Auf die "Vorwürfe", dass Silca nur umlabelt, sind sie übrigens mal in einem Video eingegangen. Es stimmt, dass sie - wie auch bei der Akkupumpe - auf etablierte Hersteller in Fernost zugreifen, allerdings nach ihren Vorgaben abweichend spezifizieren.
So ist beim Silca-Pot trotz sehr ähnlicher Optik das Volumen größer (400ml statt 300), das Heizelement ist anders (stärker und ringförmig statt punktuell, dadurch schnellere Aufheizung) und auch der PID-Controller zur Temperatursteuerung ist zugeliefert. Ich finde das entsprechende Video gerade nicht, es wurden dort aber auch die Bauteile im Vergleich gezeigt. Ob einem das den Aufpreis wert ist, muss natürlich jeder selbst entscheiden, aber nur anderes Logo scheint nicht korrekt zu sein.
Dann mal hier der erste Teil des Erfahrungsberichtes eines bekennenden Kettenölers; wir steigen jetzt mal versuchsweise an zwei RR und zwei für Zwift benutzten älteren Rädern auf Wachs um. Ich habe zwischen Optimize und Silka geschwankt und mich dann für Silca entschieden.
Der Cithot-Wachsheizer FHC-E2052, der dem Silca-Gerät zumindest auf den Bildern, die ich von dem Silca-Gerät kenne, verblüffend ähnlich zu sehen scheint, habe ich bei Amazon mit der ASIN B0DB7S8CMF für €23,79 gekauft Er hat laut Packung eine Leistung von 100W und eine Kapazität von 500ml; der Silca laut
https://silca.cc/en-eu 600ml. Allerdings ist bei dem Cithot (bei Silca habe ich bisher noch nicht von einem solchen Innentopf gehört) ein recht dickwandiger Silikon-Innentopf dabei, in dem ich exakt 500g Wasser unterbringe, was praktisch wohl 500ml entspricht. Ich gehe davon aus, daß ohne diesen Innentopf auch der Cithot 600ml Volumen hat, ohne dies allerdings gemessen zu haben. Praktischerweise waren da neben Enthaarungswachs

auch noch einige Pappringe zum Sauberhalten des Topfrandes und eine Menge Holzspatel dabei; sehr brauchbar.
Ich benutze den Innentopf nicht und habe direkt im Metalltopf 250g (d.h. die Hälfte der Silca-Wachspackung) bei 75 Grad geschmolzen; das hat - das Wachs noch in Mini-Pellet-Form, eine knappe Stunde gedauert. Das entspricht der Angabe im Test, der diesem Thread zugrundeliegt; Zitat:
"
Der Wachs-Vorgang an sich ist sehr einfach. Man erhitzt das Wachs auf die vom Hersteller empfohlene Temperatur, bei Silca sind das 75° Celsius. Das dauerte übrigens in unseren Tests jeweils rund 50-60 Minuten."
Das Schmelzen eines einmal abgekühlten, soliden Wachsblockes schien mir erheblich schneller zu gehen.
Zum besseren Eindringen des Wachses habe ich das Wachs auf 90 Grad Celsius weitergeheizt; wer mit diesem Silca "Strip Chip" etc. arbeitet, scheint ja sogar noch viel höher heizen zu müssen. Ich für meinen Teil will allerdings nicht erst im frischen Wachs die Kette vom OEM-Kettenrostschutzmittel befreien und damit das Wachs verunreinigen), die Kette dann ca. 30 Minuten darin gebadet unter gelegentlichem Bewegen und Wenden. Dann habe ich die Gerätetemperatur auf 75 Grad Celsius abgesenkt; dies ist wohl die richtige Abtropftemperatur zum Herausnehmen der Kette.
Tropft man bei höheren Temperaturen ab, läuft evt. zu viel Wachs von der Kette wieder herunter. Die Temperaturen habe ich mit meinem Voltcraft DET1R Digitalthermomete geprüft; die Differenz zwischen Gerät und Thermometer lag jeweils bei unter 1 Grad Celsius. Die Absenkung von 90 auf 75 Grad hat ca. 15 Minuten gedauert.
