• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

MdRzA - Mit dem Rad zur Arbeit

Mist. Hab's erst nach der Heimfahrt gelesen. Zu spät :D

Da habe ich mich im ganz gemütlichen Sommergondelmodus in kurz/kurz auf den Heimweg gemacht und komme an einer Sportanlage vorbei, bei der ein hoher Wall aufgeschüttet ist. Dieser kleine Trampelpfad am Kopfende ist mir beim gelegentlichen Vorbeifahren schon öfters aufgefallen und irgendwann stand fest: Da will ich mal hochfahren und gucken, wie von oben so die Aussicht ist und ob das vielleicht als nettes Spaßelement für Zwischendurch taugt.

Heute ging es dann bei bestem Wetter und bester Laune nach oben. Der Pfad auf dem Rücken des Walls war dann doch sehr uneben und nicht schön zu fahren. Blöderweise führte er im längeren saftigen Gras direkt an der Kante des Abhangs entlang und war zudem noch matschig. Und dann kommen wieder die berühmten Sekunden.

Ich komme aus dem Gleichgewicht. Der Ausgleichschlenker nach rechts in den Abgrund erscheint mir zu riskant, weil ich dann abrutschen werde. Die Gewichtsverlagerung nach links schlägt fehl. Spontan geht es dann in die seitliche Rolle Mortale direkt den Abhang hinein. Das Rad über mir im blauen Himmel und die Füße in den blöden Klickpedalen beschließe dann, dass es besser ist, die Drehung mitzumachen anstatt dagegenzuhalten. Und es geht rund. Ob es eine Rolle oder zwei Rollen waren, weiß ich nicht mehr. Den drei erschrockenen älteren Damen mit grauem Haupthaar musste ich versichern, dass alles in Ordnung sei. Der kurze oberflächliche Schnitt am Unterschenkel sah mit seinen zwei herabfließenden Tropfen dramatischer aus, als er ist und geht nach dem Duschen auch als einfacher Kratzer durch. Eigentlich nichts zu sehen.

Puh! Keine Erklärungsnöte gegenüber Frau Leone, die sich immer so viele Sorgen macht, dass mir etwas beim Radfahren zustoßen könnte. Jeder Kratzer wird normalerweise kritisch beäugt. Jetzt sitze ich neben ihr auf dem Sofa und muss in mich hineingrinsen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich jemals dermaßen mit vollen Körpereinsatz durch diese fiesen kleinen Disteln gerollt wäre, dass die Arme und Beine hoch und runter jucken wie Hölle. Sogar im Nacken juckt es. Wie heißt es so schön?

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit :D

Ja, genau solche Geschichten meinte ich :).
Nein, ich möchte im Moment gerade nicht mit Dir tauschen :D.
 
Ich hab' heute die Hinfahrt sehr genossen, Herbstlaub an den Bäumen des Leinpfads und am Landesteg des Kanuklubs leistete ein Angler dem vielleicht drei Meter entfernt statuenhaft stehenden Graureiher schweigende Gesellschaft.
Pass auf! So geht's los. Wenn man anfängt, Bilder in Worte zu fassen anstatt ein Foto zu machen, dann ist der erste Schritt gemacht.

Das Schreiben ist bei mir wahrscheinlich auch aus der Not geboren. Wenn ich immer anhalten würde, um ein Foto zu machen, käme ich gar nicht mehr zum Radfahren. Und es würde eine Ewigkeit dauern, bis jedes einzelne Bild im Kasten wäre, weil ich nicht einfach so drauflos knipsen kann, sondern dann den Anspruch habe, dann auch schön komponierte Fotos zu machen. Und dann gibt es noch so viele andere Dinge, die sich nicht in einem Foto festhalten lassen...

Die drei älteren Damen fragten übrigens, nachdem wir alle meinen Absturz überlebt hatten, ob das Ding, das da auf meinem Helm ist, eine Kamera sei. Ich hatte früher mal kurz über so eine GoPro nachgedacht, aber auch das wäre nicht mein Medium, obwohl man damit ja durchaus schnell und unkompliziert tolle Stimmungsbilder einfangen könnte, ohne den Flow der Bewegung zu unterbrechen.

