HäHä........ geht doch............
Mal ganz im Ernst: Auch wenn mein Urteil an dieser Stelle vernichtend erscheint: Aber ich habe täglich auch mit solchen "Qualitäten" zu tun. Und ich kann mich gut noch an das Zeug erinnern, als es noch neu war. Und ich weiß, wie es sich fährt.
Um es vorweg zu nehmen: Ein Oldtimer ist selten ein "preiswertes" und "problemloses" Alltagsrad. Dazu sind viele Teile über die Zeit etwas speziell geworden. Und diese Art Räder schon mal gar nicht.
Da kann auch gerne Ein Markenname drauf stehen, aber der Unterschied zu noch billigeren Kaufhausrädern war nicht sehr groß.
Das Zeug wurde billig produziert. In den 70ern wurde dem Rad immer weniger Wert beigemessen - wenn man von einigen Unentwegten oder Radsportlern absieht. Ein Rad, was mehr als 200-300 Märker gekostet hat, galt schon als unverschämt teuer. Und wer brauchte so was schon? Schließlich hatte man ein Auto ( oder auch nicht, aber dann war man eben angearscht).
Das untere Segment glänzte auch nicht einfach nur mit längst überholter Technik. Gegen eine Keil-Kurbel ist ja per se nichts einzuwenden. Aber die Bauteile waren nicht einfach nur technisch veraltet, sondern wurde auch aus vergleichsweise minderwertigen Materialien hergestellt.
Diese Dinger sind einfach nur schwer, träge und fangen bald an, an allen Ecken und Enden zu klappern.
BTW.: In der DDR gab es analog zum Westen eine durchaus vergleichbare Entwicklung: In den 60er Jahren wurde die Weiterentwicklung im Fahrradbau vollständig eingestellt ( nur für die Radsportkader wurden wertigere Teile gebaut und die Sportgeräte weiter entwickelt) . Seitdem hat sich nichts mehr an der Technik geändert gehabt. Dafür wurde aus Kostengründen und aus Mangel peu a peu ein Arbeitsschritt nach dem anderen in der Produktion eingespart, den man einsparen konnte und das eine oder andere Bauteil aus billigeren Materialien hergestellt.. So wurde in der Qualität immer weiter abgebaut.
Wie gesagt, ich wurde und werde oft genug mit so etwas konfrontiert. In sehr unterschiedlichen Zuständen. Und nicht eines war dabei, was nicht ohne erheblichen Aufwand in einen wirklich befriedigenden Zustand versetzt werden konnte.
@lucig : Das Beste, was man von Deinem Fang sagen kann, ist, dass es anscheinend noch nicht vollkommen runter gerockt ist.
Und übliche Verschleißteile wie Kette, Züge etc. sind einfach zu ersetzten. Neue Laufräder werden aber bereits problematisch zu ersetzten: Weder gibt es gute und günstige Naben für Schraubkränze ( es gibt ein paar wirklich gute, aber da liegt die Nabe alleine jenseits von 100,00 Euro), noch werden die für die Einbaubreite hinten passen.
Die alten Naben neu aufspeichen wäre eine Lösung, aber ich denke nicht, dass die vohandenen Naben den Aufwand rechtfertigen. Und die Ksoten sind nicht ohne.
Ich würde so wenig daran machen, wie es nur geht. Auch nichts tauschen. Lebe eben mit der miesen Bremswirkung - das ist auch Gewöhnungssache. Das Ding wird sonst zum Groschengrab.
Wenn Du es wirklich willst, nimm es eben komplett auseinander, reinige und fette die Lager usw.. Im Zweifel ersetzte alle Züge und andere Verschleißteile.
Du benötigst:
Werkzeug: Maulschlüssel in vermutlich 8, 9, 10, 13 eventuell 11mm Weite - 14er oder 15er für die Muttern der Naben entfallen ja, weil da Flügelmuttern dran sind. Angaben ohne Gewähr
Steuerlagerschlüssel: Flacher Maulschlüssel in 32mm ( wäre gängig aber hier können es auch andere Weiten sein).
Konusschlüssel - ebenfalls flache Maulschlüssel - in passenden Weiten ( von VAR gibt es ein ganz gutes "Universalset" für die meisten gängigen Weiten, das reicht für den Anfang).
Abzieher für den Zahnkranz ( sieht mir nach Atom / Normandy / Maillard aus).
Schraubstock oder wenigstens einen großen, langen Schlüssel für den Abzieher.
Pedalschlüssel: ein normaler 14/ 15er Maulschlüssel ist meist zu kurz.
Für das Tretlager: Ein Zange zum Entfernen der Kurbelkeile wird zu teuer. Also Schlosserhammer - Welle möglichst abstützen. Außerdem Hakenschlüssel / Konterringschlüssel, Schlüssel für die rechte Schale, Schlüssel für die linke Schale. Ausführungen nach Art der Werkzeugaufnahme.
Reifenheber und Luftpumpe(!)
Kabelschere für Züge und Aussenhüllen.
Übliche Schraubendreher, Wasserpumpenzange, Messer, Schere, Drahtbürste für alle Fälle.
Lagerfett, Kettenöl
Eventuell Entroster,
Vermutliche Ersatzteile: Kugeln in passenden (!) Größen. Das können gängige sein ( Zoll-Maße), aber gerade bei Franzosen kann auch alles abweichen.
Kurbelkeile: 9 oder 9,5mm letztere mit kurzer oder langer Fläche. Nimm einen 10er Pack, denn die heute verkauften sind noch schlechter als die aus den 70/80er.
Züge, Hüllen, Quetschhülsen, eventuell Endkappen ( wenn sie in die Anschläge passen) eventuell Querzugträger.
Felgenband ( ist meist marode)
Bremsschuhe für Stahlfelgen
Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es dabei nicht bleiben muß. Mit ein wenig Pech, müssen Gewinde nachgeschnitten werden, Ausfallenden gerichtet, Achsen getauscht oder was auch immer.
So wirklich wenig ist das nicht. Und viele überheben sich dann beim Selbermachen doch.
Selbsthilfe-Werkstätten können, müssen aber kein guter Anlaufpunkt sein. Ich kenne ein paar und auch die Leute, die dort arbeiten. Fachliche Anleitung im Sinne einer erlernten Tätigkeit ist anders und mit aufwendigen Arbeiten sind die meisten überfordert und haben auch nicht das
Werkzeug. Aber für gängige Arbeiten langt das allemal.
Wenn Dich das nicht genug abschreckt, dann lege los. Das wird schon.
Auch wennich dabei bleibe, dass das Ding alles, nur nicht erhaltenswert ist.