Mein Gerät verfügt nicht über eine Statuskontrolle - d.h. die Temperaturanzeige zeigt nur die eingestellte Temperatur, nicht aber die echte Wachstemperatur. Daß das Silca-Gerät eine Statuskontrolle hat, ist mir nicht bekannt. Beim Herunterregeln der Temperatur konnte ich allerdings ein "Herunterticken" der Anzeige beobachten; ich hatte von 90 auf 75 Grad heruntergeregelt und kurz danach 79 Grad auf der Anzeige gesehen. Ich dachte zunächst, ich hätte mich beim Herunterregeln vertippt, als die Anzeige erst auf 78, dann weiter bis auf 75 Grad heruntertickte. Mir scheint, hier wird die Temperatur des Heizelementes selbst angezeigt.....
Meine Erfahrungen:
Ich habe am WE jetzt vier Ketten (1x Shimano 105, 1x Connex 9-fach, 1x Connex 12-fach und 1x SRAM Flatttop) gewachst mit bis zu 116 Rollen in der Länge und alle ließen sich (jeweils einzeln) völlig problemlos einlegen (genau wie im
Youtube-Video von Silca Velo.). Ich habe schlicht ein Stück feinen Draht zum Aufhängen der Ketten verwendet, das ging ebenfalls problemlos.
Die Kette muß so lange im Wachsbad bleiben, bis sie die Wachstemperatur angenommen hat, mal abgesehen davon, daß die Wachstemperatur sicher auch erst mal sinkt, wenn man eine kühlere Kette einlegt; der Topf muß also nachheizen... Ansonsten "baut man eine Kerze", was ich bei youtube vorher schon gesehen hatte und daher vermeiden konnte. Dabei kühlt das Wachs auf der noch kühleren Kette schlagartig aus, anstatt abtropfen zu können, und man hat einen Wachsklumpen mit metallischem Inhalt, der sich dann auch entsprechend schlecht wieder in den Topf einlegen lässt. Tropft man hingegen eine entsprechend heiße Kette ab, ist der Abtropfvorgang nach kaum einer Minute erledigt, dafür brauche ich jedenfalls keinen extra Halter.
Als viel praktischer habe ich es empfunden, die heiße Kette ca. 2 Minuten nach der Entnahme aus dem Wachsbad und vollständigem Abtropfen noch als Paket am Draht seitlich flach auf ein Stück Backpapier zu legen. So hatte ich nach dem Auskühlen der Kette ein sauber flach liegendes Kettenpaket statt einer doch signifikant seitlich verschobenen Kette, wie sie halt beim bloßen Aufhängen produziert wird.
Hat man vergessen, die Kette vorher zu kürzen, kann man das danach neu aufgetrennte Kettenende noch mal in´s Wachsbad hängen, allerdings dauert es auch wieder ca 15 Minuten, bis das Kettenglied durchgeheizt ist
und nach der Entnahme sauber abtropft, anstatt einfach einen Wachspfropfen auszubilden.
Wachsverbrauch: Der Wachsverbrauch liegt pro Kette meiner Waage zufolge bei ca. 5g. Ich habe keinerlei Anlaß zu glauben, ich hätte da jetzt was falsch gemacht; mit der 500g-Wachspackung von Silka dürfte ich also ordentlich weit kommen. Die Mindestmenge für ein Wachsbad zum kompletten Bedecken einer Kette mit Wachs würde ich bei ca. 150g einschätzen.
Die Kettenschlösser habe ich übrigens mitgewachst; beim Abtropfen der Kette habe ich darauf geachtet, daß sich an den Innenseiten der offenen Röllchen an den Kettenenden auch keine Wachspropfen bilden, die man erst herausdrücken müsste.
Nebenbei-Erfahrung: Mit meinem Kettentrenner Shimano TL-CN28 konnte ich auch die SRAM Force 12-fach Flattop-Kette problemlos auftrennen; der Bolzen meines Kettentrenners hat einen um ca. 0,5mm geringeren Durchmesser als die SRAM-Kettennieten.
Ich geh´ dann mal die erste Kette einbauen....