Nein, ich möchte im Moment gerade nicht mit Dir tauschen :D.
Echt nicht? Ich suche noch jemanden. Selbst nach einer Nacht juckt es noch. Teufelszeug! :D

Heute gibt es keine Experimente. Habe ich mir jedenfalls vorgenommen. Vielleicht lasse ich heute doch mal heimlich einen Doc auf meinen rechten Ellbogen schauen. Die Bewegung ist zwar nicht eingeschränkt, schmerzt aber ein wenig in den Extremstellungen und auf Druck. Nicht dass der Winterpokal in Gefahr ist... :rolleyes:
 
Guten Morgen
MdRzA - nun wieder ordnungsgemäss beleuchtet .... die Sache ist mir irgendwie immer noch ein Rätsel, da ich das Rücklicht gewohnheitsmässig eingeschaltet montiere...
@Vito Leone : wieder mal eine herrliche Geschichte, bin in Gedanken gerade mit die Böschung runtergekullert :D
Auf meinen Touren mach auch ich keine Bilder - dafür sind die im Kopf bestens verfügbar... wenn ich so zurückdenke könnte ich beinahe von jedem gefahrenen km die Landschaft abrufen, das finde ich eigentlich recht erstaunlich...
 
Nach der gestrigen längeren Zwangsfahrt zA habe ich heute auf Freiwilligkeit gesetzt und es gleich wieder gemacht. Auch dieses Mal fühlte es sich ganz gut an, wenn ich es ruhig angehen lasse. Unten an einer lang gezogenen Steigung hat dann aber ein Trekkingradler Fahrt aufgenommen und ist an mir vorbeigezogen. Das bot den netten Anlass zu schauen, ob auch ein klein wenig mehr drin könnte.

Aber offenbar hatte sich der Trekker beim Überholen ein wenig übernommen, denn nach schnell erfolgtem Aufschließen wurde er doch zusehends langsamer, so dass ich mich schließlich vor ihn gesetzt habe. Bald darauf war sein Frontlicht im Rückblick auch nicht mehr zu sehen. Lange Steigungen haben eben ihre eigenen Herausforderungen, für die man ein wenig langen Atem braucht. Und der scheint sichlangsam wieder bei mir einzufinden. Das erleichtert sehr, da die momentane Durststrecke inzwischen dich recht lange andauert.

Vito Leone schrieb:
Und dann gibt es noch so viele andere Dinge, die sich nicht in einem Foto festhalten lassen...
Um dafür um so länger im Kopf zu bleiben. Ich mag Fotos. Aber nur die anderer. Bei meinen eigenen habe ich beim Betrachten immer das Gefühl, das, was den Moment ausgemacht hat, hat sich vor dem Fotografieren versteckt.
 
Moin moin auf die Koppel,
gestern musste ich bedingt durch zwei Überstunden schon im Dunkeln nach Hause radeln, da muss man sich auch erst wieder dran gewöhnen;)
Allerdings macht das Wetter mir diese Gewöhnung auch recht leicht, da es wohl bis zum WE keine große Veränderung geben wird. Schön ruhig weiterhin mit wenig Wind und noch milden Temperaturen.
 
@Vito Leone : immer wieder klasse, Deine Stories zu lesen. Ich glaube solche Abgänge sind der Grund, weshalb ich mir kein Crossreifen mehr kaufe, sonst würde ich wohl auch noch mal auf die verrückte Idee kommen und bei so einer CTF durch das Gemüse brettern. Aber in meinem Alter ärgert man sich über jedes Wehwehchen, welches mich nach einem Abflug vom normalen Radeln abhält.
@queruland: auch von mir noch einmal gute Besserung, ich glaube, es ist mit Sicherheit nicht einfach für Dich, Dich so an die Ernährungsvorgaben zu halten.
 
Ich glaube solche Abgänge sind der Grund, weshalb ich mir kein Crossreifen mehr kaufe, sonst würde ich wohl auch noch mal auf die verrückte Idee kommen und bei so einer CTF durch das Gemüse brettern

ach, einfach mal die ausgetretenen Pfade verlassen :).

