleißen gleichmäßig: Insbesondere ab Werk rauh laufende Naben könne sich "einlaufen". Die Kugeln wälzen sich sozusagen selber eine "glatte" Bahn. Ein Nachstellen kann bewirken, dass die Kugeln nicht mehr in dieser Bahn laufen und es rumpelt wieder. Allerdings erst wenn wirklich Verschleiß eingetreten ist.
Die Vorstellung, man könne Konen und Laufbahnen so lange benutzen, bis diese sozusagen "abgeschmolzen" sind, ist nun wirklich irrig.
In Deinem beschriebenen Fall, sind die Austausch-reif.
Und good News für Fahrer mit rau laufenden Naben aufgrund ehemals zu fester Einstellung. Diese müssen nicht in den Mülleimer. Einfach Fetten, Einstellen und Fahren. (natürlich kontrollieren, ob Lagerteile nicht zerbrochen sind) Und keine Sorgen wegen einen zu hohen Rollwiderstandes. Der ist vermutlich geringer als bei der Polfühligkeit eines Nabendynamos und da reden wir von 1-2 Watt, wenn keine Verbraucher Strom ziehen.
Ich hatte zuletzt ein Alivio Vorderrad, das eine wahre Rumpelkiste war. Nach Einstellen und Fetten lief und lief es. Und der Lauf verbesserte sich sogar mit der Zeit etwas, weil kleinste Metallpartikel und das Fett in Kombination kleinere Unebenheiten beseitigen.
Wie oben beschrieben. Und nein: kein Fett der Welt sorgt dafür, dass die rauen Bahnen sozusagen "verspachtelt" werden. Und bitte: Metall-Partikel sollten wirklich in keinem Lager rumstromern. Dass einfache Naben nach einer gewissen Zeit besser laufen geschiet rein mechanisch. Siehe oben.
Gewusst wie spart Energie und Material.
Das ist nicht "gewußt wie", das ist schlicht und ergreifend Pfusch. Und nichts anderes. Als Notreparatur ist das natürlich vollkommen okay. Auch um einem ohnehin nicht besonderem und/oder angegangenen Rad kostensparend noch eine Gnadenzeit zu gewähren. Dann darf es auch Pfusch sein. Aber es bleibt Pfusch.
Korrekt ist in so einem Fall ein Tausch der Teile. Und nichts anderes.
Natürlich hast man mit Rillenkugellagern die Chance den Naben mit Lagertausch ein neues Leben bis in alle Ewigkeit einzuhauchen. (Narürlich unter der Voraussetzung, dass der Lagersitz nicht beschädigt wird.)
Man muß einen Lagertausch eben richtig machen. Das Ding schief ansetzen und mit dem Schlosserhammer rein dengeln, ist natürlich wenig hilfreich. Aber ein passender Lagersitz bleibt auch so, wenn man es richtig macht.
Mich würde interessieren, ob das jemand das gemacht hat und ob dann hundertausende Kilometer für so eine Nabe zusammen kommen? Bei Rohloff las ich von solchen Laufleistungen.
Wie ist es mit den Hope Naben, DT Hügis, White Industries und CK Naben? Und welche Wechselintervalle für Lager hatten die Nutzer?
*1 Bei Campa war die innere Lageschale tauschbar, aber ob noch bei den Record Naben und Systemlaufrädern mit Konuslagern, muss jemand anderes beantworten.
Interessant ist auf jeden Fall bei Campa, dass nur die günstigen Systemlaufräder mit Rillenkugellagern ausgestattet werden und die höherwertigeren mit Konuslagern.
(Ausnahme ist der Freilauf.)
Na nun bleib mal realistisch: Für "hunderttausend" Kilometer benötig man selbst bei intensiver Nutzung 5-10 Jahre, für "hunderttausende" ein paar Tage mehr. Und man darf nur und ausschließlich genau diesen Satz Naben fahren und keinen anderen.
Es gibt keine Wechselintervalle. Das existiert nicht. Ob und wann ein Lager getauscht werden muß hängt von -zig Bedingungen ab. Erfahrungsgemäß wechseln so einige vollkommen unnötig. Nicht jedes "Knurpseln" kommt aus dem Lager. Ich hatte schon Kunden hier, die dachten ihre Lager ( mir unbekannte Naben waren das) sind "kaputt", dabei hat nur die Staubkappe geschliffen.
Ein Lager ist kaputt, wenn:
es so viel Spiel aufweist, dass die ganze Nabe ( eingespannt) nicht mehr spielfrei zu stellen ist. "Spiel" bedeutet nämlich in der Regel eine Schädigung. Leichtes Spiel, was sich nicht auswirkt, kann man dagegen ignorieren.
wenn Kugeln und / oder der Kugelring zerstört wurden. Und das hört und merkt man sehr eindeutig.
Wenn es nur "knurpselt" ist nur Dreck drin oder man hat sich schon Pitting eingefangen. Auch das kann man so lange ignorieren, bis obiges eintritt.
An eine solche Nabe muß man eben nicht im Turnus eine Wartung vornehmen.
Was Du da aber beschrieben hast, ist, wie man eine eigentlich kaputte Nabe fahren kann. Das ist alles mögliche, aber kein Qualitätsmerkmal. Und wer nicht selber bastelt, hat auch so gar nichts davon.
EDIT: Warum Campa das macht, dürft ein relativ simplen Grund haben: Die Naben für die teureren Laufräder kommen aus dem eigenen Werk. Die Teile für die preiswerten Laufräder werden zugekauft, bzw. nicht im eigenen Haus gemacht. Und die etwas wertigeren Naben machen die OEM Hersteller nahezu ausschließlich mit Industrielagern.
Das man auch unter "besseren" Naben ( im Vergleich zu den extrem einfachen OEM Naben mit Konus-Lagern) sehr simpel aufgebaute kriegen kann, und auch noch ein zehntel Pfennig einsparen kann, wenn man Lager mit nur einseitiger Dichtung nimmt, steht wieder auf einem anderen Blatt.