Ich will nicht behaupten, daß ich ein Geländeprofi bin, aber es macht einfach nur Spaß, mal andere Wege zu fahren und man kann auf kurzen Strecken seinen Kreislauf pushen. In der dunklen Jahreszeit muss das Tageslicht optimal genutzt werden.

Über Nacht gab es mal keinen Nebel, so konnte ich heute schön mit dem Laub rumrascheln.
 
Zuletzt bearbeitet:
na, die drei musste wohl direkt anschreiben. Haben sich, bis unseren Ben hier ja recht rar gemacht. ich schicke Pafan aber gleich einmal eine what`s app.
 
Um dafür um so länger im Kopf zu bleiben. Ich mag Fotos. Aber nur die anderer. Bei meinen eigenen habe ich beim Betrachten immer das Gefühl, das, was den Moment ausgemacht hat, hat sich vor dem Fotografieren versteckt.
Recht hast Du. Mit allem. Fotos sind toll! Heute morgen habe ich auch kurz überlegt, anzuhalten und mein Smartphone aus dem Rucksack herauszufummeln und dann ein Foto zu machen. Der Nebel hatte sich im Tal als Nebelkissen gesammelt. Dahinter war die Kuppe frei und klar zu erkennen und der Blick bis zum Horizont gegeben. Darüber der Himmel in bunten Streifen. Ein Foto sagt mehr als die berühmten tausend Worte? Und trotzdem bleibt die Fotographie eine Kunst, die ich bewundere, aber nicht richtig einzusetzen weiß.

Ich glaube solche Abgänge sind der Grund, weshalb ich mir kein Crossreifen mehr kaufe, sonst würde ich wohl auch noch mal auf die verrückte Idee kommen und bei so einer CTF durch das Gemüse brettern.
Ich glaube, man macht viel zu wenige verrückte Dinge im Leben! An jeder Ecke lauern Abenteuer, wenn man, wie @tourer-hst so schön nennt, "einfach mal die ausgetretenen Pfade verlässt". Der Abgang ist nur eine kleine Anekdote, die ich mir vorher so nicht freiwillig ausgesucht hätte, die aber irgendwie dazu gehört und die ich im Nachhinein nicht missen möchte. Wirklich nicht. Ich fühle mich selbst ganz gut davon unterhalten :)
 
Keine Experimente! Nach der gestrigen Distelrolle hatte ich mir ein wenig Vernunft geschworen. Zumindest für den heutigen Tag. So drohte meine Fahrt mdRzA unter dem Stern der Ereignislosigkeit zu stehen. Eine etwas ernüchternde Aussicht, die sich fast wie eine Strafe anfühlt.

Ich verlasse gerade das Dorf und fahre über die Felder. Mein Blick schweift. Gemähte Wiese. Schafweide. Kuhweide. Angestrengt halte ich in der Morgendämmerung Ausschau nach dem alten Gaul. Der Gaul. Wo ist der alte Gaul?

Der Bauer lehnt gerade am Weideeingang auf einem Holzpflock. Ich quatsche ihn an mit einem "Guten Morgen" und fahre fort mit "Wo ist eigentlich der Opa?". Der Bauer guckt fragend. Opa? So hatte letztens das junge Mädchen den Gaul wie selbstverständlich nannte. Aah ja.

Die gute Nachricht: Der alte Herr lebt. Er schläft heute nur länger im Stall aus. Ich bin beruhigt. Sie hätten gerade rund 100 Kühe auf die Weide getrieben und das sei für den Opa dann doch etwas zu viel Trubel. Damit habe er es ja nicht so...

Meine Fahrt geht weiter über den Feldweg der 100 Kühe. Ich versuche mich im Kompromiss: Zügiges Vorankommen und Slalom zwischen den morgenfrischen und im Schein der Lampe glänzenden dunklen Klecksen und Spritzern. All zuviel kann ich nicht erkennen, weil mir der andere Bauer mit dem Quad entgegenkommt und mich dabei mit den Scheinwerfern blendet. Ob später mein Büro nach Landleben riechen wird? Vielleicht fahre ich ja demnächst doch lieber wieder eine andere Strecke.

Die Weide mit den 100 Kühen verströmt den süßlichen Geruch einer frisch gemolkenen Kuhherde und kurz blitzen die Erinnerungen auf: Der kleine Vito beim Urlaub auf dem kleinen Bauernhof in der fränkischen Schweiz. Der Kuhstall. Die Kühe mit den riesigen Köpfen. Die großen Milchkannen. Das Kälbchen. Kino mit Bildern aus der Vergangenheit.

Keine Experimente! Der erste kleine unbefestigte Weg über krossknisterndes Laub macht Appetit auf mehr. Ich könnte ja nur dieses kurze bekannte Stück wilden Weges mitnehmen. Ich biege vom Hauptweg ab auf den kleinen sich dahinschlängelnden Pfad und stelle fest, dass ich den Weg dann doch nicht so gut kenne. Wenn man nicht eine gute Vorstellung hat, wo es langgeht, ist es schwierig, dem Pfad unter der dicken luftigen Laubschicht zu folgen. Und dann verzweigt er sich auch noch. War hier die kleine Abwärtsstufe? Oder dort vorne? Mein rechter Ellbogen erinnert mich an meinen heutigen Vorsatz. Keine Experimente! Der Kopf will heute auch nicht so recht. Und so halte ich vor der kleinen wurzeligen Stufe an wie ein Pferd vor einem Springhindernis. Mühsam suche ich mir einen anderen Weg aus dem Laubmeer zurück zum Hauptweg und lasse auch den nächsten kleinen Pfad links liegen.

Das letzte Stück durch die Stadt. Stadtverkehr nervt! Ich werde mir wohl wieder eine Winterstrecke heraussuchen müssen, denn auf meiner bewährten Sommerroute ist jetzt auf einmal so viel Autoverkehr, dass viele der Autofahrer den ohnehin schmalen Radschutzstreifen zustellen. Und ich will mich nicht zwischen all den Abgasen aus den Auspuffrohren einreihen, um dann Teil dieses albernen Stop-and-Gos zu werden. Die Stimmung sinkt. Auf Strecken, wo der Verkehr fließt, geht es so langsam voran, dass ich anfange hinter den Autos gelangweilt Schlangenlinien zu fahren. Warum machen die alle das freiwillig mit? Ich versteh's nicht. Aber wenn sich die Gelegenheit bietet, dann kann man ja auf Kosten der schwächeren Verkehrsteilnehmer seinen eigenen Vorteil suchen und Frust ablassen. Prompt fährt so ein Idiot direkt vor mir in die Kreuzung, nimmt mir damit die Vorfahrt und zwingt mich zur scharfen Bremsung. Ich merke, wie ich zunehmend angespannter werde und langsam auch Teil des Ganzen werde.

Spätestens als dieser junge Typ mit asiatischem Aussehen ohne zu gucken drömelig schräg über die Straße geht und ich beginne, unsere Kollision in fünf, vier, drei,... im Voraus zu berechnen, weiß ich: Jetzt bin ich ein vollwertiges Mitglied dieser genervten Verkehrsinfarktgesellschaft. Und ich rufe ihm zur Warnung gereizt zu: "Jetzt aber flott, ming Jong!" Er dreht seinen Kopf zu mir um und legt tatsächlich ein paar schnelle Laufschritte ein. Es braucht einen Augenblick, bis ich mir selbst der Komik dieser Situation bewusst werde. Die restliche Fahrt frage ich mich, wie viele Asiaten sich denn tatsächlich dabei sogar namentlich angesprochen fühlen würden :)

Und weil es so schön dazu passt und dem ein oder anderen vielleicht als Erklärung dient, hier ein Artikel über einen anderen Ming Jong.
 
und kurz blitzen die Erinnerungen auf: Der kleine Vito beim Urlaub auf dem kleinen Bauernhof in der fränkischen Schweiz. Der Kuhstall. Die Kühe mit den riesigen Köpfen. Die großen Milchkannen. Das Kälbchen. Kino mit Bildern aus der Vergangenheit.

Ach schön, wo war das denn, wenn man fragen darf?
 
Zurück
Oben Unten